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Wolfgang; Amadeus Mozart (1756—1791) schrieb im Jahre 1783, als er sich auf der Heimreise von Salzburg nach Wien befand, bei einem kurzen Aufenthalt in Linz für den Grafen Thun in aller Eile eine Sinfonie in C-Dur, die aus diesem Anlaß nun die Linzer Sinfonie genannt wird. Sie ist ein Beweis für die einmalige Begabung Mozarts und für sein Genie, das fast ununterbrochen und für jede Gelegenheit und für jeden Auf trag Musik produzieren konnte. Sie beginnt mit einer langsamen pathetischen Einleitung, die so sehr chromatisch und angefüllt mit Dissonanzen ist, daß seine Zeitgenossen Mozart als einen ..Dissonanzenjäger“ ansahen, der ,.Eisen in den Ohren“ haben sollte. Der erste Satz ist lebhaft und freudig, ein wunderbarer Glanz strahlt von ihm aus. Die zwei Themen sind klar und ein deutig voneinander unterschieden. In diesem Satz steckt ein über ragendes handwerkliches Können. Der zweite (langsame) Satz schlägt trotz seiner lieblichen, melodiengesegneten Haltung schon einige Töne an. die Beethoven später aufgreift und in ihrer Düsterkeit verstärkt Das schlichte, immer volkstümliche Me nuett bringt eine Melodie, die später in der Zauberflöte von neuem von Mozart verwendet wird. Der Schlußsatz (Presto, also mit höchster Geschwindigkeit zu spielen) ist wiederum in der Sonatenform, also mit zwei kontrastierenden Themen kompo niert worden, wobei Mozart eine Menge kontrapunktischer Künste eingearbeitet hat. Es ist kaum vorzustellen, daß in zwei bis drei Tagen Mozart dieses Werk geschrieben haben soll. Aber solche Beweise höchster Schaffenskraft gab er in seinem kurzen Leben viele. Max Bruch (1838*—1920) schrieb sein erstes Violinkonzert in g-moll op. 26 im Jahre 1866. Es ist dem großen Violinspieler dieser Epoche, Joseph Joachim, in Freundschaft zugeeignet. Ueber Joachim hinweg knüpfte Bruch freundschaftliche Bezie hungen zu Brahms an. Mit diesen Zeitgenossen ist auch zugleich der Umkreis seines Schaffens beschrieben. Bruch ist eine starke Begabung der späten Romantik. Er ist ein hervorragender Melodiker, der durch den edlen Schwung seiner Melodien nicht nur die damalige Welt, sondern auch die heutige zu verzaubern vermag. Max Bruch schuf vier Violinkonzerte, von denen das erste in g-moll bei weitem das beste ist. Manche Musikwissen schaftler sind sogar der Meinung, daß dieses Werk den Höhe punkt seines Schaffens darstelle. Bruch gliederet dieses Werk in drei Sätze, die er Vorspiel, Adagio und Finale nennt. Im Vor spiel ist der präludierende Charakter nicht zu überhören. Immer wieder versucht die Geige mit perlenden Läufen und freien cadenzähnlichen Einwürfen, mit gebrochenen Akkorden und Oktavspiel ihre Kunstfertigkeit gleichsam anzuspielen. Bruch gibt der Geige, was der Geige zukommt. Im Adagio entfaltet sie die ganze Süße ihres Tones, im Finale beweist sie ihre Eignung zu kapriziösem Spiel, das sich in Trillerketten, in Terzen und Dezimenläufen äußerst. Das Werk ist überaus dankbar, aber es ist zugleich schön, so daß die große Vorliebe aller Geiger von Ruf für dieses Werk zu verstehen ist. (11) MDV Bttfld- IV-2-23 681780 52—500—3091