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? GrUebUolksfremrd. Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. Äniisblnu fir die königliche» und städtische» Behörde» t» A»e, 8ri«h«iu, Harte»stei», J»h»»»-ei>rgtnstadl Lößnitz, Nenstädtel, Gchneeterg, Gchwarzenberg «nd Wildenfelt. SU»Es», Druck »ud BeAag v«» T- M. Gärwer i» Schneebeq. vr. »on Woydt. 8 Bekanntmachung Timbuktu ein den Oberst Bonnier, die Umstände gestatt M»i», SV. D -ei Ber»eid««g sefortiger Zwa«g»-eitrei-meg an di« hiesig« Stadtsteuerttn nahm« abzuführen. Schneeberg, am 30. Januar 1894. Die Grundsteuer pr. 1. Termin 1894 ist bis längsten- de» 1V. Februar 18S4 Die Grundsteuerpflichtigen von Reustädtel fordern wir hierdurch auf, den mit dem 1. Februar dieses Jahres fällig werdenden, nach 2 Pfennigen von jeder Steuer einheit zu berechnenden 1. Termin der Grundsteuer längste»- bis zum 1S. Februar 18V4 an unsere Steuereinnahme abzuführen. Der Gtabtrath -u Neustädtel. I. v : Bochmann, Stadttath. Abg Hammacher (natl.) sah in de^^örlage^we finanzpolitische Leistung ersten Ranges und war Nicht der Meinung, daß der gewählte Zeitpunkt für die Vorlage ungeeignet sei. Es sei schon viel zu lange gezögert worden, >um auf diesem Gebiete Ordnung zu schaffen, und je länger der gegenwärtige Zustand dauere, in welchem sich die Friktionen zwischen dem Reich« und den Einzelstaaten immer mehr verstärken müßten, um so größer würde der daraus entstehende Schaden sein. Die Lösung der schwie rigen finanziellen Lage, in der sich das Reich befinde, sei eine Ler ernstesten Aufgaben und nichts sei mehr geeignet, das Ansehen des Reichstags auch beim Volke herabrusetzen, als wenn auch nur der Schein nicht vermieden werde, daß man mit den bewilligten ArMen machte. Framreich gebe mehr für seine Flotte aus, als der Dreibund und dennoch stände seine Seemacht an Zahl der Schiffe, Schnelligkeit und Geschützausrüstung derselben nach. ÜeVerall herrsch« Unordnung. Di« Küsten Frankreichs seien nicht geschützt, die Häfen ungenügend vertheidigt und die Torpedoboote außer stände, ins offene Meer zu gehen. Gegenüber dm leeren Arsenalen und dem schlechten Zustande des Materi als sei eS Sache des Parlament-, eine wirkliche Unter suchung anzustellen. Paris, 30. Januar. Der „Figaro" veröffentlicht eine Unterredung mit Corneliu- Herz, in welcher dieser mit neuen, zahlreiche französische Politiker bloßstellenden Enthüllungen droht, falls nicht der von den Reinach'schm Erben gegen ihn angestrengte Zivilprozeß bis nächsten Donnerstag zurückgezogen sei, und das Auslieferungsver- fahren gegen ihn eingestellt werde. (!) — Aus Paris, 27. Jan. wird berichtet: Ziemlich großes Aufsehen erregt di« gestern Abend hier einge troffene Nachricht, daß der General Dodds den Bruder von Behanzin zum König von Dahome auSgerufen habe. Man findet allgemein, daß Frankreich, um zu einem sol chen Ergebnisse zu gelangen, nicht eine große Zahl tapfirer Soldaten und viele Millionen hätte zu opfern brauchen. Der nm« König von Dahome hat den Namen Agolmgbo an genommen, was seltsamerweise nur durch den Satz wieder gegeben werden kann: „Ein französisches CorpS hält Da home besetzt." Der Beiname des neuen König- lautet also etwa- vertrauenerweckender al- der Beiname Behanzin», der sich „Haifisch" oder „Menschenfresser" nannte. Säbst- verständlich ist man recht verstimmt darüber, daß General Dodd-, der sich bis jetzt al- der große Sieger und Unter werfer von Dahome feiern ließ, sich damit begnügt, Be hanzin durch seinen Bruder zu ersetzen, der am Ende viel leicht auch nicht viel besser ist als der bisherige König. Auch in den amtlichen Kreisen ist man von diesem Schritte des Generals, der bekanntlich unbeschränkte Bollmacht hatte, nichts weniger als erbaut. Man findet «S geradezu lächer lich, daß Dodds Abome, das hundert Kilometer von der Küste entfernt liegt, wieder zur Residenz des neuen König- reichs, das man hier allgemein al- abaethan bettachtete, erhoben hat. Der General Dodd- hat sich bei seiner Ab machung mit dem neuen König von Dahome nur ausbe- dungen, in Abome «men starken militärischen Poste« zur Unterstützung de- französischen Residenten zu unterhalten. Auch das wird hier mcht gebilligt, da eine solche Be- satzung sehr viel Geld kosten wird und man eben so gut den Sitz der neuen Regierung nach Allada hätte verlegen können, das von der Küste vollständig beherrscht wird. E»gla«d. London, 30. Januar. Der „Manchester Guar dian" erfährt, Lord Cromer sei instruirt, dem Khedive zu bedeuten, daß, falls dre britische Re gierung nochmals Ursache habe, sein Ber- halten zu mißbilligen, seine Absetzung es dem Reichstage au dem Willen fehl«, die Mittel aus- »bringen, welch« da- Reich fiu auf eigen« FÜß« er (Anttsem.) npsahl vor ber Durchführung der Finanzreform die Einführung der von de» Antisemiten wiederholt vorqeschlagenen Steuern, welch« über die Deck ung der Heeresvorlage hinausgehende Erträge bringen würden. Abg. Bachem (Ctr^ sprach sich noch schärfer als gestern Abg. Lieber für die Zweckmäßigkeit einer Kostendeckung durch Erhöhung der Matticularbeiträge aus und meinte, diese Erhöhung werde gar nicht nöthig werden, wenn die jenigen Steuern angenommen würden, die auch seine Par tei bewillige, und im Uebrigen eine größere Sparsamkeit geübt würde. Der Finanzminister bestritt die Möglichkeit, im Etat Ersparungen in der vom Vorredner gewünschten Höhe ein treten zu lassen und suchte noch einmal nachzuweisen, daß die Reform für die Ordnung der Finanzen sowohl im Ifeichc a-.s auch in den Einzelstaaten nothwendig sei und eine Erhöhung der Matticularbeiträge die ungünstigste Wirk ung ausüben werde. Donnerstag wird die Berathung zum Abschluß kommen. — Die mit großer Bestimmtheit ausgetretenen Meld ungen, wonach eine völlige Umarbeitung des Begas'schen Entwurfes für ein Nationaldenkmal des Kaisers Wilhelmi, und die Wahl eines geeigneteren Standorte», al- die Schloßfreiheit, beschlossen sei, bestätigen sich nach neueren Erkundigungen nicht. E- mögen noch einzelne kleinere Ab änderungen vorgenommen werden, aber von einer be schlossenen Umgestaltung der ganzen Anlage und von einem Verzicht auf den vom Kaiser selbst von allem Anfang aus gemachten Platz kann vorläufig, und voraussichtlich auch in Zukunft keine Rede sein. Die sehr lebhaften Anwendungen, die von verschiedenen Seiten gegen den bisher als «nd- giltig genehmigt bezeichneten Entwurf erhoben worden sind, glaubt man an betheiligter Stelle auf di« flüchtige und darum vielfach mangelhafte Ausführung des im Reichs tagsfoyer ausgestellten Modells zurückführen zu können. Jedenfalls kann die hier und da gehegte Hoffnung, daß noch einmal ein allgemeiner Wettbewerb für alle deutschen Künstler ausgeschrieben werden würde, schon jetzt al- völlig trügerisch bezeichnet werden. Die Ausführung des Denk mal- durch Reinhold Begas ist und bleibt eine beschlossene Sache, mit der man sich nun einmal wohl oder übel ab zufinden hat. (Der Reichstag müßte denn die Mittel dazu ablehnen.) Berlin, 30. Januar. Die gestrige, von etwa 2000 Personen besuchte Anarchistenversammlung am Friedrichs hain verhandelte über die Thätigkeit der politischen Polizei in sehr erregter Weise Und schloß mit großer Unruhe. BreSlau, 30. Januar. Amtlichem Wahlergebniß zufolge wurden bei der am 2b. d. MtS. im ReichStagS- wahlkreise Neustadt in Schlesien (Regierungsbezirk Oppeln 10) vorgenommen Reichstagsstichwahl inSgesammt 10 328 Stimmen abgegeben Davon entfielen auf Strzoda 7595 und auf Deloch 2746 Stimmen; ungiltig waren 13 Stim men. Strzoda ist mithin gewählt. Der RathSregistrator Her« Otto Burkhardt in Yohau«george«stadt ist zum Stellvertreter de» Standesbeamten de- au- den Gemeinden Johanngeorgenstadt, Jugel, Steinbach, Wittig»thal, dem selbstständigen Guts be»irk Wittigsthal und dem StaatS- forstreviere Johanngeorgenstadt zusammengesetzten Stande-amt-brzirk- Johanngeorgen stadt bestellt und in Pflicht genommen worden. Schwarzenberg, am 29. Januar 1894. Königliche AmtSH«uptman»schaft. Frhr. v. Wirsing. Kr. Brüssel, 30. Januar. Prinz Karl von Hohen- zoller« wird morgen hier eintteffen; Vene Bernehmen nach wird sich derselbe mit Prinzessin Josephine, Tochter des Grafen von Flandern, verloben. Araukreich. Paris, 30. Januar. Der Ministtrrath beschloß, das Journal „Parti Socialiste" gerichtlich zu verfolgen wegen der gegen Tarnst anläßlich der Nichtbeguadigung Vaillants ausgestoßenen Drohungen. — Der Ministtrrath beschäftigte sich heute mit der Nachricht von der Einnahme Timbuktu-, Der Gouverneur des Sudans wurde ermäMgt, Tagesgeschichte. - Mrntfchlaud. — I» der gestrigen (38.) Plenarsitzung des Neichs- t«geck wurde die erste Berathung des Gesetzentwurfs, be- treffend die anderweite Ordnung deS Finanz- wesen- de- Reich-, fortgesetzt. Der erste Redner ist Uba. Richter (Freis. Volksp.) Derselbe betont, daß weder i« Versammlungen, noch in der Presse^ noch auch in den Parlamenten dl« Vorlage Zustimmung finde. Alle Be- »ühuagen des Finanzministers, Landsmannschaften des Centrum» abzusprengen, seien nach der gestrigen formellen Cecklärnag des Centrums völlig gescheitert. Der Herr Schatzsekretär irre sich auch, wenn er gemeint, daß die Vorlage durch Ablagerung gewonnen. Der preußische da» nationale Gesammtinteresse zu appellkren. Es helfe nicht», man fühle allgemein herau-, daß es sich nur uyi «ine Vermehrung der Steuern, um Steuern auf Vorrath handle. Die Drohung mit Zuschlägen zu der Einkommen steuer in den kinzelstaaten könne auch nicht schrecken. In Preußen sei das Defizit »on 70 Millionen lediglich ein Kassendefizit, wie er da» im preußischen Lbgeordnetenhause bereit» dargethan. Die Gestaltung des preußischen Etats sei durchaus abhängig von der Etatisirüng des Eisenbahn- «tatS. Im Namen der Einzelstaaten wolle man immer neue Reichssteuern einsühren, um sie zu entlasten. Wer bürge aber dafür, daß nicht bald eine Militärvorlage komme und die ganzen neuen Reichssteuern verschlinge? Wenn die Einzelstaaten auf die feste Rente von 40 Mill. Mark eingingen, würden sie einfach auf die natürlichen. Mehreinnhmen aus den Zöllen und Verbrauchssteuern gemäß der Franckenstein'schen Klausel verzichten. Ziffermäßig sucht der Redner darzuthun, wie sehr sich die Einzelstaaten durch Annahme der Vorlage selbst schädigen würden. Die Schwankungen zwischen Mattikularbeittägen und Arber- Weisungen werden auch übertrieben. Finanzminister Miquel sage.nun wohl, daß alle Finanzminister einig in dieser Frage seien und daß man diese Autoritäten doch anerkennen werde. Mit solchen Autoritäten habe man indeß ganz eigenthümliche Erfahrungen gemacht; so bei der Frage der zwei- oder dreijährigen Dienstzeit, beim Sozialistengesetz rc. Die Zustimmung der Finanzminister der Einzelstaaten zu der Vorlage erkläre psychologisch sich so, daß sie neue Steuern für nothwendig halten, daß sie dieselben jedoch lieber mit gegenseitiger Rückendeckung, als einzeln durch führen möchten. Dazu komme, daß den Finanzministern vor der fortgesetzten Steigerung der Militär- und Marine- ausgaben anfange unheimlich zu werden, weshalb sie da mit nichts zu thun haben möchten. Die Vorlage sei nicht föderalistisch, sondern zentralistisch. Er sei gegen die Vor lage besonders im Reichsinteresse; dasselbe erfordere Spar samkeit. Mehreinnahmen verleiteten zu Mehrausgaben, wie man das in Preußen erlebt habe. Die in der Vorlage vorgesehene eventuelle Schuldentilgung sei ein reiner For malismus, eine Spielerei. Als seiner Zeit dem Reichstage «ine zweijährige Budgetperiode vorgeschlagen, sei dieselbe mit großer Mehrheit als ein Eingriff in das Budgettecht de» Reichstages zurückgewiesen; die Vorlage verlange aber gar eine fünfjährige Periode. Das Berständniß des Reichs« «tat» würde durch die Vorlage »ur noch mehr erschwert »erden. Die Vorlage müsse auf dem kürzesten Wege be- seitigt werden. (Zustimmung links.) Abg. v. Kardorff (Reichsp.) tritt den Ausführungen de» Vorredners nach verschiedenen Richtungen entgegen und Mrtt dann weiter au», daß, wer geordnete Finanzen im Reiche haben wolle, die Vorlage annehmen müsse. Thue »an da» nicht, so würden voraussichtlich die Einzellandtage gegen den Reichstag mobil machen! Der sozialdemokratische Abg. Schippel wies die Vor lage kurz ab.