Uber die Programmatik der Musik In einem Aufsatz über wahre und scheinbare Programmatik hat Dimitri Schosta- kowitsch 1951 den Begriff Programmatik mit Inhaltsreichtum identifiziert. Der Komponist sagt da: „Es kann keine vollwertige, lebendige, schöne Musik geben ohne einen bestimmten ideellen Inhalt. Und Inhalt der Musik— das ist nicht nur ein detailliert dargelegtes Sujet, sondern auch die verallgemeinernde Idee oder die Summe der Ideen ... “ Der Reichtum eines musikalischen Inhalts ist nicht abhängig von erklärenden Über schriften, die oft zu einem platten Naturalismus verleiten, er wird sich sogar des öfteren einer Erklärung durch Worte ganz entziehen. Dennoch muß das inhaltlich menschliche Anliegen des Komponisten zu spüren sein. Der Dresdner Komponist Otto R e i n h o 1 d hat nicht nur durch den Zusatz „festlich“ seinem Vorspiel eine bestimmte Verwendung und Aufgabe zugewiesen. Ein Vor spiel — der Name sagt es — soll eröffnen und einleiton, eine Oper beispielsweise oder auch — unabhängig von einem musikdramatischen Werk der Opembühne — ein Konzert, eine Veranstaltung, eine Feier. Den Charakter des Festlichen betont Reinhold nicht allein durch die maßgebliche Beteiligung der Blechbläser, sondern durch Anlage und Aussage der Musik im all gemeinen. Reinhold will zu den Menschen sprechen, — nicht durch aufgedonnerte Fanfarenklänge, mit denen sich leicht billige Wirkungen erreichen lassen, sondern durch eine konzentrierte, formal gebändigte Musik. Reinhold will seine .Hörer nicht nur ansprechen, er will sie sammeln, zur Konzentration zwingen und auch zur Ruhe, denn nur aus dom Untergrund der inneren Ruhe kann eine wahrhaft festliche Stimmung erwachsen, die — fern von allen hohltönenden Phrasen — menschlich erfüllt ist. Über den formalen Aufbau seines Werkes schrieb der Komponist: „Das ,Festliche Vorspiel 1 wird in der Hauptsache von zwei Themen bestritten, einem breiten und einem belebten. Das erste Thema eröffnet signalartig den Satz und findet seine un mittelbare Fortsetzung in oinem Fugato, das das zweite Thema zur Grundlage hat. Ein sich anschließendes Zwischenspiel erreicht wiederum das erste Thema, dem nun mehr die weitere Durchführung des Fugenthemas in der Vergrößerung folgt. Ein Ausläufer desselben mündet im Themenkopf (der fallenden Quart) des Anfangs- themas, dessen kontrapunktierte Halbe schließlich das gesamte — variierte — erste Thema herbeiführen, welches stark intensiviert das Vorspiel beschließt.“ Antonin Dvor äks Konzert a-Moll für Violine und Orchester gehört zu den konzer tanten Spitzenwerken der Weltliteratur. Es entstand als Opus 53 in den Jahren 1879/1880. Der bekannte Geiger Josef Joachim war bei der Niederschrift und Fest legung des Soloparts als „technischer Berater“ beteiligt. Ihm wurde auch das Werk in Dankbarkeit gewidmet. Die Uraufführung fand am 14. Oktober 1883 statt. Es spielte das Orchester dos tschechischen Nationaltheaters, Solist war Frantisek Ondricek, Dirigent Moric Anger. Dvorak schuf mit seinem Opus 53 einos der schönsten lyrischen Konzerte überhaupt. Stimmungon schwermütigen Nachdenkens stehen neben Episoden tänzerischen