Volltext Seite (XML)
„©tufiffultur ift ntrf>t nuc ber emig miebererneuerte ©eftaxtb bes roertootl ©emorbenen, ftc ift auch bas öutcß i£)ix unb bas (Erlebnis ber 3eit ©Jerbenbel" ©n bem ©Sert bes ©tufifbeftanöes unferer 3«t merben mir einft genxeffen, nidßt an ber 3aßl ber founbfooiel guten ober fdE)IecE>ten ©uffüßtungen alter ©tufif. 60 füßlt fuß benn audß bie ©S.»©emeinfcßaft „kraft butcß ftreube" nach 10 überaus erfolgreichen konjerten, in benen bie ©olfsgenoffen an bie großen klaffifer ber ©onfunft heran geführt mürben, oerpflichtet, am Schluffe ber biesjät)rigen Sxongertreilje bem muftfalifchen Staffen unferer 3eit einen eigenen ©benb ju mibmen. Otto ©efdj, ber mit feiner „kurifcßen Suite" am Anfang bes ©benbs fteht, ift gebürtiger Oftpreuße, (Er entflammt einer finberreidßen Sßaftorenfamilie unb foHte urfprünglidß auch ben ©eruf feines ©aters ergreifen. ©ber bem 3 a ubet ber Statur, ber Schönheit farbiger Sommertage am Samlanbftranb, ift er halb mehr oerfaUen als feinen ©üdßern. (Er hot bas 3 eu 9 Z u einem tüdhtigen ©taler, bas beroeifen feine oielen Stijjen unb ©ntmürfe, bie er ber fpeimat, bie fiel) befanntlicß in Ianbfcßaftlicßer Schönheit oerfdhmenbet, ablaufcßt. ©ber bie ©Seit ber SEöne locft nicht meniger als bie ber färben. Sie bleibt fdßließlidß Siegerin über ihn. Stoch beoor er burdh ein geregeltes Stubium ooflfommen in ihre ©eßeimniffe einbringen fann, reißt er Sieb an Sieb, aus benen echte $eimatliebe leuchtet. ©ann geht er mehrere 3aßre nach Berlin unb mitb Schüler ©ngelbert $umperbinfs, ber uns fo fdßöne ©tärdjenopern mie ipcinfel unb ©retel, küniasfinbet u. a. gefdßenft hat. Stach beenbetem Stubium feßrt ber ehemalige ©teifterfdßüler ber ©erlittet ©fabemie ber fünfte in feine geliebte Heimat jurüdt. ©om komponieren allein fann er nicht leben. So greift ©efef) jur Jeher bes SOtuftffdt)riftfteUers. ©Is SJtufiffritifer ber „königsberger ©Hgemeitten 3«tuttg" fleht ©efch feit 3aßrzehnten in oorberfter jront bes Oftpreußifchen ©tuftflebens. ©iele fompofxtorifdhe ©rbeiten hat ber kilnftler in alljugroßer ©efdßeibenßeit unb ftrengfter Selbftfritif mieber oernichtet, aber roas ber Oeffentlidjfeit zugänglich gemacht mürbe, ift uon hohem ©Jett. Seine „©. Z. ©. ipoffmanh-Quoertüre" — fdßon 1913 entftanben — roirb bamals mie heute recht oft gefpielt. ©in großes ©riebnis mar 1931 bie Urauf führung feiner „©buentsfantate" beim Sillgemeinen ©eutfeßen ©tufiffeft in kötxigsberg, mit bem ©ef<h alle anberen aufgeführten ©Serfe in ben Schotten fteUte. ©in neueres ©Serf ift bie „kutifche Suite", in ber ©efch in 4 fnapp gefaßten Säßen einen ©efudh bei bem rounberbar einfamen ßaxtbftreifen an ber oftpreußifchen küfte fdßilbert. ©tit fparfamften Sltitteln — Keines Orchefter — „tonmalt" ©efch hie* ßanbfdßaft unb ©lenfdßen. 3n ben beiben Stitnmungsbilbem glaubt man, bas „Singen" bes ©leeres, bas 3ief)ert ber ©ögel unb bas kreifdßen ber emig hungrigen ©töoen ju hören. ©Ser bädßte bei ber muß- falifdhen Schilberung oon „ Jlugfanb" nicht an bas unheimliche „©eflirt" bes ©Sinbes, ber ganze ©örfer mit Jlugfanb oerfdhüttet unb hohe ©ünenberge oerfeßt hat* 3n ben 3*»if<h>enfäßchen erKingen bann echt nadßempfunbene oftpreußifdhe ©orftänze in heiterem, unbefeßroertem ©ßxjthmus. $ier, im ©erbunbenfein mit bem fdßönften ßanbftricß feiner engeren Heimat, rebet ©efdß eine Sprache, bie ju $erzen geht, meif fie oon £erjen fommt. ©tit ganj anberen ©tittein — einem Stiefenorchefter — gibt bagegen bet 3taliener ©alabrini eine Staturfchilberung , aus feinem ßanb. ©tardjefe ^ßiero ©alabrini, 40jährig, lebt als komponift in Florenz, ©ereits mit 20 3ahren mürben frühe Orchefter- merfe oon ißm in bem berühmten ©ugufteum in Stom aufgeführt. Sein hanbmerflidjes können fdßulte ©alabrini bei bebeutenben ©leiftern feiner $eimat unb bes muftfalifchen ©uslanbes. ©er ©eutfdßen kunft ift er in 3talien feit langem ein marmer Jürfpredßer. kein ©Sunber, hat er fte hoch lange unb oft an ißren Quellen erlebt. ©ie Suite agrefte entftanb feßon 1932 unb fdßilbert einen Sommeraufenthalt an bet appenninifdßen küfte. ©oll ßgrif unb Jarbe ift bas „©otturno", in bas ber ©tufifer feine ganze ©räumerfeele hineingelegt hat. Jeurig unb ungeftüm enbet bas fonft oierfäßige ©Serf in bem großen Jugato-Jinale. (Juge = meht-ftimmiges Stüct, in bem ein ©ßetna oon fümtUcßen Stimmen in oerfdhiebener ©onlage nacheinanber meitergeführt mirb.) ©Senn bie kunftgattung Operette, in ber befonbers bie allgemeine Kinftlerifdße Sntartung bes ©adßfriegsliberalismus maßlofes Unheil angerichtet hat, nicht ganz z u nx geßaltlofen ©müfierftüct eines begenerierten ©ublifumsgefchmadts gemorben ift, fo oerbanft fte bas in eefter ßinie ©buarb künnefe, für ben, mie bei feinem ©oberen ber Saß gilt, baß: „berjenige, melcßer fid) ber heiteren ©tufe oerfdßtieben hat, unbebingt oorßer bie ernfte kunft beßerrfdßen muß." ©tit ben fieben ©oten bes ©iolinfcßlüffels, bie bet ©ater künnefe feinem fünfjährigen Soßn beibrachte, mar ber ©runbftein zu bem fpäteren künftlertum bes Keinen ©buarb gelegt, ©tit beifpielfofer ©nergie feßte „ber ©Sunber- fnabe oom ©iebettßein" — künnefe ift in ©mmetieß geboren — feinen ©ntfcßluß, ©tufifer zu merben aud) gegen ben ©Men bes ©aters burdß. 3n ©erlin mürbe fein ©eringerer als ©tag ©rudj fein ßeßrer für kompofition. ©tit maßrer ©efeffenßeit feßreibt künnefe feine erfte Oper „©obins ©nbe", bie bas ©ationaltßeater in ©tannßeim Zur Uraufführung erroirbt unb bie banadß über 38 ©üßnen mit größtem ©rfolge geßt. ©in 3aßr oor bem kriege birigiert ©mft oon Schuch hier in ©resben bie Uraufführung feiner zweiten Oper: „©oeur ©ß". Sie brachte künnefe aber nur einen befferen ©cßtungserfolg. ©Is biefe fpäter in ©erlin aufgefüßrt merben foUte, oertaufeßte ber bortige ©ireftor bes befferen ©efcßäftes megen „©oeur ©ß" mit bem „©reimäberlßaus", bas fieß aud) richtig 3 3aßre lang auf bem bortigen Spielplan ßielt, unb künnefe birigieren „burfte". So fatn ber Opernfomponift zur Operette. 3»n 3aßre 1919 erfdßien fein erftes ©3erf biefer ©attung: „®as ©orf oßne ©lodfe" unb menig fpäter folgte „©er ©ielgeliebte". ©er große (Erfolg ließ nun ©terf auf ©Serf entfteßen. („©etter aus ©ingsba", „9Benn ßiebe ermaeßt", „©lüdflicße ©eife" u. a.) ©azmifeßen erfdßien mieber eine Oper „©abja" unb neuerbings bie ßeitere Oper ,,©ie große Sünberin", meldße 1936 an ber ©erliner Staatsoper zur Uraufführung fam. ©a fragt nun eines ©ages ein junger ©ianift ben ©teifter fo beiläufig, ob, ober marum er nodß nidßt ein ©3erf für klaoier gefdßrieben ßabe. ©ie 3bee feffelt künnefe berartig, baß er nodß mäßrenb ber Unterrebung mit 9öiHi) Stedß, bem glüdflidßen fraget, bie erften ©ßemen für bas klaoierfonzert zu ©apier bringt. kurze 3e»t fpäter erlebt es feine Uraufführung am ©eutfdjlanbfenber, unb halb hat ber ©ianifi nidßt 3«t genug, um alle bie ©Jünfdße nach ©uffüßrung bes klaoierfonzertes zu erfüllen. ©s ift ein meiträumiges ©Jerf, bas feine ©Htfung nidßt oerfeßlen fann, meil es oon einem großen könnet ber ©tufif gefdßrieben ift. 3n ben 3 Säßen bebient fidß ber ©teifter ber ftrengen Kaffifdßen konzertform, ©r erfüllt biefe namentlich im 1. Saß mit großen bramatifdßen (Elementen unb „mobernifiert" fte tm 2. Saß mit ©ßptßmen, bie ©infübi'ung