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ErzgebHolksfreun-. Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. dlmtsblutt für die köniqliche» ««- städtische« Behörde« i« Aue, Grünhai«, Harte»stet«. Johlm«georgenstadt, Lößnitz, Reustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. Expedition, Verlag und Druck von L M. Gärtner in Schneeberg. Nr. 244. I ^^7. Preis vierteljährlich 1 Mart SO Pfennige. Inserate W Pfennige. JayrgLN,. 3.» » Läng«, Freitag, den 30 von vormittags 10 Uhr au, Lehwann. Kühlmorg«. Schwarzenberg, am 15. October 1891. 2 Königliches Abtheilungs-Jngenieur-Bureau Oktober 1891, anher anzuzeige». Zwickau, den 10. Oktober 1891. Königliche Amtshauptmannschaft v. Vos«. Der Rath -er Stadt, vr. Kretzschmar. hervor, welche die „Opposition der Jungen" zum Gegen stand haben. Im Allgemeinen ist „Jung Wernern" und seinen Anhängern bis jetzt ziemlich übel mitgespielt worden. Es ist eine Erscheinung, di« in der Geschichte revolutionärer Parteien vereinzelt dasteht, daß dies« Partei der sogenannten Opposition durch die Rücksichtslosigkeit ihres Auftretens, durch die vielversprechend« Kühnh«it ihr«r Forderungen, durch den blutigen Glanz ihrer Sprache, in welchem der Feuerschein brennender Städte aufleuchtrt, nicht alsbalv die Massen mit sich fortgerissen hat. Der normale Verlauf pflegt es zu sein, daß die lautesten Schreier die zahmer« Genossen als Leise treter und Schwächlinge beiseite drängen. Wenn di« Oppo sition bisher di« Gunst drr Massen nicht hat erringen können, so mag das zum Theil in ihrer Talentlofigkeit begründet sein, zum Theil mag auch der disciplinirenve Einfluß dr» SocialistengesetzeS noch zu gunsten der Parteileitung nach- wirken; ausschlaggebend aber Ist wohl die zauberhafte Gewalt, welche Bebel infolge einer langen Thätigkeit auf dieSocial- vemokraten auSübt. Es ist indeß fraglich, ob dieser Zauber des vielgewandten Agitators auch seine volle Gewalt behält, wenn «r die Anstürme fähigerer Gegner als der Berliner Opposition auszuhallen hat. Und unter jene Gegner gehört eine« der beveutenosten Mitglieder der Partei, der Führer der süddeutschen Sozialdemokraten, Herr von Vollmar. Mit beißendem Sarkasmus unv haarscharfer Dialektik tritt v. Vollmar den Phantastereien Bebel« gegenüber, welcher in, allerdings etwas verschleierten Andeutungen der kühnen Hoff nung Ausdruck gab, daß schon beim nächsten großen Kriege, bei dem selbstverständlich «in rtwaig«r Si«g Rußlands auch sei- t«nS d«r Sozialdemokrat«» mit allen Mitteln verhindert wer den müsse, di« Fahnen des Kommunismus sich siegreich über die Welt entfalten werden. Wir heben zur Illustration des sich au diese Ausführung anschließenden Rededuell» zwischen Bebel und Vollmar folgende Episode au» der jüngsten Sitzung hervor: Vollmar erwiderte u. a.: Ein solches ruckwrtses Werden der neuen Dinge, eine Weltwende, wie sie un» in Aussicht gestellt wird für die nächsten Jahre, dazu find weder die politischen noch die ökonomischen Voraussetzungen vor handen. Genoss« Brb«l behauptet in der Zeitschrift „Neu, Zeit", «» werde «ine Situation kommen, wovon di« Mehr zahl nichts träume. Woher weiß «S denn Bebel - (Heiterkeit. Zwischenruf Bebel«: Weil ich bessere Einsicht habe.) Voll mar: Ah so! Ich glaub« auch eine bessere Einsicht zu haben, und an sibyllinisch« Bücher glaub» ich nicht. Zwischenruf Bebel«: Aber ich!) Vollmar fortfahrenv: Dann ist'» ja güt. Genoffen, diese Phantasien stao Irrlichter. Man wirft mir Optimismus vor; nun, jenen Dingen nachzuhängen, Schneeberg, den 18. Oktober 1891. Wochenschau. Zn die politische Windstille jetziger Tage haben für -unser Königreich Sachsen die in letzter Woche porgenom- Menen Landtagswahlen einige» Lebey gebracht. Bekanntlich werden nach der sächsischen Wahlordnung die Abgeordneten auf 6 Jahre gewählt, wobei alle zwei Jahre «in Drittel auSscheidet. Wahlberechtigt zu der Landtagswahl, welche eine direkte ist, ist jeder Staatsangehörige vom 25 Lebens wahr an, der wenigstens 3 M. Staacssteuern erlegt, wähl bar jeder, der das 30 Lebensjahr erreicht hat und als Mi nimum 30 M. Staatssteuern zahlt. Für diesmal standen in 30 Bezirken Neu-Wahlen aus. Das Ergebniß ist ein -nicht gerade sehr erfreuliche». Während allerdings die Deutschfreisinnigen eine vollkommene Niederlage erlitten, ha ben sich die Sozialdemokraten 3 neue Sitze erobert, die -Lonservativen haben einen Sitz verloren, die Nattonallibera. len dagegen einen gewonnen. Die Betheiligung an der Wahl war allgemein eine, im Vergleich zu der vorhrrgehen- Len weit höhere, fast um die Hälfte größere; die der Sozial demokraten ist sogar um fast 100 Prozent gestiegen. Wenn auch der von der Sozialdemokratie errungene Erfolg keines wegs ihren in» Werk gesetzten ganz außerordentlichen An- fftrengungen entspricht, so bleibt er doch für alle Fälle eine sehr bedauerliche Tyatsache, um so bedauerlicher, al» ein «inmülhigereS Zusammengehen der Ordnung«Parteien ganz zweifellos einem derartigen Resultate wesentlichen Abbruch gethan hätte. Die Zahl der Soctalisten ist im sächsischen Landtag nunmehr auf 11 gestiegen und reicht aus, um die Verhandlung eigner Anträge durchzusetzen. In den letzten Tagen sind die Soctalvemokralen zum ersten Mal in die Landtage von Baden und Meiningen eingedrungen und im sächsischen bilden sie jetzt schon eine ansehnliche Partei. Das -iebt doch mancherlei zu denken, zumal e» so bald nach 'Erlöschen de» SocialistengesetzeS erfolgt. Einen mitunter sehr stürmischen Verlauf nahmen die Verhandlungen des zur Zeit in Erfurt tagenden Parteitage« drr Sozialdemokratie. Wa« zunächst die öffentlichen Mitiheilungen de« Parteivorstand«« über di« Lag«, Organisation, Taktik rc. der Partei anlangt, so ist selbstverständlich im Auge zu behalten, daß diese Kund gebungen zunächst den «»gestiebten Zwecken angepaßt sind, und nicht immer für baare Münze genommen werven können. Hervorragende« Interesse rufen aber jedenfalls di« Debatten dazu gehört der Optimismus eines verzückten Ekstatiker«. Und endlich stehe ich nicht an, herauszusagen: es ist gut, daß an jene Verwirklichungen nicht zu denken ist. Wa« würde ein solch plötzlicher Erfolg sein: eine Episode in der Ge schichte Deutschlands, «ine neu« Auflage der Commune mit ihren hochherzigen Bestrebungen, ihren Verkehrtheiten und Rückschlägen. Gestern ist gesagt worden, man solle nicht alles so kühl und abgeklärt verlangen; nun, gegen Fieber ist Kühle das allerbeste Mittel. Die ätzende Schärfe der Vollmarschen Dialektik muß allerdings in der Schwärmersetle Bebels ein brennende« Gefühl zurückzelassrn haben. Wir sehen so die socialdemo kratische Parteileitung links und rechts von den frondirenden Gruppen angegriffen. Sie mag mit der sogenannten Ber liner Opposition für den Augenblick leicht fertig werden; aber diese Opposition, die man zur Thür hinauswicft, wird stärker zurückkrhren, denn di« Socialdemokratir umfaßt zahlreiche Elemente, welche ihr in Gesinnung und Manieren wahlver wandt stno. Auch Herr v. Vollmar mag auf dem Partei tag ziemlich vereinsamt dastehen; aber die muthig« Sicher heit seine« selbstbewußten Auftreten», der stegeszewiff« Ton seines Auftretens bürgt dafür, daß er den Kampf nicht so leicht aufgeben wird. Trotz der märchenhaften Autorität, mit der die socialdemokratisch« Part«il«itung die Genossin be herrscht und zur Unterwerfung nöthigt, hat sie also immer hin keinen leichten Stand! Im Gebiet der auswärtigen Politik hat am meisten die Zusammenkunft de« russischen Premierminister« v. Sier» mit dem italienischen Ministerpräsidenten v. Rudini, sowie der Besuch d«» ersteren beim König von Italien di« öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Selbstverständ lich find an diese Zusammenkunft in der europäischen Presse zahllose, zum Theil die absurdesten Kombinationen geknüpft worven. Dahin gehört u. a. drr auch in einzelnen deut schen Blättern ausgesprochene Verdacht, als strebe die rus sische Staatskunst jetzt dahin, Italien vom Dreibund« ab- windig zu mach«n. Ein d«rartig«S Bemüh«« hätt« allenfall» vor der Erneuerung des Dreibundvirtrag«« ein«« Gina, wril viillitcht «in« Aussicht auf Erfolg, grhabt. Nachdem nunmehr der Bündntßvertrag auf Jahr« hinaus v«rläug«rt ist, würd« sich di« russisch« Diplomat!« sicher die vergeblich« Müh« spar««, g«g«n «in« feststehend« Thatsache anzurrnu««. Man muß sich dab«i nur verg«g«nwärtig«ri, daß «S nicht« mehr unv nicht« weniger sein würv«, al« «in vollendet«« Trrubrüch, den der russische Minister dem König Humbert oamtt zuzumuthen hätte. Ls ist nur nvthig, die« ausza- sprechen, um alsbald die Unmöglichkeit virsec Vermuthan^ Nr. 9 des diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes ist erschienen und liegt in der Expedition der Unterzeichneten 14 Tage lang zur Einsichtnahme au«: Inhalt: Allerhöchste Verordnung, Ernennungen für die I. Kammer betr. — Ver- srdnung, den Wegfall der Gewichtsbezeichnung „Centner" betr. — Verordnung, «ine ander weite Ergänzung»wähl für die II. Kammer betr — Verordnung, die Bestellung von Wahlkommiffaren betr. — Verordnung, dir Enteignung von Grundeigenthum für Erbauung «ine« Verbindungsgleise» vom Bahnhofe Plagwitz - Lindenau nach dem Gleise II I) (jetzt II) betr. Die Gemeindevorstände im Bezirke der königl. Amtshaupt' Mannschaft Schwarzenberg. Mittwoch, den 21. October d. I. sollen Nachmittag 1 Uhr auf Bahnhof Stein- Hartenstein, Donnerstag, den 22. October Vormittag» halb 9 Uhr auf Bahnhof Rieder- schlema, Nachmittags 1 Uhr auf Haltestelle Oberschlema, und 3 Uhr auf Bahnhof Schnee berg-Reustädtel, Freitag, den 23 October Vormittags 8 Uhr auf Bahnhof Schwarzenberg, Vormittag 11 Uhr auf Bahnhof Lauter, Mittag» 1 Uhr bei Station 8. 2 78 und Nach mittag halb 3 Uhr auf Bahnhof Aue alte Eisenbahnschwellen, Brennholz y. s. w. gezm Baarzahlung und unter den an Ort und Stelle bekannt zu gebenden Bedingungen verstei gert werden. Nachtschutzmannstelle. Vom 1. Januar 1892 an ist in hiesiger Stavt «in« n«uerricht«te Nachtschutzmann- Pell« zu besetzen. JahreSgehalt 800 M., erste Uniform wird geliefert. Bewerber, wo- möglich tüchtige Unteroffiziere, haben ihre selbstgeschriebenen Gesuche nebst Zeugnißabschrifte» Li» 24. October d. I» anher einzusevden. Aue, am 8. October 1891. Holz-Versteigerung aus Elterleiner Staatsforstrevier. Von den auf dem Holzschlage in Abtheilung 50 (Brand) und im Einzelnen in Len Abtheilungen 2-4, 6-11, 13, 15, 16, 23, 35-37, 42, 43, 46, 47, 51-56, L9, 62, 71, 73 und 74 aufbereiteten Hölzern sollen im Gasthaus „zur goldene« Sonne" in Elterlein Donnerstag, den 29. Oktober 1891, von vormittags 10 Uhr an. Die Standesämter de« diesseitigen Verwaltungsbezirke« werd«» hierdurch aufge- fordert, ihren nächstjährigen Bedarf an auf Staatskosten zu beschaffenden GtandeSrrgistern rind sonstigen Formularen für standesamtliche Angelegenheiten bl« spätesten« zum 10. November d. Js. einzeln und partieenwrise, soweit die gestellten Kautionen nicht auSreiche«, nur gegen sofortige Bezahlung und unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werde». Auskunft über diese Hölzer ertheilt auf Befragen der unterzeichnete Oberförster. Königliche Forstrevierverwaltung Elterlein und Königliches Forstrentamt Schwarzenberg, am 15. October 1891. 4 weiche Stämme von 16—18 cm. Mittenftärk«. 782 . Klötzer - 13—15 - Oberstärk«, 639 - 16-22 s « 28 - - - 23-29 r - 1 weiche« Klotz - 30 s « 2568 weich« Stangenkl. - 8—12 700 - D«rbstang.- 8—10 - Unterstärke, 16000 - Reißstang. - 3 s - 24230 - - - 4 - « 1590 . - - 5-7 - - und 109 Raummetrr weich« Brennschrite, 35 - birkene Brennknüppel, 328 - weiche - 14 . birkene Neste, 246 - weiche - 1051 - weiche» Streureifig, 8 - weiche Stöcke,