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Beilage zur „WeißeM -Leiiaag" Sonnabend, am 25. März 1933 99. Jahrgang H Kurze Notizen Reichskanzler Adolf Hitler ist in Begleitung des Reichs pressechefs der NSDAP. Dr. Dietrich nach München ge- flogen. * Der Reichspräsident empfing das neugewählte Präsi dium des Reichstages, den Reichstagspräsidenten Göring und die Bizepräsidenten Esser, Graef-Thuringen und Zör ner. * Der Reichspräsident empfing den Präsidenten des Se nats der Freien und Hansestadt Hamburg, Krogmann, der von dem Hamburgischen Staatsrat Ahrens und dem Ge sandten Hamburgs in Berlin Eiffe begleitet war. * Zwischen dem Berliner Oberbürgermeister Dr. Sahm und Prof Mar von Schillings fanden Verhandlungen über die Uebernahme der Leitung der Städtischen Oper in Char lottenburg statt. Es ist eine grundsätzliche Einigung erzielt worden. Ergebnis Der MM Historische Tage. Die Eröffnung des am 5. März neugewähltcn Reichs tages vollzog sich in einem bisher ungewöhnlichen Rahmen. Ein gemeinsamer feierlicher Eröffnungsakt fand in Potsdam statt und gestaltete sich zu einer Volksfeier, wie sie die alte historische Stadt Friedrichs des Großen wohl nie erlebte. Nicht nur ganz Potsdam sondern die ganze Umgebung und auf dem Wege des Rundfunks ganz Deutschland nahm an diesen weihevollen Potsdamer Stunden des 21. März An teil. Der Sinn dieser Veranstaltung sollte einmal sein, histo risch Gewordenes wieder lebendig werden zu lassen und zum anderen, der großen Öffentlichkeit nahezubringen, daß mit dieser Neichstagseröffnung e i n n e u e r A b s ch n i t t deutsch- parlamentarischer Geschichte beginnt. Im Rahmen Vieler überwältigenden Veranstaltung ergab es sich ganz von selbst, daß zwischen Hindenburg und Hitler öffentlich ein Bündnis besiegelt wurde, wie es der Kanzler in seinen Schlußworten in der Potsdamer Garnisvnkirche kennzeich nete und das symbolisch die Anknüpfung des heutigen jun gen nationalen Deutschland an das Deutschland Friedrichs des Großen vollzog. Die mit der November-Revolution her beigeführte Unterbrechung deutscher geschichtlicher Entwick lung sollte mit dem Deutschen Tag in Potsdam wieder beseitigt werden. Hitler und Hindenburg haben an der Gruft des großen Preußenkönigs das Gelübde abgelegt, im Sinne dieses großen Deutschen das deutsche Volk zu Ein heit, Freiheit und Recht zu führen. Das waren auch die Grundgedanken, die der Reichskanzler am Donnerstag in seine Regierungserklärung hineinlegte. Dem deut schen Volk in seiner Gesamtheit soll die Arbeit der neuen Negierung gewidmet fein. Sie lehnt die Kompromißpoli tik, wie sie bisher im deutschen Parlament üblich war, ab. Es gibt hinfort nur einen Willen, der von der Regierung ausgeht, und es gibt nur einen Weg, der zum Herzen des deutschen Volkes, und es gibt nur e i n Ziel, nämlich Deutschlands Glück und Freiheit. Die von Hindenburg seit Jahr und Tag gewollte große deutsche Volksgemeinschaft ist jetzt geschaffen. Abseits stehen nur die Sozialdemokraten (von den Kommunisten nicht zu reden), die das von der Regierung Hitler geforderte große Ermächtigungsgesetz ab lehnten. Sonst aber steht der gesamte Reichstag in einer Front und schenkt der Regierung das Vertrauen, mit Hilfe des Ermächtigungsgesetzes die Gesundung und den Aufbau Deutlcblands unter eigener Verantwortung zu vollziehen. Das Ausland und das neue Deutschland. Oie Entwicklung der innerpolitischen Verhältnisse in Deutschland in den letzten Wochen ist mit einer Schnellig keit und mit einer Gründlichkeit vor sich gegangen, daß das Ausland bisher nicht den richtigen Anschluß zu finden ver stand. Man sah in den innerpolitischen Umwälzungen zu nächst lediglich eine Parteiaktion und wollte nicht erkennen, daß das ganze deutsche Volk an dieser nationalen Revolution Anteil hat. Daraus erklärt sich, daß das Aus land über Deutschland Dinge berichtet, die sich nur in der blühenden Phantasie der betreffenden Auslandsvertreter ab gespielt haben können. Man faselte von Judenprogromen und barbarischer Behandlung der politischen Gefangenen, wobei man besonders in Amerika so weit ging, diplomatische Aktionen anzuraten. Nach der Rede Hillers imReichs- tag und auch schon nach dem Potsdamer Festakt beginnt sich die Stimmung im Ausland gegenüber Deutschland sach licher zu gestalten. Der englische Ministerpräsident Mac- Donald hielt es sogar für notwendig, im Rahmen seines Berichts für seine Besprechungen in Nom und Paris die unbedingte praktische Gleichberechtigung Deutsch lands zu fordern und sich Deutschland gegenüber durchaus sachlich einzustellen. Besonders freundlich lauten die Be richte aus Italien, während man in Frankreich starke Zurück haltung übt, ohne aber zu verkennen, daß das deutsche Volk sich zu einem festen Willen zusammengesunden hat. Nach des Neichstagsprnsidenten Görings Erklärung soll jetzt mir dem Reden Schluß gemacht werden, damit die 'Arbeit um so erfolgreicher ausgenommen werden kann. Aus dem Echo des Auslandes zur Regierungserklärung läßt sich entneh men, daß man dort mindestens mit gleicher Spannung und gleichem Interesse den Maßnahmen entgcaensiebt, die jetzt von der Neichsregierung beschlossen und in Kraft gefetzt werden MacDonalds Nom-Vcsuch. Neben diesen deutschen Ereignissen stand die Zusam menkunft MacDonalds und Mussolinis in Rom im Vorder grund des Weltinteresses. Der Plan Mussolinis bildet das internationale Tagesgespräch. Auch in Paris ist man licb uoer oie grunvlegende Bedeutung dieser römischen Aus- spräche nicht im Zweifel. Man hält aber seine wahren Empfindungen geschickt im Hintergrund, da man erkennt, daß sich hier Mächte -und Jdeengruppierungen vollziehen, die bei ablehnender Haltung Frankreich leicht in eine isolierte Stellung bringen können. Denn vorerst stellt Frankreich auch weiterhin seine Politik auf die Verankerung der fran zösischen Vorherrschaft auf dem Kontinent ein, des halb setzt es seine Bündnispolitik fort und hofft damit, auch den unbequemen Mussolini-Plan zurückdämmen zu können. In einer Erklärung Daladiers wird diese Ablehnung in die Formel gekleidet, daß Frankreich sich nur einer Lösung anzuschließen vermag, die im Nahmen des Völkerbundes, also unter Hinzuziehung aller interessierten Länder erfolgt. Dabei erkennt nian allerdings das starke Interesse, das Washington an dem Mussolini-Plan und den ihm un terstehenden Ideen nimmt, das besonders bedeutsam deshalb ist, weil es eine starke Verstimmung über die fran zösische Sabotierung der Abrüstungskonferenz erkennen läßt. Ernste Verstimmung zwischen London und Moskau. Der plötzliche Entschluß MacDonalds zur Reiss nach Gens und Rom entsprang der ernsten Besorgnis, daß mit einem Scheitern der Abrüstungskonferenz ein weltpolitischer Zustand eintreten müßte, der sich nicht nur in einer Ver schärfung des Rüstungswettlaufs sondern auch in einer Trü bung der Beziehungen der Völker untereinander fühlbar machen müßte. England hat daneben noch ernste Sorge wegen seiner Arbeitslosigkeit und dann wegen seines Kon flikts mit Moskau, der sich in den letzten Tagen sogar noch zugespitzt hat. Englische Ingenieure befinden sich unter schwerer Sabotageanklage in Haft, und Moskau läßt allen Londoner Interventionen gegenüber eine schroffe Ableh nung erkennen. Man spricht bereits von der Abberufung der Botschafter und von zunehmender Erregung in der eng lischen Bevölkerung. In der Kriegsschuldenfrage, die. be sonders für England bedeutungsvoll ist, steht man jetzt vor der Entscheidung, ob man sich den amerikanischen Forde rungen auf handelspolitischem Gebiet unterwerfen soll, uni damit eins Vcrtragsänderung möglichst im Sinne einer völ ligen Streichung der Iahreszahlüngen zu erreichen. Wa shington scheint durchaus geneigt zu sein, in dieser Frage mit sich verhandeln zu lasse», sobald eine Ueberwindung dec gegenwärtige» Krise von der handelspolitischen «eite aus sichtsreich erscheint. Roosevelts Rcsormpläne. Roosevelt »st an seinen Aufgabenkreis inzwischen mit größter Entschiedenheit herangegangen. Durch riesenhafte Ausforstungsarbeiten will er Beschäftigungslose aus den Großstädte» herausziehen und sie gegen eine bescheidene Ent lohnung für lange Zeit mit Arbeit versorgen. Roosevelt hat hierbei jedoch noch den Widerstand der Gewerkschaften zu überwinden. Es ist für Deutschland nicht ohne Interesse, festzustellen, daß Roosevelt in der Frage der Umschuldung für die Landwirtschaft Wege geht, die man in Deutschland ausfindig gemacht hat. Trotz aller wirtschaftlichen Schwie rigkeiten herrscht insofern in Amerika große Begeisterung darüber, daß die Prohibition gefallen ist, und daß nun auch jeder Amerikaner in aller Oeffentlichkeit sein Glas Bier und seinen Schoppen Wein wird trinken können. Man erwartet von dieser Seite her eine gewisse Belebung des Arbeitsmarktes und damit die Sicherung finanzieller Ein nahmen, die bisher lediglich den Schmugglern zugute kamen. Eine gewisse Hoffnungsfreudigkeit hat die Amerikaner er faßt angesichts der verhältnismäßig raschen und glatten Bei legung der Finanz- und Bankenkrise. Der Dol lar notiert nach einer kurzen Schwankungsperiode wieder überall in der Welt zu seinem vollen Kurs, und rund 13 000 Banken hoben ihre Schalter für den normalen Verkehr wie der geöffnet. Diese schnelle Beseitigung einer wahrlich ern sten Krise hat den Amerikanern, und vor allem der Welt, ge zeigt, daß der Wirtschaftskörper dieses Landes doch wesent lich widerstandsfähiger ist als irgendeines in der Welt, Dank an Hitler Lin Telegramm des Arbeitsausschusses Deutscher Verbände. Berlin, 25. März. Namens des Arbeitsausschusses Deutscher Verbände ha ben Gouverneur Dr. Schnee und Dr. h. c. Hans Dräeger folgendes Telegramm an den Reichskanzler Adolf Hitler ge richtet: „Der Arbeitsausschuß Deutscher Verbände, der leit 1921 oen Kamps gegen die Kriegsschuldlüge und für die Revision des Versailler Diktates führt, dankt Ihnen, sehr verehrter Herr Reichskanzler, dafür, daß Sie an den Anfang des neuen Abschnittes der deutschen Politik und Geschichte die Zurück weisung der Kriegsschuldlüge gestellt und ausgesprochen ha ben, daß weder der Kaiser noch die Regierung noch das deutsche Volk den Weltkrieg gewollt haben. Wir danken Ihnen weiter, daß Sie den Anspruch des deutschen Volkes auf gleiche Lebensrechte und gleiche Freiheit sowie auf die endliche Einlösung der Abrüstungsoerpflichtung der anderen erhoben. Der Arbeitsausschuß Deutscher Verbände hat dem Kampf um die Revision des Versailler Fricdensdiktates aus! der Grundlage des Rechtsanspruches auf den Vorfriedens-! vertrag geführt. Auch Sie, sehr verehrter Herr Reichskanz ler, haben auf de» Bruch der in den 14 Punkten Wilsons enthaltenen Zusicherung u der Grundlage ,enes Vorfrie- densoertrages, als die Wurzel des Unglücks für Deutschland hingemiesen. Wir begrüßen es mit besonderer Genugtuung, daß die von Ihne» geführte Negierung den Kampf für die^ deutsche Befreiung von den Fessel» von Versailles' nach dem auch vom Arbeitsausschuß Deutscher Verbände seit Jahrenj vertretenen Grundsätzen führen will." gez. Gouverneur Schnee, gez. Dr. Draeger. M MU ÄM ist Mm« MUMM MherWl der MMNmgserMrlmg Die Regierungserklärung des Reichskanzlers hat bei den Blättern aller Varleirichtungen den stärksten Eindruck hin terlassen. Bcbereinstimmend kommt auch in der Presse, die gesinnungsmäßig nicht der Reichsregierung nahesteht, zum Ausdruck, das; Reichskanzler Hitler einen Erfolg erzielt hat, wie vor ihm niemals ein anderer Kanzler. Darüber hinaus betonen die Blätter allgemein die ungeheuere Tragweite der Entscheidung des Reichspariamenis, das durch die Annahme des Ermächligungsgesehes mit dieser überwältigenden Mehr heit der Reichsregierung nunmehr die unbeschränkte Voll macht gegeben hat, den Wiederaufbau durchzuführen. Der „Völkische Beobachter" führt aus: Die Widerstände sind alle gebrochen, die Welle der deutsche» Erhebung hat alle Dämme niedergelegt, das Volk wollte Hitler an ver wirklichen Macht sehen, das Parlament beugte sich, das Zentrum stimmte der Herrschaft des Nationalsozialismus zu. Für vier Jahr kann Hitler alles tun, was notwendig ist für die Rettung Deutschlands. Deutschland ist erwachs, die große Arbeit beginnt, der Tag des Dritten Reiches ist' gekommen. ' s Die „Börssn-Zeitung" erwartet von dem wirtschafts politischen Teil der Kanzlerrede fortschreitende Beruhigung und steigende, segensreiche Hoffnungsfreudigkeit. Die „Kreuz-Zeitung" spricht von der einheitlichen Welle des Volkes, die die Regierung trage und die mit keiner an deren Nationalbewegung der Geschichte vergleichbar sei. Die „Deutsche Zeitung" führt aus, ohne das früher ge wohnte wochenlange Schacherspiel habe der erste nationale — und man könne wohl sagen der erste arbeitsfähige — Deutsche Reichstag in einer ebenso würdigen wie kurzen Tagung feine Ausgabe erfüllt. Er habe die vollzogene na tionale Revolution anerkannt und der nationalen Regie rung vier Jahre Handlungsvollmacht zur Erfüllung ihrer großen Aufgaben gegeben. Der „Lokal-Anzeiger" nennt das Ermächtigungsgesetz Magna Cbarta des neuen Reiches, sein Sinn und Inhalt sei: Die Au siät der nationalen Regierung zu stabisieren wie einen racher de bronce durch den Willen des wachgewordenen Volkes. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" sagt, der Deutsche Reichstag vom 5. März habe sich dem Befehl des Schicksals nicht versagt. Mit einer Mehrheit, die weit über das ver fassungsmäßige Erforderliche hinausging, sei die Diktatur der Regierung Hitler gesetzlich in aller Form errichtet worden. > Die „Germania" gibt der Auffassung Ausdruck,, daß! für die nun beginnende Entwicklung jeder deutsche Staats bürger trotz aller Vorbehalte und Bedenken den aufrichti gen Wunsch habe, daß sie zum Segen unseres Vaterlandes ausschlagen möge. Kleinliche Gesichtspunkte träten zurück vor einer Entscheidung, die hart und gebieterisch an da« Gewissen des einzelnen pocht. Das „Berliner Tageblatt" sagt, der Beifall, den die Mehrheit — bisweilen weit über den Kreis der Regierungs- Die Auloexplosionskala- strophe in Haltern. Vor dem Nathaus in Haltern stießen 2 Kraft-, wagen zusammen, wo bei ein Benzintank mit 160 Liter Benzin In halt explodierte. Die Ex plosion forderte 2 To- despfer »ud 37 Ver letzte.