denen Hindemith beweisen konnte, welch ein überragender Kontrapunktiker er war; zugleich aber erhielten die Berliner Philharmoniker ein Werk, das jedem Solisten, jeder einzelnen Instrumentalgruppe und auch dem gesamten Orchester Gelegenheit gab, höchstes virtuoses Können zu beweisen. Ruhig schreitend erklingt zu Beginn das Thema, das in seiner Kürze ein Höchstmaß von Verdichtung, Konzentration und Logik darstellt. Typisch für Hindemith die Vorliebe für Punktierungen, die gleichsam den Keim rhythmischer Verwandlung schon in sich tragen, interessant darüber hinaus die starke Dreiklanggebundenheit des Themas: In fünf Takten hören wir den steigenden c-Moll-Dreiklang und die fallenden Klänge in E-Dur, D-Dur und des-Moll. Die Holzbläser beginnen, die Streicher nehmen das Thema auf, wobei aus dem 4 / 4 - ein wiegender 12 / 8 -Takt wird. Mit den Variationen 1 bis 5 hebt ein musikantisch bewegtes Spiel an, unerschöpflich scheinen die Einfälle der Phantasie, die allerdings mustergültig von geistigen Kräften gebändigt und geformt werden. Nach der stark akzentbetonten Anfangsvariation, die mit einem frechen Paukenschlag im Fortissimo schließt, folgt in sehr ruhigem Dreiertakt ein inniger Gesang der Oboen und des Englischhorns, gedämpft unterstrichen von den geteilten Bratschen und Celli. Danach schmettern Hörner, Trompeten und Posaunen alles Nachdenken hinweg. Einem ruhig bewegten Gesang aller Bläser schließt sich eine Variation an, in der die Streicher zweiorchestrig im Wechsel mit und ohne Dämpfer zeigen können, wie vielfach schattiert sie zu musizieren vermögen. Die Solovioline darf nicht fehlen, und auch Bratsche und Cello bereichern durch ihr solistisches Spiel das aparte Klangbild. Im übermütigen Marschtempo wird die letzte Variation zu einem großartig verbreitertem Höhepunkt geführt. Mit seinem „Philharmonischen Konzert“ bewies Hindemith, daß er ein spontaner, schöpferischer Musiker ist, der in immer neuer Abwandlung alt und neu sinnvoll miteinander zu vereinen weiß, ein beneidenswerter Erz musikant, der stets vom lebendigen Instrumentarium ausgeht und darum auch eine so von prallem Leben erfüllte Musik zu schreiben vermochte.