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Brand in der Beni Harker Vorortbahn. In Newark brach infolge einer durchgebrannten Sicherung in einem Per- fonenzug, der auf der Fahrt nach New Dort war. Feuer aus. Drei Wagen brannten vollständig aus. Der Zug konnte noch rechtzeitig zum Stehen gebracht werden, so daß die Fahrgäste unverletzt blieben. Auch ein altes Bahnge bäude auf der Strecke fing Feuer und ging ui Flammen auf. Mörder während der Gerichtsverhandlung erschossen. Bei Beginn einer Gerichtsverhandlung in Crockett (Texas) gegen einen Neger, der beschuldigt war, einen weihen Mann ermordet zu haben, zog plötzlich ein Neffe des Ermordeten einen Revolver und erschoß den Angeklagten. Der Schutze wurde verhaftet, später aber gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt. i Ekpreßzug in Mexiko entgleist. Bei Queretaro (etwa , 200 Km. nordwestlich von Mexiko-Stadt) entgleiste der inter nationale Expreßzug Laredo (Ort an der Grenze von Texas) j — Mexiko-Stadt. 11 Reisende wurden schwer verletzt. 26 : kamen mit leichteren Verletzungen davon. Der Verkehr auf s der Strecke ist unterbrochen. ! W AM m SMU HMchM Belgrad, 25. April. Das Begräbnis der Opfer der Bergwerkskatastrophe von Senitze ist infolge der ungewöhn lichen Hitze beschleunigt vorgenommen worden. Die Vorbe reitungen zur Beerdigung waren nur kurz. 110 Särge wur den an einem besonderen Platze, den die Bergwerksdirek tion bereitgestellt hatte, in die Erde versenkt. Es konnten nicht alte Toten beigesetzt werden, da 27 Leichen noch in der Grube liegen. LoGrand in KrsaLien Belgrad, 25. April. Das Dorf Kraljewah in Kroatien ivurde durch eine Feuersbrunst zerstört, hierbei sind über 100 Häuser niedergebrannt. Das Feuer, das infolge der Hitze und Trockenheit günstige Voraussetzungen fand, wurde besonders durch einen sturmarkigen Wind gefördert. Die Feuerwehren erwiesen sich gegenüber dem entfesselten Ele ment als machtlos. Bei den Löscharten sind mehrere Men schen verletzt worden. MtWssnlkkWW Liebig Verurteilung wegen ToLWsgs gefordert Der Vertreter der Anklage im Waltershausener Mord prozeß, Landgerichlsrat Schueppert, beantragte gegen den Angeklagten Karl Liebig wegen eines Verbrechens des Tol- schlags und eines Verbrechens des versuchken Totschlags eine Gesamtzuchthausstrafe von 15 Jahren, Verlust der bürger lichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren, Einzug der Liebigschen Walterpistole, den Erlaß eines Haftbefehls und die Ueberbürdung der kosten auf den Angeklagten. Die Antersuchungshaft will der Anklagevertreter nicht angerech- nel haben. Dec Vertreter der Anklage führte in seinem vierstündi gen Plädoyer nach Schilderung des wechselvollen Verlaufes des Prozesses etwa aus: Als vor drei Wochen Las Schwur gericht zusammentrat, um dis Frage zu klären und zu ent scheiden, ob Karl Liebig derjenige sei, der in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember 1932 den Hauptmann Werther auf Schloß Woltershausen getötet habe oder nicht, habe mau gewußt, daß die Entscheidung, die zu füllen sei, nicht leicht und nicht einfach sei. Erschwert würde die Urteilsfindung durch den Umstand, daß die Frau, die als Zeugin der Tat in dem Prozeß auf- lrcit, weniger die Rolle einer Zeugin spielte, als in die Rolle einer zweiten Angeklagten hineingedrängt wurde. Das Ehslcben, die wirtschaftlichen Verhältnisse und den Charakter des Ehepaares Werther habe man genau kenncn- gelernt. Aber über Len wahren Charakter und die wahre Persönlichkeit des Angeklagten habe man keine Aufklärung erhalten. Erschwert sei ferner die Urteilsfindung durch die öffentliche Meinung. Dieser Prozeß habe das größte In teresse der Ocffcntlichkcit erregt. Zahlreiche Briesschreiber hätten eindeutig gegen Frau Werther Stellung genommen. Diese Leute seien jedoch rein gefühlsmäßig eingestellt. Mit gefühlsmäßiger Einstellung könne^man nicht die richtige —- ------ Ms gut muß er sein ! Iöäen lugs MLrLsu LLNvuZn. lassen Kathreiner getrunken- crm,cyewung sinoen. wesuyl uno jemand mußten Zusam menwirken. wenn das richtige Urteil gefällt werden solle. Der Staatsanwalt würdigte dann die Beweisaufnahme, i Er befaßte sich zuerst mit den Einbrüchen und kam zu dem ! Urteil, daß nach dem Tatortbefund des ersten Einbruchs die- § ser teilweise konstruiert sei und nur von einem gemacht worden sein könne, der genaueste Ortskenntnis hatte. Beide weiblichen Dienstboten im Schloß kämen hierbei voll kommen außer Betracht. Und er wisse auch nicht, was das Ehepaar Werther für einen Zweck mit einem solchen Ein bruch hätte verfolgen wollen. Der Fingerabdruck, der von ! Baron Woltershausen gefunden wurde, sei einwandfrei er- z klärt, auch bestehe dafür ein Alibi des Barons. Dagegen bestünden Verdachtsmomente für Liebig, einmal, daß die Gummischuhe, deren Eindrücke damals gefunden wurden, versteckt und nicht zu finden waren, zweitens sein Verhalten bei der Fahrt nach Koburg. Der zweite Einbruch sei nach seiner Ansicht ebenfalls fingiert. Der Einbruch sei durchaus nicht durch das Fenster, dessen Scheiben eingeschlagen waren s und vor dem die Hopfenstangen lagen, erfolgt, sondern der i Täter sei auch hier mit einem Nachschlüssel durch das Tor I n - ! »I I! 1 ins Schloß gelangt. Er könne die Täterschaft des Liebig hier weder bejahen noch verneinen. Aber ein gewisser Ver dacht bestehe für ihn auch hier. Es sei auch möglich, daß vielleicht Verwandte der Frau Werther ohne deren Wissen diesen Einbruch zu ihrer Entlastung gemacht hätten. Bei Wertung des Mordfalles schildert der Staatsanwalt die Verhältnisse zwischen den Eheleuten Werther. Es sei festge stellt, daß die ehelichen Verhältnisse in der letzten Zeit keine Trübung erfahren hätten. Wenn auch früher Hauptmann Werther es mit der ehelichen Treue nicht genau genommen habe, so habe sich seine Frau damals eben damit abgefun den. Der Hauptmann sei als ein energischer Draufgänger, aber hochintelligenter Charakter geschildert worden, wäh rend Frau Werther als leidende und wankelmütige Natur dargestellt wurde. Aber sie sei weder hysterisch noch eine Morphinistin gewesen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse al lerdings seien sehr mäßig gewesen. Nachdem der Staatsanwalt die Verhältnisse auf dem Schloß am Abend vor dem Mord als durchaus normal be zeichnet hatte, kam er zu der Feststellung, daß ein Selbst mord des Hauptmanns ausgeschlossen sei. Auch die angeb lichen Selbstschüsse der Frau Werther finde er sehr merk würdig. Man müsse nun fragen: Ist die Tat begangen worden im gegenseitigen Einvernehmen der Eheleute oder hat der Mann ohne Wissen der Frau oder die Frau ohne Wissen des Mannes die Tat verübt, oder hat die Frau im Einverständnis mit einem Dritten die Tat verübt? Ein gegenseitiges Einverständnis sei vollkommen ausgeschlossen. Wolle man weiter annehmen, daß die Frau allein die Tat verübt habe, so hätte sie sich von Liebig die Waffe ver schaffen und sie dann wieder zurückstellen müssen. Das wäre auch ausgeschlossen gewesen. Sie habe auch keinen Grund gehabt, ihren Mann zu erschießen, da sich dadurch ihre Lage nicht im geringsten verbessert hätte. Vollstreckung eMes Todesurteils In Erfurt ist der Mörder Johann Gansdorf hingerich- tet worden. Gansdors war am 11. Dezember 1SZZ von dem Schwurgericht in Erfurt wegen des an der Ehefrau Mar garethe Schaar begangenen Mordes zum Tode verurteilt worden. Lreilaches Todesurteil In oer Schwnrgerichtsoerhandlung gegen den früheren Museumsoufseher Otto Weihe in Berlin, der in der Nacht zum 4. März in seiner Wohnung in Moabit seine Ehefrau, seine 16jährige Stieftochter und ein dreijähriges uneheliches Kind seiner Frau mit Hammerschlägen ermordet hat, ver urteilte das Gericht den Angeklagten dreimal zum Tode und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit. In der Mordnacht war es zwischen Weihe und seiner Frau, wie schon wiederholt, zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen. Nach der Tat, die Weihe mit größter Kaltblütig keit und Brutalität Misführte, begab er sich zu einer befreun deten Familie und nahm dort an einer Einsegnungsfeier teil. Am 6. März stellte er sich schließlich selbst der Polizei. Der Vorsitzende erklärte, Leute, wie der Angeklagte, könnten in der Volksgemeinschaft nicht geduldet werden und müßten be seitigt werden. Der Angeklagte, der während der ganzen Verhandlung ein gelassenes Wesen zur Schau trug, nahm auch das Todesurteil ohne Gemütserregung entgegen. (38. Fortsetzung.) So rang er immer wieder in seiner Seele um Beate. So litt er um sie. Dazu kam die Sorge um Mutter Jochen. Noch hatte sie ja Geld. Bescheiden, wie sie war, konnte sie mit diesen 200 Mark eine ganze Weile auskommen. Die Miete war, wie immer, auf ein Vierteljahr von ihm vor ausgezahlt. Aber einmal mußte das Geld zu Ende gehen. Würde sie dann den Weg zu Konsul Nystädt finden? Würde er so hochherzig sein, wie Aki es von ihm erhofft? Das alles waren Fragen, die ihn nicht zur Ruhe kommens ließen. Schmal und hager wurde er in diesen Tagen. Selbst: sie frische Frühlingsluft und das gesunde Leben in der freien Natur draußen vermochten keine Farbe auf sein Gesicht zu zaubern. Kam er abends müde und hungrig in ein kleines Wirts haus, so war seine erste Frage nach Zeitungen. Er brannte auf Nachrichten aus Hamburg. Und doch fürchtete er sie. Konnte nicht in jeder Zeitung sein Steckbrief stehen? Vielleicht war es falsch gewesen, Mutter Jochen mitzu- reilen, wohin er sich wenden wollte? Vielleicht hatte die Polizei bei ihrer Haussuchung auch diesen Abschiedsbrief an Mutter Jochen gefunden. Dann war es mit seiner Frei heit bald aus. An jedem Postamt, an jedem Gerichtsgebäude ging er mit scheuem Blick vorüber. Es konnte ja überall ein Steck brief hängen. Begegnete er einem Gendarm oder sonst einer Amtsperson, so zog er dir Mütze tief in die Stirn. Zeder forschende Blick eines ihm Begegnenden ließ ihn im tiefsten Innern erzittern. So war er acht Tage unterwegs, teils zu Fuß, teils mit der Bahn. Er war nun schon an der polnischen Grenze ingelangt. An der letzten deutschen Station saß er beim Abendbrot und las die Zeitungen aus dem Reiche. Ek! atmete auf. Nein> Ein Steckbrief war immer noch nicht su finden. Aus Langweile blätterte er die verschiedenen: Zeiten der Zeitungen durch. Las die Familiennachrichten;! eigentlich ohne zu wissen, warum. Da — plötzlich stutzte er.> In ziemlich großem Druck und großem Format fand er folgende Notiz: A. W. wird innig gebeten, schnellstens nach Brauns berg (Ostpreußen) zu gehen. Nähere gute Stachrichten postlagernd unter B. W. 5333l Aki las diese kurze Notiz wieder und immer wieder. Was sollte sie bedeuten? Wie kam es, daß diese Buch ¬ staben A. W. und B. W. die Anfangsbuchstaben seines' und Beates Rainen waren. Ein Zufall!, sagte er sich. Und doch gleich darauf: Und^ wenn es kein Zufall wäre? Er las die Notiz noch einmal, j Was für eine Chiffrenummer war dies doch? 5.3.33? Aber das war ja das Geburtstagsdatum Beates! Es' war das Datum jenes Abends, an dem er den ersten Zu-^ sammenstoß mit Frentzoß gehabt und sich in Zorn voNj Beate getrennt hatte. Niemals vergaß er diesen Tag. Er^ war der Beginn seines Unglücks gewesen. Nun fand er. hier dieses Datum und diese Buchstaben. Nein, ein Zweifel war unmöglich. Beate hatte diese Notiz in die Zeitung gebracht. Aber wie kam sie darauf, in dieser kleinen pommerschen Zeitung zu inserieren? hastig ging er an den Zeitungsständer des kleinen ver räucherten Lokals und suchte weiter: Tatsächlich — ini sämtlichen pommerschen, ostpreußischen und Mecklenburgs schen Zeitungen stand die gleiche Notiz. So wußte Beate. Aso von dem Weg, den er genommen hatte, vermutlich^ surch Mutter Jochen. Sie rief ihn durch diese kleine Notiz! Sie dachte an ihn, wollte ihm helfen. Ein heißes Glücks- zefühl brach in ihm auf. „Gute Nachrichten postlagernd, Braunsberg!" hatte sie: geschrieben. — Gute Nachrichten!? Was konrtte das be-s beuten? Entweder war Frentzoß wieder gesund geworden oder aber man hatte sich davon überzeugt, daß er keinerlei unerlaubte Handlungen begangen hatte. Braunsberg — Ostpreußen ... Er fragte nach einem Kursbuch. Der freundliche Wirt brachte ein altes Bändchen „Hier wird so etwas nicht ost gebraucht!" sagte er ent schuldigend. „Aber vielleicht sindcn ber Herr doch variu, was er sehen will!" Mit zitternden Händen blätterte Aki in dem kleinen Kursbuch. Tatsächlich — hier stand: Braunsberg (Ost preußen). Es waren nur vier Wegstunden bis dorthin. Dazwischen aber lag die Grenze. Wie kam man über die Grenze? Sein Paß hatte kein Visum. Ueberdies mußte er sich hüten, ihn zu zeigen. Es konnte ja inzwischen ein Steckbrief erlassen sein. Dann fiel er unrettbar der Polizei in die Hände. Mit verzweifelter Gebärde schob er das Kursbuch bei seite und saß in stummem Grübeln da, Stunde um Stunde. Der Wirt hatte ihn von seiner Theke aus stumm beob achtet. Er sah: der fremde, junge Mann war von irgend einer schweren Sorge niedergedrückt. Wer mochte wissen, was der arme Kerl auf dem Herzen hatte. Er war gerade so jung und frisch und so einfach im Wesen wie der eigene Sohn, der im Weltkriege gefallen war. Ein unbestimmtes Gefühl von Mitleid erfaßte den Wirt. Er sah sich um. Dann kam er hinter seiner Theke hervor. „Jst's gestattet, daß man Platz nimmt?" fragte er. Aki fuhr aus seinem Brüte» auf. „Bitte, Herr Kröger! Sic tun mir direkt einen Ge fallen. Manchmal ist es nicht gut, mit seinen Gedanke» allein zu sein." „Hören Sie, junger Herr" — der Wirt dämpfte seine Stimme —, „ich kann nur schon denken, wo Sic der Schuh drückt. Sie möchten herüber über die Grenze." Aki erschrak. Aber der freundliche alte Mann legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter: „Sie brauchen keine Angst zu haben, junger Herr! Hier hat schon mancher gesessen und wollte herüber. Da waren der polnische Korridor dazwischen und die polnische Polizei, die aufpaßt wie der Teufel auf die arme Seele. Ist so mancher, der drüben liebe Menschen hat und dem Polen ein Dorn im Auge, weil er deutsch fühlt und deutsch ge blieben ist. Da haben wir schon manchmal so einem Lands mann herübcrgeholfen, ohne daß ein Hahn danach gekräht hat. Daß Sie ein ordentlicher, lieber Bursche sind, das fühlt man. Man hat in seinem langen Leben hier in dem Wirtshaus schon so viele Menschen kommen und gehen sehen — da weiß man Bescheid. Also, wenn Sie 'rüber möchten, Herr?" „Und ob ich 'rüber möchte, Herr Kröger?! Wenn Sie mir dazu helfen könnten, Gott möge es Ihnen lohnen. Glauben Sie mir, es ist nichts Unrechtes, was mich hin übertreibt." „Das glaube ich Ihnen unbesehen, junger Herr. Aber sagen Sie, wie steht's: können Sie einen braunen Lappen springen lassen? Nicht für mich. Gott behüte, daß ich von einem Landsmann, der über den verfluchten Korridor hinüber in unser deutsches Ostpreußen will, Geld nehmen sollte. Aber der Mann, der das macht, der schreibt Ver dienen groß. Dafür ist er auch zuverlässig." „An Geld soll's nicht scheitern, Herr Kröger. Ich zahle doppelt, wenn's sein muß." „Nee, nee, das tun Sie lieber nicht. Wenn das nächste Mal ein armer Teufel kommt, der nicht soviel hat, dann streikt uns der Kuhlweit. Na, dann bleiben Sie man noch eine Stunde hier. So um halb zehn kommt der Kuhlweit gewöhnlich bei mir vorbei, um einen Korn zu trinken. Da wollen wir gleich einmal mit ihm reden. Und wie wär's denn nun, wenn Sie nochmal ein ordentliches Schinken brot essen möchten? Kann sein, daß Sie noch heute in« müssen." Die Nacht war dunkel. Der Himmel hatte sich bezogen. Warmer Frühlingsregen fiel in schweren Tropfen. Ab und zu, wenn die Wolken zerrissen, spiegelte sich ein ver lorener Stern in den Lachen des aufgeweichten Weges. Aki ging langsam und gleichmäßig zwischen Joseph Kuhl weit und einem ihm unbekannten schweigsamen Mann. Sie sprachen kein Wort. Ihre Zigaretten bohrten einen kleinen roten Schein in die Dunkelheit.