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Erzged.Dolksfrrund Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. dtNt8vlatt str die köniqlichen ««d städtischen Behörde« i« Aue, Grünhain, Hartenski«, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Renstädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. Rr. 186. Expedition, Verlag und Druck von L. M. Gärtner in Schneeberg. Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Preis vierteljährlich 1 Märt SO Pfennige. Donnerstag, 13. August 1891. Liebold, Branddirector. Wildenfels, am 11. August 1891. «. Dienstpflichtige Feuerwehr (4. Dpritzeuzug und Wacht Mannschaft Der Zweibuad «ud seine Wirkungen. Unter diesem Titel läßt sich die .Kölnische Zeitung" von ihrem Pariser Eorrespondenteu folgendes schreiben: Die schönen Tage von Aranjuez — oder wenn man will, die tollen Tage von Kronstadt, Petersburg und Mos kau — find jetzt vorüber und nach dem Lärm der letzten Woche ist «S jetzt au der Zeit, «inen Rückblick auf das Geschehen« zu werfen und zu prüfen, was eigentlich dort vorgegangen ist, welchen Eindruck eS auf di« Franzos«» g«- macht hat und wrlcheS di« in Wirklichkeit wahrscheinlichen Folgen dieses Flott«nbesuchS sein werden. Es ist nun zu nächst festzustellen, daß der Empfang der Franzosen die kühnsten Hoffnungen Übertroffen hat, die man hi«r zu hegen Wagte. Daß die französische Flotte sehr gut empfangen werden würde, stand im voraus fest, und man wußte, daß Panslavisten alles aufbieten würden, um den französischen Freunden den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen und die Bevölkerung und den Kaiser mit sich fortzureißen. Man darf wohl sagen, daß ihnen das über Erwarten gut gelungen ist, denn das Volk hat di« Franzosen in einer Art gefeiert, wie man fi« bei dem schwerfälligen und passiven russischen Bauern kaum für möglich gehalten hätte. Schon in Kronstadt wurde den Besuchern «in Empfang zutheil, d«r writaus das vollste Maß einer herzlichen und freundschaft lichen Begrüßung, wie st« sonst unter ähnlichen Verhältnissen üblich ist, übertraf. Der Jubel in Petersburg kam dem in Kronstadt wenigst«!- gleich und artete in Moskau zu voll ständiger Raserei au-, die weder Maß noch Ziel mehr kannte. S« wäre wohl zu einfach, wenn man sich damit abfinden wollte, daß diese Kundgebungen auf reichlichen Ge nuß von Spirituosen zurückzuführen seien. Diese mögen ihren guten Antheil an der Festfreude gehabt haben, aber auf diese Weise erklärt man noch nicht den Taumel, von dem da- russische Volk plötzlich befallen wurde. Mag noch -soviel Uebnireibung und künstliche Erregung mit unter- laufen — wir werden immer da- eine darau- entnehmen Müssen, daß die Thätigkeit der panslawisti schen Press« nicht oh«, Erfolg gewesen ist und da- russische Volk zu Freunden Frankreich« und Feinden Deutschland gemacht hat. Denn e- handelt« sich nicht nur um di« Freundschaft zu Frankreich, sondern vi«l mehr um di« Feindschaft gegen Deutschland, «in Begriff, der dem gewöhnliche« Russe« viel geläufiger ist. E» ist da- «in« Lhatsache, mit d«r wir ua- abstnden müff«n und d«ren v«- d«utuug nicht dadurch abg«schvächt wird, daß d«r Kats« in dies«« Aall« mit s«tn«m Bott« wirklich rin- war und sich ta 8ieb«n-würdigkeit«n und Aufmerksamkitea üb«rbot, di« sowohl da« Maß d«- Gewöhnlich«» al« auch di« Gevohuhrtt d«- Kais«- wettauS üb«rstt«grn. Der Besuch auf der Flotte, die herzliche« Amiden, die Telegramme an Herrn Larnot und a» de« Bürgermeister von Cherbourg, da- Schatten d« Marseillaise — da» alle- zetgt auf« unwiderlegltchst», daß der Kaiser seinen Widerwillen gegen dk Republik über- Fällbachweg bez. den Eowmuuicatiousweg über Berm-grün verwiesen. Schwarzenberg, den 11. August 1891. Königliche Amtshauptmannschaft, Frhr. von Wirsing. Souatag, de« 16. August d. I., früh 7 Uhr uebung Bekanntmachung. Nr. 24 des diesjährig«« Reichsgesetzblattes ist erschienen und liegt in der Expedi tion der Unterzeichneten 14 Tage lang zur ^Einsichtnahme aus: Inhalt: Bekanntmachung, betreffend die Vorschriften über den Befähigungsnach weis und die Prüfung der Maschinisten auf Seedampfschtffen der deutschen Handelsflotte. — Bekanntmachung, betreffend die Neubesestigung von Helgoland. Die Gemeindevorstände im Bezirke der königl. AmtShaupt' Mannschaft SchwarMberg. Bekanntmachung. Wegen Wiederaufbaues eingestürzter Ufermaueru längs de- Holzabfuhrwege» im Lehmergrunde wird genannter Weg innerhalb der Abtheilungen 14 u. 1b. de- Johanuge- orgeustävt« Forstrevier- auf die Zeit vom 17. bis 22. August d. I. für allen Kuhrver- kehr gesperrt. Die P-lizeiverwaltun- de» Staatsforstrevier» Johanngeorgenstadt, den 10. August 1891. Schulz«. wuud«u hat und zu Frankreich in ein sehr inniges Verhält - niß zu treten gedenkt. E- zeigt auch, daß diejenigen recht behalten, die niemals daran glauben wollten, daß der Kaiser Deutschland freundliche Gesinnungen entgegenbringe. Die Annäherung Rußland- an Frankreich, di« sich bisher lang sam vollzog, ist jetzt durch eine laute Kundgebung in die officielle Erscheinung getreten und «S ist damit eine Lage ge schaffen, mit der man rechne« muß und der man am besten offen und kalt in« Auge sieht. So wird man am nachhal tigste« ihr begegnen und nöthigenfall» ihren Folgen entgegen- treten können. Was Frankreich anlangt, so hat es seit lan gen Jahren den ersten bedeutenden diplomatischen Erfolg «zielt, um den es so lange iu heißem Werbe» gerungen hat. Durch den Dreibund war der französtschen Republik und ihren bekannten Gelüsten ein straff« Zügel angelegt, gegen den fi« v«rständigtrw«ist sich nicht aufbäumen konnte. Um den ihr auferlegten Zwang zu brechen, setzt« fi« seit Jahren ihr« «inzige Hoffnung auf Rußland, das fich bisher r«cht spröd« «wi«s und nun endlich dem heißen LiebeSwerben wil liger geworden ist. Bei dem hitzigen Temperament der Franzose» hatte mau glauben sollen, daß ste nun gänzlich außer Rand und Band gerathen würden. Wer die hiesigen Verhältnisse kennt, hätte fich auch nicht einen Augenblick gewundert, wenn die wildeste chauvinistische Hetze loSge- brochen wäre und wenn man hier auf allen Dächern den sofortigen Rach«krieg geprrdigt hätte. Bekränzung der .Straßburg", Aufzüge der Schaaren DSroulSve» — alles vas hätte nicht verwundert, und es ist immerhin bemer- kenswerth, daß alles verhältnißmäßig so ruhig verlauf«« ist. Mit höchst« vrfriedizuog b«tracht«t man die Begegnung von Kronftadt und die dortigen Ereignisse als den unum stößlichen Beweis, daß Rußland mit oder ohne geschriebenen Vertrag im Fall« «uropäisch« Verwickelungen auf S«it« Frankreichs stehen w«rde, und man fühlt fich stolz b«i dem Gedanken, daß endlich di« Bündnißfähtgkrit Frankreichs von einem großen Staate anerkannt worden ist. Die Frage, welch« unmittelbaren Bortheile Frankreich au- d«m guten verhältniß mit Rußland ziehen wird, sucht man hi« mit d« Allgemeinheit zu beantworten, daß ma« nun vor allem vor einem Ueberfalle de» Dreibunde- gefichert sei, der es nicht wage» würde, mit dem Zweibund« anzübindM. Einem Punkt« grht man aber einstweilen sorgsam au- dem Wege uad fast nirgend» findet man Andeutungen darüber, wie man durch da» russisch« Bündntß den Hauptzweck zu er reichen und Elsaß-Lothrtngen wt«d«zugewtanea gedenkt. E» ist da« insofern recht bezeichnend, M man darau» entnehmen kann, daß ma« selbst hi« in Frankreich kein« ««mittelbaren Folgen de» neue« Verhältnisse» vorausfieht uad diese» wie eine« etwa» unbestimmte«, auf die Zukauft gezogenen Wechsel «lsteht, dem «aa aber dm grvßteu Werth beilegt uav voa dem »aa Ächt bezweifelt, daß er «iamak vollwtchtigrrwets« «tagelöfi wttdra wird. Darch diese» Vertraue» fühlt «a« fich gegrawärttg sehr stark, indessen noch immer Ächt stark g«ug zum Angriff, dm «aa nicht and«» uateruehmm will, al» weaa «an «st sehr großer Sicherheit auf »tam Erfolg rechne« Bekanntmachimg. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung der Königlichen Oberforstmetstent Eibenstock vom 27. Juli d. I. wird hierdurch bekannt gemacht, daß auf de« GtaatSforst- revlrr« Johanngeorgenstadt vor dem 16. August d. I. PÄißelbeeren nicht gesammelt wer den dürfe» und daß das Sammeln von Waldbeere« überhavpt nur während d« Zelt vou 6 Uhr früh bi« 6 Uhr abend- gestattet ist. Zuwiderhandlungen werden mit ein« Geldstrafe vou 3 bi» 1S Stark unnachfichtlich geahndet und haben fich die Betroffenen außerdem der Konfiskation der be reits gesammelten Beeren nebst Gefäßen zu gewärtige». Die Polizeiver Wallung de» Staatsforstrevier» Johaungeorgeustadt, den 8. August 1891. Schulze. Wegen Beschotterung und Abwalzung de« sogen. Graupner LommunicationSwegeS iunerhalb der Abheilung 54 de» «nton«thaler Staatsforstreviere« nächst der Ksotzsch'fchea Schleiferei iy Erlabrunn und der Unverhöfftglückerstraße in Abth. 19 de- gtdachtm Forst reviere« oberhalb der Grube Uuverhofftglück werden diese Weg« für dm Fährverkehr vom 13. bi» «it 19., b«z. vom 18. bis 2b. August l. I. gesperrt und wird der Verkehr auf dm Commuuicationsweg üb« Steinheidel, bez. über Johanngeorgenstadt, sowie auf dm alten Bekanntmachung. Nr. 24 de- diesjährigen Reichsgesetzblatte« ist «schienen und liegt in der Expedi tion der unterzeichneten Behörden 14 Tage lang zur Einsichtnahme au«: Inhalt: Bekanntmachung, betreffend di« Vorschrift«» üb« den Befähigungsnach weis und die Prüfung der Maschinisten auf Seedampfschiffen der deutsche» Handelsflotte. — Bekanntmachung, betreffend die Neubesestigung von Helgoland. Die Gtadtrathe von Aue, Lößnitz, Reustädtel, Schneeberg und Schwarzenberg, die Bürgermeister von Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt und Wildenfels. kau». Daher denn auch die so überraschend frtevlichea Er klärungen d« französtschen Press« und di« Versicherung, daß der neue Zweibund nicht- andere- bedeute al- den Frieden, eine Versicherung, di« nebrnbei den Zweck hat, verschiedene zaghafte Gemüther iu Frankreich darüber zu beruhige», daß au- der gegenwärtigen Politik binnen Kurzem ei« Krieg entstehen könnte. Wenn somit eine unmittelbare Gefahr nicht vorzuliezen scheint, so darf man doch nicht verkenne», daß die neue Lage, wenn man fi« ganz ruhig und ohne Voreingenommenheit prüft, denn doch eine recht bedenkliche Seite hat. Ging« alles glatt und ruhig, so braucht« man d«n künftigen Ereignissen keine größere Besorgaiß entgegen zubringen, als schon bisher die europäische Lag« «forderte. In dem Umstande, daß dir neu« Zweibund, der mit Hin zurechnung des „treuen Freundes" Montenegro sogar etum Dreibund bilden würde, sich noch nicht genügend« Kraft zu einem Angriffskriege zutraut, liegt eine große Bürgschaft für Erhaltung de» Frieden«, aber leider darf man «in« beson dere französische Eigenschaft nicht außer Acht lassen: die Unberechenbarkeit veS französtschen Volke«, die sofort in die Erscheinung tritt, wenn«» fich um Zwischenfälle und sonstige unvorhergesehene Ereignisse handelt, di«^seine nationale Em- pstndltchkeit berühre» und es zu allen Tollheiten fähig mache». Mußte man schon vorher mit dieser Eigenschaft rechnen, sp wird man «S in Zukunft in noch höherem Grave thua^müffen, da Frankreichs Selbstgefühl durch die Zuverficht auf Ruß lands Beistand um ein Vrwältige» gehoben ist. Der Factor der „Furcht", der früher «ine so groß« Rolle spielt«, bestcht auch heut« noch in Kraft, ist ab« doch bedrutmd abgrschwächt. Das hmte noch srhr stark« Gefühl, daß man auch mit Rußland seiner Sache nicht sicher ist, kann in Augenblicken der Erregung verlor«» gehen, und außerdem wird di« Re- gi«u«g fich «iner volkSthümlichen Bewrgung umso schwor« entgegenstellen können, al» ma« ihr jetzt doppelt« Schwäch« vorwrrfen würde. Was Frankreich anlangt, wird man also eine Gefährdung de» Frieden« viel weniger in dem regel» mäßigen Verlauf der Politik al» vielmehr in Zwischenfälle« «blicken müssen, die unter den gegenwärtigen Vrrhältatffea erhöht« Bedeutung «langen. Ob und wie lange diese Lag« änvauetn wird und ob Man fich auf ein« Rückschlag in d« heutigen so h«iß«a Freundfchaft Rußland» und Frankreich« gefaßt mach«« muß, ist ein« Frag«, deren Beantwortung wohl im bejahende« Sinne au-falle» kann. Einstweilen stad aber die gegebenen Verhältnisse maßgebend, «ad dies* erfordern jedenfalls «in« sehr große Vorsicht ta de« diplo matischen Beziehungen d«» Dreibund«» zu Arankretch. La«e«geschichte. Devtschlaad. — von «ehr««« Setten wird die Verleihung de» Orde«» pour I« msrils für Kunst uod Wissenschaft au d« frühere« Krt«g»miaift« General voa verdy du Beraoi» ge meldet. Die .Rat.-Ztg." bemerkt dazu: Durch d« Tob de» Graf«» Moltke «ar ta d« Abteilung de» Orv«A