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' ' ' "WW rzgedUolksfremtd Expedition, Druck und Verlag von E. M. GLrtnor in Schneeberg. j Mittwoch, 22. Novbr. 1893 Nr. 272. vr. von Wohdt. M. 2 D t:. x .. S tz- Gareis, Bürgermstr. 4«. Iahrgav') Erftheint täglich mit Ausnahme der Sonu- und Festtage. ÄreiS vtertellkhrlit . Mark 8V Pfn niqe in Ilmenau. Schwarzenberg, am 17. November 1893. 10 Pfennige, di« zweispaltig« geilt amtlicher Twterc^« 2d Mennig«. Auf dem die Firma: C. F. Leonhardt in Stein, Zweigniederlassung in Oberschlema betreffenden Folium 172 des Handelsregisters für Neustädtel, Aue und die Dorfschaften ist heute das Ausscheiden des Mitinhabers: des Kaufmanns Wilhelm Hermann Modes in Stein verlautbart worden. Schneeberg, den 18. November 18SS Königliches Amtsgericht Müller. Richter. Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. Amtsblatt für di« königliche» and städtische» Behörde» r» Aae, Srülchai», Hartenstein, Iobaimgeorgeust^l Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg uud Wildenfels. Bekanntmachung. Nach eingetretenem Schneefall und Frost bringen wir nachstehend AZ 25 und 27 der Straßenordnuna in Erinnerung: 8 25. Jeder Hausbesitzer oder dessen Stellvertreter ist verbunden, das vor seinem Grundstücke hinführende Tagegerinne stets reinlich zu erhalten, ingleichen muß er im Winter den an seinem Hausgrundstücke hinlaufenden Fußweg stets von Schnee und Gis möglichst frei erhalten, bei Schnee- und Eisglätte denselben mit Sand oder Asche bestreuen und glatte Stellen aufhacken. Ist die Schnee- oder Eisglätte über Nacht entstanden, so ist dieser Vorschrift Auf Ansuchen wird Folgendes bekannt gegeben: Grbregulirungswegen werden gesucht: »., die Erben des Gottlieb Fischer, d., Auguste Fischer oder deren Erben, «, Wilhelmine Fischer oder deren Erben, ck., Ernestine Fischer oder deren Erben. Die Genannten haben etwa in den Jahren 1830—1840, zum Theil auch später noch in uud bei Schwarzenberg gelebt und in einem verwandtschaftlichen Berhältniß zu dem verstorbene» Kaufmann Gotthold Friedrich Fischer in Ilmenau resp. dessen Sohn Sommerzienrath Wilhelm Fischer in Ilmenau gestanden. Anmeldungen sind unter Bei fügung eines Erblegitimationszeugnisses binnen 4 Wochen zu richten an Kaufmann Wilhelm Döllstädt wie cs gelingen könnte für diese Vorlage, die in nahezu allen Parteien zahlreiche und entschiedene Gegner hat, und keineswegs nur süddeutsche, eine Mehrheit zusammenzubringen. Entschließt sich der Bundesrath zu einer Heraufsetzung der Werthgrenze auf etwa 60 Mk., dann würde die Wein steuer ungefähr nur 12 Millionen Mark bringen. Hier für glaubt man aber leicht einen Ersatz durch die Einführung wirklicher Luxussteuern finden zu können, wie sie in England, Holland und anderen Staaten längst be stehen und reiche Erträge liefern. — Man schreibt der „Nordd. Allgem. Ztg." aus Straßburg vom 19. November: Die Glaubwürdigkeit des Försters Reiß, der, in der Nothwehr handelnd, zwei französische Wilderer erschossen hat, wird von kompetenter Stelle und auch im ganzen Lande anerkannt. Allein der Mühlhausener „Expreß," dessen franzosenfreundliches Ge sicht immer wieder zum Vorschein kommt, macht eine Aus nahme. Das Blatt hat die Kühnheit, sich aus Rothau schreiben zu lassen : „Man muß, um bei der Wahrheit zu bleiben, gestehen, daß die öffentliche Meinung im Lande keinen Augenblick den Aussagen des Försters Glauben ge schenkt, der, nachdem er die Glückwünsche einiger Chauvi nisten und Bewunderer erhalten, vor einigen Tagen „ent waffnet" und unter Eskorte vor Gericht geführt wurde, um nochmals vernommen zu werden. Die Ange legenheit nimmt inzwischen einen ernstlicheren Charakter an und erregt ziemlich die Gemüther. Man ver sichert, daß ein Untersuchungsrichter aus Leipzig hier eingetroffen sei, um die Untersuchung am Platz« zu leiten. Nun ist aber noch eine andere Sache. In der Befürchtung, daß die Bewohner der fran zösischen Grenzortschaften Repressalien ergreifen würden, will kein Förster der Nachfolger des Reiß werden und fünf oder sechs Forstbeamte des Schirmecker Reviers werden versetzt." — Soviel Sätze, soviel Unwahrheiten. Wir kon statieren, daß gerade die öffentliche Meinung durchaus auf Seiten des Reiß ist, daß gegenwärtig nicht die geringste Erregung in jener Gegend mehr existirt und daß die An gelegenheit keinen „ernsteren Charakter" annimmt. Ebenso wenig ist es wahr, daß Reiß unter Eskorte vor Gericht geführt wurde; daß er nicht bewaffnet den Gerichtssaal betrat, ist selbstverständlich. Von dem Eintreffen eines Leipziger Untersuchungsrichters in Rothau ist Niemandem außer dem Korrespondenten des Expreß" etwas bekannt. Reiß ist zum 16. Dezember nach der Oberförsterei Ing weiler versetzt worden und hat natürlich auch bereits eine« Nachfolger erhalten. Außer ihm wurde auch noch der För ster Winkelmann versetzt, der seinerzeit daS bekannte Ren- kontre mit dem Holzarbeiter Clement hatte, den er irrthüm- licher Weise für den berüchtigten Wilddieb Kestner hielt. Da die verleumderische Meldung des „Expreß" vermuthlich in andere Blätter übergehen wird, schien es uns förderlich, hier diesen unwahren Aussagen auf das Entschiedenste zu begegnen. Bekanntmachung Für den Handelsmann Moritz Auerswald, eine Zeit lang in Lausigk wohn haft, jetzt unbekannten Aufenthaltes, ist Herr Robert Albert Echuädelbach in Ober schlema heute als Abwesenheitsvormund in Pflicht genommen worden. Schneeberg, den 14. November 1893. König! Amtsgericht. Müller. Hi- Ingleichen haben die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter dafür zu sorgen, daß die an den Dachrändern sich bildenden Eiszapfen sofort heruntergeschlagen werden, sodaß durch Herabfallen Niemand verletzt werden kann. Nach starkem Schneefall ist der Schnee von den Dächern sobald als möglich zu beseitigen, währenddem, sowie überhaupt an gefährdeten Stellen sind Stangen aufzu stellen und Fußweg wie Fahrweg von den herabfallenden Schneemassen unverzüglich zu befreien. 8 27. Zuwiderhandlungen gegen die Straßenordnung werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder Haft bis zu 14 Tagen geahndet. Schneeberg, den 21. November 1893. Französische Zukunftsmusik. Eine französische Broschüre über den nächsten Krieg er regt einiges Aufsehen und dürfte auch diesseits des Rheines insofern interessiren, als man hinter dem sich Kommandant L nennenden Autor eine leitende militärische Persönlichkeit erkennen will. Der Schreiber erörtert die beiden Möglich keiten des Sieges oder der Niederlage Frankreichs, Rust lands bezw. des Dreibundes. Der Krieg selber gilt ihm nicht nur als unvermeidlich, sondern als relativ nahe be vorstehend und er kommt dabei zu folgenden Schlüssen : Im Falle des Sieges des Dreibundes ist das Schicksal Frankreichs für immer besiegelt, es sinkt zu einer Macht sechsten Ranges herab, während Rußland weit nach Asien hinein zurückgeworfen und ihm das Schwarze wie das Baltische Meer verschlossen würde. Frankreich würde, nach dem Kommandanten X, an Deutschland seine nördlichen und östlichen Departements, dazu Algerien und Cochin china verlieren, während Italien ihm drei oder vier De partements im Südosten, einschließlich Toulon und Tunis, nehmen, das heißt Frankreich vom Mittelmeere vollständig abschneüien würde. Das so verstümmelte Land hätte mit seinen höchstens noch 25 Millionen Einwohnern überdies eine Kriegsentschädigung von 6 Milliarden zu zahlen und würde in Zukunft höchstens noch die Cadres für eine Gesammtarmee von 50 000 Mann unterhalten dürfen. Rußlandseinerseits würde nicht nur ganz Polen und die an dasselbe angrenzen den Provinzen, sondern auch die ganzen baltischen Länder und überdies Finnland verlieren, das an Schweden kom men würde. Nach beendigtem Kriege würden sich die 17 Millionen Deutschen des heutigen Oesterreichs mit dem heutigen Deutschen Reiche vereinigen, welches von da an zwei Hauptstädte, Berlin und Wien, haben würde. Das Haus Habsburg würde für diese Abtrennung dadurch ent schädigt werden, daß es die ganzen Länder rechts und links von der Donau, von Montenegro bis zum Schwarzen Meere, von Belgrad bis Salonichi, der habsburgischen Monarchie einverleibt, während Triest bei Deutschland bleiben und der Mittelmexrhafen Hafen des Deutschen Reiches werden würde. Sollte Italien hiergegen Einwendung er heben, wie das vorauszusehen sei, so würde man dasselbe gehörig bei den Ohren nehmen, und anstatt ihm Tunis zu überlassen, dieses zu dem deutsch gewordenen Algerien schlagen. Aber wenn der Kommandant X die Vernichtung Frankreichs und Rußlands in so grellen Farben malt, so thut er das zum guten Theil wohl deshalb, weil nach ihm der Dreibund viel mehr Aussichten hat, seinerseits besiegt zu »erden, denn als Sieger aus dem Kampfe hervorzugehen, und er verspricht uns, daß, falls der Dreibund unterliegt, man nicht auf halbem Wege stehen bleiben, sondern ihn ver nichten werde. Frankreich würde das ganze, linke Rheinufer, ausgenommen Belgien, nehmen, sofern dieses absolut neutral geblieben sein würde, andernfalls werde auch Belgien in französische Departements zerstückelt werden. Deutschland selbst werde man nach dem Muster des alten deutschen Bundes wieder in kleine, unzusammenhängende und völlig von einander unabhängige Staaten auflösen, während Ruß land Ost- und Westpreußen, Posen und Schlesien annek- tiren würde. Ebenso nimmt Rußland dem geschlagenen Oesterreich seine gesammten slawischen, slowenischen und slowakischen Länder, also Bosnien und die Herzegowina, Siebenbürgen, ganz Böhmen, ganz österreichisch Polen und Schlesien. Italien verliert Piemont und Ligurien an Frankreich, während der Zweibund das einstige Königreich beider Sicilien mit der Hauptstadt Neapel als Monarchie oder Republik wieder erstehen läßt, und man es den Ita lienern freistellt, das Haus Savoyen auf dem Throne des zertrümmerten Italiens zu belassen, oder dasselbe wegzu jagen, während dem Papste der bedeutend vergrößerte Kirchenstaat wiedergegeben würde. Italien wie Deutschland würden überdies jedes 6 Milliarden Kriegsentschädigung an Rußland und Frankreich zu zahlen haben. Nachdem so die Karte Europas gründlich revidirt worden, würden die Sieger die allgemeine Abrüstung proklamiren und ein internationales souveränes Tribunal einsetzen, das von da an und für alle Zukunft internationale Schwierigkeiten und Streitigkeiten zu lösen und endgiltig beizulegen haben würdet Tagesgeschichte. - A MDentschlaud.,' " — Ne Hinausschiebung der eigentlichen Aeichstags- verhandlungen bis zum Donnerstag ist den Verbündeten Regierungen durchaus nicht so unangenehm, wie man nach manchen Aeußerungen der Presse annehmen sollte. Der Bundesrath gewinnt damit die willkommene Muße, die hin sichtlich der Weinsteuervorlage noch immer bestehenden starken Meinungsverschiedenheiten zu überwinden. Der namentlich von der württembergischen Regierung ausgehende Widerstand gegen eine zu niedrig bemessene Werthgrenze ist neuerdings noch erheblich infolge der Wahrnehmung ge wachsen, daß die Reichsweinsteuer überhaupt bis tief in die Reihen der Nationalliberalen hinein entschiedene Gegner findet. Dort ist man entschlossen, diese neue Steuer nicht nur aus wirthschaftlichen, sondern vorzugsweise auch aus nationalen Gründen zu bekämpfen. Man befürchtet davon eine wesentliche Verschärfung des noch immer nicht ganz überwundenen Gegensatzes zwischen dem Süden und dem Norden des Reiches. Dieder nationalliberalen Partei und den konservativen Parteien angehvrenden Mitglieder ausEl- saß-Lothringen versichern überdies, daß keine Maßregel so sehr geeignet wäre, der Germanisirung des Reichslandes entgegen- zuwirken, wie die Einführung einer Reichsweinsteuer. Davon würden gerade die Theile des Elsasses schwer getroffen werden, in denen die Aussöhnung mit den durch den Frankfurter Frieden geschaffenen Zuständen die weitesten Fortschritte gemacht habe. Dauert diese gegenwärtig vor herrschende Stimmung an, dann läßt sich nicht abfrhen,