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Schlußchor aus Schillers Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum. Deine Zauber binden wieder, Was die Mode streng geteilt. Alle Menschen werden Brüder, Wo dein sanfter Flügel weilt. Wem der große Wurf gelungen, Eines Freundes Freund zu sein, Wer ein holdes Weib errungen, Mische seinen Jubel ein! Ja — wer auch nur eine Seele Sein nennt auf dem Erdenrund! Und wer’s nie gekonnt, der stehle Weinend sich aus diesem Bund! Freude trinken alle Wesen An den Brüsten der Natur; Alle Guten, alle Bösen Folgen ihrer Rosen'spur! Ode „/\n die Freude“ O Freunde, nicht diese Töne! Sondern laßt uns angenehmere anstimmen und freudenvollere! Küsse gab sie uns und Reben, Einen Freund, geprüft im Tod! Wollust ward dem Wurm gegeben, Und der Cherub steht vor Gott! Froh, wie seine Sonnen fliegen Durch des Himmels prächt’gen Plan, Laufet, Brüder, eure Bahn, Freudig, wie ein Held zum Siegen. Seid umschlungen; Millionen! Diesen Kuß der ganzen Welt! Brüder, über’m Sternenzelt Muß ein lieber Vater wohnen! Ihr stürzt nieder, Millionen? Ahnest du den Schöpfer, Welt? Such’ ihn über’m Sternenzelt! Ueber Sternen muß er wohnen! Freude, Tochter aus Elysium, Deine Zauber binden wieder, Was die Mode streng geteilt, Alle Menschen werden Brüder, Wo dein sanfter Flügel weilt. Beethoven / Neunte Sinfonie 1. Satz. (Allegro non troppo un poco maestoso, d-moll 2 / 4 .) Das Abbild eines wilden Kampfes der nach Erlösung ringenden Seele. Oede Leere starrt aus dem beginnenden Quintentremolo, aus dem sich nach und nach das erste Thema kristallisiert, ein Gedanke voll zerschmetternder Wucht und Größe. Er verliert sich allmählich wieder in seine einzelnen Motive, um in veränderter Dur-Fassung erneute Kraft zu gewinnen. Mit milder Wehmut antwortet das vornehmlich von den Holzbläsern getragene, ebenfalls sehr breitlinige zweite Thema. Der Gegensatz zwischen streitbarer Heftigkeit und sanfteren Regungen spitzt sich zu kleinen, fast dramatischen Episoden zu und bildet auch den Inhalt der kurzen Durchführung, die in einer wilden Kraftstelle über einen 38 Takte langen donnernden Orgelpunkt der Pauke mündet: den Höhepunkt wütendsten Schmerzensausbruches. Er ist zugleich der Anfang der ganz freien Wiederholung des Themen teils, dessen freundliche Momente durch eine beschauliche Episode des Horns bereichert erscheinen, zuletzt aber in gänzlicher Trostlosigkeit ermatten wollen, um plötzlich noch einmal wild sich aufbäumendem Trotz der Verzweiflung, mit dem der Satz wuchtig ausklingt, zu weichen. 2. Satz. (Molto vivace, d-moll, s / 4 .) Der Schmerz, dessen verzweifeltem Toben der erste Satz Ausdruck lieh, sucht Vergessen in toller Sinnenlust. Ein Thema mit punktiertem Oktavensprung, der besonders drastisch wirkt, wenn ihn die Pauken hämmern, wird in hastendem Fugato durchgeführt, ein derb lustiges Tanzmotiv der Holzbläser mengt sich als zweiter Gedanke drein. Das Trio schlägt mit traulichen Hornklängen einen pastoralen Ton an, der in sonorem, feierlichem Streichergesang einen Schritt in die Sphäre des Erhabenen tut. Die Wiederholung des hastenden Haupt satzes aber läßt alsbald wieder, dem dämonischen Uebermut allein das Feld. 3. Satz. (Adagio, b-dur, 4 / 4 .) Dem Sinnentaumel folgt die innere Einkehr mit einem sehnsüchtigen Blick in eine ferne bessere Welt. Eine wundersame inbrünstige Kantilene, echomäßig an Streicher und Bläser verteilt, bildet in breiter Ausführung das erste, eine etwas bewegtere in Sechzehntel spielende innige Geigenmelodie (Andante, D-dur, :l / 4 ) das zweite Thema. In einer Reihe von Variationen wird der Stimmungsgehalt beider Themen entwickelt, die erdentrückten Klänge des ersten wollen den Schlußsatz sprechen; da klingen plötzlich, wie ein Kampfruf, Signale in Hörnern und Trompeten dazwischen. Nur mühsam wird die innere Ruhe nochmals zurückgewonnen. 4. Satz. Dem schönen Traum folgt ein furchtbares Erwachen. Mit einem wilden Schmerzensschrei des vollen Orchesters lebt die Verzweiflungsstimmung des ersten Satzes wieder auf. Dann scheinen die Instrumente nach Worten zu ringen: erregte Rezitative der Bässe führen ein wiederholt in wehmütigem Frageton sich verlierendes Selbstgespräch: die drei Hauptthemen der vorangegangenen Sätze tauchen wie blitzartige Erinnerungen auf; doch sie gehören einer überwundenen Welt an. Da gewinnt eine neue schlichte Weise Raum, steigt aus den geheimnisvoll singenden Bässen in immer hellerem Glanze ins volle Orchester empor. Aber sie verliert zuletzt den Halt und taucht im erneuten Schmerzens schrei unter. Doch da klingt mahnend die Menschenstimme dazwischen: „O Freunde, nicht diese Töne! sondern laßt uns angenehmere anstimmen und freudenvollere!“ Und damit ist der Bann gebrochen, nach schwerem Kampfe das Reich der Freude erschlossen. Zu ihrem Preis ertönt mit den Klängen der schon vom Orchester eingeführten schlichten Weise Schillers Hymne; ihre bedeutsamsten Wendungen sind besonders hervorgehoben. Den ersten Abschnitt begrenzt der ergreifend feierliche Terzschluß auf die Worte: „Und der Cherub steht vor Gott!“ Ein frisches kriegerisches Kampfspiel des Orchesters umrahmt das Tenorsolo „Froh wie seine Sonnen fliegen“; mit erhabener Größe des Ausdrucks wird die Weltverbrüderung „Seid umschlungen Millionen“ verkündet; geheimnisvolle Schauer atmet der Aufblick zum lieben Vater „überm Sternenzelt“. Zuletzt gewinnt die Freudenmelodie in kontrapunktischer Verknüpfung mit dem Verbrüderungsthema wieder die Führung und läßt den Satz mit ekstatischem Jubel ausklingen.