Volltext Seite (XML)
Gustav Mahler (1860-1911): „Das Lied von der Erde“ Nachdem Gustav Mahler seine 8. Sinfonie vollendet hatte, scheute er sieh, eine „Neunte“ zu schreiben, und so nannte er sein nächstes Werk „Das Lied von der Erde“, und nur im Untertitel ließ er anklingen: „Eine Symphonie für eine Tenor- und eine Alt-Stimme und Orchester“. Der Komponist legt seinen 6 Sätzen Übertragungen altchinesischer Lyrik (nach der Sammlung „Die chinesische Flöte“ von Hans Bethge) zugrunde, und unter diesen zartzerbrechlichen Versen waren es vor allem die Worte des großenWeisen Li Tai-Pe, die Mahler bewegten und zum Komponieren anregten. Die Worte der einzelnen Gedichte sagen alles über den Inhalt und Stim mungsgehalt der Musik aus, denn die Verse selbst sind Musik geworden. Es ist eine Musik des Abschiedes und der Resignation. Erschreckt durch die allzu offenen Worte eines Arztes fühlte sich Mahler damals dem Tode nahe, er hielt Rückschau auf sein Leben, auf „Frühling“, „Jugend“ und „Schönheit“, aber Schmerz und Trauer überwiegen; und so verklingt das Werk mit der verzichtenden Musik des „Abschiedes“, einer Musik, die nach dem Urteil des Mahler-Biographen Richard Specht „unter Mahlers Werken das sein wird, was der „Sturm“ bei Shakespeare, das „cis-Moll-Quartett“ bei Beethoven und der „Tristan“ bei Wagner war, ein Sichbefreien, ein persönlichster Aus druck ihres Wesens. Darin liegt auch die Größe dieses Werkes!“ Wir Men schen von 1954 sehen aber darüber hinaus in Mahlers „Lied von der Erde“ ein tragisches, aber bezeichnendes Beispiel für Mahlers unerbittliches und bohrendes Suchen nach dem Höchsten, einem Suchen, dem das befreiende und glückhafte „Finden“ jedoch versagt blieb. Bela Itarlük: Konzert für Orchester Das Konzert für Orchester besteht aus fünf Sätzen, die sehr brillant und virtuos geschrieben sind und an das Orchester einige Anforderungen stellen. Der erste Satz (Introduktion) stellt eine Einleitung zu dem musikalischen Geschehen dar; das Thema steigt in Quartschritten hinauf und hinab und gibt einen dunklen Grund. Der zweite Teil dieser Introduktion ist ein leb hafter Satz, der in den Blechbläserstellen eine Ilindemithsche Färbung an- nimmt. Im zweiten Satz, der sehr lustig und von einer beinahe grotesken Heiterkeit ist, wird zu Beginn das Thema über Trommelrhythmen von zwei Fagotten geblasen, das vor allem die Holzbläser aufgreifen und verarbeiten. Der dritte Satz hat den Untertitel „Elegia“, womit der Inhalt angedeutet wird. Hier beschwört Bartök impressionistische Klänge, die mit rauschenden Harfenglissandis verbrämt werden. Auch im vierten Satz entfaltet Bartök einen phantastischen Humor, der manchmal sarkastische Züge annimmt. Der Finalsatz ist eine Huldigung an seine Heimat Ungarn, die er aus dem Exil Amerika mit diesem Satze grüßt. Wilde Tänze klingen auf, eine Fuge ist in diesen Satz eingestreut, eine faszinierende Hora, ein Rundtanz aus dem Karpathengebiet, beendet dieses hinreißende Werk.