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„Weißnitz-Zeitung" Montag, am 6. August 1934 Nr. 181 100. Jahrgang Kurze Notizen Die Leitung der NS.-Frauenschaft teilt mit, daß laut Verfügung des^Innenministers Dr. Frick die Deutsche Kin derschar mit sofortiger Wirkung aufgelöst ist. In unlerer ersten Meldung hieß es irrtümlicherweise, daß diese Mittei lung von der Kreisleitung ausgegangen sei. * Nach Meldungen aus Chardin soll die Regierung der Mandschurei beabsichtigen, sämtliche Beziehungen zu Sow- jetrußland abzubrechen. Wirtschaft »er Mache Das Ableben des Reichspräsidenten geht das ganze deutsche Volk in allen seinen Medern an. Auch die deutsche Wirtschaft, alle ihre Führer und ihre Gefolgschaften neh men in Trauer von dein Manne Abschied, den man den Vater des Vaterlandes genannt hat. Bei dieser Gelegen heit erinnern wir uns der Zeiten, als Hindenburg den Ruhestand des verdienten Heerführers mit seiner ersten Reichspräsidentenschaft vertauschte. Damals war es für die deutsche Wirtschaft von entscheidender Bedeutung, daß eine Persönlichkeit mit ganz überragender Autorität die Nach- olgerschaft des ersten Präsidenten antrat. Erst spätere Ge- chlechter werden einsehen, daß es der starken Schirmherr- chaft Hindenburgs zu verdanken ist, wenn die deutsche Wirtschaft in dem vergangenen Jahrzehnt nicht noch Schlim meres hat durchmachen müssen, als es leider der Fall war. Die Tatsache, daß der Führer Adolf Hitler das verwaiste Amt übernimmt, ist die beste Gewähr dafür, daß das wirt schaftliche Leben Deutschlands nach innen und nach außen einen geregelten Fortgang nimmt. Jeder wird getreu dem Vorbild des großen Verstorbenen an der Stelle, auf die er gestellt ist. seine Pflicht tun. Verantwortliches Führertum, wie es den Grundgedan ken für den gesamten Aufbau des neuen Reiches bildet, ist auch im Wirtschaftsleben ein unbedingtes Erfordernis.die ser Forderung trägt das vom Reichskabinett jüngst verab schiedete Gesetz über wirtschaftliche Maßnahmen Rechnung. Der Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium Dr. Posse hat zu diesem Ermächtigungsgesetz grundsätzlich Stel lung genommen. Die durch dieses Gesetz gewährleistete einheitliche Führung der deutschen Wirtschaft kommt be reits in allen wirtschaftspolitischen Maßnahmen zum Aus druck. Seien es Verbote zur Errichtung neuer und Erwei terung bestehender Unternehmungen, seien es Vorschriften über Arbeitszeit in einzelnen Industriezweigen, seien es Verhandlungen über die Handelsbeziehungen zu auswär tigen Ländern: überall zeigt sich, daß die gesamte Wirt schaftspolitik von den Zielen geleitet wird, deren Erreichung von der deutschen Wirtschaft augenblicklich als am vordring lichsten empfunden wird. Ganz besonders deutlich kommt dies in den in der letzten Zeit abgeschlossenen Handels abkommen zum Ausdruck. Besonders der deutsch-franzö sische Handelsvertrag kann für diese neue Richtung der deutschen Handelspolitik als Musterbeispiel angesehen wer den. Mit diesem Vertrag ist die Gestaltung der wirtschaft lichen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich für die nächste Zeit in sichere Bahnen gelenkt. Handelt es sich hier um ein staatliches Abkommen, so ist der soeben in London abgeschlossene Weltstickstoff-Vertrag eine Angele genheit der beteiligten Industriezweige. Diese neugetrof fene Regelung zeigt, daß eine Einigung der einzelnen Völ ker über die Weltmärkte einen erheblichen Teil zur Befrie dung der einzelnen Volkswirtschaften beizutragen imstande ist. Für Deutschland, als das Ursprungs- und Erfinderland des Llcktstickstoffs, das durch die Schrumpfung der auswär tigen Exportmärkte stark in Mitleidenschaft gezogen war, bedeutet das neue Abkommen ein« Festigung der Stickstofs- ausfuhr. Wie sehr unsere Landwirtschaft auch von der herr schenden Iahreswitterung abhängig ist, hat besonders dieser Sommer gezeigt. Die jetzt einsetzenden Regenfälle haben sich besonders für die Hackfrucht und auf den Futterflächen auswirken können. Die Aussichten für den zweiten Futter» chnitt haben sich gebessert, namentlich dort, wo die empfoh- ene Sommerdüngung verabfolgt wurde. In diesem Zu- ammenhang sind auch die Aussichten für das Herbstgeschäft >er Landmaschinenindustrie besser geworden. Der Handel »at jetzt insbesondere für die Königsberger Ostmesse ent» prechende Vorbereitungen getroffen. Eine Belebung weist auch das Geschäft in Molkereimaschinen auf infolge der Neuordnung der Milchwirtschaft. Durch die am 1. August in Kraft getretene Marktrege, lung für Schlachtvieh wird Angebot und Nachfrage in Ein klang gebracht. Diese Regelung wird sich aber nicht etwa in einer Erhöhung der Preise für den Verbraucher aus wirken, da die Führung auf die Kaufkraft der breiten Masse weitestgehend Rücksicht nimmt. Was die allgemeine Lage der deutschen Wirtschaft be trifft, so bietet der Bierteljahresbericht der I. G. Farben industrie ein aufschlußreiches Bild. Die Verwaltung dieses Unternehmens stellt fest, daß auf dem Binnenmarkt auf verschiedenen Gebieten weitere Fortschritte erzielt werden konnten. Gegenüber dem ersten Vierteljahr 1934 sind so gar wiederum 4000 Neueinstellungen vorgenommen wor den. Die Außenhandxlslage freilich erfordert den Einsatz aller verfügbaren kaufmännischen Energien und Verbin dungen. Für die Oeffentlichkeit ist es deshalb eine Beruhi gung. wenn sie weiß, daß das größte deutsche Unterneh men auf diesem Gebiet seine Pflicht tut und, wie es in den Presseberichten heißt, alles darangesetzt bat, seinen Auslandsabsatz trotz aller Schwierigkeiten zu halten. Der Landesverband des Sächsischen Einzellwndels e. V. teilt folgendes mit: Zahlreiche Anfragen Iah... er kennen, daß der Einzelhandel am Montag, 6. August, und besonders am Beisetzungstag an der Trauer des deutschen Volkes um den entschlafenen Herrn Reichspräsidenten durch eine feierlich-ernste Gestaltung der Schaufenster teil nehmen will. Die Hauptgemeinschaft des Deutschen Ein zelhandels hat für die Verwirklichung dieser Absicht nach stehende Richtlinien herausgegeben: Wenn eine Trauerdekoration für Schaufenster geplant ist, so muß mindestens ein ganzes Schaufenster für diesen Zweck freigehalten werden. Bei Verwendung des Bildnisses des verstor benen Herrn Reichspräsidenten dürfen nur besonders gut- und geschmackvolle Abbildungen in Betracht kommen. Bei der Gestaltung des Schaufensters ist der Trauer charakter durch Verwendung schwarzen Tuches und Grün schmuck hcrvorzuheben. Selbstverständlich mutz das Trauerfenster frei von jeder Warenanpreisung durch Ausstellung der Ware oder durch entsprechende Ankündigungen sein. Waren des Geschäftes dürfen nur dann im Schaufenster verwandt werden, wenn sie unmittelbar zur Ausstattung des Fen sters dienen, nicht aber zur Werbung (zum Beispiel Ver wendung von Leuchtern neben dem Bildnis des Herrn Reichspräsidenten in Jnwcliergeschäften). Mit Rücksicht auf die Würde des ernsten Anlasses er sucht der Landesverband des Sächsischen Einzelhandels c. V., obige Richtlinien genau cinziihalten. Trauerleier der Behörden Vom Sächsischen Gesamtministerium wird zu den für Montag, den 6-August, und Dienstag, den 7. August, in Aussicht genommenen Trauerfeierlichkeiten folgendes onge- ordnet: Für Montag, 6. August 1934: Die Staats- und Ge meindebehörden sowie die Körperschaften des öffentlichen Rechtes haben Sor^e dafür zu tragen, daß die Rundfunk übertragung der mittags 1°? Uhr im Reichstag stattfinden den Trauerfeier allen ihren Beamten, Angestellten und Ar beitern in würdiger Weise zu Gehör kommt. Für Dienstag, 7. August 1934: (Uebertragung der Trauerfeier im Tannenberg-Nationaldenkmal.) Ueberall dort, wo von den Parteistcllen Trauerfeiern veranstaltet werden, haben sich die Behörden und Körperschaften des öffentlichen Rechts an diesen in weitestem Umfang zu betei ligen. Das Nähere bestimmt und regelt für seinen Bereich der Leiter der örtlichen Behörde, und zwar zweckmäßig im Benehmen mit den Leitern der übrigen Behörden des Ortes. WMIOU Sil WMM M1 Wl Soweit örtliche Trauerkundgebungen der Parteistellen nichts stattfinden, haben die Behörden und Körperschaften der» öfsentlichen Rechtes für ihre Beamten, Angestellten und Ar» beiter eigene Trauerfeierlichkeiten zu veranstalten, derew Mittelpunkt die Rundfunkübertragung der nationalem Trauerfeier im Tannenberg-Nationaldenkmal zu bildens hat. Auf die Innehaltung der für 11,45 Uhr festgesetztes Stille von einer Minute ist zu achten. Dienstbefreiung finde« im übrigen am Beisetzungstag nicht statt. Trauerfeier der Slaaksregierung (lpr.) Anläßlich des Ablebens des Herrn Reichspräsi^ deuten Generalfeldmarschall von Hindenburg findet in Dresden an: 7. August, vormittags 11 Uhr, im Großen Garten vor dem Palais in Anwesenheit der Sächsischen Regierung eine Trauerfeier statt. Trauerseiern in den Schulen (lpr.) Die Anordnung des Erziehungsmintsters, ant 6. und 7. August Trauerfeierlichkeiten in den Schulen zus veranstalten, ist für Sachsen wegen der Ferien nicht durchs führbar. Die Trauerfeiern werden in den sächsischen Schu^ len nach Wiederbeginn des Unterrichts stuttfin'oen. Näher« Anordnungen ergehen noch. Der Vertreter des Haufes Wetkin bei den Leisehungs, seierlichteiten Bei der Beisetzung des verstorbenen Herrn Reichs^ Präsidenten und Generalfeldmarschalls von Hindenburg wird Generalmajor von Eulitz, Führer des RDO. m Sachsen und ehem. Kgl. Sächs. Militärbevollmächtigte« im Großen Hauptguartier, Prinz Friedrich Christian alsj Oberhaupt des Hauses Wettin vertreten. Trauerkundgebung der wende« Die Domowina. Verband der wendischen Vereine der; Ober- und Niederlausitz, hat aus Anlaß des Ablebens des Reichspräsidenten und Generalfeldmarschalls von Hinden burg an Oberst von Hindenburg folgendes Telegramm ge sandt: „Bei allen Wenden der Ober- und NiederlausH hak der Heimgang des Präsidenten unseres deutschen Vater landes, des ehrwürdigen Herrn Generalfeldmarschalls von Hindenburg, tiefe Trauer ausgelöst. Das gesamte wendische Volk gedenkt in innerster Treue und tiefer Verehrung seines Reichspräsidenten und großen Heerführers." Am Dienstag keine Strasverhandlunge« bei Gerichten (lpr.) Das Sächsische Justizministerium hat angeord- ner, daß mit Rücksicht auf die große nationale Trauern kundgebung für den verstorbenen Reichspräsidenten aun Dienstag, '7. August, bei Gerichten keine Verhandlungen, stattfinden. StnkirlmrsS rotenmaske