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« Min. weil«. Der AltteichSkanzl« der wohl aussah, war auch diesmal Peaenstand lebhaft« Ovationen. Obgleich di« Durchreise d« Fürst« uicht allgemein bekannt und na mentlich die Zett -derselben nicht genau zu «mitteln war, hatte sich di<BichnMhalle des Stettiner BabnhofS schon längst vor MtWa mit einem disttnguirten Publikum gefüllt. Ungefähr 450 Person«, darunter viele Offiziere, hatten sich eingefunden. Sobald d« Zug in di« Halle einfuhr und zuerst die Fürstin sichtbar wurde, erbrausten begeisterte Jubelrufe, di« sich vervoppelten, als Fürst Bismarck sich am Fmst« z«tgt«. D« Fürst lthnte sich heraus und dankte bewegt. D« Vorsitzende de- studentisch« Verein-, Studiosu- Cartellieri, hielt folgende Ansprache: „Durch lauchtigster Fürst! Im Namen der hi« versammelten na- tionalgesinnten Verein« d« grüßt« Universität des Deutschen Reiches «laube ich mir, den ehrerbietigsten Dank zu sagen dafür, daß Tw. Durchlaucht uns Gelegenheit gegeben haben, unsere Huldigungen darzubringen. Wenn allerdings alles das, was ein jeder wahrhaft Deutsche für den grüßten Staatsmann des deutschen Volkes empfindet, durch die schönsten Worte vrrherrlicht worden ist, so «hebt die aka demische Jugend den Anspruch, der flammenden Begeister ung für Ew. Durchlaucht die hellsten Worte zu verleihen. Jene- studentische Lied, das des Vaterlandes Herrlichkeit preist, erinnert unS an Ew. Durchlaucht. Und Ew. Durch laucht Pepütntz, datz Sie vor nunmehr 34 Jahren nied«- schrirbep: „Wfnn ich mich einem Teufel verschrieben habe, so ist es der teutonische Teufel", ist der Wahlspruch jedes deutsch« Studenten geworden. (Jubelnde Zustimmung.) Diesem Gefühl starke« Ausdruck zu geben, fordere ich die anwesend« Kommilitonen auf, mit mir einzustimm« in d« Ruf: Se. Durchlaucht Fürst Bismarck lebe hoch!" Brausend erschollen die Hochrufe. Der Fürst erwiderte in launigster Weise die Ansprache. Er sprach speziell von Berlin zuHAer (des Fürsten) Kinderzeit. Er betonte sein Heimathsgefähl für Berlin und wie er sich immer als Zugehöriger betrachten werde. Mit einem Hoch auf die akademische Jugend und die Stadt Berlin schloß der Fürst seine, im ganzen fast humoristisch gehaltene Rede. Nach- hem d« Abg. Hahn noch ein Hoch auf die Fürstin aus- gebracht hatte, nahm der Fürst Gelegenheit, mit den Zu- nächststehenden zu sprechen. Er betonte, daß die kurmärk- ischrn Farben roch und weiß dem alt« Kaiser Wilhelm die Annahme der roth-weiß-schwarzen Farbe erträglich ge macht haben. Nach einem Aufenthalt von 10 Minuten fuhr d« Zug ab. Wieder ertönten begeisterte Hoch», welche den Fürsten begleiten, solange der Zug sichtbar war. — D« „Reichsanzeiger" schreibt: Gegenüber der von verschiedenen Blättern gebrachten Mittheilung, daß die Heeresverwaltung die Absicht habe, eine eigene Aluminium fabrik für den Armeebedarf amulegen, sind wir in der Lage zu erklären, daß diese Mittheilung auf Erfindung beruht. Berlin, 16. Juli. Die „Nordd. Allg. Ztg." theilt mit: Der preußische LegationSsekretär in Dresden, Prinz v. Hohenloh^Oehring«, ist zum zweiten Sekretär der Bot schaft in Rom ernannt wyrden. Der bisherige Legations» sekretär in Belgrad Graf von Bernstorff ist zum LegationS sekretär in Dresden ernannt worden. B er(iy, 16. Juli. Vom Bierboykott war gestern in dm großen Sommerlokalen, in den« ausschließlich boy- kottirtes Bier verzapft wird, nicht das Geringste zu mer ken; di« Hartenlokal« in der Hasenhaide, in denen Haupt- sächlich Arbeit« verkehr«, waren überfüllt; etliche „Ziel- bewußte" hatten sich in der Nähe der Lokale aufgepflanzt und versucht« di« Ankommend« vom Besuch derselben f«nzuhalten ; aber der Liebe Mühe war umsonst. Breslau, 16. Juli. Bei prachtvollem Wetter wurde gestern das achte deutsche Turnfest eröffnet; mehr als 20000 Menschen bewegten sich Tags über auf dem Festplatze. D« Zuzug der auswärtigen Turner wird für nächsten Freitag und Sonnabend «wartet. München, 16 Juli. D« Prinzregent verlieh dem Geheimrath v.- Pettenkof« anläßlich seiner auf Ansuchen «folgten Enthebung von d« Abhaltung von Vorlesungen und Son der Leitung des hygieinischm Instituts das Groß» kreuz des Michaelsordens. Metz, 16. Juli. Bei dem französischen Dorfe Bru- Ville unweit Mars la Tour auf dem Schlachtfelde vom 16. August wurde heut« ein Denkmal für die dort gefal len« 850 französischen Offiziere und Soldaten durch Bi schof Turinaz von Nancy eingeweiht. Eine bedeutende Volksmenge aus weit«« Umkreisen nahm an der Fei« theil. — DaS „Bureau Reuter" meldet aus Loanda: Der deutsche Dampf« „Eduard Bohlen" strande im Kongo. Die Maschinen sind dienstunfähig. — D« Führer der kafferlichen Schutztruppe für Süd westafrika, Major v. Francois, der in leidendem Zustande in Kapstadt eingetroff« ist, hat zur Wiederherstellung sein« Gesundheit einen mehrmonatttch« Urlaub «halten. O-Kk-v-tth, Wien, 16. Juli. Wie ein hiesiges Blatt meldet, wird Erzherzog Franz Ferdinand von Este sich Ende Sep tember nach Rußland begeben, wo « mit großen Ehren empfangen werden wird. Nach dieser Reise wird sich der Erzherzog zum Besuche deS Kaisers Wilhelm in Berlin ein- füwen. Paris, 16. Juli. Die Kamm« nahm heute mit 450 gegen 43 Stimmen den Gesetzentwurf üb« die direkten Steuern an. Morgen beginnt die Berathung des Gesetz entwurfes zur Unterdrückung des Anarchismus. Die Kommis- sion für dm Gesetzentwurf verwarf auf Verlangen deS Justiz ministers die AbchidnungSanträge, welche die Dauer des Ge setzes beschränken wollten. — Am 6. August beginnt vor dem hiesigen Schwurgericht ein großer Anarchistenproceß, worin 30 Angeklagte erschem«, darunt« die Führ« der hie^ m Anarchistmpartri, Sebastian Faure, Felix Fs^on, Mmha, Jean Grave und Orlitz; Letzt«« ist gleichzemg angeklagt, «in« SutSb«sttz«in in Fignr fl«ur «rmordrt und brraubt zu hab«. — D« lyon« Staatsanwalt Fouchi« hat dir An- klag« grg« Easrrio fettig g«stellt. D«n Vorsitz in d«r Verhandlung wird d« AppellationSgerichtSrath Brruillac führ«. Ätalte«. Rom, 16. Juli. Der S«nat nahm di« Gesetz- entwürs«, betteffend di« Explosivstoffe, betreffend die Auf- reizung zu Verbrechen und deren Apologie durch die Presse, und betreffend die Zwangsdomizil«, an. Anläßlich de» lrtztnen Entwurf«- empfahl Canonico, dafür Sorge zu tragen, daß da- Zwangsdomizil nicht selbst da- Centrum zur Weiterverbreitung gemeingefährlich« Bestrebungen werd«. Crispi erwidert«, « beschäftige sich mit dem Gedanken, zu Zwangsdomizil verurtheilte gefährlichere Personen in weit- entlegene, ab« Italien gehörig« Geg«nd« zu verschick«. D« Inspektor deS Ministeriums des Inne« habe eine Reise gemacht, um ftstzustellen, ob einige kleinere afrikanische Inseln diesbezüglich geeignet seien. (Lebhafteste Zustimm, ung auf allen Bänken.) Ajaccio, 16. Juli. Ein Mann Namens Oreste Lucchesi wurde gestern in Bastia v«haftet. Derselbe kam aus Livomo und steht unt« dem Verdachte, der Mörder des italienischen Journalisten Bandi zu sein. Rom, 16. Juli. Der heimlich aus Livomo nach Korsika geflüchtete, zu Bastia verhaftete Anarchist Lucchesi verstärkte durch widersprechende Angaben dm Verdacht, daß er der Mörder des Redakteurs Bandi sei. Genua, 16. Juli. Vor die Wachstube in der Fest ung Coronatta wurde eine Dynamitbombe geschleudert, welche explodirte und einen Feldwebel und einen Corporal tödt- lich vnwundete. Von den anarchistischen Thätem ist keine Spur gefunden worden. — In der Nähe von Reggio in Calabria wurde «in grausamer anarchistisch« Racheakt ver übt. Es wurde die Leiche eines «mordeten zehnjähr igen Knaben gefunden, dessen Vater, ein Polizei- commissar, wegen seines energischen Vorgehens gegen die Anarchisten ihnm sehr verhaßt war. Es gelang, die Mörder in Person zwei« bekannter Anarchisten auSzu- forschen, die auch die That eingestanden. — Wie di« „Kölnische Zeitung" aus Mailand meldet, gelang es der Polizei am Sonnabend, in später Abendstunde in einer Weinschenke vor der Porta Romana eine anarchistische Versammlung von 30 Personen aufzu heben und die Theilnehm« zu verhaften. Unt« diesen — durchgehends jungen Lmten von 17 bis 22 Jahren — befanden sich mehrere gefährliche, längst gesuchte In dividuen. Die Verschwörer, welche keinen Widerstand leistet«, wurden unter starker Bedeckung in Gewahrsam abgeführt. BeUgarie«. Sofia, 16. Juli. Die „Agence Balcanique" mel- det: Der in England gebaute Dampfer „Boris" der bul- garischen Schifffahrts-Gesellschaft für das Schwarze Meer ist gestern in Varna eingetroffen. „BoriS" ist das erste Schiff, das seine Fahrt von England und di« Durchfahrt durch die Dardanellen unter bulgarischer Flagge machte, indem die Pforte von ihrem Verlangen, daß „Boris" di« Reise unter türkischer Flagge zurücklege, endgiltig Abstand genommm hatte. China. — Die „Times" melden aus Chemulpo vom 14. Juli, daß in dem Bezirk, wo der letzte Aufstand herrschte, neue Unruhen ausgebrochen sind, wobei mehrere Christen getödtet wurden. Ein Kanonenboot wurde dorthin ab gesandt. MUG Watthseer. — Das 6. deutsche Bundes-Kegelfest hat in Dresden am Sonnabend seinen Anfang genommen. Die Männer des Kegelsports, wohl des allgemeinsten Sports in Deutsch» land, sind aus allen Gauen des Valerlandes herbeigeeilt, um die festlichen Tage gemeinsam zu begehen und im heiter« Zusammensein ihre Berathungen zu halten, persönliche Geschicklichkeit zu zeigen und fröhliche Stunden zu genießen. Den ersten Preis — ein« Ehrenpokal — auf dem Kegler fest, hat Vogel vom Klub „Gute Männer" Leipzig erhalten (Fester Wurf 50); den zweiten Preis erhielt Schön vom Klub „Kamerun" Dresden ; den dritten Preis (silberne Bowle) Jäger vom Klub „Sandschinder" Dresden; den Vierten Preis Stöhr vom Klub „Gemüthliches Dutzend" Hamburg, den fünft« Preis Müller vom Klub Passau. — Der Brückenzvll der Loschwitz-Blasewitzer Elbbrücke, die am 15. Juli 1893 dem Verkehr übergeben worden ist, hat im «st« Jahre eine Einnahme von rund 67 500 Mark er geben. Damit werden nicht bloß die Vnwaltungskost«, Zinsen und Amortisationsrat« der Bäuschuld gedeckt werden können, sondern es wird auch noch ein Ueberschuß verbleiben. — Als die 18jährige Dienstmagd Martha S. am 13. d. M. auf einem Felde in Rehbach bei Leipzig thätig war, nahte sich ihr ein Unbekannt« in der Absicht, sie zu vergewaltigen. In der Angst schlug die Magd mit der Sichel, die sie in den Händen behalt« hatte, um sich und traf den Angreifer in da» Gesicht, wobei sie ihn schwer verwundete. Hierauf ließ d« Unbekannte von dem Mäd chen ab und ergriff die Flucht. — In Roitzsch bei Wur- z« und zwar in d« zum Burckhardt'schen Gute gehörig« mit Stroh gedeckten Scheune brach am Abend des 12. Juli Feuer aus. Im Nu theilte sich dasselbe den größten- theilS ebenfalls mit Stroh gedeckten Nachbargebäud« mit, sodaß im Zeitraum von etwa 2 Stunden »wei Güter voll ständig, zwei bis auf die Wohnhäuser und außerdem da- Armenhaus ringeäschert wurden. Menschenleben sind bei diesem Brande nicht zu beklagen. Im Burckhardt'schen Gute sind 1 Pferd, 1 Rind, 7 Schweine und sämmt- licheS Federvieh mit verbrannt. Wie sich herausgestellt hat, ist der Brand durch einen vierjährigen Knaben, der mit Streichhölzchen gespielt hat, verursacht worden. — Während eines am Sonnabend über das Gebirge ge zogenen Gewitters schlug ein Blitzstrahl in das Haus des Her« Karl Kaufmann in U»terw1es-»thal. Ein tu der Hausflur weilende- Kind wurde von dem elektrisch«« Strahl zu Bod« grschl«d«rt, di« Frau d«- B«sttz«r- leicht v«lHt und ei« Pferd im Stalle auf kurz« Z«it betäubt. — Nm Sonnabend Vormittag fand in Crotteudors d« 20 Jahre alte Maur« F. auf dem Felde ein« Zünd« von «in« Dynamitpattone. Er setzte den Zünder mittelst Streichholz in Brand. Hierbei explodirte die Pattone und riß dem unvorsichtig« Mann «in Glied vom Zeigefinger d« rechten Hand ab. Auch wurden die ander« Fing« verletzt. O-rtUch- A«g-l-ge»h-tte». — Vom 14. Juli ab ist den Theilnehmern an der Stadtfernsprech - Einrichtung in Schwarzenberg der Sprech- verkehr mit Lengenfeld (Vogtland), Limbach (Sachs«) Markranstädt, Mylau und Siegmar gestattet. Die Ge bühr für ein Gespräch bi» zu 3 Minuten Dau« beträgt nach Lengenfeld (Vogtland) 50 nach den übrig« Orten 1 Schwarzenberg, 17. Juli. (Einges.) Im Bade Ottmstein wird die beliebte Korb'sche Theatergesellschast eine kleine Anzahl von Vorstellung« geben, worauf auch an dies« Stelle befand«- hingewiesm sei. Als erste Vor stellung erfolgt morgen, Mittwoch, die „Ehre" von Suder mann. Eibenstock, 16. Juli. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend halb 12 Uhr wurden einige Einwohn« hiesiger Stadt, welche die Magazingasse zwischen der Braunei und dem Ernst Roßnn'schen Grundstücke passir- tev, auf ein« aus d« Scheune deS letzteren dringend« schwachen Lichtschimm« aufmerksam. Mit Hilfe eines hin- zugekommen« Schutzmannes wurde dieselbe geöffnet und als Ursache des Scheins eine äußerst raffinirt angelegte Brandstiftung wahrgenommrn. Es ist dies in einem Zeit räume von wenig Wochen der zweite derartige Versuch auf genanntem Grundstücke. Der Besitzer desselben wurde noch in jener Nacht vnhaftet. Vermischt--. Barmen, 16. Juli. In dem hiesigen Postamt ist «in Brand ausgebrochen, der sämmtliche Telegraphen- und Telephonleitungen zerstörte. — In München starb vorgestern Vormittag nach langem, schmerzhaftem Leiden Professor Bruno Piglheim, der Schöpfer des gewaltig wirkenden Gemäldes, der ster bende Christus, das unter dem Namen „Lloritur in vso" allgemein Aufsehen und Bewunderung «regte. München, 16. Juli. Das am Sonnabend über einig« Ortschaften Oberbayems niedergegangene Unwetter hat enormen Schaden angerichtet. Ene Windhose zer störte den Ort Forstinning vollständig. Von 150 Wohn häusern wurden 80 dem Erdboden gleichgemacht. Selbst ältere Waldbestände wurden förmlich niedergemäht. In Moos und Schwabenwegen sind ebenfalls viele Häuf« demolirt. In Forstern wurde der Kirchthurm niederge- schmettert. Ueberall ist die Ernte vernichtet Für die Hunderte von Obdachlosen werden Sammlung« und Unterstützungen unternommen. In den Alpen hat es vor letzte Nacht geschneit. Heute früh erglänzten die Berg gipfel in Neu-Schnee. — Die Juden in Galizien. — Der anti semitische Reichsrathsabgeordnete Ernst Schneider bneiste kürzlich Galizien und äußerte sich zu einem Wiener Be- richterstatt« üb« die Verhältnisse in diesem gelobten Lande der Korruption in nachstehend« Weise. Die Lage der ar beitenden Bevölkerung in diesem Lande, sagte der Abgeord nete, spottet einer jeden Beschreibung. Das jüdische Ele- ment, dem es noch bis zum Jahre 1867 verboten war, in Galizien Land anzukaufen, hat gegenwärtig bereits mehr als 70 Proz. des gefammten Grundbesitzes in Händen. Di- Juden benutzen das Land nur zur Ausbeutung der Bauern und verwandeln diese in einfache Lohnsklaoen. deren Lage eine schlimmere ist, als sie jemals zur Zeit der Leibeigen schaft war. Während die Juden z. B. im Jahr« 1870 erst 68 groß« Grundbesitze besaßen, gingen vom Jahre 1874 bis 1893 allein 50 000 große Grundstücke an die Juden über. Die einstigen Besitzer sind hrut« Hilfsarbeiter mit einem Tagegelds von 10 bis 17 Kreuzern geworden, mit welchem Bettage sie auch noch ihre Familie zu er halten haben. Unter diesen Umständen ist es allerdings begreiflich, daß der Antisemitismus in Galizien von Tag zu Tag an Ausdehnung zunimmt. Leider stellt sich den antisemitischen Bestrebungen der polnische Adel noch feind selig gegenüber und dies zumeist aus dem einfachen Grunde, weil er sich in einem drückenden Abhängigkeitsoerhältnisse zum galizischen Judenthume befindet. Der polnische Adel ist heut« bereits mehr als zur Hälfte än das Judenthum verschuldet und nicht mehr im Stande, dem Drucke des selben zu widerstehen. Als charakteristisches Beispiel hierfür möge dl« nachstehende verbürgte Thatsache dienen: d« ruthe» nische Grundbesitzer Baron Mustazza ließ auf seinem Besitze eine Kapelle erbauen, deren Schatten während der Nachmit tagsstunden auf den in der unmittelbaren Nähe gelegenen jüd ischen Friedhof fiel. Einige Jud« beschwerten sich beim Rabbiner darüber und verlangten, daß Baron Mustazza die Kapelle niedtrrrißen solle. Diesem Begehr« setzte der selbe aber energischen Widerstand entgegen. Allein die Juden wußten den „Starrsinn" ihres Widersachers rasch zu brechen. Der bekannte Wundenabbi von Sadagona sprach gegen ihn den Bannfluch aus und dies hatte zur Folge, daß Mustazza alsbald im ganzen Lande vereinsamt dastand. Kein Jude wollte ihm das Getreide mehr ab kaufen, das Gesinde verließ den Gutsherrn, da die Juden erklärten, an jene, die bei Mustazza blieben, nichts mehr verkaufen zu wollen, ja selbst die Christen weigerten sich schließlich, mit ihm in Berührung zu kommen, um nicht gleichfalls mit dem Bannflüche bedroht zu werden. Um seinem wirthschaftlich« Ruine zu entgehen, mußte Baron Mustazza die Kapelle niederreißen lassen, worauf der Rabbi den Bannfluch gegen ihn aufhob.