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Ein in zur — Zwischen den Stadt - Fernsprecheinrichlunzen in Meißen und Groß »Hain ist eine Fernsprech-VerbiudungS- teitung hergestellt worden, welche am 21. d. M. de« Ver kehr übergeben werden wird. Die Benutzung derselben unterliegt den Bestimmungen über den Fernverkehr und ist sowohl von Dresden als den zugehörigen Vor- und Nachbarorten aus mittelst der bereits vorhan denen Fernsprechverbindungsanlage DreSden-Meißen gestattet. — Am Abend de« 17. Juli wurde in einer zumPnrschen- steiner Revier gehörigen Waldabtheilung, an dem sogenannten gelben Steig, zwischen Dittersbach und Heidersdorf gelegen, von zwei Forstbeamten des Ritterguts Purschenstein ein mit zerlegbarem Gewehr, Munition, falschem Bart und einer sogen. Rehlocke ausgerüsteter Wildfrevler aufgegriffen und de« AmtS- gerichtSgefängniß Sayda übergeben. Derselbe, NamenS Hänel aus Seiffen, seines Zeichens HolzdrechSler, bereits wegen Holzdiebstahls vorbestraft, stand beim Forstpersonal schon seit längerer Zeit im Verdachte der Wilddieberei. Gewiß zum Glück für ihr« eigene Sicherheit stießen die Beamten auf den Wil» derer, bevor derselbe Zeit und Gelegenheit finden konnte, sein Gewehr zusammenzustellen und schußbereit zu machen. — Zu Gröditz bei Riesa wurde kürzlich bei» Mähen de» Getreide» «ine ziemliche Anzahl Eiern von Rebhühnern aufge funden und vom Bahnhof-Inspektor Lotze einer Henne zum Brüten untergelegt. Sie brütete auch sämmtliche Eier au» und pflegt jetzt treulich ihr Rebhuhnvölkchen. — Ein in Bantzen vorgekommener Unfall «ahnt wiederum zur größten Vorsicht. Der 41 Jahre alte Arbeiter Petrasch dortselbst, ein rüstiger Mann, verletzte sich vor wenig Tagen an einem verrosteten Nagel die Hand. Er ließ die Wunde unbeachtet, mußt« aber schon Tag» darauf ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Sein Zustand verschlimmerte sich jedoch, da Blutvergiftung eintrat, derart, daß sich seine Unter bringung im Stadtkrankenhaus« uothwendig «achte, wo er, trotz aller ärztlichen Bemühungen, seinen schrecklichen Leisen erlag. P. war vrrheirathet und hinterläßt 4 Kinder. — eigenthümlicher Unglücksfall eceigntte sich dieser Tage eine« Dorfe bei Roßwein, Ein« jung« Frau wollte audauert. Frankreich Belgien. Lüttich, 21. Juli. Anarchisten-Prozeß Moineau und Genossen: Der Präsident des Gerichtshofes wurde, als er nach der Mittagspause in den Sitzungssaal zurückkehrte, von einem Unwohlsein befallen und genöthigt, den Vorsitz eine» der Beisitzer zu übertragen. Die Verhandlung dürfte auf eine später« Stssiou v«rtagt werden, fall» da» Unwohlsein de» Präsidenten an den and«»« Orlen an« den Hospitälern von der Menz« auf den Matratzen auf di« Straß« -«schleppt wurden «ad dort liegen blt«bea, stad natürlich gestorben, obwohl sonst die Meisten wohl aafzelomweo wären, wenn di« ärztliche Behandlung fortgesetzt worden wär». Bukarest, 21. Juli. Al» weitere Maßnahme g«gen die Einschleppung der Cholera hat die Regierung für au» Ruß land kommende Personen und Sache« eine fünftägige Qua rantäne läng» der russischen Grenze «»geordnet; nur die vahnstatio« Jtzkany bleiit von der Quarantäne au-geschlossen. Ferner find sämmtliche rumänische Häsen für Herkünste au» allen russischen Donauhäfen geschlossen. . Bulgarien. Wie der „Kölnischen Zeitung" aus Sofia «itgethellt wird, veröffentlicht di« dortige „Swoboda" acht russische Aktenstücke, welche zu eine« amtlichen Schriftwechsel der russischen Vertretung in Bukarest «it dem astatischen Depar tement in St. Petersburg gehören. Die au» de« Herbst und Winter 1887 hrrrührenden Schriftstücke zeigen, ihre Echtheit vorau»gesetzt, daß di« russische Regierung gleich nach Ankunft de» Prinz«« F«rdinand im Land« bestr«bt g«weseu ist, jede Gelegenheit zu benutzen, u« den Prinze« wieder au» Bulgarien zu entfernen. Da» astatische Departement fordert in diesen Aktenstücken die russische Vertretung in Bukarest auf, jede» Unternehmen gegen den Prinzen, welcher al» außer halb der Gesetze stehend angesehen werde, zu rrmuthigen, und giebt eine Direktive für Unterhandlungen mit Panitza, der bereit» im Jahre 1887 seine Dienste aabot. Mit Hülfe de» slavischen Komitees sei die Band« «in«» giwissrn Stabokow bewaffntt und d«r«n Organisation von St«ltdo« grleitrt wor den. Für den Fall der Entfernung de» Prinzen Ferdinand au» Bulgarien habe Rußland da» bulgarische Heer verdop peln wollen, inde« in jede Kompagnie zur Hälfte Ruffen eingereiht werden sollten. Die bulgarische Sobranjr sollte nicht da« Recht haben, einen anderen Kandidaten als den von dem russischen Kommissar vorbezeichneten für den bulgarischen Thron zu wählen. Da» wünschenSwertheste Ziel sei jedoch, daß Bulgarien von einem ruffischen Statthalter regiert werde, der seine Weisungen von dem russischen Kaiser erhalte. Nmrrtka. Washington, 21. Juli Der Finanzausschuß hat d.m Senate einen Bericht de» Unterausschusses über die all- gemeinen Wirkungen de» Mc. Kmley-TariseS vorgelegt. In demselben wird eine leichte Abnahme der Leben-mittelpreise in den Vereinigten Staaten konstatirt, währens dieselben in England um 1,9 Prozent gestiegen seien. Der Engrospreis der landwirthschaftlichen Produkte in den UnionSstaaten weist eine Erhöhung um 18,67 Prozent auf. Die in den Vereinig ten Staaten gezahlten Löhne seien 77 Prozent höher als in England. — AS Gesandter der Vereinigten Staaten in Pe tersburg an Stell« SmichS wird Andrew D. Whit« genannt. Afrika. Ein« Meldung des „Reuter'schen Bureau»" aus Ta n- g e r bestätigt durchweg die Nachricht von dem Abbruch der Handelsvertragsverhandlungen zwischen Smith und dem Sul tan. Smith hab« Fez am 12. Juli verlassen, am 13 Juli e'a Lager sechs Meilen von Fez entfernt bezogen uns fih den dorthin gesandten Vertretern de» Sultans gegenüber ge weigert, den verstümmelten Vertrag zu unterzeichnen. Smith sei dann nach Rabat aufgebrochea, wo die Gesandtschaft am 22. Juli erwartet wird. — Die «Times- melden Aehnliche« und fügen hinzu, man glaube, der Sultan habe die Unter- zeichnung de« Vertrag» infolge iranzöfischer Jntriguea abg«- lehnt. Die französische Gesandtschaft treffe Vorbereitungen, tm September zu Haudelsoertrazsoerhaadlunzea nach Fez zu kommen. — Da« «Bureau Reute»" melsrt au« Tan ger: Die Feindseligkeiten zwischen den marokkanischen Trup pen und den Anghera« haben begonnen. Drei Dörfer in v«r Näh« von Tang«r wurden von den Insurgenten nieder- gebrannt. Verwandtschaft besitzt. vo« der Bewerb»»- «« polizeilich« Erlaubntß hatte er wohlweislich Abstand genommen, sonst wär« ihm da» saubtt« Handwerk schon früher -elr-t mord««. Den« statt reliaiöser Fragen behandelte er die »irthschaftliche Lag« d«r Bevölkrrnug Deutschlaad- »nd «»«rieaS; jmseit de» Ocea«« nur sei ein menschenwürdige» Dasein zu finden, rnetnte er, dort leb« e« sich ganz ander» wie hier; dort zahle «an keine Abgab««; dort könne «an sprechen und thun, wa» «a« wolle, ohne mit Polizei und Regierung in Con- pirt zu grrathen u. s. w. Hrrr Sturm wußte sein Handwerk überan» gefchlckt zu treibe«, denn er hat «» wirklich fertig gebracht, unter der sonst gar friedlichen stillen Bevölkerung de« kleinen Osthei« Ruhestörungen «rnster Art hervorzurufen und einige hiesige Ackersleute haben, seinen Verlockungen folgend, ihre Güter verkauft «nd stehen i« Begriff, nach Amerika äu«zuwa«dern. E» soll sich, wie da« auch ganz glaublich ist, der gesa««ten Bevölkerung rin «ehr oder mtnd«r hochgradige» AuSwanderungSfieber be«ichtigt habe», sodaß sich ein Eingreifen feiten» der Behörde al« durchaus noihwendig erwiest» hat. Demgemäß hat die Regierung von der ihr zustehende« Befugniß Gebrauch gr«acht und den AuSwanderungSagknten Johann Stur« des Lande- verwiesen. Bet eine« länger» Aufenthalt diese« Menschen in seiner Hei«ath stand ernstlich zu befürchten, daß die Hälft« dir dortig«« Einwvhnrr ihr«« Vaterlande de« Rücken kehrte« um jmseit de« Ocean« der Noth und de« Elend entgegenzusehen. E« ist übrigen« wahrscheinlich, daß Sturm in Nachbargebieten fein Gewerbe weiter au-zuübe» versuchen wird, r« sei des halb eindringlich vor diese« Menschen gewarnt. Pari«, 21. Juli. Der internationale Schifffahrt-- Congreß wurde heut« durch d«n Präsidenten der pariser Handelskammer in Gegenwart des Minister- der öffentlichen Adelten eröffnet. Der Minister begrüßte die auswärtigen Mitglieder in einer herzlichen Ansprache. Als Erster ant wortete ih« der Ministerialdirektor Schulz, der hervorhob, daß Deutschland zum «rsten Mal offiei«ll auf dem Congreß vertreten sei, und das lebhafte Jnteress« betonte, da» der Kaiser allen Canal- und Schifffahrtsfragen entgegenbringe. Na I dem noch ein englischer Vertreter gesprochen hatte, wurde das Bureau gebildet. Zu morgen sind die Mitglieder zum Minister Vielte eingeladen worden. — Die Expedition nach Dahomey. — Da» Trans portschiff „Mytho," das gegenwärtig in Toulon ausgerüstet wird, ist dazu bestimmt, am 4. August in Oran «in Elite- Bataillon d«r Fr««d«nl«gion abzuhole», das ganz aus Frei willigen für die Expedition nach Dahomey bestehen soll. Eine Sectio» Geniesoldaten wird »it de» „Mytho" schon an« Toulon abgehrn und dann werde" in Dakar noch zwei Schwadronen senegalesischer SpahiS, ebenfalls Freiwillige, die de» Obersten Dodd« bei seiner Durchfahrt ihre Dienste an geboten hatten, an Bord gehen. So wird dieser Ende August über etwa dreitausend Combattanten verfügen, unter denen sich mindestens tausend Europäer befinden, abgesehen von de» CadreS der «inhei»ischen Truppen. Dazu bemerkt da« „Jour nal des DöbatS:" „D-r Oberbefehlshaber am Golfe von Benin wird also die stärkste Streitkraft, die wir jemals an die Westküste Afri kas entsandten, zu seiner Verfügung haben, aber, wie es scheint, darf er zwar alle Operationen unternehmen, den Marsch auf die Landeshauptstadt Abomey jedoch nicht. Er darf Wydah einnehmen, sich in Abomey, Kalavi, in Alla dah, de« Knotenpunkte der Straßen Dahomeys, an den Ufern deS Ueme festsetzen; aber Abomeh, die Residenz BehanzinS, steht außerhalb des Programms, an das sich das Cabinet au» Achtung vor den eiugegangen Verpflichtungen halten zu wollen scheint. UaS will bedünken, mit einem solche» Pro gramm hätte e» so bedeutender Verstärkungen nicht bedurft und «S wären die bereit- in Dahomey stehenden Truppen, zu denen einige neue Abteilungen hätten stoßen können, für die kleinen Operationen hinreichend gewesen. Wieman hört, erklärte Oberst Dodds, rin Bataillon mehr wäre unerläßlich, um den Handel mit Behanzin in einem Male zum Ausdrag zu bringen. Wäre es da nicht besser, man schick e dem Ober befehlshaber Alles, waS er verlangt? Mit dem Syste» der aufeinander folgenden „PetitS paquetS" ziehen wir den Con- flict nur in die Länge und das Ganze kommt unS in jeder Hinsicht theurer zu stehen, als wenn wir uns entschließen könnten, den entscheidenden Streich zu führen." Nach einer amtlichen Mittheiluog ist das Seekabel, daS Kotonu »it Dakar verbindet, zwischen Sierra Leone und Groß-Bassam zerrissen. DaS Gleiche gilt auch von dem Kab«l zwischen Kotonu und Südafrika, folglich ist ein« Unter brechung im telegraphischen Verkehr zwischen Frankreich und seine« Besitzungen am Golfe von Benin eingetreten. Während der Arbeiten, welch« di« Reparatur de- Kabel erheischt, wird «in Packetboot all« acht Tag« die Dtprschen von Sierra- L«on« nach Groß-Bassam bring««, wodurch di« D«peschen «tnrn V«rzug von acht Tagen erleiden werden. — Nach «tn«r Meldung d«S „Pelit Paristeo" erhielt die französisch» Regierung in der vergangenen Woche ein Telegramm au« dem Auelande, wonach eine Anzahl Anar aststen frarzvstscher Nationalität, mit Sprengmaschtnen und Dynamit vttsehtu, «ach Pari- abgereist seien. Ja Folg« umfassender Nachforschungen seien in einem Pariser Hotel zwei von diesen Anarchisten verhaftet und bet ihm« Vorge fundene Lhemtkalten und Sprengmaschtnen beschlagnahmt worden. Go melvet „W. T. B.'. Andere Pariser Nach richt«« scheinen auf eia stark hervortreteadt« Vtvürfolß htu- zuwetsev, da» Publikum der franzöfischen Hauptstadt mit etaem, seinem besonderen Geschmack entsprechenden Zeitver treib za unterhalten. Der „Figaro" beschulvtgt Deutsch«, a» dem Diebstahl tm Marineamt, der übrigen« noch gar nicht aufgeklärt ist, thetl-snomme« z» habe». Der „Ganlois" behauplet, daß alle Deutsche» tue Pariser «elchbilde der deutschen Gesavdlschaft al« Spion« zur Verfügung stäu- den. And«« Zeitungen bringen ähnlich, unfianl-, v«««r- krmg«». — Gistern Ab«ud fand i« «in«» vornehm«» Re- stanraat die Verhaftung «ine« deutsche» Zeituu-Sbtttchttt- tatter« statt, welcher der Spionage beschuldigt wird. AU der verhaftet« sich heftig de« Poltjeilommiffar geg-nübn widersetzt«, interveuirte da» Publikum, welch«», nachs«« d«r Berhaftungegruud b«kannt geg»b«n wordru, durch di« Poltz«t g«hi»d«rt werden mußte, de» verhafteten zu mißhandeln. Italien. Catania, 21. Juli. Die Heftigkeit de« AetnaauS- bruche» nimmt zu. Dir Erderschütterungen in der Umgebung von Seiner» und Syraku» dauern fort. England. London, 21. Juli. Auf eine Anfrage, welche Halt ung die künftige liberale Regierung in der au«u>ärtigtn Poli tik England- anaehmm würde, antwortete Gladstone schrift lich au- Brarmar: Alle«, «a- wir wissen, ist, daß dir Regt«rung in den Ergebnissen d«r Wahlen keinen Grund für einen sofortigen Wechsel erblickt; r- würde daher vrrfrüht sein, di« Politik einer Regierung, die nicht besteht, zu er örtern. — Lord Salisbury ist mit den übrigen Mitgliedern s«inr» Cabinet» nach privaten Berathungen, nicht nach einem förmlichen Minifterrath, einig geworden, den Zusammentritt de- Parlament- abzuwarten. ES soll rasch zu Werke ge gangen «erden mit Einschnürung der Mitglieder und der Wahl deS Sprechers de« Uuterhause«, und man hofft, daß Gladstone sich der Wiederwahl Peel«, eines Unionisten, nicht «idersetze» wird, da dieser sich «ährend seiner A»tSdau«r al« durchaus unparteiisch erwiesen hat. Dann kann milder Berathung über die Adresse begonnen wrrden und soll di« Opposition Gel«g«nheit haben, «in Mißtrau«nSz«ugniß zu fordtrn. Di« Opposition verfügt über eine Mehrheit von 44 Stimmen, wovon die 9 Parnelliten, also bei einer Abstim mung 18 Stimmen, abzuziehen wären, da die Anhänger des „ungekrönten König» von Irland" der Gladstoneschen Poli tik tiefes Mißtrauen entgegenbringen, die clericalen Anhänger de» „großen Greises" hassen und vor allem Parnell» Fall zu rächen wünschen. Jetzt bemüht sich Str Edward Watkin, der Vorkämpfer deS Canaltunnels, darum, ein« für alle Par. leien annehmbare Lösung der irischen Frage zu finde», was ihm wohl ebenso wenig gelinge» wird - wir Gladston: selbst, der zwischen den unersättlichen Revolutionären Irlands und den schottischen und andern liberalen Homerulern gar bald zu wählen haben wird. Jetzt schon mögen die englischen und schottischen Wähler die Augen öffnen, denn in dem Irland, dem Lord Salitburys weise Verwaltung wieder Ruhe und geordnete Verhältnisse gebracht hat, beginnt der Gladstonesche Wahlsieg bereits fühlbar zu werden. Es sind in der vorigen Woche mehrere Aechtungen vorgekommen. In ein umzäuntes Getreidefeld wurde eine Schafherde eingetrieben, welche die ganze Saat vernichtete. Das wär« der Beginn der Gla:- stoneschen „FciedenSära", die zwar nicht lange währen würde, wie die Conservativrn meinen, in der inner» wie in der äußern Politik jedoch bald Uebelstände schaffen dürfte, deren Tragweite sw nicht ermessen läßt. Es ist daher begreiflich, daß Lord Salisbury den ihm von freundlichrn Gegner» er- theilten Rath nicht befolgen wird, eS sofort auf die Probe einer Gladstoneschen Wirihschaft ankommen zu lassen. Rußlaud. Petersburg, 21. Juli. Am nächsten Dienstag wird voraussichtlich eine Sitzung der Gelreidekommissio» stattfinden, welche sich mit der Aufhebung deS Roggenausfuhrverbots be schäftigen dürfte. Wie verlautet, sollen alle beiheiligten Mi nister für die Aufhebung sein. In Jnteressrntenkreisrn schließt man daraus, daß da» RoggenauS^uhrverbot noch vor dem 1. August a. St. aufgehoben werden dürfte. Petersburg, 21. Juli. Nach hier eingegangener Nachricht ist die Cholera jetzt auch im Kubangebiet aufge- trete«. Es sind daselbst bereits 6 Cholera-TodeSfälle vor gekommen. — Cholerakrawalle in Rußland. — Die Scenen, die sich am 10. Juli in Szaratow ereigneten, wiederholten sich am folgenden Tage — dem russischen Petri-Pauli-Fest — jenseits der Wolga, in dem großen Flecken Pokrowskoy, der gegenüber Szaratow lieg,, aber zu« Gouvernement Szamara gehört. Dorthin hatten sich n .ch de« Trubel In Szaratow über den Fluß einige Unruhestift«r geflüchtet, und setzten nun auch dort einen großen Auflauf ins Werk. Ein Feldscherer wurde gepackt und nachde« er übel zugerichtet worden war, halbtodt von den Bauern durch die Straßen geschleift. In de« LandschaflS- Hospital wurden alle Fenster und Thüren zerschlagen, daS ganze Mobiliar wurde verwüstet. Demselben Schicks .! verfielen ein anderes Hospital, daS HauS eines ArzteS und die daneben be findliche Apotheke. Die Aerzte suchte die tobenden Menge überall vergebens, weil diese sich rechtzei'ig verbergen konnten, dagegen wurde all ihr Hab und Gut kurz und klein geschlagen. Den Schluß bildete, da «S inzwischen zu dunkeln begann, die Erstür- mung einiger Branntweinschinken, in denen sich die Leute unent geltlich betranken. A« anderen Tage sollten die Plünderungen, gegen welche die Polizei, deren Chef selbst von der Menge geprügelt wurde, »achtlos war, fortgesetzt werden, da er schienen aber au- de« gegenüberliegenden Szaratow zwei Compagnien Infanterie, bei deren Anblick sich die Unruhe- stifter verflüchtigte«. Ueber 50 Personen sollen von den Soldaten an verschiedenen Stellen aufgegriffen worden sein. BIS auf den «inen unglücklichen Feldscherer soll e- dort keine Tobte gegeben haben. Ferner fanden in ChwalySk, einer Kreisstadt im Gouver nement Szaratow, Unruhen statt, wo gleichfalls dasselbe sinn lose Gerücht: die Aerzte sollten die Kranken lebeadig begra ben, das Volk in Erregung versetzte. Auch dort ging »an vor Allem gegen da» Hospital vor, wobei der Arzt ergriffen und von der Menge erschlagen wurde. Nachdem «an noch einige Wohnungen von Aerzten zerstört halt«, fiel auch dort die Menge in die Branntweinschänken, und die Trunkenheit de- Pöbel» machte weiteren Ausschreitungen ein Ende. Di« meisten Krank««, die in Astrachan, Szaratow und