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Beilage zur „Weißeritz - Leitu« g" Donnerstag, am 24. Mai »934 100. Jahrgang Nr. 118 geben. * Kurze Notizen Die Wirtschafts- und Zollverhandlungen Zwischen Dan- ,ia M d Polen sind vom 14. bis 18. Ma, in Krakau wei- te?geführt worden und haben einen guten Fortgang ge nommen. Die Verhandlungen werden' am Freitag, den 25. Mai, in Danzig fortgefuhrt. Das lcknvedische Küstenpanzerschiff „Oskar II.", das als KadeltenschE wird, durchfuhr am Mittwoch- noroen 2 kommend, die Holtenauer Schleuse. Das^ Kriegsschiff befindet sich auf einer Ausbildungsreife nach dem Mittelmeer. * Wie mitaeteilt wird, wird der österreichische Bundes kanzler Dollfuß im Einvernehmen mit dem Unterrichtsmi nister Schuschnigg bereits in den nächsten Tagen den Vize kanzler Starhemberg mit der Leitung des gesamten Sport- wescns in Oesterreich beauftragen. Der Außenausschuß des amerikanischen Repräsentanten hauses billigte einstimmig den Vorschlag, Roosevelt zu er mächtigen, Waffenoerkäufe nach Bolivien und Paraguay zu verbieten. LMO M K« Seit dem 15. April sind in ganz Preußen 20 000 Kin der zum Landjahr einberufen und in besonderen Landjahr heimen untergebracht. Die Ziele des Landjahrs sind be kannt und in dem Gesetz vom 29. Februar 34, das die Grundlage für die neue Maßnahme bildet, vorgeschrieben. Das Landjahr soll bei der schulentlassenen Jugend aus Großstädten und Industriegebieten die seelische Verbunden heit mit Heimat und Volkstum vertiefen und das Ver ständnis für den völkischen Wert gesunden Bauerntums pilegen. Wie notwendig eine solche Erziehung zum Land ist erkennt jeder, der nur einmal versucht hat, aus Groß- sta'dtjugend ihre Ansichten über -das Land und den Bauern herauszubekommen. Man begegnet einer Landfremdheit, die verheerend wirken kann und ja auch schon in weitem Maße gewirkt hat. Die Bedrohung deutscher Kultur, Sitte, Rasse, Volks gesundheit durch diese landfremde Haltung ist zu bekannt, als daß sie hier noch einmal erörtert werden müßte. Daß jetzt ein umfassendes Erziehungswerk dagegen einsetzt, ist eine Großtat des nationalsozialistischen Staates. Welche Aufgaben sind nun der Frau bei diesem Werk gestellt, wel ches ist ihre Mission für Volk und Familie, die sie mit dem Landjahr erfüllen soll? Ein Drittel der Landjahrpflichtigen dieses Jahres sind Mädel. Auch sie sind wie die Jungen in Heimen unterge bracht, die mitten auf dem Lande liegen, umgeben von bäuerlichem Besitz. Dreißig Kinder sind immer zu einer Gruppe zusammengefaßt, jede Gruppe hat eine Leiterin und eine Helferin. Dix Erziehung im Landjahr ist also ganz in weibliche Hände gelegt. Das Mädel zu Land, Volk und Boden führen, bedeutet, ihr die Arbeit der Landfrau nahebringen. Alles, was die Landfrau in einem arbeitsreichen Tag leistet, sol len die Mädel kennenlernen, mittun. Das heißt nun nicht, daß sie einfach von früh bis spät als Hilfe zu einer Bau ersfrau gesteckt werden. Sie wären eine schlechte Hilfe, so ahnungslos, wie sie kommen! Sie könnten auch die an strengende Arbeit in dem Tempo der Landbewohner, das heißt also vom ersten Morgengrauen bis zur Dunkelheit — für die Frau oft noch darüber hinaus — gar nicht körperlich leisten. Denn es sind ja schwächliche Stadtkinder, an keine körperliche Arbeit gewöhnt, oft blutarm und un terernährt, in der Entwicklung zurückgeblieben, sie brau chen Schonung und langsame Gewöhnung. Wollte man sie zu stark einspannen, so würde man keine Liebe zum Land wecken sondern doppelte Abneigung gegen ein Leben, das nur als Plage empfunden wird. Deshalb ist der Tag der Mädel genau überlegt und ein- geteilt nach ihren Kräften und Kenntnissen. Die Landfrau muß zunächst wie jede Frau Haus frau sein, also soll das Landjahrmädel zeigen, was es im Haushalt kann. Das Heim mit seinen vielen Bewohnern bietet dazu reichliche Gelegenheit, bei den meisten Mädeln ist es aber kein Zeigen sondern ein eifriges Lernen; es ist erschreckend, wie ahnungslos sie in den einfachsten haus wirtschaftlichen Dingen sind. Gemüse- und Obstbau, Viehhaltung, Tierpflege sind weitere Arbeitsgebiete der Landfrau und also auch des Landjahrmädels, auch etwas Feldarbeit sollen sie kennen lernen. Alle diese Dinge erleben sie noch intensiver als in dem eigenen Heimbetrieb, wenn sich Bauersfrauen finden, die einzelne Mädel in ihrer Wirtschaft Mitarbeiten lassen. Dps ist ein Opfer für die Bäuerin, die schon so mit Arbeit überlastet ist. Aber wenn die Lagerlciterin ihnen klarmacht, welche Bedeutung das Jahr für die Kinder hat, finden sich doch genug Frauen, und sie werden belohnt durch strahlenden Arbeitseifer und anhängliche Dankbarkeit der Mädels. Kin derpflege ländliche Wohlfahrtspflege, Krankendienst sind weitere Gebiete, denen sich die Mädels widmen müssen, wenn sie einen Begriff vom ländlichen Leben bekommen sollen. Da bleibt für die einzelne Arbeit nicht viel Zeit, und von einer Ausnutzung der kindlichen Arbeitskraft beim Bauern, die manche besorgte Mutter vom Landjahr be fürchtet hatte, kann keine Rede sein. Ruhe nach dem Mittagessen, Sport und Volkstanz, Musik und freie Unterhaltung sorgen außerdem für Ent spannung und Abwechslung. Aber das Landjahr will nicht nur beschäftigen, es soll alles bewußt geschehen; nur dann kann die Arbeit, die die Kinder in dem kurzen Jahr nur flüchtig kennenlernen, auch zu dauerndem inneren Besitz werden. Deshalb sind nach mittags regelmäßig Unterrichtsstunden angesetzt; alles, was die Kinder am Vormittag beobachten konnten, wird hier besprochen. Viele Wanderungen in die Umgebung geben Stoff zu Heimatkunde, Volkskunde, Rassenkunde. So wird Volks tum ein lebendiger Begriff. Immer wieder wird dem Heranwachsenden Mädel seine besondere Aufgabe auf dem Lande klargemacht: nur wenn die Frau tüchtig ist, kann das Siedlungswerk gelingen; das sagt die Erfahrung, das muß verpflichtendes Bewußtsein des Landjahrmädels werden. Und wer nach dem Landjahr doch nicht auf dem Lande bleiben wird, wer doch zurückgeht in gewohnte Verhält nisse, zu städtischer Tätigkeit? Ist dann die mühsame Ar beit nicht-umsonst getan, Geld nutzlos verschwendet? Nein, auch für sie hat das Landjahr seine unauslöschliche Be deutung. Ein Jahr der körperlichen Kräftigung, der inneren Rei fung in einem Alter, das noch so labil allen Umweltein flüssen ausgesetzt ist, das muß von unschützbarer Wirkung sein für die künftige Fran und Mutter. Ein Jahr der in nigsten Gemeinschaft muß das Gemeinschaftsgefühl, das i Gefühl der Verantwortung für alles, was der Pflege der Frau anvertrant ist, für immer geweckt haben. Trägt das Landjahr seine Früchte, so sind künftig Stadtfrau und Landfrau nicht mehr Feinde im Kampf um die Ernährung der Familie, nicht mehr Fremde: glcichstre- bende Volksgenossinnen sind cs zu demselben Ziel der Volks gemeinschaft, die verwurzelt ist im gleichen Blut, im glei chen Boden! AMMM M WÄMMMW Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker. Köln, 24. Mai. Die diesjährige Hauptversammlung des Vereins Deut scher Chemiker e. V., die im Rahmen der Achema vom 22. bis 26. Mai in Köln abgehalten wird und auf der über 2000 deutsche Chemiker in zahlreichen Fachvorträgen den wissen schaftlichen Gedankenaustausch fördern wollen, wurde mit einem Vegrüßungsabend eröffnet, zu dem neben führenden Wissenschaftlern und Wirtschaftlern auch politische Persönlich keiten, darunter vor allem der Führer der Deutschen Arbeits front, Staatsrat Dr. Ley, und Gauleiter Staatsrat Grohe, erschienen waren. Staatsrat Dr. Ley nahm im Verlaufe des Abends das Wort zu einer längeren Ansprache, in der er ausführte, daß alle Wissenschaft ohne die richtige Weitan schauung wertlos und für die Nation sogar schädlich sei. In der Vergangenheit hätten Wissen und Erkenntnis oft dazu verführt, den Instinkt und die Bedeutung der Rasse und des Blutes zu vernachlässigen. Die ungeheure Kraft des Glau bens dürfe bei aller Anerkennung der Bedeutung der Wissen schaft nicht verkannt werden. In der Vergangenheit be herrschte uns die Wissenschaft, statt daß wir sie beherrschten.' Ehe man an die Wissenschaft herangehe, müsse man erst eine feste Weltanschauung besitzen. Solle die wissenschaftliche Ar beit für ein Volk von Wert sein, so dürfe man nicht im luft leeren Raum einer sagenhaften Objektivität operieren, son dern auf dem Boden der Wirklichkeit und im Glauben au die Zukunft des Volkes. Wissen verpflichte zur Demut, denn die Wissenschaft könne keine neuen Gesetze aufstellen, sondern nur bereits vor handene erkennen. Zum Schluß betonte Dr. Ley, daß die Wissenschaft keine internationale, sondern vor allem eine höchst nationale Angelegenheit sei, weil der neben dem In stinkt stehende Verstand eine Funktion der Rasse und des Blutes darstelle. Der lettische SournMeMluch Empfang im Haus der Presse. Berlin. 24. Mai. Die auf einer Deutschlandfahrt befindlichen lettischen Journalisten waren am 7. Tage ihres Aufenthaltes Gäste des Reichsverbandes der deutschen Presse im Haus der deutschen Presse, Am Tiergarten. Zu dem Empfang der lettischen Journalisten hatten sich zahlreiche führende Män ner der deutschen Presse eingefunden, um in lebhafter Un terhaltung die Verbundenheit und die freundschaftlichen Ge fühle der deutschen Presse für Lettland zu bekunden. Im Laufe des Abends richtete Chefredakteur Weiß an die lettischen Journalisten herzliche Worte der Begrüßung, wies auf das nationale Erwachen in Deutschland hin und insbesondere auf die nationale Disziplin, die nun im neuen Deutschland wieder zu Ehren gekommen sei, eine nationale Disziplin, wie sie in Lettland immer selbstverständlich ge wesen sei. In seiner Antwortansprache ging Minister Seskis, der Pressechef des lettischen Außenministeriums, insbesondere auf die Frage der Presseberichtcrstattung ein. Er wies darauf hin, daß Berichterstattung immer wahr sein müsse und daß es die unwahre und tendenziöse Be richterstattung sei, die die Völker einander entfremde. Er habe sich überzeugen können, daß die deutsche Presse heute ihre Aufgabe erfülle, und er könne für die lettische Presse das gleiche versprechen. Er sprach insbesondere den Dank der lettischen Journalisten aus für all das, was sie in Deutschland gesehen haben, und verband damit die Hoff nung, daß die Beziehungen zwischen Lettland und Deutsch- mno, zwischen oenen es reine ernsten Differenzen gebe, n herzlicher und freundlicher werden möchten. RooleveltL SilberblWaft Washington. 24. Mai. Präsident Roosevelt hat dem Kongreß seine seit langem erwartete Botschaft zur Silberfrage zugehen lassen. Er empfiehlt darin eine Gesetzgebung, nach der das Silber ein Viertel der Deckung der Währung bilden soll. Die Botschaft ist das Ergebnis von Verhandlungen mit dem sogenann ten Silberblock des Kongresses. Sie bestimmt, daß die Zah lungen für Ankäufe von Silber, das zur Anhäufung der notwendigen Silberreserve gebraucht wird, auf 50 Cents je Unze für einheimisches Silber beschränkt werde. Roosevelt weist dann auf ein internationales bimetallisches Abkom men zur endgültigen Lösung der Silberfrage hin und teilt dem Kongreß mit, daß bereits mit den Nachbarländern Verhandlungen eingeleitet seien, die die Verwendung von Silber und Gold auf gleicher Grundlage als Währungs standard betreffen. Won gestern bis heute Gauleiter Frauenfeld in München. Wie die Landesleitung Oesterreich der NSDAP, mit teilt. sind der Gauleiter des Gaues Wien der NSDAP. Alfred Eduard Frauenfeld und der Gauinspektor dieses Gaues Neumann, in München eingctroffen. Wechsel in der Berliner Sowjctbokschast. Der russische Botschafter Chintschuk verläßt Ende Juni ! Berlin. Der neue Botschafter Suritz, für dessen Ernennung ; das Agrement der Reichsregierung erteilt wurde, dürfte f seinen Berliner Posten nicht vor Mitte Juli antreten. ' Scharfes Vorgehen gegen polnische National-Radikale. Ein vom national-radikalen Lager in Warschau veran stalteter Werbemarsch, an dem 600 Personen teilnahmen, wurde von der Polizei aufgelöst. 300 Teilnehmer sind ver haftet worden. Ein großer Tei! von ihnen wurde alsbald ; wieder auf freien Fuß gesetzt; 120 Verhaftete aber werden sich vor dem Schnellgericht wegen öffentlicher Ruhestörung zu verantworten haben. Neuer Lhef des bulgarischen Generalstabs. Größere Personalveränderungen sind innerhalb der bul garischen Armee vorgenommen worden. Veröffentlicht wur den zunächst die Ernennungen des neuen Generalstabschefs. Generalmajor Georgiesf, und des Sofioter Garnisonkomman- dantcn Zaneff. Darüber hinaus sind auch zahlreiche weitere hohe Kommandcstellen in der Hauptstadt und in der Provinz neu besetzt worden. Für die Gerüchte, daß eine Zahl hoher Offiziere entlassen und verhaftet worden sei, weil sie sich ge weigert hätten, aktiv am Staatsstreich teilzunehmen, war bis her keine Bestätigung zu erlangen. Jüdischer Generalstreik in Palästina. In ganz Palästina sind die Juden zum Protest gegen die Einwanderungsbeschränkungen, die die Negierung ver fügt hat, in den Generalstreik getreten. Der Streik dehnt sich auch auf die Verkehrsmittel aus. Fortschritte der Regierungslruppen in Fukien. Nach einer Meldung aus Schanghai berichtet das Mi litär-Hauptquartier, daß die Stadt Kienninghsien in West- Fukien nach fünftägigem Kampf erobert worden ist. Die Kommunisten verloren 4000 Tote und Verwundete. Man erklärt, daß die Kommunisten jetzt nur noch vier Bezirks hauptstädte in Fukien und sechs in Kiangsi in ihrer Hand haben. Kleiner Wettspiegel Am 15. Jahrestag der Befreiung Rigas vom Bolschewisten joch fanden in den deutschen Kirchen der Hauptstadt Gedenk gottesdienste statt. An den Heldengräbern wurden Kränze nie dergelegt. Im Zusammenhang mit dem Ablauf des russisch-polnischen Handelsabkommens sind zur Zeit Verhandlungen zwischen Polen und der Sowjetunion über eine Verlängerung des Abkommens für den Warenaustausch beider Länder im Gange. Wie aus Moskau gemeldet wird, verurteilte das Gericht' in Saratow vier Bauern wegen Teilnahme an einem Mord und Brandstiftung in einer Kollektivbauernwirtfchast zum Tode durch Erschießen. Die Todesurteile wurden bereits vollstreckt. Allerlei Neuigkeiten Trauerseier in Hirschberg. In Hirschberg wurde eine Trauerfeier für die drei Opfer des Schönauer Kraftwagen unglücks abgehalten. Die drei Särge waren im Rathaus aufgebahrt, wo Arbeitsdienstfreiwillige die Ehrenwache hiel ten. Unter Glockengeläut wurden die Särge aus dem Rat haus auf den Markt getragen und dort aufgebahrt. Es sprachen der katholische Geistliche und der eoangeliscl)e Stand ortgeistliche. Dann setzte sich der große Trauerzug 'm Be- wegung. Aus dem Hauptbahichof erfolgte der Abschied von den Toten, die in ihre Heimat überführt werden: Die Kapelle spielte das Lied vom guten Kameraden, dann wurden das Deutschland- und Horst-Wessel-Lied gesungen. Die Ver treter der Behörden usw. besuchten anschließend die im. Krankenhaus liegenden Verletzten. Die Aerzte haben Hoff nung, alle Verletzten, wenn keine Komplikationen eintreten, am Leben erhalten zu können. . Die See gibt ihre Opfer frei. Der auf Schlepper „Mer- cur" tätig gewesene Matrose Richard Krickhahn wurde in der Nähe der Nordschleuse tot angetrieben. Die Leiche wurde zur Quarantänestation gebracht und wird am Freitag In Bre merhaven beigesetzt werden.