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Durchdringung, ein Zusammenklang, der auch dem musikalisch wenig vor gebildeten Hörer zum Erlebnis werden kann. Ein rhythmisch markantes Thema (typisch die kleine Auftakt-Sext mit nachfolgender Quint) und eine melodisch ausdrucksvoll sich entfaltende Liedweise, synkopisch einsetzend, bilden das Material des ersten Satzes, das nach allen Regeln der Kunst verarbeitet wird. Ein verhalten schreitender Grundbaß, nur von den Kontrabässen pizzicato auf dem schweren Taktteil untermalt, beginnt den zweiten Satz. Nach wenigen Takten löst sich eine schwebende Liedmelodie des Soloinstrumentes. Kunst der Kantilene. Romantik unserer Zeit. Das Finale: Eine tänzerische, vitale, südländisch leuchtende Musik, mitreißend, temperamentvoll und frohgestimmt, dabei immer feingliedrig, geistig gezügelt und formal diszipliniert. Ein echter, zündender Schlußsatz, ein prachtvoll konzertantes Finale, geschrieben von einem großen Könner, der auch in seinen Instrumentalwerken den Opern komponisten nicht verleugnen kann. Von den fünf Sinfonien Felix Mendelssohn-Bartoldys wurden zwei durch Reisen nach Schottland und Italien angeregt. Die „Italienische Sinfonie“ (Nr. 4) entstand 1833, also vor der „Schottischen“ (Nr. 3), wurde aber erst — nach verschiedenen Umarbeitungen - aus dem Nachlaß heraus gegeben. Darum die falsche Numerierung. Nach seiner Italienreise (1830/1981) berichtete Mendelssohn: „Ich habe mir den ganzen ersten Eindruck von Italien wie einen Knalleffekt, schlagend, hinreißend gedacht; — so ist es mir bis jetzt nicht erschienen, aber von einer Wärme, Milde und Heiterkeit, von einem über alles sich ausbreitenden Behagen und Frohsinn, daß es unbeschreiblich ist.“ Es war typisch für die Zeit der musikalischen Romantik, daß sich ihre Kom ponisten gern von Natureindrücken anregen ließen, daß sie den koloristischen Reizen und nationalen Eigenarten fremderVölkernachspürten. Richard Wagner bezeichnete Mendelssohn einmal überaus treffend als „Landschaftsmaler“. Verglichen mit der mehr düster gestimmten „Schottischen Sinfonie“ ist die „Italienische“ erfüllt von Sonne, Heiterkeit und Lebensfreude: „ die .Italienische Sinfonie 1 wird das lustigste Stück, das ich je gemacht habe!“ schrieb Mendelssohn in einem Brief. Schwungvoll setzt mit dem dritten Takt das melodisch breit dahinströmende Hauptthema des ersten Satzes ein. Bestechend die Klarheit der Form, durch-