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Weitzeritz-Jeilung Tageszeitung un- Anzeiger für Dippol-iswal-e, Schmiedeberg u. U. 2lellesle Zeitung des Bezirks Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast, des Amtsgerichts, -es Sladlrats und des Finanzamts Dippoldiswalde Verantwortlicher Aedakleur: Felix Iehne. — Druck und Verlag: Carl Jehns in Dippol-iswal-e. Nr. 69 Mittwoch, am 22. März 1933 99. Jahrgang Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter : breite Petitzeile 20 Rpfg-, Eingesandt und - Reklamen KV Reichspfcnnige : Bezugspreis: Für einen Monat 2.— R.-Mk. mit Zutragen; einzelne Nr. Iv Rpsg. :: Gemcindc-Berbands-Girokonto Nr. 3 :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 4V3 Postscheckkonto Dresden 125 48 MM HMek-, Kmerbe- «O LlüldmMOMO MMirwM EntLaffungssZier am Donnerstag, dem 23. März, normittags 9 Uhr, verbunden mit einer Ausstellung eines Briefwechsels der Handelsschule mit einer amerikanischen Höheren Schule am 23. 3. biS 13 Uhr, am 25. 3. von 15—17 Uhr, am 28 3. von 11 16 Uhr. Die Behörden, Lchrherren, Eltern, Freunde und Gönner der Schule sind hierdurch herzlichst eingeladen. Die Direktion. Mtlilhcs lind SWsöjts MppskLiSwulLe. Der gestrige Nachmittag brachte noch ziemlich starken Schneefall, jo das; man nicht recht glauben wollte, daß Frühlingsanfang war. In vergangener Nacht sank das Thermometer bis auf minus 9 Grad. Dippoldiswalde. Am Dienstag vormittag 9 Rhr begann in der Turnhalle der Volksschule di? Entlassungsfeier mit einem wunderschönen Abschicdsgcsangc. 2hm folgte ein Gc- dichtsvortrag des Schülers Bär: Nat des Baters an seinen Sohn und vom Lehrerq nartctt der Gesang des 23. Psalm. Die Ansprache an die zu entlassenden Schülersinnen) Halle Etadtrat Lehrer Heitmann übernommen. Mit begeisternden Worten wies er aus der Geschichte auf Männer deutscher Treue und Tatkraft und auf die gegenwärtige nationale Be sinnung hin, die gerade heute in der Neichstagserössnung in Potsdam gewissermaßen im Frühlingsblütenschmuck erscheint. Auch auf anderen Gebieten kann sich Deutschland unausge stochen mit anderen Völkern messen, in Musik: Bach, Wagner, in der Dichtkunst: Goethe, Schiller. In England werden am liebsten die Waren verkauft, die eigentlich zur Abwehr offiziell den Vermerk tragen müssen: Gemacht in Germany. Also deutsche Ware lobt sich selbst. Hier unterbrach Heilmann seine Nede und lief; den Schüler Sohr in einigen Sätzen Aufforderungen zur Unterstützung guter deutscher Leistungen aussprechen. „Kaust deutsche Waren, und ihr fördert das deutsche Handwerk". Redner dachte auch daran, wie unsere Landsleute im Auslande die Ehre des Deutschtums hochhalten. Am Schluß wünschte er den Abgehenden viel Glück, Fleiß und Segen in ihrem Berufsleben. Wie ein Versprechen zu treuer Pflichterfüllung deklamierte sofort Schüler Hupfer aus Schillers Glocke: „Der Mann muß hinaus ins feindliche Leben" usw. und die Schülerin Bellmann sprach weiter: „Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau, die Mutter der Kinder" usw. Leise Wehmut klang aus den Worten des scheidenden Schülers Reu ter und ernste Mahnung aus denen der zurückbleibenden Schülerin Donath. Nun wandte sich Schulleiter Hesse an die Anwesenden (außer vielen Eltern nahmen noch Bezirksoberschulrat Perl, Bürgermeister Dr. Höhmann, Stadtverordnetenvorsteher In spektor Schumann, Oberkirchenrat Michael, Pfarrer Müller und andere Freunde der Schule an der Feier teil). Der Redner bedauerte, daß Sparsamkeitsrückjichten jedem Kinde während der 8 jährigen Schulzeit 800 Unterrichtsstunden gekürzt haben, sprach sehnlichst die Hoffnung auf nationalen Aufschwung aus, dankte den städtischen Körperschaften für freundliche Unterstützung der Schule und bat um innige Verbindung des Elternhauses mit der Schule. Mit herzlichen Wünschen an die 38 Abgehenden und ernsten Mahnungen an die Zurück- bleibenden gab er noch der Befriedigung der Lehrerschaft freudigen Ausdruck, daß allen Scheidenden im Betragen und Fleiß die Zensur l erteilt werden konnte. Mit dem Kinder- chör: „So nimm denn meine Hände... ", dem Eedichtsvortrage der Schülerin Neumann: „Lebe wohl, Kind!" und dem Lehrer-Quartett-Gesang: „Nun zuguterletzt...", schloß die dem Ernst des Tages würdig angepaßte Feier. Den Schul entlassenen viel Glück für ihre Zukunft! " _ Dippoldiswalde N orgen Donnerstag findet vormitlags 9 Uhr die Entlassungsfeier der städtischen Handels-,Gewerbe- und Landwirtschaftsschule statt (siehe Inserat). — Reichsberufswettkampf des D H.V. An diesem Beruss- wettkampse, der für die Ortsgruppe Dippoldiswalde und die anderen in der Nähe Dresdens liegenden Ortsgruppen am Sonntag im „Haus der Kausmaunsgehilfen" in Dresden ver- aujtaliet würbe, konnten die drei Teilnehmer der hiesigen Ortsgruppe Preise erringen. Geprüft wurden: Kaufmännisches Rechnen, Buchhaltung, Situationsausgaben, Deutscher Aussatz n. a. Es erhielten in der Gruppe für Junggehilfen bis 22 Zähre: Gerhard Beutel, hier, und Alfred Heber, Elend, je einen 2. Preis mit Ehrenurkunde und in der Gruppe für Lehrlinge im 2. und 3. Lehrjahre: Oswin Jäpel, Ulberndorf, einen 1. Preis mit Ehrenurkunde.) ^ Schutz dev nationalen Regrevung Wie wir erfahren, hat die Reichsregierung zwei Ver ordnungen beschlossen, die dem Herrn ReM"-"rästdenlcn zur Unterschrift vvrgelcgt werden. AmEieMetz Die Reichsrcgieruug ist bei diesem Gesetz von dem Ge sichtspunkt ausgegangcn, daß für Verstöße der vergangene» Zeil, die aus bestem Wollen für das Wohl des Reiches be gangen worden sind, auf eine strafrechtliche Sühne verzichtet werten rann, in dem festen Vertrauen, daß der Geist der Disziplin, an den der Reichskanzler am 12. März appelliert hat, die sicherste Grundlage für die Achtung vor den Ge setzen bildet. Strafen, die bei Inkrafttreten dieser Verordnung als rechtskräftig erkannt und noch nicht verbüßt sind, werden erlassen. Der Straferlaß erstreckt sich auf Nebenstrafen und sicherungsmaßnahmen, soweit sie noch nicht vollstreckt sind, ruf gesetzliche Nebenfolgen, auf rückständige Geldbußen, die au die Kassen des Reiches oder der Länder fließen und auf rückständige Kosten. Wenn auf Einziehung oder Unbrauch barmachung erkannt ist, io behält cs dabei sein Bewenden. Anhängige Verfahren werden eingestellt, wenn die Tat vor dein 21. März ds. Is begangen ist, neue Verfahren werden richt eingeleitet. Fällt nur ein Teil einer Gesamtstrafe unter diese Amnestie, so wirb nur dieser Teil erlassen. Die letzten Paragraphen dieses Amnestieaesetzes enthalten eine Reihe von Einzclvorschriften. MkMU -kmmMMer MgiM MgkN die MiüM'eMrMg Wer cme Uniform eines Verbandes, der hinter der Rc- nerung der nationalen Erhebung sieht, in Besitz Hai, ohne Mitglied der Verbandes oder sonstwie befugt zu sein, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft. Wer die Uniform oder ein die Mitgliedschaft kennzeich nendes Abzeichen eines Verbandes der im vorigen Absatz aezecchncten Art trägt, ohne Mitglied des Verbandes zu sein, wird mit Gefängnis nicht unter einem Monat bestraft. Wer eine strafbare Handlung gegen Personen oder Sa chen begeht oder androht und dabei, ahne Mitglied des Vor landes zu sein, die Uniform oder ein die Mitgliedschaft kenn zeichnendes Abzeichen eines Verbandes der im 8 1 bezeich neten Art trägt oder mit sich führt, wird mit Zuchthaus, bei wildernden Umständen mit Gefängnis nicht unter sechs Mo naten bestraft Ist die Tat in der Absicht begangen, einen Aufruhr oder w der Bevölkerung Angst oder Schrecken zu erregen oder dem Deutschen Reich außenpolitische Schmierigkeiten zu bereiten, io ist die Strafe Zuchthaus nicht unter drei Jahren oder iebenslängliches Zuchthaus. In besonders schweren Fällen kann auf Todesstrafe erkannt werden. Nach diesen Vorschriften kann ein Deutscher auch dann verfolgt werden, wenn er die Tat im Ausland begangen hat. Wer vorsätzlich eine unwahre oder gröblich entstellte vehaupkung tatsächlicher Art cmssiellk oder verbreitet, die zceignet ist, das Wohl des Reiches oder eines Landes oder las Ansehen der Reichsregierung oder einer Landesregie- mng oder der hinter diesen Regierungen stehenden Parteien - oder Verbände schwer zu schädigen, wird, soweit nicht n anderen Vorschriften eine schwerere Strafe angedrohk ist, mi! Gefängnis bis zu zwei Jahren, und wenn er die Behauplune öffentlich aufskellt oder verbreitet, mit Gefängnis nicht unlei drei Monaten bestraft. Ist durch die Tat ein schwerer Schaden für das Reick oder ein Land entstanden, so kann auf Zuchthausstrafe cr- kaum werden. Wer die Tat grobfahrlässig begeht, wird mit Gefüngni- bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafe bestraft. Wer di, Mitgliedschaft eines Verbandes erschlichen hat, gilt nicht al- Mitglied des Verbandes im Sinne dieser Verordnung. MMmg NM SEdertzerichten Ferner wird die Reichsregierung eine Verordnung er lassen über die Errichtung von Sondergerichten. Im t; 1 wird bestimmt, daß für den Bezirk eines jeden Oberlandes- geruhtes ein Svndergericht gebildet wird, daß diese Sonder, geeichte Gerichte des Landes sind und daß die Landesjustiz- Verwaltungen den Sitz der Sondergerichtc bestimmen, 2 grenzt die Zuständigkeit der Sondergerichtc ab, die sich au die in der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schut- von Staat und Volk vom 28. Februar 193-3 und in dec vom Herrn Reichspräsidenten noch zu unterzeichnenden Verord nung zur Abwehr heinitückischer Angriffe gegen die Regie rung der nationalen Bewegung bezeichneten Verbrechen und Vergehen bezieht, soweit nicht die Zuständigkeit des Reichs gerichts oder der Obcrlandcsgerichte begründet ist. Die wei teren Paragraphen befassen sich mit der Zusammensetzung de, Sondergerichtc, wobei cs sich um ständig angestellte Richter des Bezirkes handelt und enthält eine Reihe von Verfahrens vorschriften. Mppoldiswalde. Seit längeren, schweren Leiden und doch plötzlich und unerwartet verschied in Dresden Direktor Ernst Ebert, der Leiter der 2. städtischen Knabenberufsschule. Ernst Ebert kam am l 9. April 1909 als Nachfolger Direktor Burk hardts als Schuldirektor nach Dippoldiswalde und hat von diesem Zeitpunkte ab in unermüdlicher Schaffensfreude und Pflichttreue für unsere Stadtschule gewirkt. Er hat vor allem auch die Schule durch die schweren Kriegsjahre hindurch ge leitet und die ihn, damals anvertrauten Kinder angehalten, im Dienste des Vaterlandes tätig zu sein. Einen großen Teil seiner Arbeitskraft widmete er aber schon damals der beruf lichen Weiterbildung unserer Jugend. An der Gründung der Gewerbeschule betätigte er sich in hervorragende Weise und half an deren Ausbau. Unter ihm wurde der Schulanbau ausgeführt und wurden die Sprachenklasten eingerichtet. In vielen Vereinen unserer Stadt war er ein tätiges Mitglied, denn Schuldirektor Ebert war auch ein hervorragender Ge sellschafter und beliebter Verseschmied. Ungern sah man ihn Ostern 1920 von hier scheiden. Nun hat der Tod seinem Schassen ein Ziel gesetzt. Er ruhe in Frieden! Dresden In Zschachwitz wurden in einem Keller mehrere ! Säcke mit Schiiftmaterial der KPD. Opposition gefunden. Bei der Durchsuchung entdeckte man auch einige Gestelltsten, auf denen die Namen von Zschachwitzer Einwohnern, vor allem Nationalsozialisten, verzeichnet waren, die beseitigt werden sollten. Das gesamte Schrift- und Korrcspondeuzmaterial der KPD.-Opposition Ostsachscns, die in Zjchachwitz einen ihrer Mittelpunkte hatte, konnte jichergesicllt werden. IMien. In der Knchslraße wurde die Stellmacher- mcislersehesrau Berta Leipnitz von einem Personenauto un gefähren und mehrere Meter weil fortgeschleudert. Sie war auf der Stelle tot. Der Führer des Autos, der.zu weit rechts gefahren wckr und damit das Unglück verschuldet hat, wurde den, Amtsgericht Wurzen zugcsührt. Freiberg. Die Imker haben in den letzten Jahren im Freiberger Bezirk riesigen Schaden erlitten. Es sind ihnen über 2000 Bienenvölker gestorben, wodurch ein Verlust von etwa 66 000 NM. entstanden ist. lieber die Ursachen der katastro phalen Verluste sind sich die Sachverständigen nicht einig. Sie werden teils aus Arsenvergiftung (durch die Halsbrücker und die Muldenhütter Essen), teils auf Bienenseuchen zurück ¬ geführt. Zwecks Bekämpfung der letzteren hat der Landes verband sächsischer Bienenzüchteroereine im Vorjahre 5 Lehr gänge in Dresden, Bautzen, Plauen i. V., Ehemnitz und Leipzig veranstaltet. Löbau. Der Erste Bürgermeister von Löbau, Dr. Ungethüm, der beurlaubt war, ist jetzt wieder ins Amt zurückgekehrt. Heickenau. Der vor einigen Jahren vom Reichsbanner vorm Gemeindeamt aufgestellte Gedenkstein für Ebert, Rathenau und Erzberger wurde durch SA.- und SS.-Leute jetzt wieder entfernt. MzMisll in MM und M-5örliM Geheimversammlung ausgehoben Dresden. Das Presseamt des Polizeipräsidiums teilt mil: Am Montag ist von Dresdner Schutzpolizei gemeinsam mil SA. in Brockwitz und Neu - Sörnewitz eine größere Polizeiaktion dnrchgeführl worden. Zahlreiche Durchsuchungen förderen 17 Handseuerwasfen, 21 Dolche, ! Seitengewehre und zahlreiches kommnnistischcS Propagandamalerial zutage. Tu Zusammenhang damit wurden 10 Personen festgenommen und ins Amtsgericht Meisten eingeliefert. .In der Nackt vom Montag zum Dienstag wurde in der Borstadl Lotta eine Geheim-Bersammlnng ansge- boben. Ili Personen wurden sestgenommen, Kei dreien wurden illegale Eckliften vorgesunden. GmiMkM M A MW Dresden. Boni Beaustragten des NeichSkommissars sürs Glsüzministcrinm, Dr. Lhierack, ist eine Anordnung ergangen, nach der Straftaten, die vor dem 21. März im Kampfe nm die nationale Erhebung des deutschen Balkes begangen worden find, einer Prüfung unterzogen werden muffen. Wetter für morgen: Meist schwache Minde aus wechselnden Richtungen. Haupt sächlich heiter. Oertlich Nebelbildung, nachts wiederum Frost. Am Tage stärkere Lrwännung. Keine Niederschläge.