Joseph Haydn (1732—1809) Symphonie Es-Dur (mit dem Paukenwirbel) Im Jahre 1795 — als reifer, in der musikalischen Welt hochgeehrter Meister befand sich Haydn auf seiner zweiten Reise nach England, wo seine Freunde dringend neue Werke von ihm zu hören wünschten. Dort schrieb er auch seine Symphonie Es-Dur mit dem Paukenwirbel. Diese Kennzeichnung erhielt sie deshalb, weil das einleitende Adagio mit einem langen, leisen Paukenwirbel ein setzt. Das war zu jenen Zeiten ein ausgesprochen kühner instrumentaler Effekt. Haydn zeigte sich also auch in seinem hohen Alter als ein wagemutiger und experimentierfreudiger Komponist, der auf seine Zeitgenossen mitunter so ge wirkt haben mag, wie heut-e manche Komponisten unserer Tage auf uns wirken. Man darf die Symphonie übrigens nicht mit der vier Jahre älteren „Symphonie mit dem Paukenschlag“’ verwechseln. Das erste Thema des ersten Satzes, der im lebhaften Sechsachteltakt steht, wiederholt sofort die ersten vier Takte, um es dem Gehör besser einzuprägen. Das zweite Thema dieses Satzes erhält durch die Oboe einen besonderen Lieb reiz. Die Kunst der Durchführung, manchmal kammermusikalisch durchsichtig und duftig, gibt beredtes Zeugnis von Haydns meisterlichem Können. Im Andante, dem zweiten Satz, entwickelt Haydn aus einem schlichten, fast volks tümlichen Thema eine Kette von schönen, das Thema vertiefenden Variationen, wobei auch verschiedene Soloinstrumente zu Worte kommen. Das Menuett nimmt stark auf den damaligen Ländlerton Bezug, das Trio wird von wenigen Instrumenten bestritten und ist deshalb ein wirkramer Gegensatz zum Menuett. l>eir Schlußsatz, ein Rondo, fängt mit einem Hornsignal an, worauf das eigent liche Rondothema einsetzt. Dieses Rondo hat etwas mehr Gewicht als die bisher üblichen Schlußrondos der Sinfonien — es bat einen Zug ins Großartige. Haydn zeigt auch hier, was er kann — und er kann sehr viel.