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nur möglich, wenn sie sich auf eine Röntgenuntersuchung der Lunge (Durchleuchtung, nötigenfalls Lichtbild) stützt. Mit Rücksicht auf die besonderen Gefahren, die innerhalb der Schulen durch die Tuberkulose entstehen, hat deshalb das Sächsische Ministerium für Volksbildung im Einver nehmen mit dem Ministerium des Innern und dem Ar- beits- und Wohlfahrtsministerium angeordnet, daß das beizubringende amtsärztliche Zeugnis von Schulamts- bewerbern der Volks- und Berufsschule beim Eintritt in das Pädagogische Institut, bei der erstmaligen Einstel lung in den Schuldienst (Probedienst) und bei der stän digen Anstellung, vom Kandidaten des höheren Schul amts bei der Meldung zur Ableistung des Vorbereitungs dienstes als Studienreferendar und bei der planmäßigen Anstellung sich bezüglich des Zustandes der Lunge auf eine Röntgenuntersuchung der Lunge (Durchleuchtung, nötigen falls Lichtbild) stützen muß. Die Bezirlsfürsorgeverbände sind angewiesen worden, diese Röntgendurchleuchtung un entgeltlich auszuführen und etwaige Röntgenbildcr zum Selbstkostenpreis abzugeben. Stlmmbildungs- und Sprech-Erziehungskurse (lpr.) Die Abteilung des NSLB. für Stimmbildung und Sprecherziehung beabsichtigt, Kurse und Arbeits gemeinschaften für eine schulpraktische rednerische Ausbil dung der Lehrer nach der Lchrweise von Prof. Engels etnzurichten, und zwar Lehrgänge für Rhetorik für alle Lehrkräfte, Stimmbildungslehrgänge für alle nicht stimm lich ausgebildeten Lehrer, Lehrgänge für Sprech-Erziehung für alle stimmlich ausgebildeten Lehrer und Schulungs kurse für die künftigen Leiter der einzurichtenden Sprech chöre. Die Durchführung der Lehrgänge erfolgt durch Oberlehrer Otto Günther in Chemnitz, Mittelstraße 5. Das Sächsische Ministerium für Volksbildung emp fiehlt die Teilnahme an diesen Lehrgängen und hat, um ihre Abhaltung zu ermöglichen, die Direktionen verstaat lichen und unter staatlicher Verwaltung stehenden Schulen angewiesen, geeignete Räume unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Soweit es sich um nichtstaatliche Schulgebäude handelt, hat es den Stadträten und den Schulbezirken empfohlen, in gleicher Weise zu Verfahren Ausruf au die liichfifche Bauernschaft Die sächsische Landesbauernschaft, vertreten durch Landesbauernführer Pg. Körner, und die Betriebs gemeinschaft Landwirtschaft in der DAF., vertreten durch Bezirkswalter Pg. Süßmann, haben folgenden ge meinsamen Aufruf an alle sächsischen Bauern und Land wirte erlassen: Die Folgen der großen Trockenheit lasten schwer auf den sächsischen Bauern und Landwirten, vor allen Dingen in den Gebieten, in denen nicht nur die Futtererntc son dern auch die Getreideernte gegenüber der Normalerme äußerst gering ist. Ein Teil der Bauern neigt daher dazu, Landarbeitern und Melkern zu kündigen, mit der Begrün dung, daß infolge der geringen Ernte und infolge des wegen Futtermangels verminderten Viehbestandes keine ausreichende Arbeitsmöglichkeit mehr vorhanden sei und daß außerdem die Mittel zur Lohnzahlung fehlten. Die Sächsische Regierung, die Landesbauernschaft und die Reichsbetriebsaemeinschaft Landwirtschaft haben im Entschlossen machte er kehrt. Er kannte einen Pfad, der war gefährlich, das Wasser war nur fußbreit unter ihm, verwaschene Stellen gab es auch, aber er kürzte ab. Er mußte eine Zeitlang suchen, bis er ihn fand, dann eilte er vorwärts, atemlos, hin und wieder bis an die Knie im Wasser watend. Ein paarmal glitt er aus, stolperte, riß sich wieder hoch — schließlich rannte er, als jage der Tod hinter ihm her. Kaum gehorchte ihm der Körper noch, doch sein Wille war eisern; näher kam die Stadt, immer näher. Deutlich sah er die Kirchtürme, den Beobachtungsposten auf der Michaeliskirche Jagend durchquerte er die Straßen, ohne Atem hielt er still, als er vor dem Hause deS Senators Geestenbrück angelangt war. Vorsichtig hielt er Umschau. Nicht Verdächtiges zu sehen. Mit dem Handrücken wischte er den strömenden Schweiß vom Gesicht, klingelte. Antje öffnete. Entsetzt fuhr sie bei seinem Anblick zurück. »Was gibt's? Wie siehst du aus?" „Gefahr!- stöhnte er. „Hier, der Brief. Schnell. Ich muß zum .Blauen Anker', sie erwarten mich. Hab' nur eine Sekunde Zeit." Antje begriff. Hier war keine unnötige Zeit zu ver lieren. Am besten, sie brachte Fräulein Amalie den Brief. Sie konnte lesen; denn Zeit, ihn vorher dem Leutnant Heemstede zu bringen, war nicht. , „Hat dich jemand hier eintreten sehen?' „Niemand." „An der Ecke ist die Apotheke, dort warte auf mich!" flüsterte sie ihm zu, ließ ihn wieder zur Tür hinaus, eilte in das Zimmer von Fräulein Amalie. „Hier der Brief!" reichte sie ihn ihr. „Welcher Brief?" Amalie Geestenbrück sah sie bestürzt ob ihrer Dringlichkeit am „Für Herrn Leutnant Heemstede von der Holstcn- mühle!" „Ah — so! Leg ihn hin! Wenn der Herr Leutnant kommt, werde ich ihn ihm geben." „Nein! Das geht nicht", sagte sie hastig, „der Kolles wartet, muß ihn weitergeben. Wollen Sie ihn nicht lesen?" fragte sie. Amalie erinnerte sich der Abmachung, die sie dazu be rechtigte. . Als sie den Bogen auseinanderschlug, fuhr sie zurück. 2n großer Schrift, quer über das Blatt geschrieben, stand vergangenen Frühjahr alles in Bewegung gesetzt, um sie notwendigsten Arbeitskräfte für die Landwirtschaft zn be schaffen. Wenn nunmehr während oder unmittelbar nach der Ernte Landarbeiter entlasten werden, so werden ähnliche Bemühungen im kommenden Frühjahr selbstver ständlich zur Erfolglosigkeit verurteilt sein. Wir richten deshalb die ernsteste Aufforderung an die Bauern und Landwirte, ihre Arbeitskräfte trotz der schweren Zeit durch- zuhaltcn, soweit das nur irgend möglich ist. Wird dieser Aufforderung nicht im weitest möglichen Maß nachgekom men, so wird der Landarbeitermangel im Frühjahr 1935 dann noch weit größer sein als im laufenden Jahr. Es muß erwartet werden, daß die Bauern und Land wirte sich darüber klar find, daß die Landarbeiterfrage nicht von heute auf morgen gelöst werden kann, und daß zu ihrer Lösung die ernsteste und verantwortungsvollste Mitarbeit jedes einzelnen Bauers und Landwirts uner läßlich ist. Bauern und Landwirte, die ohne ganz zwin genden Grund jetzt und im Winter Arbeitskräfte zur Entlastung bringen, werden im Frühjahr bei der Vermitt lung von Arbeitskräften erst in allerletzter Linie, wenn überhaupt, berücksichtigt werden können. Aa die sächsische» Betriebssichrer Der Führer der deutschen Wirtschaft, Graf von der Goltz, hat kürzlich in einem Aufruf nochmals eindringlich darauf hingewiesen, daß alle deutschen Unternehmer der Deutschen Arbeitsfront angehören müssen- Nur als Mitglieds der Deutschen Arbeitsfront können sie den ihnen durch das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit gestellten Auf gaben nachkommen. Es liegt deshalb im ureigensten Interesse eines jeden deutschen Unternehmers, die Mitgliedschaft bei der Deutschen Arbeitsfront zu erwerben. Niemand kann in Zukunft noch einmal behaupten, daß die Deutsche Arbeitsfront nur eine „Arbeitnehmerorganisation" sei, wenn er durch eigene Schuld versäumt hat, sich rechtzeitig zur Aufnahme zu melden. Es liegt aber auch im Intereste jedes Arbeitskameraden und jeder Arbeitskameradin, daß ihr Betriebsführer der Deutschen Arbeitsfront angehört. Wo dies also bis heute noch nicht der Fall sein sollte, müssen die Männer des Ver trauensrates und der Gefolgschaft dafür sorgen, daß auch die verantwortlichen Führer ihres Betriebes Mitglied der Deutschen Arbeitsfront sind. Nachdem seit längerer Zeit die Aufnahme neuer Mit glieder in die Deutsche Arbeitsfront gesperrt ist, sind in den letzten Tagen zahlreiche Anfragen eingelaufen, ob auch jetzt noch Aufnahmen angenommen werden. Es wird hierzu ausdrücklich festgestellt, daß auch während der jetzigen Auf nahmesperre die Aufnahme von Betriebssichrer» in die Deutsche Arbeitsfront gestattet ist. Alle Dienststellen der Deutschen Arbeitsfront nehmen also auch jetzt noch Anmel dungen von Betriebssührern an- Wie bereits vor einiger Zeit bekanntgegeben wurde, werden außerdem noch Anmel- düngen von solchen Volksgenossen angenommen, die aus dem Arbeitsdienst ausscheiden, um auf einen Arbeitsplatz in der Wirtschaft zurückzugehen sowie von Jugendlichen, die gleich- zeitig Mitglied der HI sind, angenommen. Eine verschwindend kleine Anzahl von Euch hat bisher noch nicht den Weg zur Deutschen Arbeitsfront gefunden. ein einziges Wort: Verräter! Wie eine lebendige An klage brannte es ihr entgegen; ihr war, als habe sie einen Schlag ins Gesicht erhalten. Die Erregung der andern teilte sich ihr unwillkürlich mit. Auch sie wußte jetzt instinktiv, daß es sich um Wich tiges handelte, ohne Bestimmtes zu erraten. Was be deutete das Wort? War es wirklich Anklage für ihren Verrat, den einer erwartet, oder war es ein bedeutsames Stichwort für die Feinde? Sie holte ein Vergrößerungsglas und entdeckte erst jetzt eine Zeichnung, von einer unsichtbaren Säure ein- geätzt, nur in der Vergrößerung sichtbar werdend. Eine Mühle, deren Umriste kaum angedeutet waren, aber mit besonderer Sorgfalt waren die Flügel gezeichnet. Ein feiner schwarzer Strich lief quer über den einen, in etwas anderer Richtung über den zweiten... Antje hatte in der Angst um den KolleS alle Schüchtern heit vergessen und war hinter Amalie Geestenbrück ge treten. „Herr Leutnant Heemstede mutz den Brief so schnell wie möglich haben", sagte sie ernst, „ehe der Empfänger mißtrauisch wird." „Ja!" nickte Amalie. „Doch wozu die Eile? Woher weiß jemand, daß der Bote zurück ist?" iSie haben Signale", sagte der Kolles. „Signale? Kein Mensch spricht durch die Luft." „Sie haben Zeichen", wiederholte sie, „und wenn sie wissen, daß ein anderer den Bries gesehen hat, ist der Kolles verloren", sagte sie angstvoll. > Forschend sah Amalie das Mädchen an: „Du liebst ven Mann?" „Ich weiß es nicht", kam es unerwartet zurück. „Er war so gut zu mir", setzte sie wie erklärend hinzu. Amalie gestand sich, daß Antje recht hatte. Keinesfalls vurfte sie den Mann preisgeben, und es schien berechtigte Ursache zur Eile vorzuliegen. Aber abschreiben? Welcher^ Zweck hatte cs. Das Wort war bestimmt nur nebensächlich, das Wichtigere waren die eingeätzten Zeichen. Wie die meisten Gebildeten in jener Zeit, handhabte sie Stift und Pinsel nicht ohne Geschick. So begann sie jeden Strich millimetergenau abzuzeichnefi. Wieder und immer wieder verglich sie mit dem Vergrößerungsglas, bis endlich alles zu ihrer Zufriedenheit vollendet war. „Stimmt sie?" Sie reichte Antje das Vergrößerungs glas, und die scharfen Augen des Mädchens verglichen. Sie fand noch ein paar winzige Besonderheiten, einen verdickten Punkt, einen scheinbar nicht zugehörigen Quer strich. Sicherlich hatte alles seine Bedeutung. Amalie schloß den Brief wieder. „Gib ihn dem Mann, und dann mutz ein Bote zu Heemstede", sagte sie vor sich hin. „Aber wer?" KolleS sah Antje schon von weitem und atmete er leichtert auf. Er begriff nicht, warum sie so lange ge- Ihnen, gilt hezite unser Ruf. Alle Betriebsführer in der Deutschen Arbeitsfront haben die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß auch die Wenigen, die heute noch abseits stehen, sich in den nächsten Tagen allerfchnellstens bei der Deutschen Arbeitsfront anmelden. Sein deutscher Unternehmer darf außerhalb der Deutschen Arbeitsfront stehen und der Bqzirk Sachsen hat den Ehrgeiz, dem Führer der Deutschen Arbeits front, Pg. Dr. Ley, als erster melde» zu können, daß alle sächsischen Unternehmer restlos der Deutschen Arbeitsfront angehören! Da; SozialeEbrengericht in Sachse» Die Pressestelle der Deutschen Arbeitsfront, Bezirk Sachsen, teilt mit: Gemäß 8 3 der Dritten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit wurden nunmehr in Sachsen die Beisitzer des Sozialen Ehrengerichts ernannt. Diesem Ehrengericht obliegt nach dem Vierten Abschnitt des Gesetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit die Wahrnehmung der sozialen Ehrengerichtsbarkeit und die Ahndung von Verstößen gegen die soziale Ehre. Unter dem Vorsitz des Landgerichtsrates Dr. Hentschel, Dresden, besteht das Ehrengericht für den Treuhänderbezirk Sachsen aus folgenden Volksgenossen und Bolksgenossinnen: Oswin Lamprecht, Bauer, Körlitz bei Wurzen; Eonrad Opitz, Landwirt. Deutschbaselitz bei Kamenz; Alfred Dietzes Gärtnereibesitzer, Weinböhla; Diener von Schönberg, Land wirt, Pfaffroda bei Sayda; Gottlieb Margenberg, Land-, arbeiter, Streumen-Riesa Land; Johann Mrasak, Gärtner-, gehilfe, Dresden-A. 21; Kurt Knape, Inspektor, Neukirchen! (Pleiße); Reinhold Pochert, Forstarbeiter, Tauscha (Königs brück Land); Werner Stöhr, Dipl.-Ingenieur, Großdeuben bei Leipzig; Stuhlmacher, General-Direktor, Schönau-Chem-, nitz; Willy Sennewald, Vorstandsmitglied bei Gehe LCo., Dresden; Max Pfau, Direktor, Dresden; Karl Schmidt, Vor-! standsmitglied der Wertstätten-A.-G., Hellerau-Dresden;' Adolf Stieler, Buchbindereibesitzer, Leipzig; Frau Clara Schilbach, Heimstepperin, Plauen i. V.; Alfred Dürrmeier, Werkmeister, Leipzig; Theodor Hanssen, Chemiker, Siegmar-, Chemnitz; Moritz Ficker, Steinarbeiter, Naundorf bei Frei-! berg; Bruno Richter, Schlosser, Floßmühle bei Borstendorf;! Lothar Gaertchen, Kaufmannsgehilfe, Radebeul; Adolf Lerche, Bergdirektor, Neuölsnitz i. E.; Rudolf Stahr, Berg-i direktor, Zwickau i- Sa.; Max Gerlach, Bergdirektor, Borna Bez. Leipzig; Arthur Müller, Maschinensteiger, Neuölsnitz i. Erzg.; Adolf Friedrich, Bergarbeiter, Zwickau; Georg Pfeiffer, Personalchef, Böhlen bei Leipzig; Rudolf Lorenz, Bäckermeister, Dresden; Kurt Weinert, Glasermeister, Chem nitz; Gerhard Brendler, Drechslermeister, Zittau; Kurt Schmeisser, Klempnermeister, Plauen; Otto Schmidt, Arbei ter, Leipzig; Otto Aust, Bäcker, Plauen; Alfred Schneider, Tischler, Chemnitz; Reinh. Pietschmann, Fleischer, Zittau; Earl Ullrich, Schokolodengroßhandlung, Dresden; Hellmut Apelt, Tuchhändler, Zittau; Karl Ebert, Leipzig; Hermann Pröse, Angestellter Dresden; Emil Lemmer, Dekorateur, Leipzig; Robert Weise, Prokurist, Plauen; Dr. Paul Adolph, General-Intendant, Dresden; Dr.Hans Schuler, Opern direktor, Leipzig; Alexis Poste, Schauspieler, Dresden-N-; Karl Lemke, Dresden, und Fritz Sünderhauf, Baumeister. zögert. Jetzt kannte er sein Schicksal, wenn ihn jene andern abfingen. „Ein Spion wird erschossen'', klang es in seinem Ohr. Wieder und immer wieder hatte er den Mann zu sehen geglaubt, der ihm den Auftrag gegeben. Was dann? Antje ging an ihm vorüber, ließ den Brief zu Boden gleiten. Sie wechselten keinen Blick, kein Wort. Er nahm den Brief auf und schlug den Weg zum „Blauen Anker" ein... Mit schweren Schritten stampfte der Kolles vorwärts, bis er auf Zickzackwegen vor dem „Blauen Anker" landete. „Einen Schnaps!" Er schüttete ein Glas in die Kehle und hielt zwischendurch Umschau nach Mister Smith. Er stand faul gegen die Theke gelehnt, von wo er das Lokal am besten überschauen konnte. „He", fragte er den dicken Wirt gleichgültig, „Mister Smith hier?" Der kniff ein Auge zu, betrachtete ihn mit schrägem Blick, tastete ihn mit den Augen ab und tat, als habe er nichts gehört. „Mister Smith hier?" wiederholte der Riese und richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. „Smith?" runzelte der Wirt die Stirn. „Smitb? Line Bestellung?" Der Niese schüttelte den Kopf. „Was denn?" „Bin bestellt", knurrte er mürrisch. Ein zischendes Pfeifen kam von den Lippen des andern. „So!" Er winkte ihm zu folgen, hob die Holzschranke, die Theke und Wirtsraum schied, und brachte ihn in einen nebenan liegenden, fensterlosen Raum, in dem sich die Gerüche von Ausdünstungen, Tabakrauch und Speiscdiifte zu scheußlicher Gemeinschaft fanden. Eine fast voll kommene Dunkelheit herrschte; nur ein streifenartiges Flimmern von den paar armseligen Oelfunzeln der Wirtsstübe leuchtete herein und machte die Dunkelheit noch schauerlicher. Unwillkürlich griff der Kolles in die Tasche, umfaßte das Messer. Stumm bückte sich der Wirt und schob eine Plante hoch; eine Kette rasselte. Der Wirt wies auf einen gähnenden Abgrund. „Zehn Stufen. Fünf Schritte zur rechten Seite, und du bist an einer Tür. Klopf an! Dreimal hart, kurz. Vorsicht!" Der Kolles gehorchte, zählte genau, zögerte, weirer zu gehen, denn über ihm wurde die geheimnisvolle Lute wieder geschlossen. Eisig durchfuhr es ihn. War er in eine Falle geraten? Zurück tonnte er nicht mehr!, dachte er weiter; so zählte er: „Acht, neun, zehn." Wirklich hatte er den Boden, der feucht und schlüpfrig war, erreicht. Die Luft war unerträglich. ,. .... (Fortsetzung folgt.)