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Dresden, 16. Novbr. Kurs der österreichischen Hun dert-Guldennote: Mk. 159,80. tummelte« sich etwa I bis 10 Knaben fröhlich umher: plötzlich brach der 13 Jahre alte Schulkuabe Hänsch durch die schwach« Eisdecke und verschwand hilferufend vor den -Augen seiner Spielkameraden im Wasser. Sein um zwei Jahre jüngerer Bruder wollte ihm zu Hilfe eilen, brach aber ebenfalls ein und sank bis an den Hals in die Fluthen. Auf das entsetzliche Geschrei der übrigen Knaben eilte ein Arbeiter herbei, dem eS mit Aufbietung von Lebensgefahr gelang, den jüngeren Knaben vom sicheren Tode des Er trinkens zu retten und seinen entsetzten Eltern ohnmächtig zu überbringen. Der unglückliche Bater eilte auf die Schreckenskunde von dem Schicksal seines älteren Sohnes sofort nach dem Teiche, um Alles zur Rettung des Kindes zu thun. Die Feuerwehr war gleichfalls nach der Un glücksstelle geeilt. Hier wagte sich nun der bedauerns- werthe Bater in seiner Armst um sein Kind zu weit vor und brach ebenfalls ein. Nur mit Mühe und Noth gelang eS der Feuerwehr, den Verunglückten zu retten. Die Leiche des Knaben konnte erst nach längerer Zeit aufgefunden werden. Der Vater und Sohn liegen schwerkrank darnieder. — In der Scheune des Dietel'schen Gutsgehöftes in Hartmannsdorf entstand am Dienstag Abend Feuer und dasselbe griff so schnell um sich, daß in kurzer Zeit drei Gebäude eingeäschert waren. Sämmtliche Erntevor- räthe, sowie ein Theil des Inventars sind vernichtet, der Viehbestand gerettet. Es ist dies nun schon der sechste Brand, von dem Hartmannsdorf in diesem Jahre heimgesucht wird und scheint auch in diesem Falle Brandstiftung vorzuliegen. — Am Montag früh fiel der Schneidermeister Werner in Kirchberg aus dem Fenster seiner im zweiten Stock gelegenen Wohnung und erlitt dabei einen Schädelbruch, der leider den sofortigen Tod Werners zur Folge hatte. — Der am 14. d. M. vom königl. Schwurgerichte Plaueu wegen Mordes an dem Wirthschaftsbesitzer und Bogen macher Louis Penzel in Mühlhausen zum Tode verurtheilte Fröschelmacher Oskar Adolf Adam Penzel aus Kleedorf hat sich am 15. d. M. in der sechsten Nachmitjagsstunde im königl. Gerichtsgefängniß zu Plauen durch Erhängen entleibt. Er war ganz kurz vorher revidirt und in der Zelle gehend getroffen worden. Als bald darauf wieder nach ihm gesehen wurde, fand man ihn bereits todt vor. Einer der Herren Gerichtsärzte, welcher aus anderem Anlaß zufällig im Gerichtsgefängniß anwesend war, stellte Wiederbe lebungsversuche an, jedoch erfolglos. So hat Penzel sich der Vollstreckung der über ihn verhängten Todesstrafe entzogen. Oertliche Angelegenheiten. — An Eisenbahnbauten schlägt die Regierung dem Landtage vor: den Bau einer normalspurigen Eisenbahn von Bahnhof Gera-Pforten nach Wolfsgefährt, sowie den Bau schmalspuriger Nebenbahnen von Kohlmühle nach Hohnstein, von Mulda nach Sayda, von Cranz ahl nach Oberwiesenthal, von Wilzschhaus nach Carlsfeld, von Wüstenbrand nach Limbach, von Wald heim nach Kriebethal. Die Begründung der Postulate und die nachträgliche Bezifferung der Beträge für die Neben bahnen außer Kohlmühle-Hohnstein soll noch erfolgen. Für hiesige Gegend ist noch folgende Einstellung im außerordentlichen Etat von Interesse: Die Auswechselung und Gruppirung der Wagen der auf dem Bahnhofe Aue ein- und abgehenden Güterzüge muß jetzt dergestalt ge schehen, daß die Züge beziehentlich Zugtheile über das nördliche Ende des Bahnhofs hinaus auf das Strecken hauptgleis der Linie Chemnitz-Adorf fahren und die Wagen von dort aus nach den Rangir- und Abstellgleisen ge bracht werden. Da das gedachte Streckenhauptgleis in der Richtung nach dem Bahnhofe im Verhältnis 1:180 geneigt und stark gekrümmt ist, so laufen die Wagen beziehent lich Wagengruppen nicht von selbst ab, sondern müssen größtentheils abgestoßen werden. Infolge dessen geht das Rangirgeschäft sehr langsam von statten, auch muß es überhaupt unterbrochen werden, wenn das Haupt gleis für den Zugsverkehr frei zu halten ist. Da nun der Rangirdienst auf Bahnhof Aue immer umfäng licher wird, so ist die Herstellung eines besonderen Ausziehgleises zum dringenden Bedürfniß geworden. Das neue Gleis ist unmittelbar neben dem Streckenhauptgleise dergestalt geplant, daß das Bahnplanum für beide Gleise bis zum 1,5 w gehoben und daß eine Neigung von 1 : 80 auf 356 na Länge eingelegt wird. Die Ausführungskosten sind einschließlich des Arealerwerbes auf 95000 M. ver anschlagt. Auf der Theilstrecke Wilkau-Zwickau der Bahn linie Schwarzenberg-Zwickau, welche vom Bahnhofe Wilkau bis zu den Bockwaer Sammelgleisen eingleisig und von dort ab bis Zwickau zweigleisig ist, läßt sich der Bahnbe trieb wegen des sehr starken Zugverkehrs (es verkehren zur Zeit täglich von 5'/, Uhr vormittags bis 11^ Uhr nach mittags 46 Züge) kaum mehr ordnungsmäßig durchführen. Es wird daher beabsichtigt, in der Finanzperiode 1894 95 auf der 1,8 km langen Strecke von Wilkau bis zu den erwähnten Sammelgleisen ein zweites Hauptgleis herzu stellen. Die Kosten hierfür sind einschließlich des Grund erwerbes auf 181000 M. veranschlagt worden. Neustädtel, 16. November. Die Naturheilvereine zu Schneeberg, Neustädtel, Schlema und Zschorlau haben den Beschluß gefaßt, im Hause des Herrn G. Metzner hier ein Kurbad zu errichten und die Mittel hierfür durch Aus gabe von Antheilscheinett zu einer Mark aufzubringen. Die Inhaber derselben genießen bei der Behandlung in der Anstalt wesentlichen Preisnachlaß. Die Leitung ist Herrn Naturheilkundigen Bohn von hier übertragen worden. Im nächsten Frühjahre wird die Anstalt bedeutend erweitert werden. S ch w a r zse n b e rg. Im hiesigen deutschsozialen Reform-Verein hielt letzter Tage Herr Fabrikant Ulrich aus Chemnitz einen Vortrag über „die brennendsten Tages fragen" speziell in Betreff des Handwerker- und Mittel standes. Die Anschauungen des Herrn Redners sind den Lesern dieses Blattes bereits aus einem eingehenden Referat über einen Vortrag bekannt, w< ^hen Herr Ulrich verg. Jahr zu Schneeberg gehalten hat. Die Ausführungen Privattelegramme des Erzgeb. Volksfreundes. * London, 17. Nov. In Aidrie, Schott land, ist die Kohlengrube Snmmerlie Kickwood bei Coatbridge in Brand gerathen. SS Berg arbeiter wurden dadurch von der Oberwelt ab geschlossen. Man befürchtet, daß dieselben be reits erstickt sind. K i r ch e » - R a ch r i ch t e u für den 25. Sonritap nach TrinitatiS. Text beim BormittagSftottesdienÜe Matth. 25, 1—13 Schneeberg. Borm. 9 Ubr Predigt Archiv. Mathe; abeuvs 6 «Hk in der Kirche zu Et. Wolfgang Beichte und bett. Abend mahl: Dtac. Harig ; Uhr Jüngling»verein im Archidiakonat. Mittwoch, den 22 Novbr. al» am 2 Landes-Buß- und Bettage vormittags >/,8 Uhr Beichte und heil Abendmahl: Archiv. Mathe; 9 Uhr Predigt über Joh. 12,35. 36: Sup. Lie. theol. Noth; abends 6 Uhr in der HoSpitalkirche Predigt über Jes. 1, 2—9: Diac. Harig; Uhr Jünglingsverein im Archidiakonat. Die AmtSbanslungen sind anzumelden im Archidiakonat. Griesbach. Mittwoch, den 22. Novbr. Bußlag: >/,10 Uhr- Predigt- und Abendwahlsgotteedienst. Harig P. RenstLdte» Borm. 9 Uhr Predigtgottesdienst: P. Herzog. Nachm. 2 Uhr Bet und Taufgottesoienst in Neuiiädtel und Kinder- gottesdienst in Lindenau. Abends '/,8 Uhr Jüngling-verein. vderfchlema. Borm. '/,9 Uhr Beichte. 9 Uhr HauptgotteS- dienst mit Predigt und heiligem Abendmahle. Nachm. Uhr Gottesdienst mit biblischer Betrachtung Zschorlau. Vorm. >/,9 Uhr Beichte. 9 Ubr Predigt- und heil Abendmahl Nachm. '/,2 Uhr Unterredung („Wer ist Christus?"). Vorm, predigt Herr Diak. Schmidt. Beichtrede hält , crr Oberpf. Steininger. Nach«. 0,2 Uhr in der Hauptkirche Kaicchismusunterredung Herr Oberps. Steininger. Dienstag, den 2i. Novbr. Nachm. 1 Uhr Betstunde. A««. Vorm. 9 Uhr Haupigottesdienst Predigt: P. Kaiser. Nachm '/,2 Uhr Gottesdienst Predigt: Hilfsgetstl. Oertel. Abends 8 Uhr ev-lath. Jünglings-Verein im Bereinsztmmer. ElSftEia-ZrU«. Borm 9 Uhr Hauptgottesdienst. Nachm. 2 Uhr Bet- nnd Taufgottesdienst. Abends 8 Uhr Jüngltngsverein. Schwarzenberg. Früh 8 Uhr Beichte und heil. Abendmahl. Tie Beichtrede bält Herr Archiv, emer. Gareis. Beim BormittagS- gotteSdtenste predigt Herr cand. theol. Hertzsch aus Rittersgrün. Nachmittags l Uhr Missionsstunde Abends 6 Uhr Predigtgottes dienst in der Schule zu Bermsgrün. Srünvain. Borm. 9 Uhr PredigtgotteSdienfi. Nachm 2 Uhr MissionSst- nde. Getauft wm den: Ernst Gustav, ehel Kn. des Gustav Adolph Lötzsch, ans. Bürgers u Schmied-mstrs tn Grünhain. Anna Marie, ehel. M. des Ernst Richard Gräßler, Wirtdschasisbes. u. Klempners in Waschleithe. Max Hermann, ehel. Kn des Friedrich Hermann Trommler, WirihschaftsbcsitzerS in Waschlei he. Anna Gertrud, ehel. M. des Julius Aimini rs Kunstmann, Schieferdeckers u. Klempner in Waschleitl e. Gen aut wurde: Otto Max Poller, Klempner in Grüi Hain mit Emma Albine Christiane Schürer in Grünhaiv. Beerdigt wurde: Anna Mariba. ehel. 3. K. d:» Friedrich Bern hard Ebert, Maurers in Grünhain. Sos«. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Nachm. 2 Uhr Kindergottesdienst Veterfeld Borm. '/,9 Uhr Beichte. 9 Uhr PredigtaotteS- dienst. Nach der Predigt Communion Nachm. 1 Uhr Betstunde des Herr» Redners wurden von der Versammlung mit großem Beifall ausgenommen. Johanngeorgenstadt, 14. Novbr. Unsere Stadt kann sich rüsten, das 24Hährige Fest ihres Be stehens zu begehen. Sie dankt ihr Dasein der Unduld samkeit des Kaisers Ferdinand. Die Städte Platten und GotteSgab, die sonst zur Herrschaft Schwarzenberg ge hörten, mußten in Folge eine» Vergleichs mit de« Herzog Moritz an Böhmen abgetreten werden, und seit dieser Abtretung hatten die lutherischen Bewohner derselben be- ständig mit ReligionShab und Verfolgungssucht zu kämpfen. Zw r versprach der Kaiser in dem 1646 mit Kurfürst Johann Georg geschlossenen Vertrage denselben die voll ständigste Religionsfreiheit; aber dessen ungeachtet hörten die alten Kränkungen und Verfolgungen nicht auf. Im Jahre 1653 kam sogar der kaiserliche Befehl an die pro testantischen Bewohner beider Städte, entweder römisch- katholisch zu werden, oder das Land zu verlassen. Der größte Theil, fast nur aus Bergleuten bestehend, zog nun in größter Eile mit dem Wenigen, was zu retten war, über die sächsische Grenze und ließ sich mitten im dichtesten Walde, in der rauhesten Gegend Sachsens, auf dem soge nannten „Fastenberge" nieder, in welcher Gegend schon in früheren Zeiten von Bergleuten aus Eibenstock und Platten etwas Bergbau auf Zinn und Eisenstein getrieben wurde. Als nun die armen Flüchtlinge beim Kurfürsten Johann Georg um Erlaubniß zur Niederlassung nachsuchten, wurde diese nicht nur bewilligt, sondern ihnen auch ein Stück Wald zum Ausroden und Anlegen einer Stadt, mit dem Namen des Kurfürsten, iin Umfange von 13 989 Doppelschritten geschenkt. Am 23. Februar wurde der urkundliche Stadtbrief ausgestellt. Allein zur Gewinnung des jetzigen Marktplatzes mußten über 1700 große Bäume ausgerodet werden, der kleineren nicht zu gedenken. Am 10. Mai 1654 wurde zum ersten Hause am Markte die Thürschwelle und am 10. Mai 1655 der Grundstein zur Kirche gelegt, deren Einweihung am 15. Februar 1657 stattfand. Der Thurm kam erst 1715 hinzu. Am 24. Juli 1654 wählte man einen Rath, der aus einem Richter mit sechs Beisitzern bestand. Ein Schulgebäude errichtete die Stadtaemeinde 1666, und ein Rathhaus 1669. Am 19. August 1867 brannte Johanngeorgenstadt fast gänz lich nieder — gegen 330 Brandstellen —, doch stieg e» bald wieder aus der Asche empor. Vermischte-. Hannover, 15. November. Heute begann vor der Strafkammer des Landgerichts das Nachspiel zu dem großen Spieler- und Wucherprozeß. Des Gewerbs- und gewohnheitsmäßigen Wuchers sind angeklagt: Rentier Kraim und Frau Guhl aus Berlin, Agent Hollmann, Agent Hirsch und Wittwe Schweitzer aus Hannover. Den Vor sitz des Gerichtshofes führt wiederum Landgerichtsdirektor Heinroth, die Staatsanwaltschaft vertritt Gerichtsassessor Seel. Den Angeklagten steht eine Reihe von Vertheidi- gern zur Seite. Dresden, 16, November. Ueber das Befin den Sr. Majestät des Königs verlautet von gut unterrichteter Seite, daß dasselbe befriedigend ist. Se. Majestät hat den größten Theil der vergangenen Nacht gut geschlafen. Es ist auch kein Fieber mehr vorhanden und die katarrhalischen Erscheinungen haben nachgelassen. — Der Königl. Kammerherr Kurt von Leipziger ist gestern Abend im 59. Lebensjahr gestorben. — Ein entsetzlicher Unfall ereignete sich letzten Sonnabe d in Niederfriedersdorf in der Obertans:st. Aus der dünnen Eisdecke des nahegelegenen sogen, schwarzen Teiches Abend wohutm de« Diner Kalnoky, Brin, Nigra, sowie höhere Tivil- und Militärpersonen bei. Kalnoky und die Minister reis« heute ab. Die Begegnung des Leiters der österreichischen aus wärtigen Polim mit dm italienischen Staatsmännern giebt selbstverständlich zu den verschiedensten Kommentaren in der Presse Anuch. Diese Begegnung, meint de „Jtalie", komme eben recht, nm die Preß-Augurm zu ernüchtern, welche bereit- von einer Lockerung des Dreibundes und von einem geheimm Einverständnisse Oesterreichs mit Ruß land phantasirten. Graf Kalnoky bringe weder geheime Verträge, noch sonstige Pläne nach Monza, er komme als treuer Diener seine- Herrn, dem Freunde desselben zu hul digen. -Daß in Monza auch von Politik gesprochen werden wird, sei natürlich, Neues werde aber nicht gesagt und nicht verhandelt werden. Immerhin sei aber der Tag der Ministerbegegnung ein glücklicher Loostag für den europä ischen Frieden. — Der „Diritto" meint, die Zusammen kunft von Monza werde möglicherweise für das Schicksal Italiens entscheidend sein. — Aus einem als authentisch bezeichneten römischen Blatte wird dem „Neuen Wiener Tagblatt" versichert, Kalnoky's Besuch in Monza habe nur den Zweck, dem Könige für den ihm seinerzeit ver liehenen Annunziatenorden persönlich den Dank abzustatten. — Die „Kölnische Zeitung" äußert sich in einem aus Berlin datirten Entrefilet wie folgt : „Die Reise des Grafen Kalnoky nach Monza, sein Besuch beim König von Italien und sein Zusammentreffen mit dem Minister Brin haben in unterrichteten Kreisen nicht überrascht. Es wird mit voller Sicherheit behauptet, daß es sich bei Kalnoky's Besuch keineswegs um irgend eine aktuelle Frage handele. Selbstredend werden in Monza die allgemeine Lage und die einzelnen, gerade auf der Tagesordnung stehenden Fragen besprochen werden. Dieser Meinungsaustausch wird zweifelsohne dazu beitragen, eine noch engere Uebereinstimmung in allen politischen Fragen zu verbürgen. Die Thatsache, daß durch solche Unterred ungen auch nach außen die zwischen den Mächten des Dreibundes herrschende Freundschaft dargelegt wird, kann nur als sehr erfreulich bezeichnet werden, doch liegt kein Grund vor, der Zusammenkunft eine über solche allgemeine Ziele hinausgehende Tragweite beizulegen." — Der „Voss. Ztg." wird aus Wien telegraphirt: Entgegen den offiziösen Erklärungen, wonach die Reise Kalnokys nach Monza lediglich einen Höflichkeitsbesuch bedeute, verlautet nunmehr in diplomatischen Kreisen, die Reise hänge mit der Finanzlage Italiens zusammen. Die Sendung Kalnokys bezwecke die Besprechung von Maß nahmen zur Gesundung der italienischen Finanzen, wobei Oesterreich-Ungarn in der Lage sei, gute Dienste zu leisten. Rom, 16. November. Der Papst empfing heute Vormittag in der Peterskirche 4000 Pilger aus der Lom bardei und Venetien. Dem Empfange wohnten die Groß fürstin Katharina mit Tochter, das diplomatische Corps und ein zahlreiches Publikum bei. In der Antwort auf die Adresse der Pilger protestirte der Papst entschieden gegen die Beschuldigung, ein Feind Italiens zu sein und nennt dieselbe eine schamlose Verleumdung. Am Schluffe des Empfanges ertheilte der Papst den Segen. Das Aus sehen des Papstes ist sehr befriedigend. Von der Erkält ung ist nur noch ein leichter Husten zurückgeblieben. Spanier». Madrid, 16. November. Ein dem spanischen Ge sandten in Tanger zugegangenes, in sehr freundschaftlichem Tone gehaltenes Schreiben des Sultans theilt mit, derselbe habe seinen Bruder mit einer Kavallerie-Abtheilung abge sandt, um die Kabylen bei Melilla aufzufordern, die Waffen niederzulegen und die Spanier an der Errichtung der Forts nicht zu hindern. In demselben Sinne habe der Sultan auch den Führern der Riffkabylen geschrieben. Barcelona, 16. Nov. Die heute erfolgte Ver haftung des sozialistischen Führers Fontanals, welcher ge richtlicher Untersuchung zufolge in den Anarchistenprozeß verwickelt sein soll, hat in Arbeiterkreisen große Erregung hervorgerufen. Die Vereinigung der Arbeiter, deren Leiter Fontanals ist, und die unter der Bevölkerung der Städte Cataloniens großen Anhang hat, legte gegen die Verhaft ung Verwahrung ein. — In Villanueva ist eine Nitro glycerinbombe in der Nähe der Gendarmeriekaserne explo diert. Großer Schaden wurde angerichtet. Rußland. — Nach einer Petersburger Drahtmeldung sind förm liche Unterhandlungen zwischen Rußland und Griechenland behufs Erwerbung einer griechischen Insel für eine russische Flottenstation im Aegäischen Meere noch nicht im Gange, weil die russische Negierung noch unentschlossen ist, welche Station ihren Bedürfnissen am besten entsprechen dürfte. Die Wahl schwanke zwischen Milo und Paros. Die griechische Regierung, die ausgeforscht worden sei, sei willens, eine oder die andere Insel herzugeben, wenn ein hinläng lich hoher Preis geboten würde. (?) Afghanistan. Kabul, 16. Nov. Die Verhandlungen zwischen dem Emir und dem Spezialkommissar Durand sind abgeschlossen. Nach der heutigen Truppenschau erklärte der Emir, alle Grenz- und anderen Schwierigkeiten mit der indischen Re gierung sind geregelt. Die freundschaftlichen Beziehungen zu England sind wieder hergestellt.