Volltext Seite (XML)
'chreitmigeii mit den stnatlici-cn Machtmitteln zweifellos ge- ichert wäre». Namen» de» Gesaunvuiüsteriums erhebt Dr. Held gegen die Verordnung des Reichsinnenministers den schärfsten Einspruch. Am Abend sind starke Abteilungen von SA und SS mr dem Ministerium, vor dem Landtag und der Polizeidirek- äon München erschiene», um die Gebäude in Besitz zu neh men. Die Polizeidirektion ist durch starke Wachen, die auch Streifposten nach den angrenzenden Straßen entsandt hat, in weitem Umkreis gesichert. Starke Verbände der SA und SS durchzogen mit klingendem Spiel die Hauptstraßen der Stadt. Der bayerische Ministerrat war kurz nach 8 Uhr reendet, trat aber in den Nachtstunden nochmals zusammen. General von Epp hat als erste Verlautbarung durch die ilmtliche Bayerische Pressestelle das Telegramm des Reichs innenministers bekanntgegeben, durch das er zum Kommissar »es Reiches für die Polizei bestellt wurde. Im Staatsministerium des Aeußern fand in den späten Ubendstunden eine Zusammenkunft zwischen General von kpp und mehreren Herren der Nationalsozialistischen Partei, darunter Stabschef Röhm und Gauleiter Wagner einerseits md Ministerpräsident Dr. Held, Staatsminister Stützel sowie Staatsrat Schäffer andererseits statt. Dabei wurde die vom Reichsminister des Innern angeordnete Uebergabe dee Ge- chäfle an General von Epp vollzogen. Alich die sozialdemokratische „Münchener Post" und 'er „Bayerische Kurier" sind von SS- und SA-Abteilungen -esetzt worden. M iinchcn, 9. März. Nachdem die ersten Abteilungen der SA. schon um 18 Uhr zur Feldherrnhallc gezogen waren, begann um 19,M Uhr der SA.-Ausmarsch mit Fackelträgern und Fahnen, an dem sich auch der Stahlhelm iml seinem Landesführer Oberst s ron Lenz beteiligte. Um 22 Ahr wurden vor der Freitreppe der ! Feldherrnhatte zwei Fahnen des Gcwerkschastshauscs verbrannt. , Das Rondell vor der Fcldherrenhalle war abgesperrt. Mell hin ein in den Odeonsplah stand die Menge Kops an Kopf. Um 22,15 s Uhr erschien General von Epp in SA.-Uniform mit Gauleiter Magner und Stabschef Röhm. Als er die Freilcrppe der Fcld- hcrrenhallc erflieg, gingen an den Fahnenmasten die Hakenkreuz- i sahne und die schwarz-weiß-rote Fahne hoch, und die nach Tausen- : den zählende Menschenmenge sang mit erhobener Rechten das Deutschlandlied. Nach einer Ansprache EppS nahm Oberst von Lenz das Wort, der ebenfalls aus die Bedeutung des Tages hin- wies. Hierauf sprach der nationalsozialistische Gauleiter Wagner, der unter großem Beifall der Menge die Absetzung des Münchner Polizeipräsidcnlen Koch mittcille. Die kommissarische Leitung des Münchner Polizeipräsidiums habe der SS.-Führer Himmler über- nommen, während Gauleilcr Wagner zum Kommissar im Mini sterium des Innern, soweil die polizeilichen Ressorts in Frage kom men, bestellt sei. Wagner gedachte des Reichskanzlers Hitler und des Reichspräsidenten Hindenburg mil Worten des Dankes und brachte ein dreifaches, von der Menge mlk brausendem Beifall auf genommenes Sieg-Heil aus. Mit dem eGesang des Horst-Wessel- j Liedes schloß die Kundgebung, worauf der Abmarsch der SA. er- s folgte. In der Zwischenzeit hatten Abteilungen der SA. und SS. so wohl das Landlagsgebäudc wie das Polizeipräsidium und die Mi nisterien des Innern und des Aeußeren, das Rathaus und das Gc- wcrkschaslshaus besetzt und Hakcnkreuzfahncn gehißt, Die Be setzungen erfolgten ohne Widerstand. Ruhestörungen und Zwi schenfälle haben sich, soweit bisher bekannt, nicht ereignet. Nürnberg, 9. März. In Nürnberg wurden in Gegenwart eines riesigen Zuges der Nationalsozialisten vom Reichslagsabge- ordnclen Iulius Streicher unter dem Geläut der Glocken der Sc- - balduskirchc drei Hakenkrcuzfahncn aus dem Nürnberger Rathaus s gehißt, worauf die Menge das Deutschlandlied anslimmtc. SchWMburs-Lipprr Landtag EE Der Reichskommifsac des Landes Schaumburg-Lippe hat durch eine Anordnung den Schaumburg-Lippischen Landtag mit sofortiger Wirkung aufgelöst. In gleicher Weise werden mit sofortiger Wirkung die Kreistage und die kom munalen Vertretungen des Landes aufgelöst. Als Termin, für die Neuwahlen ist der 30. April bestimmt worden. Wahl des hessische« Staatspräsidenten Darmstadt, 10. März. Das Landtagsamt teilt mit, daß Landtagspräsident Dr. Werner soeben die Einberufung des Landlagsplenums auf Montag kommender Woche, nachmittags 3 Uhr, angeordnek - hat. Aus der Tagesordnung steht: Wahl des Slaatspräsi- denten. Die Lage in Sachsen Landtagssitzung oerschoden In der Sitzung des Aeltestenrates des Sächsischen Land läge», die am Dannrrstagmittag stattsand und an der du Kommunisten nicht teilnahmen, weil inzwischen die Ver Haftung der kommunistischen Landl agsab geordneten erfolgt ist, wurde auf Antrag des Präsiden ten Dr. Eckardt beschlossen, die Landtagssitzung am Don »erstag ausfallcn zu lassen und den Termin der Anberau mung der nächsten Landtagssitzung dem Präsidenten z> überlassen. AWWngsveWrch am nächsten Donnerstag Nach der Erklärung des Präsidenten Dr. Eckardt sol diese Sitzung stattfinden, sobald die Sicherheit der Abzeord neten und die Sicherheit der ordnungsmäßigen Durchfüh 'rung dieser Sitzung gewährleistet ist.' In Aussicht genom men ist als Termin der Landtagssitzung der nächste Don nerstag. Einziger Gegenstand dieser voraussichtlich letzter Sitzung des Landtages wird der vorliegende Auflösungsan trag sein. Nach der Aussprache im Aeltestcnrat darf ange nommen werden, daß sämtliche Parteien mit Ein ichluß also auch der Sozialdemokraten dem A uflösung s antrag z u st i m m e n werden. Der Pslizeirommissar Mr Sachsen Polizeikonnnissar von Killinger begab sich am Dcumers- ragnachmittag in das Sächsische Innenministerium, wo er du Amtsgeschäfte übernahm. Nach dein, Aufmarsch der Standard ten 100 rind 108 sowie dem Eintreffen der nationalsozialü tischen und deutschnationalen Landlagsabgeordneten hielt der flommissar eine Ansprache, m der er erklärte, daß er dafür argen werde, daß der Kommunismus endgültig erledigt verde. Mit einem dreifachen „Sieg-Heil!" auf Hitler und inter Absingen des Horst-Wessel-Liedes ging am Innenmini sterium die Hakenkreuzfahne und nach einer Ansprache des Obergruppenführers von Dettcn unter den Klängen des Deutschland-Liedes die schwarz-weiß-rote Fahne hoch. Manfred von Killinger ist am 14. Juli 1886 auf Frei gut Lindigt bei Nossen geboren. Er trat 1901 als Seekadetl n die Kaiserliche Marine ein und wurde bei Kriegsausbruch Kommandant eines Torpedobootes, mit dem er die Skagerak- Schlacht und alle größeren Seegefechte, zuletzt als Kapitän- .cutnant, mitmachte. Nach der Revolution war er Führer des Sturmbataillons im Freikorps Ehrhardt. Durch den Erz- oergermord kam von Killinger neun Monate in Untersu chungshaft, wurde aber vom Schwurgericht Offenburg frei- gesprochen. Er war dann Leiter des Wiking-Bundes bis zu dessen Auflösung im Frühjahr 1927. Darauf betätigte sich von Killinger in der NSDAP. E" ist seit 1929 sächsischer Landtagsabgeordneter, seit 1932 auch Reichstagsabgeord- neter. Aufruf des Polizeikommissars Ruhe und Srdnung bewahren Der Reichskonnnissar für die staatliche Polizei in Sach sen, von Killinger, hat folgenden Aufruf erlassen: „Der Reichsminister des Innern Hal mich wegen Gc fährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Landi Sachsen beauftragt, die zur Erhaltung dieser Sicherheit unk Ordnung notwendigen Maßnahmen zu treffen. Ich habe da- Amt übernommen und werde mit allen dem Slaat und mii zu Gebote flehenden Mitteln jede Störung der Ordnung, de- Verkehrs und der friedlichen Arbeit der Bevölkerung zu ver hindern wissen. Soweit die SA und SS von sich aus es füi notwendig gehalten hat, in Verwaltung, Polizei und Verkehi einzugreifen, danke ich ihr sür die von ihr getroffenen vorbeu genden Maßnahmen: sie sind nunmehr jedoch durch den mii gewordenen Auftrag hinfällig geworden. In Zukunft muf es mir überlassen bleiben, alle notwendigen Maßnahmen unk Eingriffe anznordnung und durchzuführen. Es sind deshalb alle von der SA getroffenen Amts handlungen und Eingriffe unverzüglich aufzuheben, soweit ich oder die mir unterstellten Behörden und der Gruppenführer Sachsens nicht für gut befinden, sie aufrechtzuerhalken. Die hakenkreuzflaggen und die alten Rejchsflaggen bleiben gehißt. Ich erwarte von der Disziplin der SA, daß sie im Ver trauen darauf, daß ich Herr der Lage sein werde, allen meinen Befehlen pünktlich nachkommt. Ich werde dafür sor gen, daß auch in Sachsen in kürzester Zeit dem Millen de- Volkes die ihm gebührende Achtung bezeigt wird. Die Bevölkerung des Landes ermahne ich, ruhig, wir bisher, ihrer Arbeit nachzugehen und Ansammlungen zu vermeiden, um nicht Gefahr zu laufen, an Leib und Leben Schaden zu leiden. Ich werde nicht zurücksckrecken, alle Personen, die die Ruhe und Ordnung stören oder zur Arbeitseinstellung auf- fordern, der härtesten Strafe zuzuführen Dor Reichsbeauftragte für Sicherheit und Ordnung gez. von Killinger." ZWmmensLötze m Wurzen Vier Verletzte In der Nacht zum Donnerstag wurden in Wurzen die Polizeigebände und das Stadthaus von SA-Leuten beseht. Dem sozialdemokratischen Stadlrat wurde die polizeiliche Be- jugnis entzogen und dem Kreisgruppcnleitcr der NSDAP übertragen. Weiter sollte das Gewerkschaftshaus besetzt wer den. Als starke SA-Abteilungen diesen Befehl aussühren wollten, wurden sie aus dem Gewerkschastshaus heraus mit scharfen Schüssen und mit Handgranaten angegrif- f e n. Die SA erwiderte das Feuer und drang schließlich in das Gebäude ein. Es erfolgten zahlreiche Festnahmen. Vier Personen wurden verletzt, zwei davon schwer. Lin lleberfall- kommando stellte die Ruhe wieder her. Das Wurzener Polizeiamt teilt hierzu mit: Am Don nerstag gegen 6 Uhr morgens ist von der SA die Polizei wache besetzt und gleichzeitig die Besetzung des Gewerkschafts- Haufes versucht worden. Es entwickelte sich eine heftige Schießerei, die dazu führte, daß auf beiden Seiten je zwei Personen verletzt worden sind. Ein SA-Mann liegt mit Kopfschußverletzungen, ein der SPD angehörcnder Mann mit einem Oberschenkelschuß im Krankenhaus. Die sofort alar mierte Landespolizei hat nach Abzug der SA-Abteilungen das Gewerkschaftshaus besetzt, worauf eine Durchsuchung nach Waffen vorgenommen wurde. Das Ergebnis der Untersu chung ist noch nicht abgeschlossen. Eine Reihe von Personen ist dem Kriminalposten vorgeführt worden. Ueber die nähe ren Umstände und die Ursache der Schießerei liegt ein ab schließender Bericht noch nicht vor. Im Gewerkschastshaus selbst sind Schußwaffen nicht gefunden worden; lediglich zwei ! Schreckschußpistolen wurden gesunden. Wieder ein SA-Mann getötet Der aus Freital-Niederhäslich stammende SA-Mann Kurt Hausmann wurde in Schönebeck (Elbe) bei einem Zu sammenstoß mit politischen Gegnern durch einen Messerstich in den Rücken getötet. Die Leiche Hausmanns wurde in seine Heimat übergesührt, wo am Donnerstag die Beisetzung stattfand, an der auch eine SA-Abordnung aus Schönebeck teilnahm Ein Toter in Chemnitz Das Chemnitzer Polizeipräsidium teilt mit: „Donners agnachmittag sollte das Betriebsgebäude der „Volksstimme" wn einer Abteilung SA durchsucht werden. Dabei stellte sich hr der Inhaber der Druckerei, Georg Landgraf (frü- lerer Stadtverordnelenvorstcher tn Lhemnih), mit mehreren ! ltngestelltcn entgegen Er wurde vom Führer der Abteilung ! mfgefordert, der Durchsuchung keinen Widerstand entge- I ,enznsehen. Landgraf drohte aber, den Abteilungssührer die s treppe hinunterzuwerfen, und machte dabei eine handbe- ' vegung, aus der der Führer offenbar auf einen ernstlichen Angriff schloß. Darauf gab der Führer der Abteilung auf ^audgraf zwei Schüsse ab, die diesen tödlich verletzten." Die SA nahm in Chemnitz die Besetzung folgender »ffentlicher Gebäude vor: Amtshauptmannschaft, Kreishauvt- nannschaft, Oberpostdirektion, Amtsgericht, Landgericht, Ge- sanaenenanstalt auf dem Kaßberg, Postamt 1, Rathaus, Stadthaus am Beckerplatz, Stadthaus in der Wiesenstrahe Dabei sind auch einige höhere Beamte Ihrer Remter enthoben worden, so der Landgerichlspräsident Ziel, Landgerichlsdirektov Asmus, der bekannte srühere Oberstaatsanwalt in Freiberg, Land- gerichlsrat Dr. Cohn und Oberstaatsanwalt Richter, ferner von der Krelshauptmannschaft Regierungsrat Mestphälinger, ebenso der sozialdemokratische Amtshauptmann Müller. Ferner sind auf An- ordnung des Reichspolizeikommissars für Sachsen, von Killinger, sämtliche marxistischen und kommunistischen Stadträ'te und Stadt verordneten ihrer Aemte. enthoben worden. In den Nachmiltaas- stundcn wurden auch das Berlagshaus der Chemnitzer „Bolks- skimme", sowie das Bolkshaus durch SA. besetzt. Die Ruhe in der Stadt ist nirgends gestört worden. Das Leipziger Volkshaus besetz» Von der SA und SS sind am Donnerstag das Volks- mus, das Gebäude der „Leipziger Volkszeitung" und die Zentrale der KPD in Czermacks Garten vorübergehend be- etzt worden. Eine Abteilung Schutzpolizei traf Sicherungs- naßnahmen. In Meißen wurden das Gewerkschaftshaus und das Zebäude der „Meißner Volkszeitung" von SA-Leuten bc- etzt. Hierbei kam es zu einer Schießerei, bei der, soweit bis- zer festgestellt werden konnte, Personen nicht verletzt wurden. Mehrere Personen wurde» festgenommen In Freiberg wurde der bisherige Leiter des Studi- theaters Freiberg, Otto Rueff, dessen Führung des Sladl- theaters öfters kritisiert worden war von Nationulmzinlis!,.» von seinem Poste» entfernt und die Leitung des Theater: einige» Künstler» übertrage» Weiter wurde» das Nathane mid die Amtshauptmaimschaft vo» Nationalsozialisten besetzt Die Leitung der politische» Polizei übernahm die SA, die im übrige» mit der Freiberger städtischen Polizei, die setzt die Hakenkreuzbinde trägt, zusammenarbeilct. Bei der Verhaf tung einiger linksgerichteter Personen m Hilbersdorf erhielt ei» SA-Mann von einem der Verhaftete» einen Stich in die Seite; der Verletzte mußte ins Krankenhaus gebracht »'er den. Auf Amveijrmg des Kreisleiters Bauer der NSDAP wurden in der Amtshauptmarinschaft Annaberg das Amtshauptmannschaftsgebäude und sämtliche Rathäuser unk Gemeindeämter durch <-A und SS besetzt. Die Bürgermeister in den einzelnen Orte» erklärte», daß sie die örtlich mit der Durchführung der Besetzung betraute» Führer für diese Schritte verantwortlich mache» müßten und wiche» »ur der Gewalt. Der stellvertretende Bürgermeister, Sradtrat Marrin, Hal die Polizeigewalt in Annaberg übernommen und beur laubte den Zweiten Bürgermeister Dr. Niedner sowie die Polizeikommissare Wenzel und Morgenstern. Von der SA wurden zahlreiche Führer der KPD und SPD verhaftet und in Schutzhaft genommen. Amtsgerichtsdirektor Dr. Herfurth, der Direktor des FerilgaswerksÄnnaberg, Gewiantek, wurden beurlaubt. Der Bürgermeister vo» Neudorf, Bauer, und der Polizeiwachtmeister Meyer, die in den bekannten Waffeii- schmuggelprozeß im vorige» Jahr verwickelt wäre», wurdet' ebenfalls verhaftet. Post, Finanzamt. Amtsgericht, Zollamt sowie die Armabergcr Betriebsstelle des Kraftverkehrs Frei staat Sachsen, Krankenkasse und Volkshaus wurden durch SA besetzt. Die Haussuchungen im gesamten Obererzgebirge werden fortgesetzt. In Schwarzenberg sind die Gebäude der Amts hauptmannschaft und des Bezirksverbandes Schwarzenberg ebenfalls von SA- und SS-Formalionen besetzt worden. Amtshauptmann Dr von Schwartz wurde vorläufig beur laubt. Die Geschäftsführung übernahm Rechtsanwalt Loose, der dem Stahlhelm angehört Weiter wurden sämtliche roten Sportlerhcime in der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg von SA- und SS-Leuten und z. T. von Gendarmerie besetzt. In Zwickau hat die SA die Polizeigemalt übernom men, da gemeldet worden war, daß von marxistischer Seite eine größere Aktion geplant sei. Die SA besetzte sämtliche öffentlichen Gebäude, darunter das Rathaus, die Kreis- und Amtshauptmannschast, die städtischen Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke sowie das Landgericht und die Polizei- kaserncn un ddas Gebäude des „Volksblatt". Die Aktion verlief in voller Ruhe und ohne jeden Zwischenfall. Polizeidirektor Thoering ist vorläufig von seinem Amt suspendiert worden. Mit seiner Vertretung wurde Polizei oberleutnant Dünnebier beauftragt. Zu den Ereignissen in Plaue» erfahre» wir »ach, daß im Anschluß an die Aktion der NSDAP drei Angehörige des Reichsbanners festgenommen wurden, ebenso die Rechts anwälte Dr. Goldberg, Dr. Simon und Löffler. Die Ge- fchäftsstelle der SAP wurde von Mannschaften der SA be setzt. Der kommunistische Reichstagsabgcordnete Janka, der in' Plauen die Geschäfte der Kommunistischen Partei führte, vor einigen Tagen verhaftet werden sollte und geflüchtet war, konnte auf dem Albertplatz festgenommen werden; er hatte in einem Brief an die NSDAP um Aufnahme in die Partei gebeten. Auch in Mylau besetzte die SA alle öffentlichen Ge bäude. Nachdem bereits ani Montagmittag auf dem Rathaus inGörlitz und den Polizeiwachen neben den Landesfarben die schwarz-weiß-rote Fahne und außer diesen Farben aus dem Krcishaus die Hakenkreuzfahne gehißt worden waren, sind jetzt auch auf dem Görlitzer Rathausturm die Haken kreuzfahne und auf dem Gebäude des Amts- und Landge richts die Hakenkreuz- und die schwarz-weiß-rote» Fahnen unter^dem Aufmarsch-der SA- und SS-Abteilungen sowie des Stahlhelm angebracht worden. Die höhere Beamtenschaft an die Staatsregierung Der Landesverband der höheren Beamten Sachsens Hal an die Sächsische Regierung folgendes Schreiben gerichtet: „Die politischen Vorgänge der letzten Tage lassen annehm- me», daß personalpolitische Maßnahmen besonderer Art auch in Sachsen getroffen werden. Der Landesverband der höhere» Beamten Sachsens hat immer den Standpunkt vertreten, daß das von dem Grundgedanken des Pflichtgefühls be herrschte Berufsbeamtentum die unentbehrliche Grundlage für eine gesunde Staatsführung ist. Er hat das Vertraue» daß die nationale Regienmg auch ihrerseits an diese»' Grundsatz festhalten wird." Sri«««« »ertastet Köln, 10. März. Der Chefredakteur der „Rheinischen Zeitung" in Köln, der sozialdemokratische Relchrtagsabgeordnele Wilhelm Sollmann, und der Redakteur Lfferoth vom gleichen Blatt sind in Schuhhaft genommen worden.