sich windender Lindwurm, der nicht sterben will und selbst verblutend im Finale noch mit aufgerecktem Schweife vergeblich wütend um sich schlägt.“ Selbst ein so bedeutender Geiger wie Rudolf Kreutzer sagte im Gespräch: „Aber um des Himmels willen, lieber Freund, wollen Sie uns doch mit solch barbarischem Machwerk verschonen!“ Sollten uns diese Fehlurteile nicht nachdenklich stimmen? Wie oft urteilen wir heute so oder ähnlich über die Werke unserer Gegenwartsmusik! Wollen wir uns ebenso blamieren wie die musikalischen Fachleute von 1803? Nein! Übrigens schloß Beethoven im Jahre 1803 einen Vertrag mit dem Dichter, Sänger und Theaterdirektor Emanuel Schikaneder, der damals das „Theater an der Wien“ verwaltete. Und zwar sollte Beethoven eine Oper im Auftrag schreiben. Mit seinem Bruder Karl zog er ins Theater. Er konnte die Oper besuchen, wenn er nur Lust dazu hatte. An bedeutsamen Werken entstanden zu dieser Zeit die Gellert-Lieder und die „Kreutzer-Sonate“ für Violine und Klavier. Sein 1. Klavierkonzert C-Dur schrieb Beethoven 1795 und spielte es im glei chen Jahre öffentlich in der alten Kaiserstadt an der Donau. Salieri leitete das Konzert, das zum Besten der Witwen der Tonkünstlergesellschaft ver anstaltet wurde. Wegeier schreibt über dieses Konzert: „Erst am Nach mittag des zweiten Tages vor der Aufführung seines ersten Konzertes schrieb Beethoven das Rondo, und zwar unter ziemlich heftigen Kolikschmerzen, woran er häufig litt. Ich half durch kleine Mittel, soviel ich konnte. Im Vor zimmer saßen vier Kopisten, denen er jedes fertige Blatt einzeln übergab.“ Es wird berichtet, daß bei der ersten Probe in Beethovens Zimmer das Kla vier für die Blasinstrumente einen halben Ton zu tief stand. Beethoven ließ die Instrumente statt nach a nach b stimmen, und er selbst spielte seine Stimme aus cis. Beethoven wurde durch dieses Wohltätigkeitskonzert sehr bekannt. Als Meister der Improvisation hatte er sich den Wienern ja schon vorher vor gestellt. Beethoven blieb nicht lange an einer Stelle wohnen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Baden bei Wien zog er nach Oberdöbling, wo er an der„Eroica“ arbeitete. Stilistisch steht Beethoven mit seinem 1. Klavierkonzert — ähnlich wie in seiner 1. Sinfonie — noch in Haydns Nähe. Reiches Figurenwerk, Läufer, Triller, Triolenfolgen und gebrochene Akkorde sind im ersten Satz zu finden, alle technischen Finessen, die für die Meisterhand des Klaviervirtuosen ge dacht sind. Das Largo weist schon auf den späteren Beethoven hin, nicht zu letzt auch die Tonart As-Dur. Als Schlußsatz verwendete der Meister die Form des Rondos. Ausgelassene Fröhlichkeit und sprühende Musizierfreude sind die Kennzeichen des dritten Satzes, der in einer Stretta (Schlußstei gerung) mündet.