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Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. UuttRblaU für die königliche« und städtischen Behörde« i« Aue, Grünhai«, Hartentzrin, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, RenstLdtel, Schneeberg, Schwarzenberg «nd Wildenfels. Expedition, Verlag und Druck von C. M. Gärt«« tu Schneeberg. Nr. 209. Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Preis vierteljährlich 1 Marl 80 Pfennige. I Mittwoch, 9. Septbr. 1891. 10 Pfennige, die zweispaltige Zeile amtlicher Inserate 25 Pfennige. —T— Ikhrgan«. Der Friedensrichter des Bezirks Oberpfanvenstirl und Niederpfaonenstiel mit Blaufarbeowerk, Herr Factor Ferdinand Bischoff in Niederpfannenstiel, wird iw Monat «September 1891 in den friedenSrichterlichen Geschäften durch Herrn Friedensrichter Karl Ernst Wagver in Lößnitz vertreten. Lößnitz, den b. September 1891. Das Königliche Amtsgericht. Gavdich. Donnerstag, den 10. September 1891, Nachmittags 5 Uhr Sommt in der Schubert'schen Restauration in Zschorlau (Semeiudeberg) 1 Schreibsecre- lär meistbietend gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Schneeberg, am 8. September 1891. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Mäder. Bekanntmachung. Zu thuulichst baldigem Antritte wird hier ein tüchtiger, auch für Expedienteuarbei- Äen verwendbar« Copist gesucht. AnfangSgehalt 6VO jährlich. Schwarzenberg, am 7. September 1891. Der Stadtrat h. Gareis. Oeffentliche Sitzung des Stadtverordneten- Collegiums zu Aue Mittwoch, den 9. September 1891, Abends 6 Uhr. Die Tagesordnung hängt im Schulhause aus. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Abwalzungsarbeiten wird die Straße au der kleine« Mittweide vom „Kühthor" bis zur Ablhlg. 27 vom 14. d. M. au bis auf Weiteret für allen Fährverkehr gesperrt Kgl. Forstrevierverwvltung Raschau, 7. September 1891. Bogel. Bekanntmachung. Auf Crottendorfer StaatSforstrevier macht sich wegen Beschotterung und Ab walzung die Absperrung der in den Abtheiluugen 12 und 13 gelegenen Streckt der Großwittweidaer Straße für die Zeit vom 14. bi« mit 17. September d. I. nöthig. Königliche Forstrevierverwaltung Crottendorf, am 6. September 1891. Eckelmann. Zur Lage in Chile. — Dem Nev Jork Herald wird unterm 3. September von Valparaiso gemeldet: .Balmaceda wird bei seiner Ankunft in Europa durchaus nicht über so viele Geldmittel verfügen, als man anfangs zu glauben geneigt war. Einer seiner vertrautepen Freunde, der Abgeordnete Berduga, wurde heute in Talea gefangen genommen, als sich stnschtM, die Flucht zu ergreifen, um Balmaceda, sei es in Buenos Aire» oder in Europa zu treffen. Er wurde nach Santiago gebracht und den Behörden übergeben. Er trug 300,000 PesoS in chilenischen Banknoten und 800,000 PesoS in Lon don« Wechseln bei sich. Die Vertreter der Junta haben diese Summen confiscirt. ES besteht wenig Zweifel, daß Balmaceda über die Anden durch den südlichen Paß entkom men ist. LS ist unmöglich, ihn jetzt noch zu «wischen. Die freund« des Bereinigten Staaten-Gesandten, Lgan, thun ihr Beste«, uw die Anschauung zu beseitigen, dieser habe für die Regierung Balmaceda'« Partei ergriffen. Der Amerikaner Spencer «klärt, daß e« namentlich dem Einflüsse Lgan'« zu verdanken sei, wenn Balmaceda sich entschlossen habe, die Regierung dem General Baquedano zu übergeben und den weiteren Kampf aufzugeben. Balmaceda that diese« trotz de« Widerstandes seiner Minister, welche sagten, der Sieg der Revolutionäre bet Placilla sei nicht entscheidend, weshalb der Kampf fortgesetzt werden müsse. Die Erbitterung gegen den Gesandten Lgan und alle Amerikaner hat jedoch noch nicht nachgelaffen. Wahrscheinlich werden die meuterischen Soldaten und Bergleute in Coronel nicht ohne Blutvergießen zur Vernunft gebracht werden können. Die Rädelsführer werden ohne Zweifel «schoflen werden, wenn man ihrer habhaft wird. Umfassende Vorbereitungen werde« zum mor gigen Empfange d« Mitglieder der Junta hier getroffen. Line Proclamation «klärt, daß all« Bürger, welche Beamte Balmaceda'» in ihren Häusern versteckt halten und dieselben nicht ungesäumt den Behörden übergeben, erschossen werden sollen, «alwaceva hat seine Familie in Santiago zurückge laffen. Seip Schwager, Genor Torre», welch« «in starker Anhänger der Longreßpartet ist, sorgt für st«. Biele Bei spiele, wie wenig der Regierung Balmaceda'» zu trauen war, kommen allmählich an'« Licht. Der frühere Präsident hatte d« Senora Edward» und dem amerikanischen Gesandten und -Consul im Juni versprochen, daß die werthvoll« Zuchtheerde der Dame, welche zur Veredelung der chilenischen Viehrace viel beigetragen hat, nicht geschlachtet werden solle. Heute hört man, daß Balmaceda am 23. August 89 importirte Kühe schlachten ließ. — In England etngetroffeoe Brief« au» Valparaiso «nt- halten Einzelheiten über die Hinrichtung de» Don Ricardo Lum» ming, Nicola» Politeo und Pi» Sepulveda, welche an einem Sonntag Morgen vollzogen wurde. Die Drei waren kriegsge richtlich zum. Tode verurthetlt worden, weil sie angeblich versucht hatten, d«n Torpedofäng« »Almirante Condell* und da» Transportschiff ,J«p«ratlt* in di« Luft zu spr«ng«n. Worin der Versuch bestand«« hat, ist «i« in dir O«ff«atlichktit ge- drung««. Um nach 9 Uhr am Morgen wurden die drei B«urth«tltell au« dem Gefänguiß geführt. Cuming ging in d« Mitte. Dann mußten fich di« Dr«t auf Bänke f«tz«n, welch« in d« MlU« dr» Hauptplatz«» aufg«st«llt war«n. Di« Soldat«« präs«ntirtr« und d« brfehltg«nd« Offict« vi«drrhclt« mit laut« Stimm« di« alt« spauifch« Formel: „kor 1» uuoion «I <zus tevuots I» vor uppsUi- «iuuäo gravi» Csuv pvu» ci« Ur vicia". (Im Nam«n d«r Ratio«! L«rjeutg«, w«lch« s«t«« Stimm« «h«bt u«d um Gnade bittet soll die Strafe de« Todes leiden.) Darauf stellte fich der FiScal vor die Bäuke und verlas da« TodeS- urtheil, welches die Berurtheilten nach der alten spanischen Sitte knieend anhörev mußten. Nach dieser Förmlichkeit umarmte der arme Cuming den FiScal und sagt« ihm di« folgenden Wort«: ksrmita mi äurls uo adruru pur» xrodarlo qus uo guaräo rsuoor s. nstsä ui » los ms ssutsnoiarou por^uv stau oumplsäo von tu Isi. (Erlauben Sie mir, Sie zu umarmen, um Ihnen zu be weisen, daß ich kein Rachegefühl gegen Sie hege, noch gegen diejenigen, welche mich verurtheilt haben, denn sie haben nur dem Gesetze gemäß gehandelt.) Dann schüttelte er Politeo die Hand uud rief au« : Lu vsts momsato ts poräouo äs toäo oorsrou. (In diesem Augenblicke ver zeihe ich Euch von ganzem Herzen.) Nachdem er auch noch Sepulveda umarmt und von ihm Abschied genommen hatte, setzte er fich nieder, zog ein Taschentuch hervor, band e« fich vor die Augen und erwartete seinen Tod. Lin Ser geant verband den beiden Uebrigen die Augen. Di« Exe« cution wuroe von 12 Soldaten des 10. LinienregimentS vollzogen. Ganz leise näherten fich dieselben aus einige Schritte den Berurtheilten. Sobald der Officier da» Lom- mando erthrilt hatte, war die Brust der Unglücklichen von Kugeln durchbohrt. Daun trat ein Unterofficier heran unv gab den drei Unglücklichen den Gnadenstoß. Die Leichen wurden alsbald in Särgen nach dem Kirchhof geschafft. LS heißt, daß der Bereinigte Staaten-Gesandte Lgan eigens nach Valparaiso gereist war, um fich für die Begnadigung Cuming'« zu verwenden. Von väterlicher Sette war Cuming von schottischer, von mütterlicher Seite *von irischer Ab stammung. Lr genoß groß« Achtung in Valparaiso. Tagesgeschichte. Deutschland. — Der Berliner Mtarbeiter de« .Figaro*, St. M«S- min, schildert den Eindruck, welchen die neue französische Politik in Deutschland hervorgebracht hat. Er bemerkt, an fangs hätte die Kronstävter Begegnung in Berlin große Aufregung hervorgerufen, die fich aber bald gelegt hätte. Mau glaube nicht an den Krieg. Di« D«utsch«n wünschten ihn auch nicht. Deutschland sei bi»h«r immer der republi kanischen StaatSform Frankreichs günstig gesinnt gewesen, weil dieselbe letztere» Land in Europa vereinsamte. Diese Vereinsamung hab« s«it Kronstadt aufgrhört. Die« Lnd«e aber die Ansicht der Deutschen nicht. Mau wisse, daß «ine Monarchie nur durch eine« Krieg t« Frankreich zur He«, schäft komme« könne und glaub«, daß dt« russisch« Freund schaft einen größeren Einfluß auf dt« inu«r« Politik Frank- r«ich« hab«, al« auf dt« äußer«. Dis» d«f«sttgr di«r«publi- kantsch« R«gi«rung und Frankreich töunr fich, wenn «» mit «in«r a«drr«n Macht verbündrt f«i, nicht so l«tcht durch dt« Chauvinist«« zu «lurm unüberlegt« Schritt v«l«it«n lass««. Man glaubt, daß d« Zar d«u Fried,a «oll«. Lr hab« nur s«tn« Persönlichkeit d«r Kats« Wilhelm« «ntg«g«nsttll«n und fich zum Haupt« «tu«» europäisch«« Va«d«» mach«« woll«n. Ma« s«t d« ««ficht, daß k«t« schriftlich« Berlrag zwtsche« d« Republik und d«m Zaren bestehe, sondern nur da» mündlich« versprich««, fich i» Falle «ta« Bedrohung de» Frieden» gegenseitig Hilf, zu leiste«. Dt« He«, beider Mächte hätten zur Vollendung ihr« Rüstung «och zwei Jahr, «Sthtg. Man glaub,, daß Frankreich durch da» vünd> «iß ta seiner Krethett beschränkt sei «nd daß allttn d« Zar einen Krieg erklären könne, oaß Frankreich dagegen allein stehen würde, wenn es Deutschland angriffe. Man gönne den Franzose« da« kindische Vergnügen der ruflenfreund- ltchen Kundgebungen, da dieselben bedeutungslos und unge fährlich seien. Berlin, 7. September. Dem Generalobersten der Infanterie, v. Pape, Gouverneur von Berlin und Oberbe fehlshaber in den Marke«, ist der Schwarz« Adlerordön irr Brillant«» verliehen worden. Berlin, 7. Septbr. E« steht jetzt fest, daß zur Zeit i« Deutschland viel mehr Roggen lagert, als bis zur Beendigung der nächstjährigen Ernte verbraucht werd« kann. Wie fich herausstellt, war die vorläufige Erntebe rechnung, die der Reichs-Anzeiger bracht« (82 Procent «tu« Mitt«lernt«) nicht nur nicht zu günstig, sondern blieb hinter der Wirklichkeit zurück, da di« Körnung w«it bester ausge fallen war, als man erwartet hatte. Deutschland hätte so nach, um seinen Bedarf zu decken, einer Einfuhr von frem dem Roggen gar nicht bedurft, und der latente Ueberschuß der vorhandenen Borräthe über den Bedarf ist größer als im Durchschnitt der letzten Jahre. Da nun neben einer guten deutschen Weizenernt« Amerika wahrhafte Riesenmasteu von Weizen geerntet hat, so ist selten eine so reichliche Ver sorgung Europa« mit Brotfrucht möglich gewesen, wie in diesem Jahre. Wenn trotzdem die Preise einstweilen auf derselben Höhe gehalten werden, wie zur Zeit, da unsere deutschfreifinnige und FreihandelSP ceffe di« Welt mit ihrem Lärm über eine vollständige Mißernte und drohende Hungers noth erschreckte, so trägt daran niemand schuld al» die Leute, welche diesen falschen Lärm gemacht haben, und die jenigen, welche im Vertrauen auf die Richtigkeit oder doch vie Wirksamkeit desselben an der Börse Unmengen von Ge treide in Haufle genommen haben und nun durch ihre Geld- krast der natürlichen Bildung des Marktpreises trotzen, um di« Prris« zu halten und fich vor Verlusten zu retten. Ob der Haufle ihr Manöver gelingt, steht einstweilen zu be zweifeln. Wilhelmshaven, 7. September. Das Artillerie- Schulschiff „Mar»" ist heute Nacht bei einem Manöver auf Grund gerathen. München, 7. September. Se. Majestät der Kaiser traf heut« Abend 9 Uhr 30 Minuten, vom Prinzregenten, den Prinzen nebst Gefolge empfangen und vom Publikum herzlichst begrüßt, hin ein und begab fich sofort in da» Refibeozschloß. München, 7. September. Nach dem offiziell«« Saateubericht dr» Königreich» pro August wurden die Ge- trridarten trotz der Regenfülle meist befriedigend eiugebracht, die Qualität und di« Quantität ist thrilwets« auSg«z«ichott. Dt« Kartofftln find in Ttrflager krank, in Trock«nlag«r wer« b«n sie gelobt. Der Wiesenschnitt und di« Kleeernte, sowie dt« Futterrüben gut, Hopfe« verspricht rin« Mttt«l«rnte, Tabak vortrefflich, W«Mr«b«n schlecht entwickelt, Obst sehr verschieden. Die Laodwtrthschaft wurde durch de« Rege« stark zurückgehalten, unter d«m Roggen findet sich viel Mut terkorn. Münch««, 7. S«pt«mbrr. Sämmtltch« hi«fig« Abend« blätter bring«« sehr warm grhalt««« Hulvtgung»arttk«l a«- läßlich d«» Kaiserbrsuche». Di« „München«! Allg«m«tu» Zitlang" b«zeich«et dt« dtGmaltge Anwrsenhtit de« Kats«» al» «ta«« Augrvbltck vo« geschtchtUch« B«d«utung. Da» Erschein« d«» Kaffer» wnde i« deutsch«, Süd« da» G«d««k«u a« dm Kaiser wärm« and lebmdtgm