Ahe Formen in neuer Belichtung Drei klassische Formtypen: Sinfonie, Sinfonietta und Konzert. Aufs engste der Klassik verschwistert die Sinfonie Mendelssohns, betont der Überliefe rung verpflichtet das Zurückgreifen auf die strenge Formenwelt von Kanon, Variation und Ciacona bei Rasch, Bewahrung der klassischen Satzfolge im Konzert bei Sutermeister. Welch ein Erlebnis, bei diesen stilistisch so unterschiedlichen Meistern zu hören, wie sie die verpflichtenden klassischen Formen nicht nur durch die Kraft der Aussage erfüllen, sondern darüber hinaus durch die Kunst der instrumentalen Farbgebung um ein ganz bestimmtes, persönlich empfundenes Klangbild ringen. Schwingt im hellen A-Dur der Mendelssohn-Sinfonie nicht so etwas wie italienischer Sonnenglanz mit? Und Kurt Rasch: Ist er auch kein Nachfahre der Impressionisten, so läßt doch die Widmung des Werkes bereits erkennen, in welch starkem Maße sich der deutsche Komponist seinem französischen Vorbild verpflichtet fühlt. Und vollends Sutermeister: Er macht aus seiner Liebe zum Reiz der farblichen Schattierung kein Geheimnis. Die Kunst der Farbgebung ist gewiß nicht das wesentlichste Moment einer Komposition, doch kann sie wesentlich dazu beitragen, der inhaltlich beding ten Aussage des Komponisten den unverkennbaren Stempel des Persönlichen zu verleihen. Kurt Rasch wurde 1902 in Weimar geboren, arbeitete zuerst als Volks schullehrer und nach seinem Studium bei R. Wetz - als Musikwissen schaftler in Jena und Berlin. Nach 1938 wurde er als Referent an den Deutschlandsender berufen. In den ersten Jahren nach 1945 wirkte Rasch als Professor für Komposition an der Hochschule für Musik in Weimar. Die „Sinfonietta“ op. 28 schrieb Rasch 1938. Als Widmung lesen wir: Maurice Ravel in memoriam. „Zwei Sforzatoschläge eröffnen den ersten Satz, einen Kanon. Danach beginnen die von Fagott und Kontrafagott verstärkten Streicher das Kanonthema, und nach wenigen Takten beginnt der Kompo nist die kunstvolle Verarbeitung in Kanonart. Nach einer dynamischen Steigerung verklingt die Kanon-Einleitung und die Klarinetten stimmen ein getragenes ausdrucksvolles Thema an, das kunstvolle Veränderungen erfährt, besetzungsmäßig von sparsamer Dreistimmigkeit gesteigert zur Verwendung des gesamten Orchesters, gipfelnd im „Tempo di Bolero“, — eine klingende