BIOGRAPHISCHE HINWEISE Bela Bartok (1881—1945). Bartok ist der repräsentativste Komponist des modernen Ungarn. Seine Künstlerpersönlichkeit zeichnet sich durch eine der Romantik ganz und gar abgekehrte Haltung aus. Die rechtzeitige Besinnung auf die Urelemente der Musik — die Volksmusik — bewahrte ihn vor un fruchtbaren formalistischen Experimenten. „An dieser Musik können wir Bündigkeit des Ausdrucks und Beseitigung alles Unwesentlichen erlernen, wonach wir uns nach der weitschweifigen Gesprächigkeit der romantischen Epoche sehnten“, hat er einmal geäußert. Bündigkeit des Ausdrucks und Beschränkung auf das Wesentliche ist seinen Werken in höchstem Grade eigen. Bartok hat einen ganz eigenen und dabei zwingenden musikalischen Stil entwickelt, eine Leistung, die in der modernen Musik nur selten gelungen ist. Die Besinnung auf das „musikalische Material“, die Grundkräfte der Musik, ist sein Verdienst. Durch seine intensive Beschäftigung mit der Volks musik seines Heimatlandes und der Nachbarvölker wurde diese Einstellung bekräftigt. Mit wissenschaftlicher Genauigkeit hat der ungarische Meister unzählige Volkslieder gesammelt und herausgegeben. Die so gewonnene Vertrautheit mit der Materie, wußte er auf das glücklichste für seine eigene schöpferische Tätigkeit fruchtbar zu machen. Je nach der Art, wie er das Volkslied in sein Schaffen einbaut, können wir zwei Gruppen von Werken unterscheiden: einmal die, in denen Volksweisen in der Originalform bear beitet werden (dabei wird die Struktur nicht angetastet) und zum anderen jene, in denen sich der Komponist die musikalische Sprache des Volkes zu eigen macht, ohne direkt vorgeformte Weisen zu benutzen. Zu dieser letzten Gattung gehört auch das 1943 entstandene „Konzert für Orchester“, das Bartok im Aufträge des berühmten Dirigenten Kussewitzky für das Bostoner Sinfonie-Orchester komponiert hat. Das Werk gehört der letzten reifsten Zeit des ungarischen Meisters an, in der u. a. der „Mikro kosmos“, das 5. und 6. Streichquartett, die Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug, das Violin- und das dritte Klavier-Konzert entstanden. Das „Konzert für Orchester“ stellt eine Spitzenleistung in der neueren Orchester musik dar. Wahrheit, Einfachheit und Echtheit des künstlerischen Erlebens finden in dieser Musik ihren Ausdruck. Bartok war im letzten Lebensjahre vor seinem frühen Tode 1945 auf der Höhe seines Könnens. Er schreibt noch das dritte Klavierkonzert, um dann zu sterben. Die amerikanischen Kollegen bezahlen sein Begräbnis, weil Bartok keinen Pfennig hinterlassen hat. Er war arm geworden im Exil, arm geworden in Amerika, weil dort, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, niemand ver stand, daß Bartok ein Genie war.