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Expedition, Druck u«d Verkag von T. M. SLrtu« in Gchn«eb«g. Freitag, 10. Novbr. 1893 Rr. 262 vr. vo« Woydt. B. 3 i 4S. I 8qhrgW- I 10 Pfermtgr, die zweispaltige Zeile amtlicher Hssrrate W Dsömige. , trscheiut täglich mit Ausnahme der Bann« mW Festtage. Drei« vierteljährlich 1 Marl 80 Pfennige. Aus Folium S1S des hiesigen Handelsregisters ist heute eingetragen worden, daß die Firma Bachman« L Schubert in Schwarzenberg erloschen ist. Schwarzenberg, am S. November 139». König! Amtsgericht. Hattaß. Oeser. Bekanntmachung. Die Srwmuuaulage« Pr. 4. Tertui« 18V« sind bis längstens den 1S. November dfs Zs. bei Vermeidung sofortiger Zwaugsbeitreibnug an die hiesige Stadtstenewin- nahme abzuführe». Schneeberg, de» 23. Oktober 189». ErzgrbUolksfreund. Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. Amtsblatt für Ne königlich« aa» ytttische« Behörde» t» A«, Srüuhaiu, Partmftei», Jöhaa«gt»rg«a-a»t, Sö-nitz, Nevstädtel, Gchneeberg, GchwarMberg nnb Wildenfels. Die Stimmung in Spanien wird angesichts der fatalen Lage der Dinge in Melilla «ine immer erregtere. Ueberall kann man es aussprechen hören, daß der Krieg gegen den Sultan von Marokko selbst, welcher die unter seiner Botmäßigkeit stehenden Rif- Kabylen nicht zur Unterwerfung zwingen wolle oder könne, die einzige Möglichkeit bleibe, um Spanien die ihm zu- kommende Gevugthuung zu verschaffen. Selbst die Ne gierungsorgane lassen sich allmählich in diesem Sinne der- nehmen. So schreibt u. a. der Correspondencia de Espana in einem, höchstes Aufsehen erregenden Leitartikel: „Ent weder sind wir Anfang Dezember im Frieden mit den Rif- Kabylen oder im Krieg mit dem Sultan. Eins von beiden muß erfolgen, möge die Regierung es nun wollen oder nicht". In zehn bis zwölf Tagen sei der Sultan in Sprechweite; zur gleiche» Zeit werde man in Melilla soweit sein, um mit dem Bau des Forts zu beginnen. Unter würfen sich dann die Kabylen, so sei noch die Forderung auf Schadenersatz zu erledigen, die im Weigerungsfälle zum Kriege führen müsse. Unterwürfen sie sich aber nicht, trete der Fall ein, daß tägliche Kämpfe mit entsprechenden Opfern an Gut und Blut in Aussicht ständen, dann würde der Volksinstinct, noch ehe eine Woche verginge, ganz von selbst die Frage aufwerfen : Und so viel Opfer für ein Fort? Sind wir nicht berechtigt, vom Sulla« zu verlangen, daß er diese Opfer bringt? Und mit dem- selben Ungestüm, wie man jetzt die Bestrafung der Kabylen verlange, werde man dann die Erfüllung des Vertrages von Wad-Ras fordern. Die Bewegung werde sich gegen den Sultan richten, und man werde von ihm die Absend- nng von Truppen und die Zahlung aller Kriegskosten heischen. Noch vor Ablauf des Jahres werde die Regier ung durch die unwiderstehliche Gewalt der öffentlichen Meinung gezwungen werden, ein derartiges Ultimatum an den Sultan zu richten. Der oben aufgestellte Satz ent spreche also nur der wirklichen Lage. „Wir predigen nicht den Krieg", schließt das Blatt seine Betrachtung, „wir halten ihn nur für möglich — für so wahrscheinlich, wie etwa das Ziehen einer schwarzen Kugel aus einem Gefäß, wo mit ihr nur noch eine oder höchstens zwei weiße sind.' Mit beso»derem Ingrimm wendet sich die öffentliche Meinung gegen England, welches allerdings einem krieger- ischen Vorgehen der Spanier in Marokko kaum gleichgiltig zusehen dürfte. Ein sonst keineswegs regierungsfreundliches Blatt macht seinen Gefühlen mit folgenden Worten Luft: Wenn es auch England unangenehm sein sollte, wir haben das Recht, uns zeitweilig derjenigen marokkanischen Gebiete zu bemächtigen, deren wir zur Bestrafung der Kabylen benöthigt sind, sowie derjenigen, die wir als Bürgschaft für die Zahlung der Kriegskosten bedürfen. Sollte den Engländern die Ausübung dieses elementaren Rechtes nicht gefallen, so werden wir Mit den Achseln zucken und vor wärts gehen. In Spanien giebt es keine Regierung, die fähig wäre, sich ein zweites Mal vor England zu ernied rigen, und wenn es eine gäbe, so würde sie wie durch Zauberei von der öffentlichen Meinung hmweggefegt werden. Wenn die englische Regierung unS aufs äußerste entschlossen sieht, so wird sie den Hut über die Ohren ziehen und den Degen wieder in die Scheide stecken; sie wird einen euro päischen Krieg sicherlich nicht heraufbeschwvren wollen, weil Spanien als Bürgschaft die einen oder die anderen Land striche in Afrika empfängt, die wir uns ja nicht anzueignen beabsichtigen. Wir wollen nur bis zum letzten Centimo unsere Kriegsauslagen decken und als Gewähr für richtige Zahlung in näher zu bestimmenden Friste» eine Besetzung marokkanischen Gebietes vornehmen. Wenn wir als solche Bekanntmachung Nr. 3b und 38 des diesjährigen Reichsgesetzblattes sind ^schienen und liege« in der Expedition der unterzeichneten Behörden 14 Tage lang zur Einsichtnahme an»: Inhalt: Bekanntmachung, betreffend die Anwendung vertragsmäßig bestehender Zollbefreiungen und Zollermäßigungen auf die spanischen Boden- und Industrie-Erzeug nisse. — Verordnung, betreffend die Einberufung des Reichstags. —! Bekanntmachung, betreffend Berichtigung der dem internationalen UebereinkoMtnen über den Eisenbahnfracht- verkehr beigefügten Liste. — Bekanntmachung, betreffend die Vereinbarung erlttchternder Vorschriften für den wechselseitigen Verkehr zwischen den Eisenbahnen Deutschlands »nd Luxemburgs. Die Stadträthe von Aue, Lößnitz, Reustädtel, Schneeberg und Schwarzenberg, die Bürgermeister von Grünhai», Hartenstein, Johanngeorgenstadt and Wildenfels, die GemetndevorstLnde des amts- hauptmannschaftlichen Bezirks Schwarzenberg. beispielsweise die Mündungen des Muluya und Sebu er- halten, von wo aus wir nicht gut die Meerenge bedrohen oder gar das Gleichgewicht im Mittelmeer stören können, welche Macht kann dann Widerspruch erheben u«d mit welchem Recht? Das Spanien von 1893 ist nicht mehr dasselbe von 1880, denn es wird weder fremden Zwang dulden »och sich etwa von einigen Ministern dahin führen lassen, wohin es nicht gehen will. Von Afrika mit leeren Händen zurückkommen, wäre gradezu Wahnsinn!' Dieser Gedanke, nicht mit leeren Händen von Afrika zurückzukommen, der der Frage einen so ernsten Eharakter giebt, nimmt augenblicklich so. Ishr^das. .Luteresse—m_Lu- spruch, daß selbst die Nachrichten vom Kriegsschauplatz da- gegen zurücktreten. Allerdings ist von Melilla viel neues nicht zu berichten. General Marcias ist mit der Erricht ung des Barackenlagers beschäftigt und hat telegraphirt, daß er nun nach und nach wieder weitere Truppensend ungen in Empfang nehmen könne. Für eine erfolgreiche Züchtigung der Rifkabylen hält General Marcias mindestens 16 000 Mann erforderlich, er glaubt auch Gründe zu der Annahme zu haben, daß die Stämme im Innern sich den Rifkabylen anschließen. Eine der ersten Maßregeln des Generals »ar, alle Verdächtigen auszuweisen; die marok kanische« Zollbeamten und fünfzig ihrer in Melilla ansäs sigen Landsleute befinden sich bereits auf dem Wege nach Tanger; ferner dürfen die dort wohnenden Juden, sobald sie die Festung verlassen, nicht wieder dorthin zurückkehren. Die Officiere erhielten Erlaubniß, eine weniger das Auge auf sich lenkende Uniform anzulegen, kurz, es ist eine Reihe von Anordnungen getroffen worden, die man nur billigen kann. Die spanischen Verluste werden jetzt mit 27 Todten und 88 Verwundeten angegeben; nach andern Berichten sind es aber weit mehr. Inzwischen hat die Kanonade, wenn auch in abgeschwächter Form, so doch unaufhörlich angedauert. Auch die Kriegsschiffe betheiligen sich daran und lösen sich gegenseitig ab. Die ganze Küste im Norden bis nach Cap Tres Forcas und im Süden bis Cap del Agua wurde kräftig bombardirt. An letzterm Punkte hatte namentlich der „Alfonso Xll." ein hitziges Gefecht gegen die Kebdana- Kabylen zu bestehen, die das Schiff mit Kugeln über schütteten und im Takelwerk einigen Schaden anrichteten. Doch thaten die Revolverkanonen des Kremers ihre Schuldigkeit und vertrieben de« Feind. Alle in der Nähe der Küste gelegenen Dörfer und Heiligthümer wurden zu sammengeschossen. — In Melilla selbst hat am S. d. M. ein neues Scharmützel stattgefunden, und zwar aus An laß eines Lebensmittel-Transports für die Forts S. Lorenzo und Camellos (Kamelfort). Die Manien griffen so ungestüm an, daß die Spanier zurückweicht« mußten, und nur mit Mühe gelang es letztem schließlich, ihre Aufgabe zu lösen. Wie aus allen Nachrichten hervorgeht, hat man selbst er bitterte Kämpfe zu bestehen, wenn man die in nächster Aähe der Festung gelegenen Forts, deren Verbindungen mit Melilla fortgesetzt unterbrochen sind, sodaß nur durch Flaggen eine schlechte Verständigung möglich ist, verprovian- tiren will. Aehnlich verliefen auch die früheren Gefechte, General Ortega mußte es sich am 28. v. M. als einen Erfolg anrechnen, daß er mit knapper Noth und unter äußerster Lebensgefahr die Festung wieder erreichte. Wie verzweifelt die Lage in den Forts, namentlich in Cabrerizas Altas, war, ersieht man erst jetzt aus den einlaufenden Berichten, die offen eingestehen, daß bei einem wirklichen Sturm sich keines lange gehalten hätte. Am Morgen des 30. mußten einige Gläser schmutzigen Wassers für die Verwundeten in Cabrerizas AltaS von den Offzieren mit dem Leben vertheidigt werden. Die Soldaten wären vor Durst fast verschmachtet, mehrere Pferde waren bereits verdurstet. Auch die LebenS mittel waren ausgegangen und die wenigen noch vorhan- denen Pattonen wurden sorgfältig aufgehoben. Daß Mar- galla und sein Stab nicht bereits am Abend des 27. uie- dergemacht wurden, ist ein reines Wunder. Ihre Pferde bluteten bereits aus vielen Wunden, eins stürzte in de» Graben, ein anderes riß aus; Margallo selbst sprengte i»e Galopp über die schmale Zugbrücke. Die patriotischen Kundgebungen in allen Städten Spa« niens dauern fort und nehmen einen immer lebhafter» Charakter an. Mehrere Städte stellten der Regierung bereits größere Geldbeträge zur Verfügung ; auch da» Lasiuo .Lspanal^iu- Euba, wies Luf telegraphisch«» Wege 14 000 Pesos als erste Sendung an. Die sich gegen Zahl ung neuer Stenern sträubenden Gewerke beschlossen, ange sichts der Lage von ihrem Widerstand abzulassen. Der Jmparrial richtet für eigene Rechnung ein Lazarett in Ma laga ein, der Bischof von Eadix «in solches von 200 Bet ten in Cadix; der Heraldo eins in Melilla; auch veran staltet er eine große Sendung von Liebesgaben, »nd diese Beispiele ließen sich verhundertfachen, kurz, es geht ei«e Bewegung durch Spanien, wie sie nur bei großen natio nalen Ereignissen einzutreten Pflegt. Lagesgefchichte. Deutschland. — Der Ausfall der preußischen Landtagswahle« hat wenig Ueberraschungen, dagegen eine Reihe mit einiger Spannung erwarteter Entscheidungen gebracht. So die über den Wahlkreis Hagen, wo der autokratische Führer der Freisinnigen Volkspartei, Eugen Richter, zur Wahl stand. Sein langjähriger Wahlkreis hat ihn und. seine» Freund Reinhold Schmidt, allerdings nur mit knapper Majorität, trotz der Centrumshilfe fallen lassen. Aller dings hat Richter den Wqhlkeis Hagen schon früher ein mal verloren; aber damals wurde er von dem Cent«» bestraft für seine Haltung in kirchenpolitischen Fragen. Jetzt ist er dagegen trotz der Unterstützung des Tentrums dem nationalliberalen Gegner erlegen. Ungünstig für die Freisinnigen ist auch der Wahl-Ausfall in Königsberg ge wesen, wo drei liberale Sitze an die Konservativen ver loren gegangen sind. Auch in Frankfurt a. M. hat das freisinnig-volksparteiliche Kartell kein Glück gehabt; der Wahlkreis ist mit zwei Abgeordneten den Nationallibe ralen zugefallen. Lauenburg ist a« die Konservative» verloren gegangen, ebenso wie einige schleMche Wahlkeife; Kiel ist von den Freisinnigen an die Nationalllberal« übergegangen. Dagegen haben sich die Freisinnigen wider Erwarten in Vosen 1 und 2 gehalten und zwar durch Koalition mit den Polen. Die Nationalliberalen hab« im Wesentlichen ihren Besitzstand gewahrt; ihren Verlust« stehen ebenso viel Gewinne gegenüber. Das Centtum hat Ratibor an das Kartell, Oppeln 2 an die Polen verlor« und auch sonst noch einige Verluste zu verzeichnen. Ge wonnen haben die Polen, die Konservativen beider Frak tionen, in erster Linie die Deutschkonservativen. Der Bund der Landwirthe als solcher hat schlecht abgeschnitten, es sind nur ein bis zwei „reine" Bündler gewählt, dageg« allerdings viel Freunde des Bundes in d«n Kartellvarteien. Die Antisemiten sind leer ausgegangen, Welfen und Dän« haben ihren Besitzstand gewahrt. DaS Gesammtresultat stellt sich so, daß 10—12 liberale Mandate an die Kon servativen übergegangen sind, die mit den Freikonservativ« zusammen die Majorität im Abgeordnetenhaus« hab« werden. Berlin, 8. November. Einer Meldung hiesiger Blätter zufolge ist dem BundeSrath ein Gesetzentwurf, be-