Volltext Seite (XML)
Beilage zur „Weißeeitz -Leitung" Sonnabend, am 4. Februar 1933 99. Jahrgang Nr. 30 Rechts und links Von Dr. B. Fernte. Aka Die meisten Menschen, sind Rechtshänder, bei den Kulturvölkern sind nur etwa 2-5 Prozent sogenannte Linkser. Da ei» Rechtshänder sich gewöhnlich fehl ungeschickt oorkonunt, wenn er etwas mit der linken Hand tun will, rat die erdrückende Majorität der rechts Veranlagten alle», was unbeholfen ist und auch seelisch einen verlegenen Ein druck macht, „linkisch" genannt wahrend sie - nur die Lumpen sind bescheiden - unter, rechts alles Gewandte, Gute, Rechtmäßige verstehen, wie es in verschiedenen sprachen zum Ausdruck gebracht wird. Diese Bewertung der Rechts- und Linkshänder befrie digt den forschenden Geist natürlich nicht, sondern unwill kürlich muß man fragen, weshalb cs denn überhaupt diesen Unterschied gibt. Es wäre ja an sich viel na.urilchei, wenn beide Hände von der Natur in gleicher Leise bedacht wor den wären. Man könnte denken, daß es sich hierbei um eine besondere menschliche Eigenart handele, aber wir finden die Vorherrschaft der rechten Seite auch un Tierreich. Dec Va- pagei z. B. nimmt sein Futter fast immer mit der rechten Pfote, auch der Affe ist ausgeprägter Rechtshänder. Die Ursache dafür, daß die eine ober andere Seite des Körpers bevorzugt ist, liegt in der Organisation des Ge hirns. Die Nerven, die vom Gehirn zu den Körperteilen führen, kreuzen sich in ihrer Bahn. Die rechte Körpcrseitc wird vom linken Teil des Gehirns und die linke Körperseite vom rechten Teil des Gehirns dirigiert. Wenn also die mei sten Menschen Rechtshänder sind, so ergibt sich daraus der einfache Schluß, daß bei ihnen die linke Gehirnhälfte starker ausgebildet ist als die rechte. Wie ist es aber dazu gekommen, daß bei den meisten Menschen die linke Gehirnhälfte eine stärkere Ausbildung erfahren hat und der Mensch dadurch zu einem vorzugs weise rechtshändigen Wesen geworden ist, und wie sind die verhältnismäßig geringen Ausnahmen der Linkshändigkeit zu erklären? Wie ein jeder weiß, liegen sehr wichtige Or gane mehr nach der linken Seite, so vor allem das Herz. Dadurch wird der linke Gehirnteil besser ernährt, und diese bessere Versorgung mit Blut mußte zu einer entsprechend kräftigeren Ausbildung des linken Gehirns und damit zu einer Bevorzugung der rechten Körperseite führen. Knochen, Muskeln, Nerven usw. sind auf der rechten Seite im allge meinen besser ausgebildet als auf der linken. Diese Entwick lung ist durch die Art der Menschheitsentwicklung noch be sonders verstärkt worden. Denn der Naturmensch mußte im Kampf, um die auf der linken Seite gelegenen edlen Organe zu bewahren, von selbst dazu kommen, der linken Hand die schützende, der rechten die angreifende Aufgabe zu erteilen. Daß diese in vielen Generationen geübte Aufgabenvertei lung durch die Dauer einer gleichmäßigen Uebung das Uebergewicht der rechten Hand an Geschicklichkeit und Kraft bedeutend erhöhen mußte, ist ohne weiteres verständlich Erbsen, MelsleW und Sauerkohl Die Ernährungswissenschaftler wissen von der unschein- «aren Erbse allerlei Beachtliches zu berichten. Man sollte licht glauben, was alles in dieser kleinen Kugel steckt. Sie enthält im Vergleich zu anderen Gemüsen eine Fülle von krotein, die Aufbausubstanz der Muskeln. Sie ist reich an kohlehydraten, Zucker und Stärke und enthält eine be- rächtliche Menge Fett. Die Erbsen wirken in ihrer Reak- ion auf den Körper alkalisch und sind daher imstande, den äurebildenden Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel Fleisch ind Eiern, entgegenzuwirken. Sie enthalten Eisen für das 3lut, Kalk für die Knochen und Phosphor, der vor allem als ilufbaustoff der Gehirnsubstanz mit in Frage kommt. Der tzhosphorgehalt ist sogar gar nicht gering: 990 Milligramm n 100 Gramm Trockensubstanz. Das alte deutsche National- ^sen Erbsen, Pökelfleisch und Sauerkraut ist eine sehr natür- iche Zusammenstellung, die sich nahrungstechnisch ausge zeichnet ergänzt. Das Fleisch ist nicht die Hauptsache, sondern >as Wesentliche ist die kleine, gerade auch der säurebildenden Wirkung des Fleisches entgegenwirkende Erbse. Rundfunks Täglich wiederkehrende Darbietungen. 6,15 Funkgymnastik: 6,35 Frühkonzert; 10,90 Wirtschafts- nachrichten, anschließend Wetterdienst, Verkehrsfunk und Tages programm sowie: Was die Zeitung bringt, 11,00 Werbenachrich- 1en der Deutschen Reichs-Postreklame: 13,00 Presse- und Bör senbericht. Wetterdienst, Wasserstondsmeldungen und Zeitangabe. 15,35 Wirtschastsnachrichten: etwa 17.30—17,50 Wettervoraus sage und Wirtschastsnachrichten. Berlin — Stettin — Magdeburg. 6.15: Funk-Gymnastik. — 6.Z5: Frühkonzerl. — 19.10: Bericht über die Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel In der Berliner Zenlralmarkthalle. - 19.15: Wetter- und Togesnach- richten. — 11.25: Teiiden,bericht der Berliner Vorbörse. — 11.39: Mittagskonzer«. — 12.39: Wetterbericht. — 13.39: Weller- und Tagesnachrichten, Wasserstände. — 14.00: Schallplattenkonzert. — 14.55: Icndenzbericht der Berliner Börse und Lcmdwirttchajtr- borse touhcr Sonntags. Königswusterhausen. Funk-Gymnastik. — 6.30: Wetterbericht, anschließend Frühkoiizert. - 10.90: Neueste Nachrichten. - 11.00: Deutscher Seewellcrberichl. — 12.09: Wetterbericht, anschließend Schall- plattenkonzerl und Wiederholung des Wetterberichts. — 13.35: Neueste Nachrichten. - 14.00: Konzert. - 15.30: Wetter- und Borienbenchle. - 18.55: Wetterbericht und Kursbericht des Drahtlosen Dienstes - ig.30: Das Gedicht, - 22.45: Den,scher Seewett-"-l,erich» (außer Sonntag). Sonntag, 5, Fcbruav Lcipzi g—D ressen 6,15 Funkgymnastir: 6,35 Bremer Haseukouzert; 8,00 Die Forderung der genossenschaftlichen Ticrvcrsicherung, 8,30 Orael- tonzert auf der Silbermann-Orgel des Freiberger Domes: 9,00 Moraenseicr: ..Trösterin Musik": 10.00 Kundgebung für das Ausläudsdeutschtum im Dresdner Rathaus: 11,00 Die Tröste der Natur: 11,30 „Jesus schläft, was soll ich hoffen", Kantate von Johann Sebastian Bach: 12,00 Mittagskonzelt; dazwischen 13,00 Zur Leipziger Richard-Wagner-Feier: 14,20 Winke für die Land wirtschaft; 14,30 Vom schwäbisch-alemannischen Narrentreffen in Stoctach i. Baden; 15,30 Julius Bittuer: Streichquartett in A-dur; 16,00 Feuerwerk in Shanghai; 16,30 Konzert des Leip ziger Sinfonieorchesters; 18,00 „Spione", Hörspiel; 19,00 Chor konzert; 19,30 Unterhaltungsmusik: 20,10 Zeitfunk auf Platten; Ausschnitte aus den Europa-Rodelmcisterschaftcn in Ilmenau; Auftakt in Innsbruck; 20,40 Blick in die Zeit; 21,00 Orchcster- tonzert des Leipziger Sinfonieorchesters; 22,15 Nachrichtendienst; anschließend Tanzmusik. Berlin — Stettin — Magdeburg. 6.15: Funk-Gymnastik. — 6.35: Brevier Hafen-Konzert. — 8.00: Für den Landwirt: Was brachte die „Grüne Sport- und Tierzucht-Woche"? — k.35: Rückblick der Woche. — 8.55: llebcr- lraguug des Stundenglockenspicls der Potsdamer Garnisonkirche. — Anschließend: Morgenfeier. — Anschließend: llebertragung des Glockengeläuts des Berliner Doms. — 10.05: Wettervorhersage. — 11.00: Oskar Locrke. — 11.15: Dürfen wir Ihnen raten? — 11.30: Aus Leipzig: „Jesus schläft, was soll ich hoffen?" Kan tate von Joh. Seb. Bach. — 12.00: Wir betreten eine neue Kirche. — 12.20: Funk-Matinee. — 11.00: Elternstundc: Muß das Kind unbedingt gehorchen? — 14.30: Für die Kinder. — 15.30: Orchesterkonzert. — Gegen 16.35: Gedichte von Dr. Ow!- glaß. — 17.30: Krisen von gestern. — 18.00: Hnydn-Mozart- Konzert. — 18.50: Wir besuchen die „Grüne Sport- und Tier zucht-Woche". — 19.50: Sportnachrichten. — 20.00: Heitere Oper. — 21.00: Tages- und Sportnachrichten. — 22.00: Zeitansage usw. — Danach bis 24.00: Tanzmusik. K ö n i g s w u st e r h a u f e n. 6.15—8.00: Berliner Programm. — 8.00: Stunde des Land wirts. — 8.55—11.00: Berliner Programm. — 11.00: Deutscher Seeweiterbericht. — 11.30: Berliner Programm. — 12.00: Willy Seidel liest aus eigenen Werken. — 12.20—14.30: Berliner Pro gramm. — 14.30: Melodien aus bekannten Operetten (Schall platten). — 15.00: Kant: „Der kategorische Imperativ." — 15.30: Berliner Programm. — 16.30: Aus Bad Lippspriuge:* Militär- konzcrt. — 17.10: Deutsches Holz und deutsche Möbel. — 18.00: Mozart. Quintett Es-dur. — 18.30: Das Dors im Winter. — 19.30: „Aida" von Verdi. — 23.00: Deutscher Seewetiervertchi, — Anschliessend bis 24.00: Berliner Programm. Montag, 6. Februar Leipzi g—D resden 12,00 Unterhaltungskonzert; 13,15 Märsche und Walzer; 14,30 Crwerbslosenberatung; 14,45 „Augen", eine Skizze; 15,00 „Mut ter darf es nicht wissen"; 16,00, Künstlernachwuchs: 18,00 Schul versuche auf dem Gebiet der Nn'hrungsmittelchemie; 18,30 Jahr tausend deutscher Dichtung: Mystik; 18,50 Wir geben Auskunft; 19,00 „Andante"; 19,15 Rcinyold Gerhardt singt Lieder zur Laute 19,45 Fis-Wettkämpfe in Innsbruck; 20,00 Bruckner-Abend; anschließend Humoresken von Mark Twain; 22,15 Nachrichten dienst; anschließend Nachtmusik. Berlin — Stettin — Magdeburg. 15.20: Spuren im Schnee. — 15.35: Bvm Springtanz zum Foxtrott. — 16.15: Rechts und links — im Raume und im Leben. — 16.30: Kammcrmusikstuude für Freunde der Hausmusik. — 17.30: Muß der Arzt schweigen? — 17.50: Jugend-Büchcrstuudc. — 18.10: Schubert-Schumann-Lieder. — 18.30: Will Vesper liest eigene Dichtungen. — 18.55: Die Funk-Stunde teilt mit... — 19.00: Hochsaison in Kairo. — 19.20: Stimme zum Tag. — 19.30: Edith Lorand spielt. — 19.55: Zehn Minuten für den Musik- Hörer. — 20.05: Fortsetzung der Unterhaltungsmusik. — 20.45: Am heiligen Ganges. — 2T20: Tschaikowsky. 5. Sinfonie e-moll op. 64. — 22.15: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. — 22.30: Aus Innsbruck: Bericht von den FJS.-Wettkämpfcn. — Danach bis 24.00: Tanzmusik. — 24.00: Wiederholung: Neue Werke für elektrische Musikinstrumente. Königs wu st erhausen. 10.10: Schulfunk: Dichterinnen unserer Zeit. — 12.05: Schul funk: Die englische Krisis. — 15.00: Für die Frau: Künstlerische Handarbeiten. — 15.45: BUcherstunde: Erstlingsbücher. — 16.00: Zunftgeist und Mcisterlehre in der englischen Lehrerbildung. — 16.30: Konzert. — 17.10: Moskauer Alltag. — 17.30: Lieder und Arien sür Cembalo. — 18.00: Deutsche Kulturwerbuug in Ost europa. — 18.30: Musizieren mit unsichtbaren Partnern. — 19.00: Englischer Sprachunterricht. — 19.35: Allcreinfachstes über die Dichtkunst. — 20.05: Aus Frankfurt: Franz-Lehar-Konzert. — 21.15: Worte zur Winterhilfe — Ab 21.20: Berliner Programm. Amerikanisches Verbrechertum Recht häufig bringen deutsche Zeitungen sensationelle laten in einem Ausmaß, dem der deutsche Zeitungsleser, Berichte von den und New Ports Bandenkrieg, von Gewalttaten der Unterwelt Chicagos — von Raubmorden, organisiertem unerbittlichen Racheakten und Gemalt- Jahre 1863 die Kämpfe Gangsterverbände — durch sonstigen Mob verstärkt — gegen die Polizei, die schließlich eine Ver stärkung von 10 000 Mann Infanterie und zu letzt sogar Artillerie be nötigte, um nach einer vollen Woche rücksichts- der ja auch schließlich an manches gewöhnt ist, denn doch verständnislos gegenübersteht. Zu verstehen sind diese Großaktionen der amerikanischen Verbrecherwelt auch nur dann, wenn man die historische Entwicklung der dortigen Zustände kennt und sich der offenen Fehden der Banden untereinander — und zusammen gegen die Polizei erinnert. Zum Schrecken der Straße zeitweise angewachsen, halten die Verbrecherorganisationen seit den 50er Jahren des vori gen Jahrhunderts die Sicherheitsbehörden dauernd in Atem, schwellen an und ab. Einen Höhepunkt bildeten im der vereinigten New Porter allen Teilen der alten Welt in die neue zu-j sammengeströmt ist, und die in der Haupt-' fache aus gestrandeten Existenzen besteht, öden Elementen, die sich vor europäischen Gerich ten jenseits des Großen Teiches in Sicherheit; bringen wollen. Und mit ihnen kamen; Laster und Verbrechen aus aller Welt zusammen. Die ameri-j konischen Städte wurden auf! Rese Weise zu Sammelbecken; erprobter internationaler Ver-! brechermethoden: Betrug und! Hehlerei des Ostens, Erpresser-! und Mordmethoden der heiß blütigen Südländer und Ge» valttaten der Männer aus )em Fernen Westen, denen )er schwere „sixshooter" sehr lose in der Hüfttasche saß. Diesen Elementen, die im: harten Existenzkampf skrupellos jedes Mittel an-! wandten, das Erfolg versprach, stand von jeherj keine einheitliche staatliche Polizeigewalt gegenüber! - wie auch heute noch Amerika städtische Polizeienj besitzt, denen natürlich eine zielbewußte Zusammenar-i losester Kämpfe des ver zweifelt kämpfenden Gegners Herr zu werden. Ein paar Tage lang war es eine offene Frage, ob nicht die Masse des Pöbels, die erbarmungslos in den Straßen mordete, plünderte, brannte und sämtliche Gefangenen kurzerhand aufhängte, gegen die staatlichen Machtmittel siegen würde. Heute ist aus dem offenen Kampfe im allgemeinen Guerillakrieg geworden, die sonstigen Methoden sind die selben geblieben, nur hat man sich die Vervollkommnung der Technik auf jedem Gebiet des Verbrechens in weite stem Maße zunutze gemacht. Nach einer amerikanischen Statistik gehen pro Jahr in den Vereinigten Staaten durch Raub, Diebstahl und Einbruch fast 8 000 000 Dollar ver loren — und der Präsident Hoover sprach einmal offen aus, daß jährlich 9000 Menschen in USA. durch Gewalttat ums Leben kämen, und daß noch nicht der sechste Teil der Mörder gefaßt würde! Ein Hauptgrund für diese Rekordziffern der Krimina lität liegt in der überaus bunten Zusammensetzung der veit mangeln muß. In Schutz genommen wurden von jeher gefaßte Ver-j brecher von einem Teile der amerikanischen Presse, der aus, politischen Motiven stets nach Milde rief, der die „schweren! Jungs" zu Helden und Märtyrern stempelte, und außer-! dem von gewissen „guten Richtern", die auf die amerikanische! Mentalität Eindruck zu machen suchten. So wurde ein neuer-j nannter, besonders energischer Bezirkskommissar, als er für! den berüchtigten New Porker 21. Bezirk — in den sich nach Einbruch der Dunkelheit kaum noch Polizisten hineinwagten — Ordnung schaffte, indem er kurzerhand jeden notorischen Verbrecher, der nachts von der Polizeistreife auf der Straße angetroffen wurde, ausgiebig verprügeln ließ — trotz seines außerordentlichen Erfolges von der gegnerischen Presse aufs) heftigste angegriffen. — - Auf diese Weise pflegt die Unterwelt oft mit nicht allzu-! viel Risiko ihre Methoden unter den Augen der Polizei. Man! hat sich zu lukrativer Zusammenarbeit in Verbände organi-j siert, die sich oft in Feindschaft und Blutrache gegenüber-! stehen, und von denen ein jeder seine strengstens abgeteiltem Bezirke innehat. Ueber jede Neuigkeit auf dem Gebiete der Kriminalistik ist: der intelligente Verbrecher sowieso durch die Presse unter-i richtet und prüft sie dahin, ob sie nicht auch für seine Zwecke! verwendbar ist. amerikanischen Bevölkerung — insbesondere in den Riesen-i städten des Ostens — deren Bevölkerung aus!