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EMekNolksfreund. «mtsblatt Tageblatt für Lchnssberg und Umgegend. für die köuigliSen «ud städttfcheu Behörden in Lue, Srünhai«, Partenstein, Zohannfteorgenstt^t, Lößnitz, Nevstädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. Exp^itton, Druck mrd Verlag tzon C. M. Gärtner tu vchnetberg. Nr ^82. I ^Lx„x» M- Dienstag, 5. Decbr. 18SZ. j j g,^ Berichtigung. Der „Lichtenstein-Callnberaer Anzeiger" bespricht in Nr. 142 vom 30. vorigen Monats unter der Spitzmarke: „Ein Drama?" die Gerüchte, welche über den Pfarrer Schlicker zu Oelsnitz in Umlauf gesetzt werden. Um letzteren ein für allemal entgegen zutreten, bemerkt die unterzeichnete Königliche Kircheninspektion hierzu berichtigend, daß Pfarrer Schäcker ans Grund ärztlicher Zeugnisse der vr. wsä. Haubold in Oelsnitz und vr. msä. Hüfler in Chemnitz wegen eines seit Jahren bestehenden und neuerdings gesteigerten Nervenleidens einen dreimonatigen Urlaub erhalten und sich freiwillig zur Kur in die Nervenheilanstalt zu Prüdel bei Gaschwitz begeben hat. Im Uebrigen ent behren die über Pfarrer Schäcker und seine verstorbene Ehefrau ausgestreuten Gerüchte aller und jeder thatsächlichen Unterlage. Chemnitz und Stollberg, den 1. Dezember 1893. Königliche Kircheninfpektion für Oelsnitz. (gez.:) vr. Rumpelt, (gez.:) Eckardt, ?. Amtshauptmann. i. vio. Sup. Zwangsversteigerung. Die im Grundbuche auf den Namen karl Heinrich Geyer eingetragenen Grundstücke, Wohnhaus mit Garte«, Fol. 273 des Grundbuchs, Nr. 267 des Brandratasters, Abth. Nr. 274» und 274b des Flurbuchs, Tche««eugebä»de, Folium 710 des Grundbuchs, Nr. 26 des Brandratasters Abth. L, Nr. 249 des Flur buchs, Feld, Fol. 832 des Grundbuchs, NMMg4h«s Flurbuchs für Schneeberg, insgesammt auf 6263 WM geschätzt, sollen M hiesiger Gerichtsstelle zwangsweise ver steigert wardeOgmd der r» Deeember IMS, vormittags 10 Uhr als Bersteigeruugstermi«, sowie . ... /. .. . der SV. Deeember 18SS, vormittags 10 Uhr al» Temim zu Verkündung des Bertheilungsplans anberaumt Woche» Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rang verhältnisses kann in der GerichtSschreiberei des unterzeichnete» Amtsgerichts «ingesehen werde». Schneeberg, am 2S. Oktober 18SS. Königliches Amtsgericht. Müller. Auf dem die Firma „Königliches Blaufarbenwerk Oberschlema" betreffen- den Folium 53 des Handelsregisters für Neustäotel, Aue und die Dorfschaften ist heute Otto Friedrich Küttig, Faktor in Oberschlema, als Vertreter der Firma gelöscht worden. Schneeberg, den 30. November 1893. Königl. Amtsgericht. Müller. ' «. Auf dem die Firma: Earl Fischer in Aue betreffenden Folium 116 de» Handelsregisters für Neustädtel, Aue und die Dorfschaften ist heute das Ausscheiden der Caroline Wilhelmine verw. Fischer in Aue als Mitinhaberin verlautbart worden. Schneeberg, den 1. Dezember 1893. Königliches Amtsgericht. Müller. R. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen der Johanne Wilhelmine verw. Kretzschmar geb. Kretzschmar gen. Düngen in Oberaffalter eingetragene HauS-Grundstück mit Garte», Folium 10 des Grundbuchs für Oberaffalter, Nr. 111 des Flurbuchs für diesen Ort, vlM 4„ »r Fläche, mit 32,„ Steuereinheiten belegt und ortsgerichtlich auf 4000 Mk. geschätzt, soll im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden »ud ist der 18. Dezember 1893 vormittags 10 Uhr als Verfteigeruugstermi«, sowie der 23. Dezember 1893 vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheiluugsvlans anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastende» Ansprüche und ihres Rang verhältnisses kann « der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgericht- emgesehe» werden. Lößnitz, am 27. Oktober 1893. Königliches Amtsgericht. Lechla. Di« bis Ende November d. I. fällig gewesene« Schulgelder find ungesäumt an unsere Steuer-Einnahme bei Vermeidung zwangsweiser Beitreibung zu bezahlen. Lößnitz, am 1. Dezember 1893. Der Rath der Stadt. Zieger, Brgrm. Der IV. Termin Schulgeld wird am z ? 1S. Deeember d. A s fällig. Es wird zu dessen pünktlicher Abentrichtung hierdurch aufgefordert. Der Stadtrath zu Neustädtel. Bochmann, Stadtrath. ° Tagesgeschichte. Schneeberg, am 3. Dezember. Wochenschau. Heute vor acht Tagen gelangte unter der Adresse Sr. Majestät des Kaisers, sowie des Reichskanzlers an das ent- sprechende Bureau je ein Kästchen, deren vorsichtige Unter suchung dieselben als Höllenmaschinen auswies. Konstruk tion und Füllung der Kästchen zeigte zwar keine sehr große Zerstörungsfähigkeit; doch würde demjenigen, welcher den Deckel unvorsichtig aufgerissen hätte, übel mit gespielt worden sein. Jedenfalls war der Absender sehr wenig erfahren über die Behandlung solcher Sendungen an hohe und höchste Personen, wenn er sich einbildete, daß dieselben eigenhändig Packete u. dgl. öffnen. Glück licher Weise ist Niemand durch den Schurkenstreich ge schädigt worden. Die Kästchen waren in Orleans aufge geben; ihre in gutem Französisch abgefaßte Begleitschrift und die Umstände am Aufgabeort haben noch nicht zu irgend einer Spur des Absenders geführt. Trotzdem lassen die französische Behörden es sich eifrig angelegen sein, zu be haupten, die Sendungen rührten von ausländischen Anar chisten her. Anarchisten waren es wohl auf jeden Fall; und diese, wie jede solche Gelegenheit, sollte dazu führen, internationale Ausnahmegesetze gegen dieses verbrecherische Gesindel zu schaffen. Schon daS Sich-Bekennen zum AnarchiSmiS sollte mit den schärfsten Strafen be- legt sein: denn der Wille zu einer schlechten That ist in solchen Fällen so schlimm, wie die That selbst. Und die wenigen Opfer, welche jetzt bluten müßten, könnten nicht in Anschlag kommen gegen die Ströme von Blut, die zu beklagen sein würden, wenn man nicht zeitig genug energisch zufaßt. WaS bei den Etatdebatten unserer 2. Kammer von mehreren Seiten als dringender Wunsch ausgesprochen wurde, soll, wie «S scheint, Wirklichkeit werden: Die Schul und Anschauungen der großen Mehrzahl aller Deutschen,weiteren Fragen, ob die Mitglieder dieser Behörde durch der den höchsten Interessen des Deutschen Reiches so schroff entgegentritt. Der Beschluß wird ein dunkles Blatt in der Geschichte des deutschen Reichstages bleiben, und das deutsche Volk wird es den Abgeordneten nicht vergessen, den evangelischen besonders nicht aus den Reihen der Con- servativen, Welfen und Freisinnigen, die aus irgend welche» Erwägungen politischer Natur zu diesem Ergebniß beige tragen haben. Das Ansehen unserer Volksvertretung be wegt sich leider schon längst in absteigender Linie. Der Be schluß vom Freitag muß dazu beitragen, daß das deutsche Volk sich immer mehr entwöhnt, mit Stolz und Vertraue^ auf seinen Reichstag zu blicken. Es giebt sich aber der bestimmten Erwartung hin, daß die verbündeten Regier ungen die Interessen des Reiches gegenüber der ultramon- tanen Herausforderung besser wahren werden, als es der Reichstag gethan. Die preußischen Stimmen im Bundes- rathe sind gegen die Aufhebung des Jesuitengesetzes, wie Graf Caprivi im vorigen Jahre mitgetheilt, und wie Preußen, so wird zweifellos die große Mehrheit des Bun- deSrathes stimmen. Die Gefahr, daß der Beschluß deS Reichstages Gesetzeskraft erhalten wird, liegt also noch «icht vor. Die unheilvollen Wirkungen des vorläufigen Votum- Werden trotzdem nicht ausbleiben. Die officiellen Berliner Kreise scheinen sich in der An gelegenheit des Herzogs von Coburg hinter der Ausrede verstecken zu wollen, man kenne nicht genau die Bedeutung der englischen GeheimerathSwürde deS Herzogs. DaS wäre doch in der That höchst wunderlich, und man thäte besser, offen Farbe zu bekennen und Stellung zu der Sache »u nehmen. Ob mit, ob ohne eidliche Verpflichtung — er» souveräner deutscher Fürst kann nicht Mitglied einer Be hörde eines fremden Staates sein, die in erster Linie für da- Wohl diese- fremden Staates zu sorgen hat. Daß dies die Aufgabe des englischen Geheimen Raths ist, dar über kann weder in maßgebenden noch in nicht maßgeben den Kreisen Unkenntniß herrschen. Einer Entscheidung der dotation wird den Gemeinden erhalten bleiben. Das be reitwillige Eingehen unserer Staatsregierung auf die Wünsche der Bevölkerung ist auch hier wieder einmal als mustergültig anzuerkennen. Der Reichstag hat eine inhaltsreiche Woche durch lebt: 1. Lesung des Etats, 1. und 2. Lesung deS Jesuiten antrags und die Novelle zum Jnvaliditätsgesetze. Von dem Etat war bei dessen Berathung eigentlich nur sehr wenig die Rede, desto mehr von der Finanzre form ; Beweis genug, daß es zweckmäßiger gewesen wäre, den Finanzreformplan sammt den einzelnen Steuerent würfen vor dem Etat zu berathen. Bis auf den letzten Tag bewegten sich die Verhandlungen in ruhigen Bahnen; die Parteiredner äußerten sich im Allgemeinen zurückhal tend und ließen zumeist nur durchblicken, daß sie die Ver pflichtung wohl fühlten, die einmal beschlossenen Militär ausgaben durch indirekte Reichssteuern zu decken, von einem Zurückgreifen auf die Matrikularumlagen jedenfalls abzu sehen, daß sie auf der anderen Seite sich sehr freuen würden, wenn es gelänge, es bei der Aufbringung jener Militärunkosten bewenden zu lassen. Der Finanzreform plan müßte sich danach eine Verschiebung auf spätere Zeit gefallen lassen. Die ersten ruhigen Verhandlungstage hatten daher wenigstens eine Orientirung auf dem Schlacht felde um die Finanzreform gebracht; und das ist immerhiu ein gutes Resultat.^ Der Freitag hat uns durch die Annahme deS Jesuiten antrags mit 173 gegen 136 Stimmen überrascht und be- schämt. DaS Resultat hat auch unter den Abgeordneten, obwohl Kundige an der Annahme kaum gezweifelt hatten, die lebhafteste Erregung hervorgerufen; noch lebhafter aber ist die Entrüstung in weiten Kreisen unseres Volkes, auch in katholischen, über das beschämende Votum des Deutschen Reichstages. Man hatte es doch kaum für möglich ge- halten, daß die Vertretung der deutschen Nation zu einem Beschlusse würde herabstrigen können, der den Wünschen