Volltext Seite (XML)
Der M«,«« »«* Alle« zur Erinnerung aa den 29. Juni 1S64. Bon.Werner Lenz Der Krieg von 1864 bricht aus. Die gemeinsame Nord- andfahrt Gesamtdeutschlands ebnet eine Stufe für den llelcysaufbau, wenn auch zumeist durch die Klarstellung, daß Zesterreich nicht in das entstehende Bismarck werk elnfüg' i>ar ist. Vorerst aber arbeitet man zusammen. Schon ist der groß« Tag von Düppel erschienen, schon sogar Waffenruhe vom 12. Mai bis 12. Juni erklärt und bis zum 26. Juni oerlänAert, da entbrannte infolge der un nachgiebigen Haltung Dänemarks neuer Kamps. Die. aus geruhte preußische Armee unter dem neuen Oberbefehl Frie drich Karls für den zurückgetretenen greisen Wrangel sah neuem Tun entgegen. Der ebenfalls neue Generalstabschef Helmuth von Moltke bereitete den entscheidenden Schachzug vor! Auf der Halbinsel Sundewitt, um das eroberte Düppel und das erstürmt« Danewerk herum, steht das erste Armee- .korps unter General Herwarth von Bittenfeld bereit. Die wichtige, aufs Festland herüberdrohende Insel Alsen, auf -er Stadt Sonderburg und Schloß Augustenburg liegen, soll genommen werden. Sie ist ein Bollwerk für das innere dänische Inselreichl Die Dänen erwarten Brückenschlag und Sturmangriff an der schmalen Stelle des Alsensundes. Aber Moltke hat eine Ueberraschung. Bittenfeld gibt seinen Trup pen den Befehl, der Heeresleitung weiter: „2 Uhr früh am 29. Juni stehen di« Truppen in 4 Uebergangsgeschwadern mit 160 Booten und etlichen Ponton-Trainzügen bereit. Ab solute Stille hat zu herrschen." Mit Stundenschlag ergeht der lautlose Befehl zum Vor- rücken; die Boote fliegen ins Wasser; die Mannschaften gehen hinein. Erst als der halbe Wasserweg zurückgelegt ist, wittern die Dänen Unheil; die ersten Kugeln fliegen, das erste „Hurra" braust auf. Elf Minuten nach Abfahrt der ersten Kähne betritt der erste Preußen-Leutnant, Petry, die „Elfeninsel", so heißt Alsen auf deutsch. Eine Minute später stehen die ersten Preußen in den dänischen Schützen gräben, und Oberst Graf Hacke pflanzt die erste Fahne aus die Brustwehr! Graf Dort von Wartenberg mit seinen Leu ten erobert das erste dänische Geschütz der Alsenstellung! Das Schicksal Alsens und damit Dänemarks ist entschieden. Zwölf Stunden hindurch leisten die Ruderer fabelhafte Arbeit, während die Kameraden die Insel aufräumen. Am nächsten Tage sind die letzten Dänen fluchtartig nach Fünen hinüber und zurückgegangen. Der gefahrvolle und prächtig durchgeführte Uebergang nach Alsen gilt als Spitzenleistung, ja als Einzelleistung seiner Art. Obgleich der Kampf noch einige Wochen weitergeht, beendet der Sieg bei Alsen stra tegisch-politisch den dänischen Krieg! Der König stiftete für die Mitkämpfer des 29. Juni 1864 das Alsenkreuz! Es ist ein Gedenkzeichen an einen der besten deutschen Ruhmestage! Der Friede zu Wien brachte dann die Dinge'weiter ins Nollen. An diesen Ereignissen entzündete sich das Feuer, in dem nach dem Bruderkriege von 1866 — dem letzten innerdeutschen Waffengange — Bismarck die eisernen Stre ben des deutschen Reiches schmiedete. Daß sie auch heute noch halten, wenn nur das Volk in sich einig ist, zeigt die Geschichte der jüngsten Vergangenheit. Wenn sie ehrfürch tigen Mundes genannt wird, darf nicht die Kunde fehlen v o m Ta g e z u A l f e n, das seit 1919 wieder dänisch ist! Allerlei Neuigkeiten Endlich Regen! Nach wochenlanger Trockenheit sind in Mittel- und Oberschlesien verbreitete, zum Teil ungewöhnlich ergiebige Negenfälle niedergegangen. Die Regenmengen waren besonders in den Vorbergen und im Gebirge meist größer als 40 Millimeter. Ratibor meldet 68 Millimeter, die Schneekoppe 89 Millimeter, die Reifträgerbaude sogar 108 Millimeter Niederschlag. Die Niederschlagsmenge der letzten Nacht übersteigt die bisher im Juni insgesamt gefal lene Niederschlagsmenge um ein Vielfaches. Großfeuer in Mannheim. Auf dem im Mannheimer Jndustriehafen gelegenen Fabrikgelände des Vereins Deut- sck-er Oelfabriken entstand in der Nacht im Extraktionsbau aus bisher unbekannter Ursache ein Großfeuer, das die Ein richtung des Baues im Verlaufe einer Stunde nahezu völlig vernichtete. Der beträchtliche Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Der Betrieb muß für mehrere Tage unterbrochen werden. Das Mannheimer Werk beschäftigt zur Zeit 880 Arbeiter. Ein Mann wurde bei den Löscharbeitsn leicht verletzt. Drei Bergleute verschüttet. Auf Ler Maxgrube in Michalkowitz bei Laurahütte ging unter Tage ein Pfeiler zu Bruch, der drei Bergleute verschüttete. Nach stunden langen anstrengenden Bergungsarbeiten gelang es, die Ver schütteten lebend zu bergen. Zwei von ihnen hatten Knochen brüche Lavongetragen, der dritte Bergmann hatte nur leichte Verletzungen erlitten. l Vier Seminar-Zöglinge ertrnnteu. Vier Zögling« d«s kleinen belgischen Seminars von Bastogne an der luxem burgischen Grenze sind beim Baden ertrunken. Die Schüler de» Seminars hatten unter Auffickt eines Geistlichen «in«n Ausflug in die UmgebuNgder Stadt unternommen und be schlossen In einem nähen Weiher zu baden. Plötzlich wurd« einer der jungen Leute von -er Strömung erfaßt und ging unter. Drei Kameraden, die ihm zu Hilf« komm«» wollten, ereilte dasselbe Schicksal. Nur -er Geistliche, der sich eben falls Ins Wasser gestürzt hatt«, um sein« Zöglinge zu retten, konnte nach langen Anstrengungen von den am Ufer zu rückgebliebenen Schülern leb«n- an Land gebracht werden. Dorf durch Blitzschlag fast zerstört. Durch Blitzschlag wurde der größte Teil des Dorfes Pussy bei Chambery ver nichtet. Der Blitz schlug in eine Scheune ein und zündete. Das Feuer dehnte sich mit ungeheurer Geschwindigkeit aus und ergriff die umliegenden Häuser.. Trotz des sofortigen' Eingreifens zahlreicher Feuerwehren wurden 13 Gebäu-e ein Raub der Flammen. Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Panik im llntersrundbahnichacht Schlimme Folgen eines Lausbubenstreiches. Rew pork, 28. Juni. In der New Parker Untergrund- § bahn entstand durch den Streich eine» Straßenjungen eine entsetzliche Panik, in deren Verlaus 10 Personen erheblich verletzt wurden. Die New Norker Straßenjugend betreibt seit vielen Jah ren den Sport, mit langen Metalldrähten, an denen ein Stück Kaugummi befestigt ist, durch die Ventilationsgitter der Untergrundbahn nach verlorenen Geldmünzen, Dollar noten und Schmuck zu angeln. Am Dienstag verwickelte sich nun ein von einem Straßenjungen auf die Schienen geworfener Kupferdraht in die Räder eines herankommen den Expreßzuges. Es entstand sofort Kurzschluß, und -er mit größter Schnelligkeit fahrende Zug blieb mit einem plötzlichen Ruck stehen. Der etwa 600 Fahrgäste, die in fast völliger, nur von blauen Blitzen unterbrochener Dunkelheit, in beißendem gel ben und schwarzen Rauch warten mußten, bis die Wagen türen nach Abstellung des Stroms geöffnet werden konnten, bemächtigte sich eine furchtbare Panik. Die von Todesangst gepackte brüllende Menge tobte durch die Wagen, schlug die Fenster ein und versuchte, die Türen aufzubrecken. viele Personen, namentlich Frauen und Kinder, wurden nieder- getrampelt. Das Toben der Eingeschlossenen verstärkte sich schließlich derartig, daß es selbst Len Straßenlärm übertönte un mehrere tausend Passanten, von Neugier getrieben, zu -en Eingängen der Untergrundbahn eilten. Hierdurch wurden die Eingänge so vollkommen versperrt, -aß die herbeieilende Polizei und die Rettungsmannschaften sich nur mit Mühe Eingang verschaffen konnten. Mittlerweile waren die Tü ren des Zuges geöffnet worden, und-ie fast irrsinnige Menge der Eingeschlossenen stürzte übereinander in den dunklen Untergrundbahnschacht. Erst nach langer Zeit konnte die Ordnung wiederhergestellt werden. Es ist als ein Wun der zu bezeichnen, daß bei der Katastrostye niemand ums Leben gekommen ist. Fünf Perlonen verbrannt Paris, 28. Juni. Lin schwerer Aulomobilunfall, dec 5 Personen das Leben kostete, ereignete sich am Mittwoch vormittag in der Nähe von Luxeuil. Lin mit sieben Per sonen besetzter kraftwagen geriet auf der Landstraße ins Schlendern und stürzte um. Dabei fing der Wagen Feuer. Fünf Insassen konnten sich nicht mehr in Sicherheit bringen. Sie verbrannten bei lebendigem Lewe. Die beiden anderen wurden mit schweren Brandwunden und knochenbrüchen ins Krankenhaus von Vesoul übergeführt. Folgenschwere LamvlerloWon Bisher zwölf Tote geborgen. Paris, 27. Juni. Im Hafen von Lorient hat der aus laufende kleine Dampfer „prospSrite" mit 200 Reisenden an Bord, alles Arbeiter der Hafenverwaltung und des Ar senals, den heimkehrenden kleinen Dampfer „Marie-Ange" gerammt. Die „prospSritS" ist gesunken. Bisher hat man 12 Leichen geborgen. Im Krankenhaus konnten sechs Passa giere ins Leben zurückgerufen werden. Man befürchtet aber, daß die Zahl -er Todesopfer sich noch weiter erhöhen wird, da immer noch einige Fayrgüste des Dampfers „ProspLrite" in den Kabinen «ingeschlossen sind. Taucher sind augenblicklich bemüht, das Schiff zu durch suchen. - M zr * - Serajewo. Am 28. Juni 1914 wur den der österreichische Thronfolger Franz Fer dinand und seine Gat tin durch -en serbischen Verschwörer Prjncip er mordet. Die furchtbare Bluttat gab -en Anstoß zuns Weltkrieg. Ministerpräsident von killinger in Lhemnih Ministerpräsident von Killinger traf Mittwoch mittag in Begleitung von Oberregierungsrat Schreiber in Chemnitz ein und begab sich nach dem Werk Siegmar der Wanderer werke, wo er vom Generaldirektor der Auto-Union, von Oertzen, begrüßt wurde. Die Besichtigung des mit Hochdruck arbeitenden Werkes dauerte über eine Stunde. Nach der Besichtigung der Wanderer-Werke fuhr Mini sterpräsident von Killinger nach Chemnitz, um der Staat lichen Akademie für Technik einen Besuch abzustatten. Er wurde vom Lehrkörper der Akademie mit Dir. Prof. Dr. Schimpke an der Spitze empfangen. Auf dem Hof der Akademie hätte ein Studentensturm der SA Aufstellung genommen. Nach Abschreiten der Front besichtigte der Mi nisterpräsident die Einrichtungen der Akademie, über die er sich sehr anerkennend aussprach. Anschließend besichtigte er das neue Heim der Brigade 34 in der Reichsstraße, worauf er mit den Herren seiner Begleitung die Rückfahrt nach Dresden antrat. kein Lichlbildzwang mehr für Zeitkarten Die Reichsbahndirektion Dresden teilt mit: Vom I.Juli Die Regulierung der Gottleuba in Pirna vollendet Tie Arbeiten zur Instandsetzung und Regulierung der Gottleuba zwischen der Staatsstraßenbrücke und der Eifen- bahnbrücke in Pirna werden im Lauf dieser Woche beendet. Die Arbeiten, die am 2. November 1933 begonnen worden waren, verursachten einen Kostenaufwand von rund 165 000 Reichsmark. Die regulierte Gottleubastrecke ist etwa 640 Meter lang. Am Dienstag fand in Anwesenheit von Kreis- leiter Sterzing eine Feier statt, bei der Stadtrat Kühn aus die Bedeutung des geschaffenen Werkes, vor allem für die Pirnaer Südvorstadt, hinmies. Man hofft, daß künftig ein Stauen von Eismassen oder von Baumstämmen, die vom Hochwasser mitgeführt werden, nicht mehr zu befürchten ist. Preise für Frühkartoffeln Die Landesbauernschaft Sachsen gibt die Preise für Frühkartoffeln für die Zeit vom 28. bis 30. Juni bekannt: a) für geschlossene Anbaugebiete bei Abgabe durch die Be zirksvertriebsstellen an die Verteiler 6,70 RM; b) für nicht geschlossene Anbaugebiete bei Abgabe des Erzeugers an den zugelassenen Verteiler 6,35 RM; für ausländische Ware ab Grenzstation 6,70 RM- Die Preise gelten für 50 kg aus schließlich Sack; sie dürfen nicht unterschritten werden. Der Verkaufstag ist für den Preis maßgebend. Sächsische Nachrichten Dresden. Aufklärung eines Doppelmord es. Von den drei Mordtaten, die ich im April in Dresden ereig neten, konnte nun auch die letzte geklärt werden. Als Mör der des Ehepaares Nitzschke n der Berggießhübler Straße wurde ein gewisser Paul Gebhardt festgestellt, der sich am 9. Juni in Jeßnitz bei Dessau bei dem Versuch der Fest nahme nach einem Feuergefecht mit Polizeibeamten erschos sen hat. Gebhardt war von vornherein als der Tat verdächtig, konnte aber nicht gefaßt werden. Erst als er in Jeßnitz fest gestellt wurde, konnten die Ermittlungen fortgeführt werden, und als sich die Verdachtsmomente so verdichtet hatten, daß er festgenommen werden sollte, kam es infolge heftigen Widerstandes des Gebhardt zu dem Feuergefecht, in dessen Verlauf er sich dann selbst erschoß. Dresden. 500StarefliegennachRofsitten. Ein interessantes Experiment im Lienst der Erforschung des Vogelfluges wurde am Mittwoch in Dresden durchgeführt. Die Vogelwarte Rossitten hatte dem Dresdner Zoologischen Garten in eigens dazu hergerichteten Kisten 500 lebende Stare übersandt. Die Stare wurden Mittwoch, nachdem sie in Dresden mit kleinen Ringen am Fußgelenk versehen wor den waren, zu gleicher Zeit freigelassen. In Rossitten wer den die Tierchen bei ihrer Ankunft wieder eingefangen wer den. Pirna. Diamantene Hochzeit. Am 28. Juni begeht der im Stadtteil Copitz wohnhafte Steuereinnehmer a. D. Robert Winckler mit seiner Frau das Fest der Diaman tenen Hochzeit. Die Ehejubilare sind 86 bezw. 78 Jahre alt. Winckler ist Veteran von 1866 und 1870/771. Moritzburg. FreitodimTeich. Am Dienstag fand man am Ufer des Moritzburger Schloßteiches Kleidungs stücke eines Mannes, die mit Blut befleckt waren. Die be nachrichtigte Mordkommission aus Dresden stellte fest, daß es sich um die Kleidungsstücke eines Dresdner Einwohners bandelt, der bereits als vermißt gemeldet war und wahr- - scheinlich in dem Teich den Tod gesucht hat. Die Suche nach der Leiche war bisher erfolglos. Meißen. Fischsterben. Am Mittwockvormittag wurden hier in der Elbe viele tote Fische beobachtet. Auch in der Röder bei Großenhain hat sich ein großes Fischsterben bemerkbar gemacht. Man vermutet, daß giftige Betriebs abwässer das Fifchsterben verursacht haben: Auch das durch den niedrigen Wasserstand der Flußläufe schmutzig gewor dene Wasser dürfte zu dem Verenden der Fische beigetragen haben. Meißen. Der Oberauer Tunnel gesprengt. Mittwoch vormittag wurde im Rahmen der Abbruchsarbsi- ten des Oberauer Tunnels das letzte, etwa zwanzig Meter lange Stück des Gewölbes mit dem Mittelblock der Ostein fahrt gesprengt. Es wird nun nur noch wenige Tage dauern, bis mit Hilfe des Baggers auch die letzten Reste des ältesten deutschen Eisenbahntunnels beseitigt sein werden. RöthM Neuer Bürgermeister. An Stelle des am 1. Juli in den Ruhestand tretenden Bürgermeisters Schultze wählten die Stadtverordneten den Ratsbeamten Kurt Menge aus Elsterberg zum Bürgermeister Penig. Tödlicher Unfall. Aus der Straße nach Steinbach fuhr der 41 Jahre alte Motorradfahrer Hennig aus Falkenstein i- V. mit einem auswärtigen Lastkraftwagen zusammen. Hennig erlitt schwere Verletzungen und kam in das ePniger Krankenhaus, wo er am Taa darauf starb. Bautzen. Hundertjährige Schule. Die Schule in Oppitz bei Milkel kann in diesem Jahr auf ein 100jäh- riges Bestehen zutückblicken. Aus diesem Anlaß soll am 22. Juli ein Heimat- und Schulfest veranstaltet werden.