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ErUedUMsstrund. Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. für die kiuiglichra »«d stidttschm Bthirdm i« Am, Grüuhai», J»hmm«t»rg»u-adl, Lößnitz, Neustädtel, Gchueeberg, Gchwarzeuberg und Wildeuselö. « Expedition, Druck und Verlag von E. M. Gärtn« in Schneeberg. Nr. 107. 1 Erscheint täglich mit »u«uahme der mü> AetNaae. Pret, vierteljährlich 1 «Nso Pfennig». Freitag. 11. Mai 1884 10 Pfennige, di» zweispaltige Zeil» lmülicher Inserate L» Pfennig». 1- Jahrgan.. Lößnitz, am 8. Mai 1894. Der Sparkassen Ausschuß. - Zieger, Brgrm I» Berlttst gerathe« sind nach glaubhafter Anzeige folgende zwei von der Lößnitzer Sparkassenverwaltung ausgestellt« Sparkassenbücher: Nr. 10866 auf Paul Friedrich in Beutha lautend, und Nr. 8456 ursprünglich auf Ida Camilla Landgraf m Gablenz ausgestellt, später aber auf Oscar Max Keller umgeschrieben. Nach ß 20 des hiesigen SparkassenregulativS wird der etwaige Inhaber jedes dieser Bücher hiermit aufgefordert, seine Ansprüche daran bei Verlust derselben binnen drei Monaten hier anzumelden. ' den gewütet und 20 verwundet. In Mährisch Osttau, wo ein Bataillon Infanterie eingettoffen ist, ist die bisher streikende Belegschaft des Karolinenschachtes heute früh in folge der Intervention des BezirkShauptmannS vollzählig angefahren. Die Ruhe wurde nicht gestört. Belgien. Lüttich, 8. Mai. ES darf nunmehr mit ziemlicher Bestimmtheit angenommen werden, daß der Dynamitan schlag vom vorigen Donnerstag nicht gegen den Arzt vr. Renson, sondern gegen dessen Onkel, den Schwurgerichts- Präsidenten Renson, gerichtet war. Dieser brachte nämlich die Abende regelmäßig in der Familie seines Neffen zu und pflegte gerade um die Stunde, wo die Explosion erfolgte, dessen HauS zu verlassen. Da seit dem gegen dm Schwur gerichtspräsidenten Renson verübten Dynamitanschlrg dessen HauS noch immer polizeilich bewacht wird, so hieltm es die Attentäter offenbar für sicherer, die Bombe zur Stunde, wo der alt« Herr nach Hause gehm mußte, vor der HauSthkr^ seines, Neffen uiederzul^m. Gnade an dem verhängnißvollen Abend hatte aber der Schwurge richtspräsident ausnahmsweise feinen Neffen nicht besucht, da dieser bei einer befreundeten Familie zu Gast geladen war. Das Befinden deS vr. Renson ist noch immer in hohem Grade besorgnißerregend; die Sehkraft beider Augen ist unwiederbringlich verloren und die Aerzte befürchten, daß einige durch die Augen eingedrungene Metallsplitter bis zum Gehirn vorgedrungen seien und dort gefährliche Entzündungen Hervormfen werden. Auffallend ist es, daß Vr. Renson, der übrigens jetzt bei vollem Bewußtsein ist und seine Schmerzen mit bewundernSwerther Stand haftigkeit erträgt, die Erinnerung an das Attmtat selbst vollständig verloren zu haben scheint, da er desselben noch mit keiner Silbe Erwähnung that. Frau vr. Ren- son, die in einem andern Hause untergrbracht ist, befindet sich außer Gefahr, weH aber noch nichts davon, daß ihr Mann vollständig erblindet ist. Die Verletzungen des Vr. Bodart sind bedenklicher, als man anfänglich ver- muthete; es wurden demselben schon eine Anzahl Metall- stücke nnd Glassplitter aus dem Unterleib« «ntsernt, doch l«id«t er noch immer furchtbare Schmerzen. Der Sicher heitsdienst in Lüttich ist sehr mangelhaft bestellt; die Stadt besitzt im ganzen nur 150 Polizeisoldatm, die bei einer Bevölkerung von 150 000 Seelen, darunter so zahlreiche sozialistische und anarchistische Elemente, unmöglich ihrer Aufgabe gerecht werden können. Wenn es, wie mehrfach behauptet wurde, wahr ist, daß in Belgien die Fäden der anarchistischen Verschwörungen von ganz Europa zusammen laufen, dann wird der Sitz deS anarchistischen Centtalaus schusses gewiß in Lüttich zu suchen sein. Umsomehr aber ist es unter solchen Umständen angezeigt, daß die Behör den dieser Stadt über genügende und geeignete Kräfte zur Ueberwachung äußerst gefährlicher Elemente verfügen. Lüttich, 9. Mar. Mit den zwei verhafteten Anar chisten Asteroth und Franssens macht« die Polizei einen wichtigen Fang. Bei Asteroth wurden große Nägel ge funden von derselben Beschaffenheit, wie jene, die sich in der zu dem Attentat gegen den Dr. Renson benutzten Dy namitbombe befunden hatten. Asteroth und Franssens gelten als die unmittelbaren Thäter der letzten Lynamit explosion. Italien. — Zu dem Kapitel der französischen Spionrnriecherei veröffenlllcht die „Riforma" interessante Einzelheiten. Wie das Blatt Crispis erfährt, werden die zahlreichen pensto- nirten italienischen Offiziere, die aus Nizza und Savoyen stammen und ihren Ruhegehalt bisher friedlich m ihrer Hetmath verzehrten, aufs schwerste chikanirt, fortwährend al» „Spione ' beschimpft und gezwungen, fall» sie in dm Bergen oder auf dem Lande leben, nach einer Stadt über- zusiedrln. Dort werden sie auf» strengste überwacht wie gemeingefährliche Subjekt«, und «» kann ihnrn j«dm Au- gmbUck «rgrhtn, wt« d«m bekanntlich erst verhafteten, dann kurzweg ausgewiesen« General Goggia. Einem jungen italienischen Kavallerieoffizier, d«r sich zur Kur nach Nizza brgeben, passtrte da» folgrnde Abenteuer: Eines Tage» . Infolge W iterbrfvrderung d«S jetzigen Inhaber» ist hier die 4. Gchutzma««- stelle anderweil zu besetzen. Dem Anzustellenden liegt hauptsächlich die Verrichtung von Nachtdienst und nebenbei die Abwartung eines Theiles ver öffentlichen Straßenlaternen, sowie die Funktion d«S HauSmannS in einem kleineren Schulgebäude ob. Das baare Jahreseinkommen beträgt neben freier Wohnung, Heizung und Be leuchtung 720 Mk. und steigt nach einem Dienstjahre auf 800 Mk., nach vier Dienst jahren auf 850 Mark. Bewerber, welche beim Militär gedient habm müssen, wollen ftlbstverfaßte und selbstgeschriebene Gesuche mit Zeugnissen bis z«m LL Mat diese- Jahre- anher einreichen. Der Gemeiuderath zu Schönheide. Geheimnisvolle Zeichen i« Indien. Befürchtungen deS londoner „SpectatorS," daß es in In dien jeden Augenblick zu einem gewaltigen Aufstand kommen könne, liegt die Thatsache zu Grunde, daß im Staate Behar die Mangobäume mit Gyps bestrichen worden sind. Dies hat eine verzweifelte Aehnlichkeit mit der Bertheilung von „ChapatiS," Stückchen ungesäuerten Brotes, welche im Jahre 1857 das Zeichen zur allgemeinen Erhebung gaben. DaS sollte damals bedeuten, daß Jeder aufge fordert werde, beizuspringen, wenn sich etwas ereignen sollte. Die Sache über die Achsel anzusehen, wäre über aus thöricht. Nur fragt es sich, ob eine locale Bewegung oder eine allgemeine im Plane ist. Die Mehrzahl der londoner Blätter halten die Befürchtungen deS „Specta- torS" für übertrieben. Jedoch fehlt eS nicht an einzelnen abweichmden Stimmen. In der „Times" stellt der Oberst Malleson in einem Eingesandt die Frag« auf, ob die Engländer sich in Indien, so benommen haben, daß die Indier sie- lo» zu werben wünschen. Es thut ihm leid, die Frage bejahen zu müssen: „Wir haben keine Lehre aus dem Aufstand von 1857 gezogen. Wir haben «in Mal nach dem anderen unsere europäische Weise einem asiatischen Volke aufdrängen wollen. Wir haben Ehegesetze angetastet, die einem Volke von 200 Mill. Seelen heilig sind. Welche Ursachen hatten wir, Gebräuche anzutasten, die bestanden hatten, ehe unsere Vor- fahren das Land eroberten und welche Niemanden schadeten? Wir wollten in Indien gesetzgebende Körperschaften ein führen, die aus Wahlen nach der Mehrheit hervorgehen sollten. So etwas hat man in Indien nie gekannt. Es paßt auch nicht. Die Hindus sind der zahlreichste Volks stamm, die Mahomedaner aber der kräftigste und in den nördlichsten Provinzen auch der einflußreichste. Dann kam die Opium-Commlffion, an deren Verhandlungen fast 300 Millionen persönlich iyteressirt waren. Die Commission will den status guo belassen. Aber Jeder weiß, daß es zum offenen Aufstande gekommen wäre, wenn die Entscheidung anders ausgefallen wäre. Gegen den Aufstand wäre der von 1857 Kinderspiel gewesen. Schon die bloße Einsetzung einer solchen Commission muß ein so feinfühliges Volk, wie die Indier, erschreckt haben. Man muß nicht vergessen, daß im Jahre 1857 keine wirklichen Ursachen für die Be fürchtungen der Eingeborenen bestanden. Die eingefetteten Pattonen existirten, aber sie waren nicht gebraucht worden. Die bloße Thatsache ihrer Existenz genügte, die Indier zur Rebellion zu treiben. Warum sollte sich so etwas nicht wiederholen? Es ist thöricht, die Vorsehung zu versuchen, indem man einem Volke Reformen aufzudrängen sucht, welche es für tyrannisch, wenn nicht für etwas noch Schlimmeres hält. Die große Weisheit ist : Huista uou movsrs." Die „St. James Gazette" hält die Gefahr auf alle Fälle für nicht sehr bedeutend: „Straßen, Eisenbahnen, Telegraphen und schnell feuernde Kanonen haben „Bolksaufstände" gegen discip- linirte Truppen zur Unmöglichkeit gemacht. Der große Aufstand, oder wie «S im Englischen heißt, die Meuterei, war, wie der Name schon sagt, ein Aufstand von Truppen. Seitdem ist die Zusammensetzung und Bertheilung unserer eingeborenen Armee völlig verändert worden und die Ele- mente, die gefährlich werden könnt«, sind so getrennt von einander, daß ihr Zusammenwirken unmöglich ist. Die Ge- fahr liegt nicht in Calcutta oder in Allahabad, sondern in London. Alles hängt davon ab, daß Indien von Leuten regiert wird in Indien, die die Verhältnisse kennen, und nicht von Leuten, die sich einbilden, daß Raeen ihren Sittencodex annehmen werden, welche sie doch nur für Emporkömmling« und Präi«nd«nttn halten. Der „Spec tator" hat Recht, wenn er sagt, daß Hindus wie Musel- männer btsonderS jede Einmischung in „Alles, waS in den Mund geht-, hassen." , Der „Dauy Chronicle" theilt in seinen Spalten «inen Br'ef mit, welch'« letzter Tag« in England auS dem Staate Behar eingetroffen ist. Erklären kann der Verfasser die räthselhaften Gypsflächen an den Bäumen auch nicht. Ob wirtlich «in Aufstand geplant ist, oder der Regierung Schrecken eingejagt werden soll, läßt er unentschieden. Gefahr ist indessen nicht vorhanden. Behar liegt im Nordwesten der Präsidentschaft Bengalen und hat 20—30 Millionen Einwohner. Bier Fünftel sind Hindus, höchst unkriegerisch. Es giebt keine SepoyS in Behar, freilich auch nur ein Regiment britische Truppen. Aber ander seits giebt es auch keine Behar-Regimenter in der 133,000 Mann zählenden Eingeborenen-Armee. In der Präsident schaft Bengalen stehen 16 hiudostanische Infanterie- und Cavallerie-Regimenter: 16,000 Mann Fußlruppen und 5000 Mann Reiterei, außerdem viele britische Regimenter. Sollten Unruhen in Behar auSbrechen, so könnten die 70,000 Mann britische Truppen, die jetzt an der Grenze liegen, auf den Flüssen oder auf den Eisenbahnen ehestens nach Behar gesandt werden. Die Bevölkerung von Behar ist fett 1857 eytwaffyet -wordM rmd besitzt kein« Gewehr«. Niemals sei England, meint der „Daily Chronicle" am Schluß, in Indien so gut gegen einen Aufstand der Ein geborenen gewappnet gewesen. Den eingeborenen Truppen sollte man eine besser« Löhnung geben. Dann würde ihre Treue gegen die Kaiserin noch wachsen. TageSgefchichte. Deutschland. Berlin, 8. Mai. Für den Dienst in den afrika- nischen Colonien werden wie Berliner Blätter berichten, zur Zeit fünf Officiere im orientalischen Seminar vorgebildet; es sind dies der Lieutenant zur See v. Kalben, der säch sische Pionierlirutenant v. Besser vom 58 Regiment aus Wesel, Premierlieutenant von Burgsdorff vom 3 Garde regiment und der für Südwestafrika designirte Premier lieutenant Diestel von den 5. Dragonern. Alle fünf Officiere treiben eifrig unter Anleitung des Referendars Zache und Arabers Amur bin Rasur Lomeri Suaheli. Gleichfalls der Suaheliklasse zugelheilt ist der Volksschullehrer Blank, der für den Schullehrerposten in Dar-es-Salaam auser- sehen ist. Herr Blank hat seine Rixdorfer Lehrstelle aufge- geben, um sich ganz dem Vorbereitungsdienst zu widmen, der noch das ganze Jahr in Anspruch nehmen soll. Er lernt außer Suaheli auch andere orientalische Sprachen. Endlich werden augenblicklich im Seminar auch drei junge Postbeamte im Suaheli unterwiesen; sie müssen für den afrikanischen Dienst, für den sie bestimmt sind, auch «ine praktische Ausbildung im Telegraphenbau u. dergl. durch- machen. Berlin, 9. Mai. Wegen Beleidigung des Berliner Polizeipräsidiums, begangen in Artikeln über den Zusam- menstoß der Polizei mit den Arbeitslosen am 18. Januar d. I., verurtheilte das Landgericht heute die Redakteure Keßler vom „Bolksblatt" und Wißberger von der „Berliner Zeitung" zu je 3 Monaten, Schmidt vom „Vorwärts" zu 5 Monaten, Zachau vom „Sozialdemokrat" und Harnisch von den „Lichtstrahlen" zu je 2 Monaten Gefängniß, Grüttefien vom „Berliner Tageblatt''« 500 M., Perls vom „Berliner Tageblatt" zu 300 M. und Schütte von der „Allgemeinen Fahrzeitung" zu 1bO M. Geldstrafe. Berlin, 9. Mai. Die hiesige Gesellschaft für Ge- burtshilfe und Gynäkologie feierte heute ihr 50jährigeS Bestehen unter der Theilnahme vieler wissenschaftlichen Koryphäen aus der ganzen Welt. Sch loch au, 9. Mai. Der „Schlochauer Zeitung" zufolge erhielt«« b«i d«r gestrigen Neich-tagSnsatzwahl im Wahlkreise Schlochau-Flatow nach den viSherigen Ermittel ungen Rittergutsbesitzer Hilgendorfs (konservativ) 3120, Redakteur v. Mosch-Steglitz (Antisemit) 1900, Rittergut«, besttzer v. Prondzinski-Loßburg (Pole) 1600, Dekan Neu- mann (Centrum) 952 Stimmen. Oesterreich« Ostrau, 9. Mai. Nach weiteren Meldungen au» Polnisch-Osttau wurden bei dem Zusammenstöße der sttei- kenden Bergarbeiter mit der Gendarmerie S der Streiken-