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Beruhigung in Rumänien Konstantin Vraklanu Führer der Liberale.. Bukarest, 5. Januar. > Der Führerausschub der Liberalen Partei hat den frü- , Heren Ainanzminister Konstantin Bratianu zum Präsidenten der Partei ernannt. Ferner ist beschlossen worden, daß die liberale Partei dem Kabinett Tatarescu jede Unterstützung angedeihen lassen werde. Wie man in politischen Kreisen hört, dürfte das neue , Kabinett fast dieselbe Zusammensetzung haben, wie das vor- > angegangene. Titulescu trifft heute in der Haupt stadt ein. Lucas Mörder über die Tatgründe Ein Sonderberichterstatter des Pariser „Journal" hatte Gelegenheit, im Bukarester Gefängnis den Mörder des rumänischen Ministerpräsidenten Duca, Constantinescu, zu sprechen. Nach dem Beweggrund zu seiner Tat befragt, erklärte Constantinescu: „Ich habe Duca erschossen, weil er Rumänien unter die Abhängigkeit des Auslandes brachte und nicht nach einer rumänischen Lösung der politischen Fragen suchte." Der Berichterstatter stellte Constantinescu die verfäng liche Frage, ob die Eiserne Garde, der er angehöre, nicht bestimmten ausländischen Lehren huldige, ob sie z. B. nicht das nationalsozialistische Deutschland bewundere. Constan tinescu erteilte dem Fragesteller folgende Abfuhr: Diese Frage interessiert mich nicht. Ich wiederhole: Ich habe Duca erschossen, weil ich nicht wünsche, daß ein Land unter - der Herrschaft anderer Länder lebt. Ich habe mich aus nationalistischen Boden gestellt. Das ist alles. Constanti- , nescu bemerkte auf eine weitere Frage ironisch, daß man . vergeblich nach weiteren Mittätern suchen werde. Zum ! Schluß erklärte er: Ich bedauere, auf den Ministerpräsiden- l ten meines Landes geschossen zu haben; aber ich bedauere ! keineswegs, einen verhängnisvollen Politiker beseitigt zu : haben s Bon gestern bis heute Neuer Präsident des Reichsfinanzhofes Der Senatspräsident beim Reichsfinanzhof in München, Geheimrat Dr. Richard Kloß, ist zum Präsidenten des Reichs finanzhofes ernannt worden. Dr. Kloß, der 1867 in Wal denburg (Sachsen) geboren wurde, gehört dem Reichsfinanz hof seit dessen Errichtung im Jahre 1918 an und ist seil ^921 Senatspräsident Der erste Spatenstich. Am Mittwochmorgen um 10 Uhr wurde der erste Spa tenstich an dem neuen Teilstück der Düsseldorf-Kölner Auto straße auf Leverkusener Gebiet ausgeführt. Reichsbahnober baurat Nadler wies in kurzen Worten auf die große Be deutung dieses Augenblicks hin. Reichsbahnbaurat Thier, der den zweiten Spatenstich ausführte, brachte ein dreifaches Siegheil aus den Reichspräsidenten und den Reichskanz ler aus. Spaltung in der Kommunistischen Partei Polens. Die Warschauer Blätter berichten von einer Spaltung der Kommunistischen Partei Polens, die bereits seit län gerer Zeit durch den Kampf zwischen den Anhängern Sta lins und denen Trotzkis in zwei Lager zerfiel. Die neue Gruppe, die den Namen „Arbeiteropposition" führt, ver öffentlicht eine Erklärung, die sensationelle Enthüllungen über die Zustände hinter den Kulissen der kommunistischen Organisationen enthält. Aus diesen Mitteilungen geht her vor, daß die Kommunistische Partei jegliches Vertrauen der Massen verloren hat und daß in ihren Neihen Korruption und allgemeiner Verfall herrscht. Vierzehn Todesurteile in Kabul. Wie aus Kabul gemeldet wird, hat ein Sondergericht, dem auch einige Mitglieder des afghanischen Kabinetts an- Fehörten, 14 Personen wegen Beteiligung an dem Mord anschlag gegen Nadir Schah zum Tode verurteilt. Unter den Verurteilten befinden sich der Vater, der Onkel und Znige Freunde des Mörders Abdul Khalik, ferner ein Offizier des Heeres und ein Lehrer der Schule, wo Abdul Khalik und seine Mittäter studiert hatten. Der König hat Ale Todesurteile bereits bestätigt. General Liukwaitung für vogelfrei erklärt Die Nankinger Regierung hat den General Liukwai tung, der kürzlich einen Angriff auf Peking unternahm, für vogelfrei erklärt. In der Verfügung wird betont, daß General Liukwaitung, wenn er von einem chinesischen Staatsbeamten festgenommen werde, ohne ein« gerichtlich« Verhandlung hingericht«t werden könne. Die chinesische Regierung könne für Las Vorgehen des Generals keine Ver antwortung tragen. Zwölf venezolanische Revolutionäre ertrunken. Eine Gruppe von Revolutionären, die in einem Motor boot yon Trinidad nach Venezuela zu gelangen suchte, ist im Orinoco-Fluß verunglückt. Das Boot kenterte. 12 Per- ' sonen, darunter die Generale Flores und Ferrer, ertranken. Vier andere Insassen wurden gefangengenommen und ins Gefängnis gebracht. Eine andere Gruppe kreuzt noch in einem Motorboot im Golf von Paria, ist aber bisher von der venezolanischen Küstenwache an der Landung verhindert worden. Allerlei Neuigkeiten Schienentod eines Rostocker Professors. Vom Strecken- !wärt4r wurde auf der Eisenbahnstrecke Rostock—Schwaan in Är Nahe von Papendorf die Leiche eines Mannes gefunden. M handelt sich um Professor Dr. Gerhard Thomsen aus Rostock, der sich von einem vorbeifahren-en Zuge, wahr- kleinlich von dem Frühschnellzug Warnemünde—Hamburg, Wie überfahren lassen. Line Mutter erschießt ihren Sohn. Die Ehefrau des Schlächtermeisters Tiedemann in Lühe bei Grünendeich (Altes Land) hat in einem Anfall von Hysterie ihren 14- -jahrlgen Sohn durch einen Pistolenschuß in die Schläfe ge tötet und die Waffe dann gegen sich selbst gerichtet. Infolge ! Siner Ladehemmuna wurde sie jedoch an der Ausführung ! Ler StabsSei dankt Stabschef Reichsministc,. Röhm veröffentlicht folgende Erwiderung auf die ihm zugegangenen Weihnacht-- und Neujahrswünsche: Das Christfest und de- Jahreswechsel haben mir aus Ler SA und aus allen Kreisen der Bevölkerung Gaben, Grüße und gute Wünsche :n ja großer Zahl gebracht, daß es mir zur Unmöglichkeit uüri. jedem einzelnen dafür Dank zu sagen. Ich bitte alle, di- meiner gedacht haben, meinen herzlichen und aufnchtigcu Dank jür alle die Freundlich keiten versichert zu sein und die Erwiderung ihrer Grüße und guten Wünsche auf diesem Wege entgegcnzunehmen. Mein Dank soll sein, daß ich - wie bisher — alle Kraft darein setze, an dem Posten, aus welchen mich das Vertrauen des Führers gestellt Hot, dem 'Volk und Vaterland zu dienen. des Selbstmordes gehindert. Die völlig züsammengebro- chene Fräu wurde in das Buxtehuder Krankenhaus ge- schafft. Mißglückter Anschlag auf einen Eisenbahnzug. Wie die Reichsbahndirektion Frankfurt a. M. mitteilt, mußt« ein von Offenbach kommender Zug kurz hinter dem Einfahrtssignal in den Frankfurt Lotalbahnhof halten, weil zwei eiserne Schwellen quer über den Gleisen lagen. Da der Zug schon langsam fuhr, schob die Lokomotive di« Schwellen vor sich her und stieß sie dann zur Seite. Der Zug entgleiste nicht und auch Personen wurden nicht verletzt. Die Bahnpolizei hat di« vorhandenen Spuren sofort mit Hunden verfolgt. Flüchtiger Banklehtling feslgenommen. Der Banklehr ling Bastring hatte bei einer Bank In Münster 46 000 RM unterschlagen und'wurde flüchtig. Er konnte jedoch in Aal ten (Holland) festgenommen werden. In seinem Besitz be fanden sich noch 15 000 RM. Schwerer Schisfszusammenstoß. Bei dichtem Nebel ist auf der Nordsee vor dem Eingang zum neuen Wasserweg bei Hoek van Holland der deutsche Dampfer „Ceres" mit dem aus Rotterdam kommenden englischen Dampfer „Sa- gres" zusammengestoßen. Die „Ceres" scheint schwere Ha- verie erlitten zu haben. Das Schiff hat dringende SOS- Rufe ausgefandt und befindet sich wahrscheinlich in sinken dem Zustand. Ein Rettungsboot ist von Hoek van Holland abgegangen. Tausende von toten Krähen aufgefunden. In der eng lischen Grafschaft Dorset nördlich von Dorchester sind in einem Umkreise von 30 Kilometern Tausende von Krähen tot aufgefunden' worden. Es besteht der Verdacht, daß irgendein Bauer auf seinem Feld Arsenik ausgestreut hat, um die Vögel als Schädlinge zu vergiften. Eisenbahnunglück in Frankreich. In der Nacht ereignete sich in der Nähe von Epinal ein Eisenbahnunglück, bei dem zwölf Soldaten mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Eine Lokomotive, die zwei Eisenbahnwagen abschleppen sollte, in denen sich Soldaten eines Jägerregiments befan den, fuhr so stark auf einen der beiden Wagen auf, daß er aus den Schienen sprang und zum Teil zertrümmert wurde. Zwölf Soldaten erlitten dabei zum größten Teil Quetschungen und mußten ins Militärlazarett übergeführt werden. Line entsetzliche Bluttat ereignete sich in der Obersär- sterei Leschütz im Kreise Bromberg. Dort wurde der 39>äh- rige Arbeiter Wroblewski plötzlich von religiösem Wahnsinn befallen und erschlug dabei seinen Freund, den 45jährigen Arbeiter Musial, während des Abendgebetes. Nack der Tat geriet Wroblewski vollständig in geistige Umnachtung. Er legte den Leichnam auf den Fußboden und nagelte Hände und Füße des Erschlagenen in der Lage eines Gekreuzigten an den Brettern des Fußbodens an. Durch das Klopfen wurden die Bewohner der Oberförsterei wach. Sie drangen in das Zimmer ein und konnten erst nach heftiger Gegen wehr den Wahnsinnigen bändigen. Polnisches Militärflugzeug abgestürzt. In der Nähe von Hohensalza im abgetrennten Gebiet stürzte ein polni sches Militärflugzeug ab. Dabei fand ein Hauptmann aus Thorn den Tod. Das Flugzeug wurde vollständig zertrüm mert. Schwerer Unfall bei einem Tunnelbau. Beim Tunnel bau an einer neuen Eisenbahnstrecke in der Slowakei stürzten nach dem Abschuß einer Sprengpatrone Felsmassen ein. Drei Arbeiter wurden verschüttet. Zwei von ihnen wurden tot. einer schwerverletzt geborgen. Die Bekämpfung erbkranken Nachwuchses. Gesunde Eltern — gesunde Kinder!, das ist das Ziel des Reichsgesetzes zur Bekämpfung erbkranken NachwuMes. Der Aufklärung über diese für das deutsche Volk lebenswichtige Frage dient eine, von der NS,-Volkswahlfahrt herausgege bene Schrift, die überall zum Preise von 10 Pfennig zu haben ist. Ler Skandal «o« Banonne Angriffe gegen Solonialmlnisler Dalimier. ! Paris, 5. Januar. Die Riesenbetrügerei von Bayonne nimmt von Tag zu Tag größere Ausmaße an. Die Ange legenheit, die bisher rein kriminellen Charakter trug, wird i allmählich auch, auf das politische Gebiet hinübergezogen. Verschiedene hochstehende Persönlichkeiten werden zum min desten moralisch dafür verantwortlich gemacht, daß es einem internationalen Schwindler wie dem Russen Stra- oisky möglich gewesen ist, jahrelang ungehindert sein Un wesen zu treiben. Die Angriffe eines Teils der Presse rich ten sich besonders gegen den früheren Arbeits- und letzigen Kolonialminister Dalimier. Wie weit die Angriffe gerechtfertigt sind, läßt sich heute noch nicht übersehen. Tatsache ist jedenfalls, daß Stravisky j 1915 schon sein Unwesen getrieben hat und seinerzeit zum ! ersten Male wegen Betruges verhaftet wurde. Er wurde , jedoch bald wieder auf freien Fuß gesetzt; 1919 wurde er erneut wegen Betrügereien verhaftet. Dann hatte er sich j 1926 wiederum vor den Gerichten wegen Diebstahls von Wertpapieren zu verantworten; aber es gelang ihm dank irgendwelcher dunkler Einflüsse, den Prozeß bis auf den heutigen Tag zu verschieben. Einige Blätter behaupten, daß er seine Immunität ausschließlich dem Einfluß hoch stehender politischer Persönlichkeiten des Kartells verdanke. Es scheine, so schreibt z. B. das „Echo de Paris", daß diese Persönlichkeiten von Stravisky nicht allein getäuscht worden seien, sondern daß sie bis zu einem gewissen Grade als Jel- sershelfer angesehen werden müßten. Anders könne man sich nicht erklären, mit welcher Leichtigkeit Straoiskn feine Betrügereien ungestraft habe durchführen können. Dar Ende einer FamMentragädie Helmstedt, 5. Januar. Der Oberlehrer Eduard Witten burg hatte in Berlin seine Frau und seine Schwiegermut ter in der Nacht zum 2. Januar vergiftet. Noch am gleichen Tage fuhr der Täter mit der Bahn nach Braunschweig und suchte dort eine ihm bekannte Frau aus. Mit dieser begab er sich nach Königslutter und mietete in einem dortigen Gasthaus ein Zimmer. Nach dem Abendessen entfernten sich beide aus dem Gasthaus. Am nächsten Morgen erhielt die Stadtpolizei in Königslutter einen Brief mit der Mit teilung, das Paar würde sich im Elm das Leben nehmen. Die Nachforschungen der Polizei blieben zunächst ergebnis los. Am späten Abend wurde dann aber die Frau durch einen Einwohner des Ortes kurz vor Königslutter unter Vergiftungserscheinungen aufgefunden. Sie wurde dem Krankenhaus Helmstedt zugeführt. Lebensgefahr besteht nicht. Auf Grund der Angaben der Frau ! konnten dann Beamte des Landeskriminalpolizeiamtes Wittenburg an einer versteckten Stelle in der Nähe eines Steinbruches im Elm tot auffinden. Er hatte kurch Einnehmen von Gift Selbstmord verübt. Flugzeug stöbt gegen Funkmast Berlin, 5. Januar. Auf der Rückkehr von einem Uebungsslug stieß in unsichtigem Vetter ein Flugzeug der Deutschen Verkehrsfliegerschule Braunschwelg bei der Lan dung auf dem dortigen Flughafen gegen einen Funkmast und stürzte ab. Die beiden Insassen, Flugzeugführer Schröder und Werkmeister Huhndorf, kamen dabei ums Leven. Gregor Soham Mendels Tod Zu seinem 50. Todestag am 6. Januar. Daß auch weltumwälzende wissenschaftliche Entdeckun gen Gefahr laufen, vergessen zu werden, das zeigt das Leben mck> das Werk Gregor Johann Mendels, des Vaters der Vererbungsgesetze. In einem langen arbeitsreichen Leben, das nur dem Dienst am Werke gewidmet war, hat dieser Augustinerabt in Brünn die Naturgesetze entdeckt, die für die Vererbung alles dessen, was lebt, von entscheidender Be deutung sind und doch sind Jahrzehnte vergangen, ohne daß man wußte, was eigentlich entdeckt worden war. Erst als andere Forscher in der gleichen Richtung arbeiteten, entsann man sich wieder, daß dem schlichten Augustinerabt das Ver dienst gebührte, das jetzt an seinem 50. Todestao- »nn d->- Welt dankbar anerkannt wird. Ohne großes Laboratorium, ohne die wissenschaftlichen Hilfsmittel, die heute den Forschern zur Verfügung stehen, hat Gregor Johann Mendel in einer kleinen Ecke des Klo stergartens Erbsen angebaut. Hier hat er die Züchtungen vorgenommen, unablässig Beobachtungen angestellt, immer und immer wieder die Ergebnisse nachgeprüft, bis sich in jahrezehntelanger Arbeit endlich die Forschungsergebnisse zu den Gesetzen und den Regeln verdichteten und formten, die heute als Mendelismus, als Mendelsche Regeln bekannt sind und die die Grundlagen der Vererbungswissenschaft über haupt sind. Mendel selbst kam aus ganz kleinen Verhältnissen. Er stammte aus dem äußersten Nordosten Mährens, dort, wo heute Deutschland, Polen und die Tschechoslowakei aneinan dergrenzen. Sein Vater war Bauer, und dieses Ahnenerbe hat ihm die Liebe und den Sinn und das offene Auge für die Natur und das Naturgeschehen gegeben. Er wurde am 22. Juli 1822 geboren und starb nach einem arbeitsreichen Leben am 6. Januar 1884. An seinem Lebensende war er einsam geworden, aber er fürchtete nicht den Tod. Dage gen l;atte er Furcht vor dem Scheintod, und deshalb ver- angte er ausdrücklich die Sektion seiner Leiche. Kurz vor einem Tode hat er noch den Klosterfunktionär durch Eid- chwur zur Durchführung dieses Wunsches verpflichtet. Eine Todesnachricht im Brünner „Tagesboten" schließt mit den Worten: „An dem Verblichenen verliert die Armut einen großen Wohltäter und die Menschheit überhaupt einen der edelsten Charaktere, einen warmen Freund und Förderer der Naturwissenschaften und einen mustergültigen Priester." Wenn hundert andere in Staatsgewändern dem geist lichen Würdenträger folgten — daß ein großer unsterblicher Forscher zu Grabe getragen wurde, das wußte von all den Hunderten kein einziger. Erst als die Vererbungswissenscl;aft im ganzen weiter fortgeschritten war, erinnert« man sich an die Arbeiten Mendels. Jetzt nach 50 Jahren hat sein Werk, das Mendel in Stille und Verborgenheit geschaffen hat, das Denken und Handeln der Menschen auf der ganzen Erdx zu