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Tageszeitung und Anzeiger siir Dippoldiswalde, Schmiedeberg u. U Aeltefte Jeilung -es Bezirks Redakteur: Felix Iehne. — Druck und Verlag: Carl Iehne in Dippoldiswalde. Freitag, am 10. März 1933 99. Jahrgang Nr. 59 Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breite Petitzeile 20 Rpfg., Eingesandt und Reklamen 60 Reichspfennige Dieses Dlall enlhäll die amtlichen Bekanntmachungen der Slmtshauptmannschasl, des Amtsgerichts, -es Stadtrats und des Finanzamts Dippoldiswalde Bezugspreis: Für «inen Monat 2.— : R.-Mk. mit Zutragenr einzelne Nr.lv Rpfg. : :: Gemeindc-Verbands-Girokonlo Nr. 3 :: : Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 ; Postscheckkonto Dresden 128 48 Verantwortlicher Die Gemeinden Ammelsdorf, Dönschten, Hennersdorf, Naun dorf, Niederpöbel, Sadisdorf und Schmiedeberg haben stH ZU einem Zmeckoerband gemäß 88 100 ff der Gemeindeordnung »'der Fassung vom 15.6 1925 vereinigt, um eine Sparkaye Z» errichten. Der Verband führt die Bezeichnung „Zweckverband für die VerbandSIparkasse zu Schmiedeberg Bez. Dresden". Die Satzung ist vom Bezirksausschuß der Amkshauplmann- schast genehmigt worden und liegt Inr Geschäftsraum der Spar kasse zu Schmiedeberg 14 Tage zur Einsichtnahme aus. ^AmtskauptmannschastDippoldiswalde, am9. März 1933. Äertlirhks lind SWsihes Dippoldiswalde. Gestern wurde auf dem Gebäude der Deutschen Mütlerschulc die schwarz-weiß-rokc Fahne gchiszt, bald nachher auch die tzakenkreuzfahne. — 3m Laufe des Tages wur den die SPD.-Funktionärc Fiedler und Hach und der Kommunal Rischke in Schutzhast genommen und nach dem Gefängnis des ehe maligen Amtsgerichts Altenberg gebrach«. 3m Ganzen wurden von hier 14 Personen dorthin überführt. Fiedler und Hach wurden am Spätnachmiltag wieder freigclassen, in letzter Nacht aber erneut in Hast genommen. , , , Dippoldiswalde. Gestern — Donnerstag — halte die Film gemein de der Volksschule zu einem Lichtbilder- und Filmvorlrag nach der Turnhalle der Volksschule «ungeladen. Nach herzlichen Begrühungsworlcn des Schulleiters Hesse ergriff Lehrer Gössel das Wort und führte aus, daß es sich bei den Lichtbildern eigentlich nicht um einen Lichtbilder- und Film v o rtrag handele, sondern nur um Erklärungen zum besseren Verständnis des nach folgenden Filmes „ Nilschlamm ". Wie der Titel schon sage, sei es wirklich eine „schlammige Angelegenheit", die im Bild ge zeigt werde, und die uns das Leben der Fellachen, der ackerbau treibenden Bevölkerung am Nil Ober - Aegyptens, vor Augen führe. Dieser Volksslamm, der sich links und rechts des Nils an gesiedelt hat, steht heute noch auf niedrigster Kulturstufe; lebt, ver richtet seine Arbeiten, bestellt den Acker und erntet noch genau so, wie vor Jahrtausenden. Der schmale Streifen Land zu beiden Ufern des Nils, der nirgends breiter als 20 Kilometer ist, und den der Fluh mit seinem schlammigen Master jedes 3ahr überschwemmt, ist fruchtbares Land; wird es gut und ausgiebig überflutet, gibt es gute Ernte, ist die Ueberschwemmung unzureichend, gibtS schlechte Ernte und Not. Um dem Wasscrspiel nicht ganz ausgeliefert zu sein, haben die Engländer zur Regelung und Wasserführung des Nils einen Slaudamm bei Assuan im Jahre 1887 errichtet, der 3,3 Milliarden Kubikmeter Wasser anstaut <im Verhältnis zu dieser Wasserfläche ist unsere Talsperre ein kleiner Teich!). Der Nil schlamm ist nicht nur Düngemittel, nein — er ist altes für Len Fellachen. Dieser Ansiedler fertigt aus dem Schlamm die Ziegel zum Bau seiner Häuser, baut und sprmt aus diesem Vorrats- schränke, Backöfen, Töpfe, Schüsseln, Mastcrkrüge usw. Da außer der Dattelpalme fast kein Baum dort wächst, benutzt er als Feucr- ungsmaterial neben dem kurzen Maisslroh den Dünger seiner Tiere, den er mit der Hand zu Batzen formt und an die Wände fernes „Wohnraumcs" klebt; dort trocknet er und bei Bedarf nimmt er die Stücken weg und heiz! damit! Daß dort die Sauber keit sehr viel zu wünschen übrig'läßt, sah man an den Bildern überall und ganz besonders auch beim Backen des Brotes usw. Das Fammenleben des Fellachen spielt sich im Hofe seines flanscü ab. Daß er träge und faul ist (bei den Kindern schon angesangcn) zeig- len Bilder, aus denen das Gesicht und andere Körperteile schirar! von Fliegen und sonstigen Insekten waren, und er sich nicht be quemte, auch nur die geringste Bewegung zu machen, Liese Schma- roher wcazu,agcn! Augenciternngen, Erblindungen und sonstige Krankheiten sind die natürliche Folge dieser Faulheit und Un sauberkeit. Ann, Schauen dieser Bilder von Leni Leben und Trei ben dieses Volksjlammes glaubte man wohl manchmal, es seien Bilder aus der biblischen Geschichte und keine aus dem 20. Jahr hundert . . . — Die A r - N i - L i chl s p i e l c werden zum Volkstrauerlag ein entsprechend crnsieS Programm bieten. Ein Hanplsilm, ein faszinierender Tonsilm, betitelt sich: „Ihr .Zunge", das Schicksal ^ner Mutter. an ihm spielt Magda Sonja mit ganzer Seele Ferner wird nocy cm interessanter Film „Die Welt der gelben , Ker Erlebnisse der Ostasien-Expcdilion bringt. Sonn- tW '-v '*'-' 0 Kindervorstellung zu halben Preisen. ^... v "h a r d l sg r i m m a. wurden gestern sieben An- der KPD. feslgenommcn und nach Dippoldiswalde ge- g!bmä/wurd"n " ^"ichlsgefängnis in Allenberg unter. E s 9 r i »I ma Der kommende Sonntag, der nunmehr auf Veranlassung kirchlicher und staatlicher Behörden im Versteigerung. Sonnabend, den 11. März 1933, vormittags 10 Uhr, sollen im gerichtlichen Verstelgerungsraume „ - ... . Wäscheleinen, Schwämme, Pinsel (versch. Groß.), Schwimmgiirtel, Osenrohrfeger, Ausklapser, Saalwachs, Einlegesohlen, Linoleum -Spritzen, Bohnerwachs, Emaille-Lack, flüssige Seife, St»ck- chen-Seife, Rasierapparate, Bade-Tabletten, Mundwasser, Haarpomadc, Butterbrotpapier, Schuhcreme, Seisenflocken, Wagcnschwamme, Handseger, phot. App., Biichsenmilch u. a. m. öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Dippoldiswalde. Bekanntmachung. Wegen Vornahme dringender Unlerhaltungsarbeitcn an den Hochspannungsleitungen wird die Stromlteferung am Sonntag, dem 12. März 1933 von vormittags 11 lkhr bis nachmittags 3 llhr für das gesamte Sladtgediet unterbrochen. Dippoldiswalde, am 10. März 1933. Städtisches Elektrizitätswerk Dippoldiswalde. Die Neuordnung in den Landern Ein Bayern-Kommissar Am Donnerstag mittag kurz vor 13 Uhr fuhr der ! Stabschef der nationalsozialistischen SA.- Röhm, und der Landkagsabgeordneke und Gauleiter von Oberbüycrn- Schrvaben, Wagner, in Begleitung mehrerer SA.- und SS.- Aührer vor dem bayerischen Slaaksministerium des Aeuße- ren vor und begaben sich zu dem Ministerpräsidenten. Uni 13.15 Uhr verließen die beiden Führer der RSDAP. das Haus wieder. Held berief sofort einen Minislerrat ein. Die Beratungen des bayerischen Ministerrates haben zu folgendem amtlich bekanntgegebenen Ergebnis geführt: „Die Rachricht, daß ein Generalstaatskommissar durch die bayerische Staatsregierung bestell! worden sei, entspricht nicht den Tatsachen. Die bayerische Regierung hat sich in ! dieser Irage mit dem Herrn Reichspräsidenten und der Reichsregicrung in Verbindung gesetzt. Die bayerische Re gierung ist mit dem Landlagspräsidenlen in Verbindung ge treten, um möglichst bald eine Landtagssihung zur wähl eines neuen Ministerpräsidenten zusammcntreken zu lassen. Der Landtagspräsident hat daraufhin telegraphisch den , Landtag auf Sonnabend vormittag 11 Uhr einberufen." Seit Donuerstagmittag 1 Uhr weht vom Karlstor, der l Eingangspforte in die Neuhauser und Kaufingcr Straße, und i aus dem Marienplatz die nationalsozialistische Parteiflagge. ! In den frühen Nachmittagsstunde» sammelten sich auf dem f Marienplatz Menschen an, die auf dis Hissuug der Haken- j kreuzfiaggc auf dem Rathaus warteten. Seger«! von Ws ersmimt s Amtlich wird mitgeteilt: ' Mit Rücksicht auf die Beunruhigung der bayeri- scheu Bevölkerung und mit Rücksicht darauf, daß die weitere Erhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ord j nung nicht gewährleistet war, hat die Reichsregieruna von dem 8 2 der Verordnung des Reichspräsidenten vom > 28. Februar 1933 zum Schutze von Volk und Staat Er- j brauch gemacht und die Befugnisse der obersten Landes- s behörde, soweit sie dis Erhaltung der öffentlichen Sicher- i heit und Ordnung zum Gegenstände haben, übernom- s men und sie dem General a. D. Ritter von Epp über tragen. Der zum Kommissur des Reiches für die Pouzci m Bayern cruannte Generalleutnant a. D. Ritter vou Epp wurde am 10. Ok tober 186^ iu München geboren. Er nohm 1900 bis 1901 lm Kai serlichen 4. Ostasiatischen Infanterieregiment an der ostaslatischen Expedition und 1904 bis 1906 als Kömuaamecbek in der Sckmk- trnppe für Südwestafrika an der Bekämpfung des Hcrero-Hattcn- totten-Aufstandes teil. Als Bataillonskommandenr im bayerischen s Jnsanterie-Leibregiment rückte er im Angust 1914 ins Feld. Im Dezember 1914, zum Kommandeur dieses Regiments ernannt, war i er mit ihm auf den Kriegsschauplätzen in Frankreich, Belgien, Ser- . bien. Rumänien und Italien tätia. Er leote das Kommando im Ja nuar 1919 nieder, bctätigie sich Kis Oktober 1919 als Freikor'sfüh- rer und übernahm dann die Schützenbrigade 21 des neuen Heeres. Im Jahre 1920 wurde er zum Jnfantenesührer der 7. (bayerlschenl Division des Reichsheeres befördert und im Dezember 1923 verak schiedet. Generalleutnant a. D. Ritter von Epp ist seit 1928 Mit glied des Reichstags. Neuwah! der WürttemimgilchLii Negierung Lon zuständiger Stelle wird in Stuttgart mitgeteilt: Auf das Schreiben des Staatsministenums an den Laud- tagspräsidcnten vom 8. 3. 33, in dem dieser um schleunigste Einberufung des Landtags mit der Tagcsordnnng: Wahl des Staatspräsidenten, ersucht wurde, hat der Landtags präsident geantwortet, daß die Einberufung des Landtages erfolgen könne, wenn die Voraussetzungen für den positive» Ausgang der Wahl eines neuen Staatspräsidenetn geschaf fen feien. Die Nenbildung der Regierung habe selbstver ständlich ans der Grundlage der Reichstagswahlergebnisse vom 5. 3. 33 zu erfolge». hierauf hak das Staalsminislenum den» Landragsprä- jidenlen erwidert, daß nach den Informationen des Llaals- minisierium die Wah! eines neuen Staatspräsidenten sofort möglich sei. Eine weikere Verzögerung sei deshalb für das Staalsminiskenum nicht erträglich. Auf Grund des Aili kels 15 Abfatz 3 bet Landesverfassung berufe deshalb das Skaalsministecium den Landtag auf Donnerstag nachmit tag 4 Ahr ein mii der Tagesordnung: Wahl des Skaaks- präsidenken. VMM an den NMMMLZHsf Das Staatsministerin!» hat folgendes Fernschreiben an den Staatsgcrichtshof siir das Deutsche Reich gerichtet „Neichsiuuenminister hat unter Berufung auf 8 2 der Ver- vrdmmg des Reichspräsidenten vom 28.'Februar 1933 dio polizeilichen Befugnisse der oberen Landesbehörde in Würt temberg übernommen. Da die Voraussetzungen für die An wendung dieser Verordnung völlig fehlen, erhebt württem- bergische Regierung Klage bei dem Staatsgerichtshof mit dem Ziele der Aufhebung dieser Verfügung des Reichs- innenministcrs. Begründung folgt »ach. Württembergischcs Staatsministerium." Die badische Regierung hat, ebenso wie die württembür- gische, in einem Telegramm an de» Reichspräsidente» gegen die Bestellung der Staatskommissare Protests erhoben. Sell» protektiert Der bayerische Ministerpräsident Dr. Held hat an den Reichskanzler ei» Telegramm gerichtet, in dein er gegen die Einsetzung des Generals von Epp zum Polizeikommissar Verwahrung cinlcgt. In Bayern fehlten die Voraussetzun- zen zur Anwendung dieser Verordnung vollkommen, weil Ruhe und Ordnung und Bekämpfung kommunistischer Aus- ganzcn Lande als Volkskraucrlag gefeiert werden sott, wird in unserer Kirchgemeinde lediglich als Kirchgemeinde- kag begangen werden. Am Abend sott ein öffentlicher Kirch- gemcinde-Familicnabend obgchalkcn werden, bei dem der neue Bethclfilm vorgeführt werden wird, der 2000 Meter lang ist und in einer sortlaufenLen Handlung Bilder aus dieser „Stadt der Liebe" zeigt, die „Vater Bodelschwinghs" Lcbenswcrk darflcllt. Der Filmabcnd wird am Montag in Obcrfrauendorf und am Dienstag in Cunnersdorf wiederholt.' Der Eintrittspreis beträgt 40 Pfg., * für Erwerbslose und Kinder die Hälfte. Der Besuch des Film- abcnds verspricht zu einem liefen, inneren Erlebnis zu werden und kann deshalb nur dringend empfohlen werden. Preppen. A ii Douucrslag wucde auch auf dem Gebäude der Dresdner Ortskrankenkasse die Hakcnkceuzfakp e gehißt. Pirna, biege» Donnerstag mittag wurde das hiesige Volt-Haus von der SA. besetzt, ebenso die Volksbuchhandlung und die „Pirnaer Volkszeitung" und die dariubcsiudlichen Zeitungen auf die Straße geworfen und augebrauut. Obwohl ßch rasch eine große Zuschnuermeiige ausammelle, ist es nir gends zu ZwischenfällmDgekommen. lraikncstcu. 2» der Nacht zum Donnerstag übernahm die SA. die Polzeigewalt. Bürgermeister Ncißmr wurde in Schutz- Haft genommen. Er blieb unter Bewachung ciues Doppel postens in seiner Wohnung. Ei» Stadlrat, zwei Stadtverord nete imd fünf Koinmunisten wurde» ebenfalls verhaftet. Kommissarischer Bürgermeister wurde der natioualsoziaiistische Stadtverordnete Fritz Lippmann, Stellvertreter Stadtrat Becker, Zur kommissarische!! Leiümg der hiesige» Schulen wurde Lehrer Pctrenz bestimmt. Ein Kommunist machte bei seiner Ver- Wetter für morgen: Meist schwache Wind« aus wechsclndcn Richtungen; teils hci- >cr, teils nebelig. Allgemeiner Tcmpcrakur-Lharaktcr wenig gc- andcrk. Auftreten von leicht nästclndcm Wetter nicht ausge schlossen. Haftung einen Fluchtversuchs Jhm-nachgesandte Schüsse ver fehlten das Ziel. Der Flüchtling lief aber einem anderen Be amten in die Arme und wurde von diesem festgenommen. Es wurde eine aus 24 Mann bestehende Hilsspolizei eingerichtet, die aus SA. Leuten und Stahlhelm-Angehörigen besteht. Sebniln. Am Donnerstag nachmittag wurde das hiesige Eewcrkschastshcim von Polizei und Hilfspolizeikräften durch sucht. Was man an schriftlichem Material vorfand, wurde von SA.-Leuten auf den Markt gebracht, dort zusammenge- tragcn und öffentlich verbrannt. Die MiMW SM DM MiM WMWN! Dresden. Ün der kcutlgcn Krttsausschußsitzung teilte Ober- bücgrmeister Dr. Kü!z, Dresden, vor Lin!rüt in die a gcs o r d n mi g mit, daß soeben die sächsische Regierung zum Rücktritt gezwungen, worden sei. An amklichcr Sicke war bisher eine Bestätigung die- jcr Nachricht nicht zu enthatten, doch rechnet man in Kürze mir der Bestätigung dieser Nachricht. Dresden. Von zuständiger Stelle wird mitgetcitt: das Ka binett Schieck ist zurückgelrclcm Der Ncichsbeaustragte für Sicher heit und Ordnung in Sachsen, von Kittinger, hat die gesamte Nc- qierungsgewatt übernommen. Es wurden bcaujtragt: init Führung, der Geschäfte des Finanzministeriums Rcg.-Aat Dr. Kluge, des .mstizministcriums Staatsanwalt Dr. Thicrak, des Volksbildungs- mmislcrünns Stadtschulrat Dr. Hartnacke. Die Besetzung dcr an deren Ministerien bleibt Vorbehalten.