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pwbei 200 serbische Soldaten und 5 Offiziere gefangen genommen wurden. Wien, 5. Juli. Die „Reichspost" veröffentlicht in einer Extraausgabe eine Depesche ihres Privatkorrespon- dcnten in Sofia über einen großen bulgarischen Sieg am Owtsche Polje und den Rückzug der Serben aus Usküb-Kumanowo. Die Schlacht entschied nach neun stündigem Kampfe das Eintreffen einer starken bul garischen Kolonne von Norde», welche die Serben auf dem linken Flügel angriff und mit Umgehung bedrohte. Auf serbischer Seite kämpften auch Montenegriner mit. Serbische Meldungen. Belgrad, 4. Juli. Das seit gestern früh andauernde Artillerieduell am Ra«cinrid vor Kotschana endete heute mit einem vollständigen Siege der serbischen Truppen, die dank der Übermacht der serbischen Artillerie und dem heldenmütigen Borgehen der serbischen Infanterie die wichtige Position einnahmen, die von starken Schanzen umgeben und von 32 bulgarischen Bataillonen mit 80 Geschützen verteidigt wurde. Die Verluste sind beider seitig bedeutend. Der Rückzug der bulgarischen Truppen ist vollständig. Der Fall Kotschanas steht bevor. Belgrad, 4. Juli. Wie das serbische Pressebureau meldet, befindet sich unter den von den serbischen Truppen beschlagnahmten bulgarischen Schriftstücken das Original einer Order des Kommandeurs der vierten Division (Preslaw) unter dem Datum des 16./29. Juni, in der es heißt: „Morgen beginnen die militärischen Operationen gegen die Serben und die Griechen. ^Gegen über der Front der bulgarischen Brigade halten die Serben das Ufer des Zletowoflusses besetzt. Die Armee wird ihre kriegerischen Operationen morgen früh nm 3 Uhr beginnen und den Feind angreisen. Die Brigade, in zwei Abteilungen geteilt, soll um 3 Uhr früh an den Zletowofluß kommen, sich geräuschlos nähern, die feindlichen Vorposten überwältigen und dann die ihnen zugewiesenen Stellungen einehmen. Ter Feind muß überrascht werden." Wenn man dein Umstande Rechnung trägt, wie viel Zeit dazu gehört, einen derartigen Angriffsplan aufzustellen, vorher die Truppen dementsprechend zu gruppieren, die notwendigen Anordnungen auszuarbeiten, sie im einzelnen zu erklären und selbst den kleinsten Einheiten mitzuteilen, „so muß man", so erklärt zu der vorstehenden Meldung das offizielle serbische Pressebureau, „ohne Schwierigkeiten zu dem Schlüsse kommen, daß die Vorbereitungen zu diesem Angriffe mindestens vor dem 15./28. Juni gemacht worden sind, d. h. im Augenblicke, wo die Bulgaren an geblich bereit waren, eine friedliche Lösung des Konfliktes anzunehmen." Belgrad, 4. Juli. Heute abend trafen 1442 bul garische Gefangene, darunter 18 Offiziere, hier ein. Belgrad, ü.Juli. Das SerbischePresjebureau meldet Nach ihren tückischen Angriffen in den Kämpfen der letzten Tage wurden die Bulgaren auf der ganzen Front zurück geschlagen. Sie besetzten dann das linke Ufer des Bra- ganitzaflusses und seines Nebenflusses Zletoivo mit ihrem rechten Flügel und ihrer 7. Nilo-Division in gutbefestigten Stellungen mit der Absicht, ein schnelles Vordringen unserer Truppen aufzuhalten. Ein blutiger Kampf fand nunmehr statt. Die Bulgaren wehrten sich verzweifelt, waren aber nicht imstande, dem Eindringen der serbischen Truppen zu widerstehen. Nach tagelangen blutigen Kämpfen wurde der 60 Bataillone und 120 Kanonen starke rechte Flügel der Bulgaren vollständig geschlagen und zerstreut. Sein hauptsächlichster Stützpunkt, die Höhe von Raitschoni, wurde nach einem Artilleriegefechte von den Serben und Montenegrinern im Slurnie mit dem Bajonett genommen. An der Spitze der Truppen befand sich im entscheidenden Augenblicke der Thronfolger, Prinz Alexander. Die Bul garen wurden auf die Höhe von Platschkavitza zurück- geworfcn und unsere siegreichen Truppen verfolgten sie. Wir haben eine große Anzahl von Gefangenen und eine bedeutende Kriegsbeute gemacht. Griechische Meldungen. Athen, 4. Juli. Das Große Hauvtquartier hat an den Ministerpräsidenten telegraphiert: Nach lebhaftem Kampfe, der drei Tage gedauert hat, haben wir Kilkitsch erobert. Der Feind wird verfolgt, und wir halten Fühlung mit ihm. Der Geist unserer Truppen ist vor züglich. Athen, 4. Juli. Ministerpräsident Venizelos verlas in der Kammer das Telegramm aus dem Hauptquartier über die siegreiche Schlacht von Kilkitsch. Die Begeiste rung der Deputierten war unbeschreiblich. Alles klatschte Beifall und rief: Es lebe der König! Es lebe die Armee! Es lebe die Nation! Es lebe Venizelos! Nachdem Venizelos von weiteren Angriffen der Bul garen berichtet hatte, verlas er, wieder unter frenetischem Beifall, eine Königliche Botschaft an das Volk, in der er klärt wird, angesichts der bulgarischen Treulosigkeit sei der griechischen Armee und Flotte der Befehl zum Bor- rücken erteilt worden. Athen, 4. Juli. Ein bulgarisches Regiment wurde mit einem Obersten und andern Offizieren in der Nähe des Pangaün gefangen genommen. Das Generalquartier des Königs hat an das Ministerium des Äußern eine eingehende Beschreibung des Gefechts bei Nigrita be richtet, worin es heißt, daß Nigrita einen entsetzlichen Anblick geboten habe. Stadt und Tal seien von ver stümmelten Opfern der flüchtenden Bulgaren bedeckt. Bei der Annäherung der rasch vorrückenden griechischen Trnppen seien 150 bulgarische Soldaten außerhalb Nigritas gefangen genommen worden, die Brände gelegt hätten. Zahlreiche Leichen von Bulgaren und eine Menge Waffen und Munition bedeckten die Gegend auf eine halbe Stunde im Umkreis. Bei Lygovani, das die Griechen besetzten, sei ein bulgarisches Bataillon gefangen genommen worden, die Bulgaren hätten sich auf der ganzen Linie zurückgezogen und seien von den griechischen Truppen energisch verfolgt worden. Der Feind habe in der Rich tung auf die Brücke über die Struma flüchten müssen. Drei weitere Kanonen und Munition seien erbeutet worden. Saloniki, 4. Juli. Da der Dampfer „Karlsbad" vom Österreichischen Lloyd" aus der Fahrt von Kon stantinopel hierher den bulgarischen Hafen Porto Lago berührt hatte, vermuteten die griechischen Behörden bul garische Konterbande an Bord und verhinderten die Ab fahrt des Dampfers. Heute vormittag wurde eine Durch s suchung der Laderäume des „Karlsbad" vorgenommen, woraus dem Dampfer gestattet wurde, nach Triest ab zudampfen. Gegen die Zurückbehaltung deS Schiffes wurde Protest erhoben. Keine Demission des bulgarischen Kabinetts. Sofia, 4. Juli. Die „Agence Bulgare" stellt gegen über oen Meldungen ausländischer Blätter fest, daß das Kabinett keine Demission überreicht hat. Abbruch der diplomatische,» Bestellungen zwischen Bulgarien und Griechenland. Athen, 4. Juli. Das Blatt „Nea Jmera" meldet, daß der bulgarische Gesandte Hadji Mischew heute Athen verlassen wird. Rumänien und Bulgarien. Bukarest, 4. Juli. Die Nachricht des „Universal" von einem Ultimatum Rumäniens an Bulgarien wird amtlichcrseits als erfunden bezeichnet. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Sofia: Zwischen Bulgarien und Rumänien werden unter Ver mittlung der österreichisch-ungarischen Monarchie ein gehende Verhandlungen über einen Ausgleich, betreffend die abzutretenden Gebiete, geführt. Es heißt, daß diese Verhandlungen zu einer grundsätzlichen Annäherung ge führt haben. Zur Mobilisierung der rumänische»» Armee. Bukarest, 4. Juli. Nach Annahme unterrichteter Kreise wird die Mobilisierung der rumänischen Armee neun Tage in Anspruch nehmen. Nach der „Jndependance" zählen die 13 einberufenen Jahrgänge etwa 600 000 Mann. Weitere 6 Jahrgänge stehen noch zur Verfügung. Rnmchnische Strasientundgevungen gegen ösierreich- Ungarn. Bukarest, 4. Juli. Wegen der gestrigen Straßen- kuudgebungen, die teilweise gegen Osterreich-Ungarn ge richtet waren, hat der Ministerpräsident dem österreichisch- ungarischen Gesandten mitgeteilt, daß die Regierung ähnliche Kundgebungen nicht wieder dulden werde. Diese seien ursprünglich dazu bestimmt geivesen, dem König die Mobilisierung abzuzwingen; als es aber bekannt ge worden sei, daß diese schon erfolgt war, hätten sie sich in allgemein patriotische Kundgebungen verwandelt. Die Polizei habe in der allgemeinen Erregung offenbar nicht den Mut gehabt, die Fahnen mit den Aufschriften gegen Osterreich-Ungarn und die Flugblätter ähnlichen Inhalts zu verbieten. Die offiziöse Presse bedauert die gestrigen Vorfälle, bei denen Mahnen mit Inschriften herumgetragen wurden, die gegen Österreich gerichtet waren. Es sei dies ein um so größeres Unrecht, als Österreich Rumänien wiederholt seine Freundschaft bewiesen habe. Wien, 4. Juli. Die „Politische Korrespondenz" ver öffentlicht einen Aufsatz, worin gegenüber den in dem rumänischen Publikum gegen die Politik Osterreich-Ungarns erhobenen Anschuldigungen festgestellt wird, daß die österreichisch-ungarische Politik den bulgarisch-rumänischen Beziehungen voll Anfang der Krise an das größte Interesse entgegenbrachte und sich schon aus Anlaß der letzten Tagung der Delegationen mit voller Entschiedenheit für die Erfüllung berechtigter rumänischer Wünsche aussprach, wofür Osterreich-Ungarn, unterstützt von seinen Bundes genossen, bekanntermaßen eindringlich durch dieEmpfehlung >er über die Abtretung Silistrias hinausgehenden Be- riedigung der territorialen Wünsche Rumäniens in St. Petersburg eintrat. Es sei aber ebenso bekannt, daß sich die Tripleentente gegenüber diesen Bestrebungen kate gorisch ablehnend verhielt, auch dann, als Österreich- Ungarn, noch immer von dem Gesichtspunkte geleitet, eine dauernde Trübung der rumänisch-bulgarischen Ver hältnisse hintanzuhalten, die Modalitäten einer Lösung vorschlng, die geeignet gewesen wäre, durch Kompensationen mit den von ihm zu bringenden Opfern zu versöhnen. Als sich nach Abschluß des Präliminarfriedens die Beziehungen zwischen den Balkanstaaten verschlechterten, richtete Oster reich-Ungarn in konsequentem Festhalten an dem oben dar gelegten Standpunkte seine Bemühungen dahin, auf die rumänisch-bulgarischen Beziehungen in der Weise Einfluß zu nehmen, daß Rumänien ohne Schädigung seiner Inter essen der Notwendigkeit enthoben worden wäre, an einem etwaigen Balkankonflikt teilzunehmen. Diese schon seit längerer Zeit geführte Aktion der Monarchie ist auch derzeit noch in» Gange, und es kann mit Befriedigung festgestellt werden, daß sowohl Rumänien als auch Bul- garien die Geneigtheit bekunden, hierbei die freundschaft lichen Dienste Osterreich-Ungarns in Anspruch zu nehmen. Es liege vor der Hand um so weniger Grund vor, die Hoffnung auf das Gelingen der auf einen Ausgleich ab zielenden Bestrebungen auszugeben, als deren günstiges Ergebnis zweifellos im Interesse beider Länder gelegen sein müsse. . Die Hattung der Türkei. Konstantinopel, 4. Juli. In der Presse und in Regierungskreisen wächst die Strömung für ein Zusammen gehen mit Griechenland, sodaß vielleicht schon in einigen Tagen Bewegungen der noch nicht demobilisierten türki schen Armee erwartet werden dürften. In einer Besprechung der durch den Balkankrieg ge schaffenen Lage betont der „Tanin", daß sich die Türkei in keinem endgültigen Frieden mit den Balkanstaaten be finde und in dem gegenwärtigen Kriege gegen den gefähr lichsten Gegner Partei nehmen müßte, der unter allen Umständen Bulgarien sei. Konstantinopel, 4. Juli. Die jungtürkische Presse meint, daß die Türken aus dem Kriege der Balkan verbündeten Nutzen ziehen könnten. Der „Tanin" rät der Regierung, die Verbündeten aufzufordern, formell binnen kurzer Frist zu erklären, daß sie auf eine Kriegs entschädigung verzichten, widrigenfalls die Türkei sich freie Hand vorbehiclte. Die Hattung der Großmächte. Paris, 4. Juli. Einer offiziösen Mitteilung zu folge hat die französische Regierung entsprechend den in London während deS Besuches Poincarös gefaßten Be schlüssen ihre Botschafter beauftragt, bei den Großmächten darauf hinzu weisen, wie nützlich eS wäre, wenn angesichts der Balkanereignifse sämtliche Großmächte ihren Willen bekunden würden, ihrer Politik der Richt-Intervention treu zu bleiben. Die bisher eingetroffrnen Antworten seien der französischen Anregung durchaus günstig. Paris, 5. Juli. Das „Echo de Paris" will wissen, England werde den Mächten Vorschlägen, daß sie sich ebenso wie über den Grundsatz der Nichtintervention im Balkankriege auch über den der Achtung vor den Ent scheidungen des europäischen Konzerts, beispielsweise be züglich Albaniens und der Grenzlinie Enoch-Midia, ins Einvernehmen setzen möchten. Diese beiden Grundsätze hatten überall Zustimmung gefunden. Gine englische Zeitungsftimme gegen die Hattung Frankreichs in der Balkankrise. London, 4. Juli. „Daily Chronicle" schreibt: „Frankreich ist seit Beginn der Balkankrise durchweg und beinahe unterwürfig mit Rußland gegangen und nicht zum wenigsten in den verschiedenen Punkten, wo bri tische und russische Politik divergierten. Oder vielleicht wäre es richtiger gesagt, daß in den beiden konkurrie renden Strömungen in der russischen Politik die stetige und nüchterne Strömung, die durch Hrn. Ssasonow ver treten wurde, die solide Unterstützung Englands erhalten hat, während die panslawistische und abenteuerliche Strö mung, die der russische Minister des Auswärtigen nicht völlig eindämmen und ignorieren konnte, regelmäßig in Paris ermutigt wurde. Wir wissen nicht, wie weit die kleine Divergenz innerhalb der Tripleentente während des Londoner Besuches der Herren Poincarö und Pichon wirklich aufgeklärt worden ist. Aber es würde jeden falls nicht die Harmonie des Konzerts oder des euro päischen Friedens fördern, wenn „das vollständige Über einkommen", das damals erreicht wurde, bedeutete, daß Sir Edward Grey seine eigene Stellung mit der des französischen Auswärtigen Amtes vertauschen sollte." Ausland. Das ttattenische Budget. Rom, 4. Juli. Das Budget für 1912/13 weist einen lberschuß von 98 Mill. Lire auf. Zum Kampf um die dreijährige Dienstzeit in Frankreich. Paris, 4. Juli. In der heutigen Morgensitzung der Kammer wurde der Gegenentwurf Treigniner (radikal, der eine siebenjährige Dienstzeit in der aktiven Armee mit einer effektiven Dienstleistung von 28 Monaten vorsieht, mit 325 gegen 238 Stimmen abgclehnt. Die Regierung -atte die Vertrauensfrage gestellt. Andre Hesse, der Ver- asser eines Gegenentwurss, der dem Messimys ähnttch st, erklärte, er ziehe seinen Entwurf zurück. Tie Kammer setzte nachmittags die Besprechung über die Zwischenfälle in den Kasernen im Mai fort. Der Sozialist Sixte Quenin verband damit einen heftigen Angriff gegen >en Kriegsminister, dem er vorwarf, im Jahre 1870 deinen Kriegsdienst getan zu haben und Vorkämpfer für die Kolomalpolitrk zu i-'n Maschen und Geld verschlinge. Er erhob ferner den Vorwurf den Kolonien seien große Konzessionen erteilt worden, von denen Etienne direkten Vorteil gehabt labe. (Lebhafter Widerspruch auf der Linken und im Zentrum.) Als Kammerpräsident Deschanel den Redner findern wollte, eine Schrift zu verlesen, in der von Ltienne die Rede ist, trat der Kriegsminister für die Verlesung dieser Broschüre ein, die davon spricht, daß Etienne im Jahre 1898 der Verwaltung einer Kongo gesellschaft angehört habe. Etienne erklärte, während nehr als drei Jahren habe er seine ganze Kraft und eine ganze Intelligenz kolonialen Fragen gewidmet. Er ;ab zu, drei Monate hindurch Leiter einer Kolonial- zesellschaft gewesen zu sein, aber niemals habe er an einem GrundstückSverkaufsgeschäst teilgenommen. (Leb hafter Beifall auf der Linken und im Zentrum.) Als Sixte Quenin seine Angriffe fortsetzte, erklärte Etienne: Wenn Sie die Politik auf das persönliche Gebiet hinüber- spielen, werden wir auf Ihre Streiche antworten und weirergehcn. (Lebhafter Beifall auf denselben Bänken, die äußerste Linke springt auf und schleudert Etienne Be schimpfungen entgegen, das Zentrum antwortet, indem eS auf die Pulte schlägt.) Ministerpräsident Barthou unterbrach den Lärm und sagte zu der äußersten Linken gewandt: Bei Ihnen wechselt Strenge und Nachsicht mit einander. Auf Verlangen mehrerer Sozialisten wieder holte Kriegsmiuister Etienne zweimal seine letzten Worte. (Unruhe auf der äußersten Linken.) Barthou blieb iu dem Tumult ruhig und sagte: Ich bin überrascht, daß heute zum erstenmal einem Minister persönliche Vorwürfe gemacht werden. Ich wiederhole: Bei Ihnen wechselt Strenge und Nachsicht miteinander. (Beifall im Zentrum und auf verschiedenen Bänken.) Jaurös in seiner Interpellation beschuldigte die Regie rung, im Lande eine Lage geschaffen zu haben, die ebenso bedenklich sei wie 1898. Ein Deputierter schrie Jaurös zu: Daran sind nur Sie schuld! (Lärm auf der äußersten Linken, die Deputierten rufen einander Beleidigungen zu.) Jaurös fortfahrend warf der Regierung vor, sie habe die öffentliche Meinung vergewaltigen wollen, uud sie habe in den Kasernen Stimmung für die dreijährige Dienstzeit gemacht. Daraufhin las der Kriegsminister eins seiner Rundschreiben vor, in denen nur den Offi zieren empfohlen wird, soweit es die Disziplin ge statte, den Soldaten näherzutreten, um so schlimme Zwischenfälle in Zukunft zu vermeiden. (Beifall aus zahlreichen Bänken.) Jaurös fragt, was denn der Tages befehl de- Obersten vom 46. Infanterieregiment zu be deuten habe, in dem die Soldaten aufgefordert worden seien, gegenüber der Haltung Deutschlands die Not wendigkeit der dreijährigen Dienstzeit anzuerkennen. (Bewegung auf verschiedenen Seiten.) Etienne ant wortete, die Untersuchung sei eingeleitet worden. Im Schlußwort führte Ministerpräsident Barthou unter lebhaftem Beifall aus, die dreijährige Dienstzeit sei vielleicht eine zu schnelle Antwort, aber sie sei eine not wendige Antwort. Er wandte sich heftig gegen die Propa ganda jener Verbände, die den Bürgerkrieg und den Aufstand predigten, gegen jene Leute, die, wenn man nicht auf der Hut sei, das Vaterland zugrunde richten würden. Sie seien Verbrecher, welche die ganze Strenge des Gesetzes verdienten. Ein Antrag forderte den öffent lichen Anschlag der Rede Barthous. Er wurde mit 347