Erläuterungen Robert Schumann: Sinfonie in B-Dur Zu dieser ersten und frischesten sinfonischen Schöpfung Schumanns hat ein Gedicht von Adolf Böttger mit der Verszeile „Im Tale geht der Frühling auf“ die Anregung gegeben, Schumann hat das Werk darum wiederholt seine „Frühlingssinfonie“ genannt. An der Spitze steht eine Einleitung (Andante un poco maestoso B-Dur */t), deren etwas versonnene Feierlichkeit und versteckte Klage aber bald freundlicher Stimmung Platz macht. Mit fröhlichem Aufschwung geht’s hinüber in den ersten Satz, der das feier liche Einleitungsthema nun in ein flott dahinrauschendes Allegro molto vivace ( 2 / 4 ) umwandelt. Mit Naturlauten, Vogelstimmen wird unschwer die Fantasie auf den poetischen Hintergrund der Sinfonie hingelenkt. Nur ver einzelt schlägt die Stimmung mit empfindsamen Melodieansätzen ins rührsam Sinnende um. Sonst herrscht eitel Glanz und Sonnenschein. Der zweite Satz (Larghetto, Es-Dur 3 /s) läßt den träumerischen Romantiker zu Worte kommen. Eine ahnungstiefe Schwärmerei im Wunderdom der Natur. Breite gesangsmäßige Melodiebogen stützen das Ganze; kleine prägnante Motiv spiele bilden den Gegensatz. Am Schlüsse erklingt leise in den Posaunen ein feierliches Thema. Das ist das vorweggenommene Hauptmotiv des nun unmittelbar folgenden Scherzos (Allegro vivace 3 / 4 ). Seine Stimmung ist erst seltsam unwirsch, wird aber bald liebenswürdiger. Als Gegensatz be kommt es zwei Trios, deren erstes ein genial fantastisches Klanggewoge wieder mit viel Naturlauten ist, während das zweite mit seiner naiv dahinfegen den Freudigkeit nun erst so recht die Scherzostimmung zur Geltung bringt. Nach der Wiederholung des Hauptteils klingt das erste Trio nochmal schwärmerisch an. Das Finale (Allegro animato, B-Dur C) sollte ursprünglich seinen eigenen Titel haben: „Frühlingsabschied“. Doch ist von Abschiedsstimmungen nichts zu spüren; es herrscht vielmehr ein heiterer, kräftiger Humor, dem im gesang lichen zweiten Thema auch die sinnige Empfindsamkeit nochmals zur Seite tritt. Die Anknüpfung an die Ausdruckssphäre des ersten Satzes ist unver kennbar, so daß das Werk in schönster Abrundung schließt. —h.— Richard Wagner: „Tristan und Isolde“ Vorspiel und Schluß a) Vorspiel (Liebestod) Tristan führt, als Brautwerber, Isolde seinem Könige und Oheim zu. Beide lieben sich. Von der schüchternsten Klage des unstillbaren Verlangens, vom zartesten Erbeben bis zum furchtbaren Ausbruch des Bekenntnisses hoffnungsloser Liebe durchschreitet die Empfindung alle Phasen des sieglosen Kampfes gegen die innere Glut, bis sie, ohnmächtig in sich zurücksinkend, wie im Tode zu verlöschen scheint. b) Schlußsatz (Verklärung) Doch, was das Schicksal für das Leben trennte, lebt nun verklärt im Tode auf; die Pforte der Vereinigung ist geöffnet. Lieber Tristans Leiche gewahrt die sterbende Isolde die seligste Erfüllung des glühenden Sehnens, ewige Vereinigung in ungemessenen Räumen, ohne Schranken, ohne Banden, unzertrennbar! — Rieh. Wagner. Sämtl. Schriften Bd. XII.