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j Journal Dresdner TLoniglieh SLehfisehev Ltaatsanzeigrr. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- nnd Mittelbehörden. Leitweise Nebenblätter: Landtaa»beilage, Svnodalbeüaae, Aiehun-äliften der Verwaltung der S. S-Staatsschulden und der L. S. Land- und Lande-kulturrentenbanl- Verwaltung, Grundsätzlich« «ntscheidnngen de» K. S. Lande»versicherung«amtt, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-Vrandverstcherungsanstalt, Bertaufsliste von Holzpfianzen auf de» L. S. Staatsforstreviere»« t Nr. 174. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. < Donnerstag, 30. Jnli 1914. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Awtngerstraße 16, sowie durch die deutschen Poftanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzeln« Nummer« 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittag — Fernsprecher: Expedition Nr. 21295, Redaktion Nr. 14574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile 30 Pf, die 2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dein Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. Prei«ermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Zwischen Sr. Majestät dkm Kaiser und dem Zaren hat rin Dkpeschenwechsel stattgefunde«. Bei Gelegenheit der Beratung de» Eifenbahnetat» i» der batzerischen Kammer der Abgeordneten kam e» gestern infolge der Ausführungen des verkehrsministers v. Seidlein zu erregten Szene«. Die deutsche Flotte ist in die Heimathiisen, nach Kiel und Wilhelmshaven, zurückgekehrt. Lsterreichisch-ungarische Truppen haben gestern die jerbischen Stellungen jenseits der Belgrader Donaubrücke beschossen: die Serben zozen sich zurück. An der Dein« find, nach allerdings unverbürgten Meldungen, Kämpfe im Gange; an der Sandschakgrenze wurden zwei an- areifende serbische Divisionen von den österreichischen Truppen zurückgetrieben. Im Süden und Südwesten Rußlands wurde eine teilweise Mobilisierung angeordnet. Die Niederlande und Belgien ergreife» angesichts der internationalen Spannung Maßnahmen zur Siche rung der Grenzen ihrer Länder. Die Offiziere der holländischen Mission in Albanien haben den Fürsten angesichts ihrer Überzeugung, r daß es ihnen unmöglich sei, thr Mandat z« erfüllen, um ihre Entlastung gebeten. In Tudela in Spanwu wurde« infolge der Ex plosion eines Feuerwerk» bei einem Volksfeste 2S Menschen getötet und etwa Sd verwundet. * Tas Königl. Pollzeipräsidum in Dresden hat eiu Verbot von Umzügen erlösten. Amtlicher Teil. Ministerium de» Königliche« Hause». Dresden, den 30. Juli 1914. Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Friedrich Christian, Herzöge zu Sachsen, sind vom Truppen übungsplatz Jüterbog heute früh hierher zurückgekehrt. Ministerium de» Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß die nachgenannten Beamten des Ministeriums des Innern die ihnen von Sr. Majestät dem Kaiser von Österreich, König von Ungarn, verliehenen Auszeichnungen annehmen und tragen, und zwar der Ministerialdirektor Wirkt. Geh. Rat vr. Roscher den Orden der Eisernen Krone 1. Klasse, die vortragenden Räte Geh. Regierungsräte Stadler und Grande den selben Orden 2. Klasse und der Kanzleivorstand Kanzlei rat Zeibig den gleichen Orden 3. Klasse. Ministerin«: be» Kultu» und öffentliche« Unterricht«. Mit Allerhöchster Genehmigung ist der Privatdozent und Königl. Preußische Professor a. D. vr. mvck. Hugo Selter aus Werdohl (Westfalen) zum außeretatmäßigen außerordentlichen Professor in der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. Bezirttarzt Medizinalrat vr. Rechholtz in Freiberg ist vom 30. Juli bis mit 15. August dieses JahreS be urlaubt und wird während dieser Zeit durch Bezirksarzt vr. Kindler in Flöha vertreten. 411»VII Dre-de«, den 29. Juli 1914. 4550 Königliche KretShauptmannichaft. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche ves GttMfterimn» ver Justiz. DaS dem Rechtsanwalt Jnstizrat vr. Gottlob Eduard Wolf in Dresden verliehene Amt eine» Notar» ist durch Niederleguug und Feststellung gemäß A 92 de» Gesetzes vom 15. Juni 1900 erloschen. I« Geschäftsbereiche des Mi«isteri«m» ve» »alt«» »nd -ffeMliche« NMerricht». Zn besetzen: 1. Die Lehrerstelle an der 2klassigen Schule in Tunnersdorf b. Hainichen. Koll.: Die oberste Schulbehörde Einkommen: 1500 M. und frei« Wohnung vom Schuldienste, 36 M. vom Kirchendienft«, 75 M. für Sommertnrnen, 150 M. für Fortbildungsschulnnterricht, 150 M. der LehrerSfrau für NadelarbeitSunterricht. Gesuche bi» 23. August an den Königl. BezirkSschulinspektor in Döbel». — 2. Vom 1. Oktober ab die Kirchschulstelle an der vierllassigen einfachen Volksschule z» FriederSdorf b. Zittau. Koll.: Die oberste Schulbehörde. Einkommen außer Amtswohnung im Schulhause und Gartengenuß: 1500 M. vom Schuldienst, 812 M. 63 Pf. vom Kirchendienst, 100 M. für Besorgung der Ver- waltungSgeschäste, 150 M. für FortbildungSschnlunterricht. Gesuche mit den erforderlichen Beilagen bis 25. August an den Königl. BezirkSschulinspektor in Zittau. (Amtliche Belanutmachungeu erscheinen auch im AnkündigungSteil.) Nichtamtlicher Teil. Dom Königlichen Hofe. Dresden, 30. Juli. DaS Königliche Hoslager wird heute nicht nach Moritzburg, sondern nach der Königlichen Villa in Wachwitz verlegt. Vom diplomatischen Korps. Dresden, 29. Juli. Ter K. nud K. Österreichisch- Ungarische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Frhr. v. Braun ist vom Urlaub hierher »urückgekehrt und hat die Leitung der K. und K. Österreichisch-Ungarischen Gesandtschaft wieder übern ommen. Mitteilungen ans der öffentlichen Verwaltung. * Wir waren kürzlich in der Lage, die auf dem Hausbesitzertage gefallene Äußerung, ein sächsischer Minister habe einer Deputation gegenüber erklärt, „für Hausbesitzer habe er überhaupt keine Zeit" als unwahr und erfunden nachzuweisen. Unter Leuten, die den Wunsch haben, wenn auch nur erträgliche Be ziehungen zueinander aufrecht zu erhalten, wäre es an gemessen und üblich gewesen, daß, nachdem Hr. Lotze, der die falsche Anschuldigung vielleicht in Übereilung ans- gesprochen hatte, zu Protokoll des Stadtrats zu Leipzig sein „forsches Vorgehen bedauert" hat, nun auch die Hausbesitzerpresse ein Wort des Bedauern» nnd der Ent schuldigung gefunden hätte. Aber gerade das Gegenteil ist der Fall. DaS Hausbesitzerorgan, die „Dresdner Bürgerzeitnng", die sich der „Loyalität" der hinter ihr stehenden Hausbesitzerkreise immer besonders rühmt, er achtet eS damit vereinbar, in ihrer Nr. 15 auf die Sache zurückzukommen nnd dabei zu äußern: „es komme schließlich gar nicht darauf an, ob der betreffende De batteredner einem Jrrtnm zum Opfer gefallen sei, indem er die Handlungsweise eine» sächsischen Ministers mit dessen Worten verwechselt habe ... die Tat aber sei gar nicht abzustreiten, kenn es sei nicht nnr ein mal, sondern sogar dreimal geschehen; dreimal habe ein sächsischer Minister keine Zeit für die Hans- besitzer gehabt; dreimal habe er eS abgelehnt, eine Abordnung sächsischer Hausbesitzer, die um Audienz bei ihm nachgejncht hatte, zu emp- faugen Da sei es wohl entschuldbar, wenn ein einzelner in der Hitze des Gefechts aus der Tatsache ei» Wort geprägt habe, das zwar vo» dem betreffende» Minister vielleicht (!-) nicht wirklich ausgesprochen morden sei, fein Verhalten gegenüber den Haus besitzern aber jedenfalls zutreffend charakierijiere." Be zeichnend ist zunächst das — von uns unterstrichene nnd mit Ausrufe- und Fragezeichen versehene — „vielleicht", da» noch immer einen Zweifel ausdrückt, obwohl auf oaS bestimmteste erklärt morde» ist, daß die berichtet« Äußerung nicht gefallen ist und auch gar nicht gefallen sein konnte, da gar keine Abordnung bei einem Minister gewesen ist. Daß eS ein großer / Unter ¬ schied ist, ob der Minister einige von ihm erbetene Audienzen in durchanS höflicher nnd sachlicher Weise ablehnt oder ob er einer Abordnung ins Gesicht sagt: „für HanSbesitzcr habe ich überhaupt keine Zeit", liegt doch wohl auf der Hand. Die zuständigen Minister haben aber wiederholt bewiesen, daß sie, wenn eS daraus ankommt, für die Hausbesitzer ebenso Zeil haben, wie für andere Leute, wir wollen hierbei nur an die Ver handlungen über da» sächsische Baugesetz und die Reform der Jmmobiliarbrandversicherung erinnern. In den drei Fälle«, von denen die ^Bürgerzeitung" unter Bezug- ! nähme auf einen un» nicht bekannt gewordenen Artikel j deS „Pirnaer Anzeiger»" berichtet, ist — wie die Akten ausweisen — die Ablehnung der erbetenen Audienz erfolgt, weil diese zweck- nnd aussichtslos erschien. ES handelte sich tatsächlich das erste Mal um die Zu sammensetzung der Erste» Kammer, deren Frage bereits zur parlamentarischen Verhandlung stand, das zweite Mal um Teilkündigungen von Hypothekendarlehen der Sparkasse Markkleeberg, wegen deren bereits ausführliche schriftliche Bescheidung erfolgt mar, nnd daS dritte Mal um eine Auslegung des Begriffs „gemeiner Wert" im Sinne de» Gemeindestenergesetzes, die, mie den Gejuch- stellern eröffnet worden ist, nicht durch eine Bespreuung im Ministerzimmer, sondern nur durch die Wissenschaft nnd die Enlscheidnngen der zuständigen VermaltttngS-- instanzen (Bezirksausschuß, Kreisausschuß, Oberverwal- tungsgericht) herbeigesührt werden kann. Dazu kommt, daß die beiden ersten Andienzgesuche in die Landtags zeit mit ihrer ohnehin vorhandenen Gefchäftsüberlastnng fielen. Die kostbare Zeit des Ministers gehört nicht bloß den Hansbesitzern, sondern dem ganzen Lande. Um der Allgemeinheit willen ist er nicht bloß berechtigt, sondern geradezu verpflichtet, zeitraubende Besprechungen ab- zulehne», wenn er sich im voraus sagen muß, daß sie zwecklos sind und ohne Ergebnis verlausen würden. Deutsches Reich. Vom Kaiserhofe. Potsdam, 29. Juli. Der Kronprinz deS Deutsche« Reiches uud von,'HMßen ist heute vormittag hier ein getroffen. Stürmische Szenen in der bayerischen Kammer der Abgeordneten. München, 29. Juli. Zu heftig erregten Szenen kam es in der heutigen Sitzung der Kammer der Ab geordneten bei der Beratung des Eisenbahnetats, als der Verkehrsminister v. Seidlein auf die destruktiven Ten denzen des süddeutschen Eisenbahnerverbandes hinwies und dabei an die Mehrheit des Hauses mit folgenden Worten appellierte: „Wollen mir die Herrschaft über das Personal nnd damit über den Betrieb und das Wohl und Wehe des Vaterlandes einem vr. Sueßheim und Noßhanpter überlassen? (Lebhafte Unruhe bei den Sozialdemolraten.) Die Angriffe dieser Herren berühren nicht einmal meine Fußsohlen. (Lebhaftes Bravo im Zentrum, stürmische Pfui-Rufe bei den Sozialdemokraten.) Die Antwort darauf muß seitens aller deutschen Eisenbahnverwaltungen lauten: „Niemals!" (Lebhaftes Bravo im Zentrum, mährend zu gleicher Zeit auf feiten der Sozial demokraten ein großer Lärm entstand und der Minister mit Schimpfworten und Beleidigungen geradezu über häuft wurde.) Der Präsident mar machtlos. Ter Minister stand während der ganzen Szene ruhig auf seinem Platze. Er betonte dann weiter, daß die rechtliche Frage, ob dem Eisenbahnperfonal das Streikrecht gewährt werden könnte, ganz klar liege. Nach der Rechtslage finde diese Bestimmung auch auf das Straßenbahn personal Anwendung. So wichtige Betriebe, wie die Armee und die VerkrhrSanstalten, dürftet: durch eine Massenarbeitseinstellung nicht lahmgelegt werden. (Leb haftes Bravo im Zentrum, Uurnhe bei den Sozial demokraten.) „DaS ist", sagte er, „der Standpunkt der Regierung und von diesen: Standpunkt aus müssen mir das Slreikrecht versagen und den süddeutschen Eisen bahnerverband bekämpfen". (Lebhaftes Bravo!) In einer persönlichen Bemerkung verteidigte sich der Abg. vr. Sneß- Hein: gegen die Worte deS Minister», indem er unter stürmischem Beifall der Sozialdemokraten schloß: „Ein Minister Seidlein kann die Sozialdemokratie überhaupt nicht beleidigen". Klrine Nachrichten. Berlin, 29. Juli. Die deutsche Flotte ist in ihre Heimatshäfen zurückgekehrt, und zwar sind die Nordsee schiffe gestern abend nach Wilhelmshaven, die der Osts«« heute früh nach Kiel abgefahren. Öfterreich-Ungarn und Serbien. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitnng" schrieb in ihrer gestrigen Au-gabe gegenüber der amtlichen russischen Mitteilung, die mir gestern abdruckten: „Der friedliche Ton dieser Mitteilung hat hier lebhaften Widerhall ge sunden. Die Kaiser!. Regierung teilt den Wunsch auf Erhalluim friedlicher Beziehungen. Sie hofft, daß daS deutsche Volk sie durch ferneres Bewahren einer maßvollen und ruhigen Haltung in ihren Bestrebungen unterstützen wird." Darau» ergibt sich, daß Deutschland au» seinen Beziehungen zu Rußland lebhaft jede Schärfe fernzuhalten