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3. Mozart-Variationen von Reger. Max Reger <1873 — 1916) steht mit seinem umfangreichen Schaffen, welches mit Ausnahme der Oper jede musikalische Gattung bedachte, noch immer im Kampfe der Meinungen. Die einen sehen in seiner komplizierten, schwerblütigen Schreibart den unserer Zeit einzig entsprechenden musikalischen Ausdrudt/ die anderen meinen, seine Zeit wäre vorbei oder käme nie. Einig sind sich alle in der Bewunderung von Regers, die landläufigen Be» griffe überschreitendem technischen Können, insbesondere seiner Kontra» punktik, d. h. der Kunst, jeder der zahlreichen, zugleich erklingenden Stimmen selbständigen Charakter, Persönlichkeit, Individualität zu verleihen. Das Allerbedeutendste in seinem Gesamtschaffen hat Reger in der kunstvollen Veränderung von Themen fremder Komponisten geleistet. Also nicht im Erfinden, im Neuschaffen, vielmehr im Umschaffen, im kunstvollen Ver* kleiden bewährte er seine besten Kräfte. Die heute gespielten acht Variationen mit Fuge über ein Thema von Mozart sind 1914 entstanden. Das Thema steht in Mozarts Klaviersonate A»dur <mit dem türkischen Marsch) und ist auch einst von Mozart selbst zu Variationen verwendet worden. Bei Mozart allerdings hört man aus jeder der Variationen das schlichte, liebenswürdige Thema wieder heraus. Bei Reger geht es stellenweise soweit mit der Ver» änderung, daß man das Thema nicht wiedererkennen kann. Es ist immerhin reizvoll, zu beobachten, wie durch veränderten Rhythmus, durch andere Harmonik, andere Farbe der Charakterwechsel herbeigeführt wird. In der am Schluß stehenden, zuletzt glanzvoll ausgehenden Fuge setzen die einzelnen Stimmen nach bestimmten Gesetzen nacheinander ein. 4. Vorspiel zu „Die Meistersinger von Nürnberg" von Vagner. Das Meistersinger »Vorspiel von Richard Wagner <1813 — 1883) kann man als Fest »Vorspiel bezeichnen. Nicht nur eines von vielen, sondern das Muster. Die festlichen, wuchtigen Akkorde des Meistersinger»Themas er» öffnen. Die Sehnsuchtsmelodie Stolzings und die Fanfare der Meistersinger folgen. Stolzings Liebesseligkeit wird dann von dem in verkleinerten Noten» werten erscheinenden Meisterthema abgelöst. Die Verkleinerung des Themas soll die zunftmäßige Tüftelei der Arbeit der Meister kennzeichnen. In be» wundernswertem Kontrapunkt ko: • iniert dann Wagner die drei Haupt» themen: Liebesseligkeit, Fanfare, Meisterthema, Die Fanfare wird in imponierender Schlußsteigerung vom Bläserchor übernommen. In höchstem Glanze erscheint nochmals das Meisterthema. „ Dr. Kreiser, Dresden.