Volltext Seite (XML)
ll m ch >f. ft. in er g W» it- in n ie r. n Ä l- s z n e t i 19L4 43. Zahrg Landmanns Wochenblatt Allgemeine Zelttmg mr Landwirtschaft, Gattenbau und Sauswittschast Beilage zur Welßerltz-Zeltung Schriftleitung r Oekonomierat Grundmann, Neudamm Jeder Nachdruck au» dem Inhalt dieses Blattes wird gerichtlich verfolgt (Gesetz vom IS. Juul 1901) Die Siche, unser schönster deutscher Waldbaum - Aus knorrigem Wurzelwerk, das sich windet und bläht, wie der Lindwurm, den Siegfried erschlug, erhebt sich machtvoll, reckenhaft der Stamm. Wie muskelüberladen« Arme strebt trotzig und jäh das Astwerk nach allen Himmelsrichtungen und trägt die breite Krone des schönsten unserer deutschen Waldbäume Ein Märchenbaum, ein Sagen- baum ist unsere Eiche. Liegt nicht zwischen ihren Wurzelringen irgendwo der Zugang zum unterirdischen Reich der Alben, oder ist's der Schlangenkönig mit seinem Zauber- krönlein, der dort geheimnisvoll entschwindet? Und oben haust in der Höhlung des ab gestorbenen Astes die uralte, weise Eule, der nichts fremd ist vom Weltgeschehen. Sie ist so alt, daß sie sich beinahe noch an Hugin und Munin, Wotans Raben, erinnern kann. Sicherlich waren es die beiden gewesen, die oorüberflogen, kurz ehe der Wetterstrahl herniedersuhr, der dem Baume die klaffende Wunde riß. Wotan hat ihn gezeichnet, wie er es gern tut mit seinem Lieblingsbaum. — Das waren Zeiten, als der Alte noch im Sturmgebraus oorübertobte, als die alten Eichen durch den Schmuck von Wehr und Waffen ihm heilig gehalten wurden, Sinn bilder waren unbeugsamer Kraft, sieghafter Stärke. Das war noch echtes Germanentum, Die alten Eichen, die heute noch stehen in unseren Wäldern, sind oft mehrere hundert Jahre alt. Auf Jahrhunderte deutscher Ge schichte haben ihre Kracken hemiedergeschaut. — Als kleines Bäumlein sahen sie wohl noch die Schrecken des dreißigjährigen Mordens in deutschen Landen. In ihrem besten Alter e» lebten sie die Heldenlaufbohn des Großen Friedrich. Ihr Laub schmückte die Sieger der drei Kriege unter dem greisen ersten Kaiser Deutschlands. Und dann nach titanen- haftem Kampfe vierzehn Jahre der Schmach, bis endlich ein neues Morgenrot erglühte, eine strahlende Sonne aufging und Deutsch land aus seinem hypnotischen Schlafe erweckte. Was ist es doch für «in großer Unter schied, ob man sich etwas über die Eiche er zählen läßt, oder mit ihr selber zu plarwem versteht. Auf die eine Weise hört man, daß es zwei Arten von Eichen gibt im deutschen Walde. Die ein« ist die Trauben« ich«, die andere die Stieleiche. Die erste heißt botanisch tzuoreus kesbiüorn und die zweite tzuerous psäunoulatL. Die Stieleiche liebt Niedsru.gen und Ueberschwemmungsgebiete und di« Traubeneiche gerade das Gegenteil, nämlich Hügel und Berge, oder wenigstens trockenes Gelände. Dies alles sollte man vielleicht auch wissen, selbst wenn inan nicht Botaniker ober Forstmann von Beruf ist. Man kann sich besser miteinander unterhalten^ wenn man sich mit Namen kennt. Und dann hört man von der außerordentlichen Güte des Stieleiche (tzuercus peäuaculstg) l Blühender Zweig, 2 Fruchtender Zweig, 3 Zweig während deS Winter», . Teil eines männlichen Kätzchens, ü Staubgefäß, ü Querschnitt durch den Beutel 7 Weibliche Blüte, 8 Längsschnitt durch die weibliche Blüte Eichenholzes. Und weil es so gut bst, wird «s zu vielerlei Dingen gebraucht, im Wasser^ bau, in der Faßfabrikation, ganz besonders aber >veiß man es zu schätzen als spiegel blankes Parkett und heute langsam auch wieder als schöner und erstklassiges Möbel- holz. Es hat ja auch lange genug gedauert, ms man sich besann auf das Gut« im eigenen Land«. Ja — so etwa wird's einem erzählt. Ab«r interessanter ist es doA vM Vst» Bäumen persönlich zu plaudern. — Ma» muß es nur verstehen, dann erst schließt an» richtig Freundschaft mit ihnen. Sie wtffm st» viel zu erzählen, diese Alten und Unalt«» a» unseren deutschen Wäldern, und ganz beso» ders unser deutscher Märchen- und SagM- bauin, das Sinnbild deutscher Kraft, der aav- djsche Lorbeer — die Eiche. 24 22.—26. 8. S4.