Fülle und ein Gebet war brünstiger Genuß“ zitiert Wagner dazu. Am Ende des Satzes klingen plötzlich Kampftöne herein. Doch wird noch einmal der Frieden und die innere Ruhe gewonnen. Aber nicht für lange. Schmerzvolle Klänge eröffnen den Endsatz (Presto Allegro, Prestis- simo = sehr schnell), Verzweiflungsstimmung. Aufgeregt beginnende Re- zitative in den Bässen wenden sich immer gegen Ende ins Wehmütig- Fragende. „Aber ach, schon fühl’ ich bei dem besten Willen Befriedigung noch nicht aus dem Busen quillen.“ Jetzt werden Themen aus den vorher gehenden Sätzen kurz in Erinnerung gebracht. Aber sie sollen wohl nichts mehr bedeuten; denn gleich danach klingt das Thema einer anderen Welt anschauung auf: die Freudenmelodie, zuerst ganz geheimnisvoll in den Bässen, nach und nach von allen anderen Instrumenten übernommen. Das ist die einzig sichere Erkenntnis: Nur unter den Flügeln der Freude blüht die wahre Demokratie auf. Von diesem Thema läßt der Komponist nicht wieder ab. Als noch einmal die Schmerzensschreie ertönen wollen, werden sie sogar durch den Zwischenruf einer menschlichen Stimme zum Schweigen gebracht: „O Freunde nicht diese Töne; sondern laßt uns ange nehmere anstimmen und freudenvollere.“ Es folgt nun die Ver tonung der Schillerschen Dichtung. Allen einzelnen Partien ist äußerst charakteristischer Ausdruck verliehen. Mehr als einmal glaubt man von Schauern der Ewigkeit ergriffen zu werden, besonders an den die Gott heit betreffenden Textstellen. Grenzenlos scheint der Jubel beim Gedanken an die Verbrüderung der Menschheit. Dr. Kreiser. Lied an die Freude. „Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum. Deine Zauber binden wieder, Was die Mode streng geteilt. Alle Menschen werden Brüder, Wo dein sanfter Flügel weilt. Wem der große Wurf gelungen, Eines Freundes Freund zu sein, Wer ein holdes Weib errungen, Mische seinen Jubel ein! Ja — wer auch nur eine Seele Sein nennt auf dem Erdenrund! Und wer’s nie gekonnt, der stehle Weinend sich aus diesem Bund!