Zwei göttliche Personen. Gott Vater und Sohn und doch ein Gott! Besser als Worte Können, symbolisiert Bach dieses Geheimnis in seiner Musik. Ein Thema duelliert kanonisch in der Quarf- lage mit sich selbst. Ein Thema in zwei verschiedenen Tonräumen, ein Wesen in zwei Personen. Gott Vater und Sohn! 15. Largo Chor (fünfslimmig) Et incarnalus esl de spiritu sancto Und empfangen wurde vom I Iciligen ex Maria virgine, et homo faclus esl Geiste, geboren von Maria der Jung frau, und Mensch ward. ln fallenden GeigenPiguren senkt sich der heilige Geist zur Erde, der Chor singt die Worte in my stischen Harmonien, die an Mozart und Bruckner anzuklingen scheinen, eine Musik von zaitester ^Innigkeit. Bei »et homo« übernimmt der Baß die suchenden Figuren der Geigen. Gott ist ins irdisd Dasein herabgestiegen. 16. Poco Adagio Chor (vierstimmig) Crucifixus etiam pro nobis sub Und gekreuziget wurde für uns unter Pontio Pilalo passus et sepullus Pontius Pilatus, gelitten hat und bc- est. graben ward Uber einen Basso ostinato, einer dreizehnmal sich wiederholenden fallenden Baßfigur, baut Bach die erschütternde Trauermusik auf, in schmerzvoller Chromalik klagend, im - passus« groß ausholend und zurücksinkend bis zur friedvollen Grabesruhe. Unbegr ei fl i di es Wunder, daß diese jedes Schrift- wort zutiefst ausdeulende Musik sich gleidizeifig den strengsten Regeln des Kontrapunktes so mühe los unterwirft. 17. Allegio poco maestoso Chor (fünfstimmig) Et resurrexit tertia die secundum scripturas. Et ascendit in coelum, sedet ad dexteram patris, et iterum venturus est cum gloria, judicare ^•ivos et mortuos. cujus regni non erit finis. Und am drittenTagewiederauferstand nach der Schrill. Und aufstieg in den Himmel, der sitjt zur Rechten des Va ters. und wieder kommen wird in Herrlichkeit, zu richten die Lebendigen und die Toten, dessen Reich ohne Ende sein wird. Eine rauschende Festmusik, bei der Bach alle Klangmittel verwendet, um der festlichen Osterfreude Ausdruck zu geben. Koloraturen in den Chorstimmen bis zu dreistimmigen langen Trillern, alles beherrscht von einem Rhythmus, der den Zuhörer mifreißl. Von -et iterum« bis »mortuos« läßt Bach den Text von den Chorbässen singen, eine einstimmige Melodie, die sich selbst begleitet und deren Melismen ganz flüssig gesungen werden müssen.