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dfcettäfaUe jinfonifdjcc SOlufi! ,,Es handelt sich bei diesem Programmtext nicht, wie viele zu glauben scheinen, darum, das genau wiederzugeben, was der Komponist mit Hilfe des Orchesters wiederzugeben sich bemüht hat, sondern gerade im Gegenteil: er mußte, wenn er den Plan der Sinfonie verständlich machen und recht- fertigen wollte, seine Zuflucht zum geschriebenen Wort nehmen, um die bei der Entwicklung des dramatischen Gedankens notwendigerweise sich er gebenden Lücken auszufüllen. . .Was die Nachahmung von Naturgeräuschen anbelangt, so haben Beethoven, Gluck, Meyerbeer, Rossini und Weber in glänzenden Beispielen dar getan, daß diese dem A usdrucksbereich der Musik angehören. Der Verfasser dieser Sinfonie hat jedoch in der Überzeugung, daß deren Mißbrauch stets gefährlich und ihre Verwendung nur beschränkt zu lässig ist, diesen Kunstzweig nie als Zweck, sondern nur als Mittel verwertet." Hector Berlioz. Blif biefen 2Borten Berwafrf ficfj ber Äomponifl ber „'Pfantaftifcfen ©in* fonie" gegen ben Borwurf, er wolle mit Xönen irgenb etwas fcfilbern. ©aS Hingt etwas merEwürbig aus bem Dliunbe bes BlanneS, ben wir mit allem Bedtjf ben Begründer ber 'ProgrammufE nennen bürfen, jener ftarE fubjeEtio gefärbten BluflE, bie ber BlufiE neue 21uSbrucEsmög[id)Eeifen erfflof, bie bie Sinfonie ablöfle burcf) bie fnfonifcfie Sidfjfung. fpier bei Berlioj fjanbelf es ft<S) allerdings Eaum um ©icffung, efer um ©idfj* fung unb Zßafrljeif, betm bie „pijanfaflifcfe" ifl nichts anderes als ein großer aufo= biograpfiffer Boman in fünf Seilen, in bem fidf) 2BirElicf)Eeif unb Pfantafie in erregenber 2Beife miteinander Bermifcfjen. 2öenn Berlioj mit jenen TS orten bie ©ülfigEeif feiner Programms„@infüf)rung" einfdjränEt, fo tuiü er nur Bor einer allgu platten, aflju wörtlidfen, all^u realiflifdjen Auslegung warnen. Sr gibt bamif ben äflfetifdjen ©rundfaf; für alle BlufEwertung unb BtufEauSlegung an. ©as Programm ifl Seine fefle Borm, nadj ber fiel) ber Äomponifl beim Äomponiffen geriefffet f)af, es ifl Sein fieitfaden bes ÄomponierenS, fonbern nur ein fieiffaben bes BerfländniffeS. ©uf, wenn ifn ber Äompontfl felbjl gibt, Wenn nitftf erfl Ijinterfer bie 21uSleger, 3nferprefen unb Sjcegefen über baS TBerE Eommen unb es mißdeuten. ©o Eönnen wir uns alfo ruhigen jperjenS ben ZBorfen Berlioj’ anDerfrauen, wenn wir uns ben „3nl)alt" feiner „pfantaftifefen Sinfonie" Bor Tlugcn führen wollen. Sr geigt barin jugleirf) au cf) bas muflEalifcfj IJTeue auf, bie Sinfüfrung bes ßeifmofioeS, baS bei if>tn „idee fixe" feift. „Idee fixe", bas ifl fo etwas wie eine mufEalifcfe SrEennungs* marEe, ein SfiEeft, ein mufiEalifefer ©teefbrief, jugleitf> bie formale Bindung bes mufEalifcfjen ©efcfjefens. ©er junge Serlioj, gepeinigt Bon ber „f)6flifdjen ßeidenfefjaft" gu ber engliffjen ©cfjaufpielerin Blifj ©mitfjfon, will biefer unglücEIicfjen Siebe ein mufiEalifcfjeS ©enE= mal fet;en. 3n einer „ungeheuren neuartigen" Sinfonie. Sr möcfjfe Beetfooen nacfj= eifern, unb juqleicf) weicht er Beetfooen aus. 2IuS ben Bier ©äf)en ber ©infonie werben fünf. 2luS ber ©onafenfortn bie Jorm ber ©idjfung. Sr porträtiert bie @e= liebte in einer „idee fixe", bie immer wieber auftauefjt unb bem fbörer fagt: „©ie f>abe icf) geliebt, bie faf miefj Berrafen, bie liebe icf) immer noefj." 3m „§igaro" Bom 21. Btai 1830 erläuterte ber ffomponifl ben ©ebanEengang feines TBerEeS mit fotgenben (f)ier geEürgf wiebergegebenen) TBorfen: 3m erflen ©afj erfdfeint bem jungen Bluffer „burcf) eine fonberbare ©rille bes 3ufalls baS Bitb ber ©eliebfen nie anberS als im 3 u fammenl)ang mit einem mufEalifcfen ©ebanEen, in bem er einen befimmten leibenfrfjaftlicfjen, oorneljm ffücffernen SfaraEfer, eben ben ber ©eliebfen felbf, fnbet. ©iefe Blelobie unb if>r Urbild Berfolgen ifn utiaus= gefegt wie eine hoppelte „idüe fixe", ©ies ifl ber ©runb für bie befländige 2DiederEef>r