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Soldaten gegen Soldaten Z sie diese. Die Aber seine Vorgesetzten wollten von seinem Einfall nichts wissen, und einer von ihnen sagte ihm sogar, daß seine fleißi gen Versuche zur Schaffung einer solchen Geschwindschrift eine Krankheit feien. Gabelsberger stieß überall auf Unverstand. ebenfalls erregt gegen die Heimwehr Stellung nahmen und Hochrufe aus das Heer ausbrachten. Die Tumulte setzten und es kam zu großen Schlägereien. . „ ins Krankenhaus gebracht werden. Bald hatten sich im Stadtzentrum Tausende von Menschen angesammelt, die sich auch in änderen Straßen fort. Die Polizei wär anfäng lich machtlos. Man mußte im Diens! oefindliche Truppen des Bundesheeres herbeirufen die gegen ihre Kameraden vorgingen und. schließlich sogar mit gefälltem Bajonett die Menge auseinandertrieben. Die Ursache dieser Auftritte waren Zwischenfälle, die sich tao^ zuvor, ereignet hatten. Heimwehrleute hatten in einer Wirtschaft einen Angehörigen des Bundesheeres ver prügelt. Kameraden des Gezüchtigten beschlossen, Rache zu üben. Das Truppenkommando hatte von dem Plan gehört und den Ausgang für Mittwoch untersagt. Die Soldaten hatten sich sedoch nicht an das Verbot gehalten. Aufsehenerregende Auftritt«, wie sie sich bisher in Oesterreich noch nie abgespielt haben, ereigneten sich Mitt woch abend in Gr az. 400 dienstfreie Soldaten des Bundes- Heeres in Uniform zogen von ihrer Kaserne geschloffen in da« Inner« der Stadt und brachten Schmährufe auf die Heim- wehr und Rufe gegen den Vizekanzler Starhemberg aus. Wo sie Helmwehrleute erblickten, verprügelten sie diese. Die Heimwehrl-ute riefen ^Kameraden zu Hilfe und es kam zu großen Schlägereien. Viele Verletzte mußten Lagdeshut SSO Jahre alt. In diesem Jahr« begeht die bekannte Leine- woberstadt Landeshut Im Niesenaebirge fest lich die Feier ihres 600jährigen Bestehens, wunden hat. Damit ist der Anschlag, den das Versailler ! Diktat auf die Ehre und das Selbstbewußtsein des deutschen > Volkes darstellte, zunichte geworden. Das Versailler Diktat "wurde einem in ehrenvollem Kampf gegen die Uebermacht unterlegenen Volke auferlegt. Es fügte der Niederlage die äußerste Demütigung zu. Um iden Widerspruch, den die Bestimmungen zu dem verheiße nen Frieden des Rechts und -er Gerechtigkeit -arstellen, zu bemänteln, wurde die Lüge, daß Deutschland der Urheber des Weltkrieges sei, zur moralischen Grundlage des sogenann ten Friedensvertrages' gemacht. Gezwungen zur Unterschrift auch unter die Bestimmungen, die dem deutschen Bolk die Ehre nehmen sollten, hat es dieses den Tatsachen nicht ent sprechende Anerkenntnis niemals anerkannt, und es tut dies heute weniger als je. Durch widersinnige Grenzziehungen, durch Wegnahme des überseeischen Kolonialbesitzes ist der Lebensraum des deutschen Volkes unerträglich verkümmert. Wo Deutsche an den Grenzen oder verstreut in fremden Staaten wohnen, haben sie sich der schärfsten Angriffe auf ihr Volkstum zu erwehren. Nur die Achtung vor der Eigenart eines jeden Volks tums kann Beruhigung und Frieden schaffen. Diesen echten Ariedensgedanken stellt das neue Deutschland dem sich über die Gegebenheiten des Blutes und Stammes hinwegsehen den abstrakten Nationalstaatsgedanken entgegen Zwar stehen fremde Heere nicht mehr auf deutschem Boden; unfrei, weil wehrlos, lieg» jedoch noch das gesamte deutsche Land da, solange die Gleichberechtigung nicht praktisch verwirklicht ist. Die Abrüstungskonferenz hat versagt. Sie hat den Ent schluß zu einer wirksamen Herabsetzung der Rüstungen nicht aufgebracht. Für das deutsche Volk kommt daher der in Versailles fistgesehte Rüstungsstand nicht mehr in Betracht. Es fordert fein Recht auf das Mindestmaß nationaler Sicher heit, es fordert keine Angriffswassen, es nM nur nicht län ger wehrlos und darum ehrlos bleiben. Die künstliche Schei dung in Sieger und Besiegte muh aufhören. Die Weltlage erfordert, daß das alte Europa zusämmenslehk, und nicht durch ein ausgeklügeltes Paktsystem, das einseitige Machtbil dangen verewigen will, künstliche Schranken in sich aus richtet. Lie Zeit der Abstimmung im Saargebiet rü^t heran. Die 15jährige Lei-enszeit unter fremder Herrschaft wird bald überstanden sein. Es werden auch nach Rückkehr dee Saargebiets noch Staatsgrenzen Volkstumsgrenzen zerschneb den. Das in sich geeinte deutsche Volk weiß sich über Staats grenzen hinweg mit allen Volksgenossen einig. Durch de» ' Mund seines Führers hat die Welt erfahren, daß Deutsch land den Frie-en will. Es versteht aber unter Frieden nm einen Frieden in Ehre und Gleichberechtigung. Der Ver sailler Zustand ist kein Friede. Ein großes Volk will lebe» und andere leben lassen. Schwer wird auch weiterhin sei» Lebensweg bleiben. In Kampf und Abwehr wächst jedoch die Kraft. Die GMiMMM Zum hundertjährigen Jubiläum der deutschen Stenographie Es war im Jahre 1817. Da kam dem Kanzlisten Franz kaver Sabelsberger in München der Einfall, eine Geschwind schrift zu erfinden. Aber sie sollte anders als die alten aus ländischen geometrischen Stenographiemethoden werden, die sich nicht bewährt hatten. Und deshalb ersann er eine graphische Stenographiemethode, die in ihren Vuch- stabenzeichen die flüssigsten Züge der gewöhnlichen Schrift wiedergibt und daher größere Erfolge ermöglicht, als die alten'Geschwindschriften mit ihren für die Schreiberhand un gewöhnten geometrischen Linien. Er hatte dabei, wie er jagte, keine andere Absicht, „als einem höher«» Staatsbeamten zur Erleichterung seiner Ge schäft« in der Art dienstlich zu werden, ö,aß er vermittels sol cher Schrift einzeln« Elaborate desselben gleich vom Munde weg aufnehmen konnte.' * <pein Vorschlag, ein Staatsinstitut für Stenographie zu erschaffen, fand keine Unterstützung. Und da die Regierung auf ein neues Gesuch um ein Nebengehalt von 500 Gulden zur Vervollkommnung der Stenographie und zur Ausbil dung einiger Stenographen für die nächste Ständeversamm lung überhaupt nicht antwortet«, war er auf private Hilfe angewiesen. Graf Bentzel-Sternau erließ im Bayerisch«» Dolksblatt einen Aufruf an fünfzig bayerische Patrioten, die dem Er finder der deutschen Stenographie auf drei Jahre alljährlich zehn Gulden zur Verfügung stellen sollten und schrieb Ga- velsberger in einem Bries: „Ich habe an der Spitze unter zeichnet. Ich hoffe guten Erfolg; der wichtigere ist Natio naldank! Wenn die Regierung schlummert, so muß die Na tion wachen. Bleiben Sie guten Muts. Die Stenographie muß in die Höhe, Ihrem Verdienst muß Gerechtigkeit wer den. und sollten alle Obskuranten darüber platzen." Das war zuviel! Die bayerische Regierung empfand diesen Aufruf als eine» Vorwurf, erließ eine Gegenerklärung und zwang Gabelsberger, ein« öffentliche Erklärung gegen den Grafen Bentzel-Sternau abzugeben und als Staatsdie- ^ner von der öffentlichen Kollekte nicht Gebrauch zu machen. Aber die Spender verstanden es doch, Gabelsberger zu unterstützen, so daß er in den Stand gesetzt wunde, mit acht unddreißig Teilnehmern den ersten öffentlichen Stenogra- vhiekursus in seiner Wohnung zu beginnen. Das kunjttverk des Monats. Allmonatlich wird im Deutschen Museum ip Berlin ein her vorragendes Stück der wertvolle» Sammlungen einzeln aus gestellt. Im Juli ist es eine der bedeutensten Bronze statuetten des frühe» 16. Jahrhunderts, «ine Statuette do ' Maria init Kind, geschaffen von dem Landshuter Meiste Hans Leinberger. Inzwischen hatte Gabelsberger erkannt, daß-er feiner Stenographie nur durch die Herausgab« eines Lehrbuches den Weg ebnen konnte, und schuf in siebzehnjähriger harter Arbeit das Manuskript dazu. Außerdem lernte er seine Ste- nograohie verkehrt — in Spiegelschrift — zu schreiben, da das für die Lithographie nötig war, legte seine Ersparnisse in Lithographletaseln an und trat am 28. Juni 1834 mit! seinem selbst lithographierten und auf eigen« Kosten verlegten Buch „Anleitung zur deutschen Redezeichenkunst oder Ste nographie" an due Oeffentlichkeit. Dieser Tag war der Geburtstag der deutschen Steno graphie. Er war auch der letzte Sitzungstag des bayerischen Land-j tages. Und deshalb übergab Gabelsberger dem Präsidenten! des Landtages schweißtriefend-das noch feuchte, gebundene! Lehrbuch, der es sofort den umherstehenden Staatsmännern herumzeigte. Endlich schien Gabelsberger gesiegt zu haben. Herr von Utzfchneider sagt« zu den umstehenden Herren: „Mein« Herren! Sie wissen nicht, was wir an unserm Gabelsberger haben, er fft ein Mann, der Bayern Ehre macht und neben unserem Senefel-der ein« d«r interessantesten Erfindungen gemacht hat. Wenn wir ihm zweitausend Gulden geben, haben wir gar nicht zu viel getan." Zwei Stunden später beschloß der bayerische Landtag, dem Ministerialrat Gabelsberger eine Gratifikation von 200 Gulden zu überreichen. Zweihundert Gulden für ein Lebenswerk, dessen Drucks dem Erfinder allein elfmal so viel gekostet hatte. Zweihun-! dert Gulden für ein Wert, an dem Gabelsberger siebzehns Jähre unter Zuhilfenahme vieler Nächte gearbeitet hatte * Aber er sollte noch mehr Ablehnung erdulden. Keiner der hohen Staatsmänner wollte sich für die Stenographie einsetzen, da Gabelsberger sein Lehrbuch, das 49 Bogen Lithogravhi« und 24 Druckbogen umfaßte und heute für das bedeutendste Werk der ganzen stenographischen Literatur gilt, nicht einem von ihnen, sondern „dem cheuren Vaterlandes Bayern mit Liebe und Dankbarkeit gewidmet" hatte. Dies Buchhändler waren nicht zu bewegen, das Werk in den Schaufenstern au^ulegen, weil Gabelsberger es im Selbst verlag herausgegeben hatte. Deshalb blieb ihm nichts als der bayerische König Lud wig I-, der allem Fortschritt wohlwollend gegenüberstand. Aber bevor der König das Buch erhielt, untersucht« «si nn Staatsrat, ob darin „nichts gegen das monarchisch«! Prinzip" enthalten war. Und siehe er fand unter den Äei- pielen den Satz: ..Eine Regierung, welche dem Despotismus zuldigt, kann sich in Europa, wo die Zivilisation ihre Hei mat aufgeschlagen, nicht mehr halten," der den Thron des Herrschers ins Wanken bringen könnte. Er hatte sich jedoch unsterblich blamiert. Dies«» Satz «ar der Ausspruch eines Politikers aus der Zeit des griechi schen Befreiungskampfes gegen di« Türken, der dem Sohn Otto des bayerisch«» Königs die Krone Griechenlands ein» zebracht hatte. Im Jahre 1846 war der letzte Band der 600 Exemplare umfassenden Auflage des stenographischen Lehrbuches ver kauft. , Die Schüler, di« bei Gabelsberger die Geschwindschreib kunst erlernt hatten, gingen in die Welt und bracht«» di« graphische Stenographie überall zur Herrschaft. Sie wurde in fremd« Sprachen übertragen und in verschiedenen euro päischen Reichstagen eingeführt. Aber Gabelsberger wurde noch nach seinem letzten Atemzug bekämpft. Der Priester verkündet« am Grabes- . rand. daß der plötzliche Tod Gabelsbergers durch einen Schlaganfall ein Strafgericht Gottes sei und forderte die Trauergemeinde auf. für die arme Seele des Erfinders zu beten. Erst nach seinem Tode wurden ihm die Ehrungen zu teil, die ihm im Leben versagt wurden, während die von ihm erfundene graphische Stenographie sich von Jahr zu Jahr mehr behauptete und heute an ihrem hundertjährigen Jubiläum ein Rüstzeug der kopfarbeitendene Menschheit ist- Wird Deutschland frei von Erdöleinsuhr- Fast in jeder Woche kommen jetzt aus dem deutschen Erdölgebiet von Nienhagen die Meldungen von Erbohrung neuer kräftiger Oelquellen. die häufig eine Ansangsproduk tion von 80—100 Tonnen erreichen. Ein jeder dieser Funde ist ein wichtiger Schritt vorwärts zu dem Ziel, dqs sich die deutschen Mineralölforscher und die deutsche Erdölindustrie gestellt haben: Die Unabhängigkeit von fremder Mineralöl- «infuhr. Auf einer Tagung der deutschen Gesellschaft für Mineralölforschung wurde erst kürzlich erwähnt, daß Deutschland noch 1932 nur ein Viertel seines damaligen Verbrauchs an Treibstoffen, an Schmieköl und Wegebau materialien aus eigenen Vorkommen habe decken können. Wie aber Prof. Ubbelohde mitteilen konnte, wird nach Durchführung der zur Zeit gefaßten Pläne die Förderung des natürlichen Erdöls in Deutschland um 300 000 Tonnen gestiegen sein. Dazu kommt der Ausbau der Kohlehydrie rungsanlagen, die ebenfalls eine Vermehrung der Mineral- ölprod'uktion um 200000 Tonnen verspricht, und weiter« Planungen, die augenblicklich im rheinisch-westfälischen In dustriegebiet vorgenommen werden, lassen eine Steigerung abermals um 200 000 Tonnen erwarten. Wie Prof. Ubbe lohde formulierte, wird es möglich sein, „für Deutschland, das ebenso reich an Braunkohlen und Steinkohlen ist. wie es mäßig mit Erdöl bedacht zu sein scheint, durch feinere Ausnutzung der Kohlen, in Verbindung mit dem von Deut schen erfundenen und durchgebildeten Hydrierverfahren den Erdölreichtum anderer Länder auszugleichen." Selbst wenn sich unser Bedarf in den nächsten fünf Jahren verdoppelt, was bei der starken Motorisierung zu erwarten ist, kann er doch gedeckt werden. Das wichtigste ist, daß alle notwendi gen Maßnahmen nicht utopisch, sondern in ihrer technischen Durchführbarkeit erprobt sind. Fordern sie auch erhebliche Aufwendungen, so müssen diese Opfer doch gebracht werden, um Deutschland' die Einfiihrfreiheit auf diesem bedeutsamen Gebiet zu bringen. Wohin soll ich teilen? Die Frage erledigt sich für die meist«» Reisenden heut zutage in der Regel so, daß sie das eine Jahr hierhin, da» andere Jahr dorthin aehen. um nacheinander möglichst all««