Suche löschen...
Dresdner Journal : 24.12.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191312246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19131224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19131224
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-24
-
Monat
1913-12
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 24.12.1913
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
>! ! !? N«d «l» ich «u« di« - brauchen noch den SiegeSlod bäum auf ein Tannennadel» e brausen um di« Zimmer hold er ¬ friert, V o n. ihre das usäus ischl! rm r ur- npier i und acht" srin S be- r er- Nar- ging l an- i sitzt heut len." incm > ge- dem rntel i.ig- kkind «NS- ! in esteS zum dem Sicht list- osen Zeit b-l, urch vom -ih. N einem >o» der ähnliche «inheit- rm auf. schichts- bereits t Weih- den, wo >e unter Gewiß ich», die ei, aber lach ist - kaum ina und r falsch uns so kreise Legende «es zu: ?immel d dann nahen besteckt, mmelS , von «. In Yt wie finder- efeiert, er der Lieder reinen 'ttcht I u Jesu inder- h da e deS manen ur, in irarn", n und Lieder Weih- ichleil l ver- r der ie im Jesu. weitere Symbole. Zum Gedächtnis an deS Weltheilande- stellte man den Christ- hölzernes Kreuz. TaS Jinmergrüu der mahnt an die feste Hoffnung auf die Er- Christus. Tie Form deS in Windeln lts. Sch" löge das )or- die ofa- eier rrtS neu »ch- .die ung Ro- an. ^fs- er- er. sich an- keil des Gurrte Chronik. * Symbolische Bedeutung der Wei hnach tSbräuche' Mit Lein Christentum fand auch die Feier deS WeihnachtS- seste» bei unseren Vorfahren Eingang. Feierte man in unseren Gauen vorerst »n der etwa gleichen Zeil daS Julfest oder Fest der Wintersonnenwende zur Freude darüber, daß man nach dem rauhen Winter den wärmeren Strahlen der LenzeSsoune entgegenging, so wurde Weihna dien da» Fest deS mit der Geburt de» Weltheilandes anbrechenden Lichte- und neuen Leben-. Auch unser deutscher Christ« bäum ist ein Überbleibsel au- der Heidenzeit. Als Gegen stück zu den zur Sommersonnenwende als Türschmuck dienenden Birken wählte man für daS WeihnächtSfest die immergrünen Tannenbäume. Mn bunten Bändern be hängt und mit Lichtern versehen, boten sie auf schneeiger Flur einst vor der Siedelung steh nd, einen eigenen Reiz. Diese Lichter, Fackeln und Feuer führten schließ, lich zum Gebrauch der Christbaumkerzen, die uns die sunkelnden Sterne der heiligen Nacht versinnbi.dliche«. Ta- Christentum schuf aber mit seinen Weihnacht». lösnng durch liegenden Jesu-kinde- versinnbildlicht der Christstolle«, der in verschiedenen Gegenden auch Striezel genannt wird. Die gegenseitige Beschenkung, die unserm Weih« nacyt-fest eigen ist, erinnert un» an da- Gnadengeschenk, oa» uns vom Himmel hoch zuteil ward. La» Gold- und Eilberhaar, Apfel, Nüsse und Süßigkeiten stellen Symbole der einst von den drei Königen au- dem Morgenlande daraebrachten Geschenke «nd Kostbarkeiten dar. Der den Christbaum vielfach krönende Engel er innert an den Bertündungtevgel. kn hervorragender Stelle wird auch der Stern, der einst Wegweiser »ach Bethlehem war, befestigt. Gewöhnlich steht man am Fuße deS Baume» im Erzgebirge geschnitzte Hirten »nd Lummer sich lagern, oft k.eiue Meisterwerke der Schnitz» kunst, an die sich die Spielsachen für unsere «leinen a»- j^tießtu. * Wie unsere „blauen Jungen" Weihnachten in der Fremde feiern. Wenn unsere „blauen Hungen" auf S. M. Kriegsschiff weit draußen auf einer UbungS- fahrt im Weltmeer sich befinden und da- liebliche Fest , dec Weihnacht vor der Tür steht, dann denkt auch die Marine in liebevoller Weise daran, den Seeleuten draußen in der Fremde «ine WeihuachtSfreude zu bereiten und ihnen über da- schwere Gefühl, gerade an jenem ! Abend von de» Lieben daheim getrennt zu sei», hinweg« zuhelfen. Schon lange bevor da» Schiff in See sticht, werden, alter Tradition gemäß, ungeheure Massen der alten deutschen Weihnacht»gab«, Apfel und Nüsse, im I Kriegsschiff verladen; kommt doch auf jeden Mann un gefähr 1 Psd. dieser Weihnachtlspeise. Außer dieser traditionellen Mariuespende kaufen die Offiziere vor der Abreise de- Schiffe» so mancherlei Kleinigkeiten ein, Se- j schenk«, wie sie so recht «»» Seemann-Herz erfreu«», die i sie dan» ihren Leut«» am Heiligabend überreiche». Nirgend» wohl im ganze» deutsch«» Vaterland wird da» W«th,acht»f«st in so gemütvoller Weise gefeiert uud l-ß so warme Gefühle au», wie bei unsern „blaue» Jung«»" a» Bord ein«» Krieg.schiffe». Kaum a» l ein««, Lag« kommt d«r schü»« Zusammenhalt »wisch«« Offizi»««» »ad Ma»usch»ft«» ei»dri»glich«r »»b «r» meine Gedanken ginge» in die Heimat zurück; in» Vater- hau», in die Kindheit, die doch »och nicht allzu lange hinter mir lag. Die Reihe der Weihnacht»seste zog an mir vorüber — vor meinem inneren Auge stieg da» letzte auf, so ahnungslos froh im Kreise der Kameraden verlebt. Wie manchen deckte schon der Rasen. Henie mar wieder einer gefallen, ruhmlo» von einer Franktireur-Kugel hinterrücks getroffen. Der lag nun draußen im Frost und feierte Weihnacht mit stillem Gesicht. Und morgen . . . wer weiß? Rach kurzem Schlaf weckte mich der Befehl, mit einer Putrou lle daS Waldstück, den Schau platz de» gestrigen Gefecht- abzusuchen, um die Leiche des Gefallenen zu bergen. Mit Eonnenaufgany brachen wir auf — vom Feinde war weit und breit nichts zu sehen, dagegen stießen wir bald ans die Leiche de- Kameraden; ich ließ eine Tragbahre machen, dann traten wir mit der traurigen Last den recht schwierigen Rückweg an. Nachdem wir ihn an geweihter Stätte zur Ruhe gebettet — eS war inzwischen Abend geworden, — ließ un» der Oberst zur Weihnachtsfeier in sein Quartier einladen. Die Mannschaften feierten gleichfalls in einem anderen Lokal. Ich muß gestehen, ich war wenig in der Stim mung, Feste zu feiern; die Eindrücke der letzten Tage waren zu heftige gewesen, dennoch mußte ich mit be wegtem Herzen d«m gutgemeinten Ruf folgen. Der Oberst wohnte in der Mairie. Um 8 Uhr versammelten wir Offiziere un» dort. Bald ertönte im Nebenzimmer die Klingel — ganz wie zu Hause — die Türen öffneten sich, und vor un» er strahlte der liebe heimatliche Tannenbaum, geschmückt mit Lichtern und Geschenken für un». Zn gleicher Zeit er klang draußen da» WeihnachlSlied: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringenke Weihnachtszeit" von de» Säugern einer unserer Kompanien. Ich h^be wohl kaum je eine ergreifendere Weihnachtsfeier erlebt. Wir öffneten die Fenster. Man mußte sie sehen, diese prächtig«.», in so vielen Schlachten und Gefechten erprobten Gestalten, und eS hören, mit welcher kindlichen Inbrunst sie da- alte Weihnachtslied sangen; und morgen? „Ach, wie bald schwindet Schönheit und Gestalt!" Natürlich hatte ter liebenswürdige Kommandeur auch feine Quartierwirte geladen, ebenso sammelte sich sehr bald vor dem Hause die übrige Einwohnerschaft, auch der Geistliche erschien. So etwa- hatten ja alle noch nie erlebt. Sicher dachten sie, ja sprachen es auch aus: „Sind da» die deutschen Barbaren?" Da» hätten sie nicht für möglich gehalten! Die Stimmung war bei uns allen natürlich eine recht wehmütige. Wie mochte e- zu Hause jetzt aussehen: Werden wir wohl noch mal zurückkommeu? Unser liebens würdiger Gastgeber verstand es aber doch, uns recht bald in eine frohe Stimmung zn bringen, die noch dnrcy eine kräftige Punschbowle gehoben wurde. Clst sehr spät brachen wir aus. Nach wenigen Stunden Schlaf — e» war noch stock- finster — wurde» wir mit dem Befehl geweckt, daß die Kompanien um 8 Uhr früh zum Abmarsch bereit stehen sollen. ES haben sich wieder starke Franktireurbanden in unserem Rücken gesammelt, überdies soll heule der am 21. Dezember nicht ausgesührte Auftrag, die Eisenbahn- und Brückenzcrftörung bei Nouzon an der Maas, voll zogen werden. Zu gleicher Zeit wird auf dem anderen Maa-nfer eine Abteilung de» Detachement» v. W. gegen Nouzon vorgehen. Gestern die Weihnachtsfeier unter dem lichterstrahlenden Tannenbaum — heute Kampf. DaS ist der Krieg! Das Gelände war für den kleinen Krieg, wie ge schaffen. Bei eisiger Kälte marschierten wir ab, schon auS dem nächsten Dorf Neufmani» werden wir von heftigem Flinlenseuer empfangen. Der Bortrupp erhält Befehl, den Gegner aus dem Gehölz recht» des Dorfe- zu ver treiben und dann al» rechte Eeitendeckung zu folgen; ich übernahm mit meinem Zuge die Sicherung nach vorne. Im Verein mit der Seitendekkung dringen wir in das Dorf ein, da» feindliche Feuer schwieg. E» schien zweifel los, daß unsere „liebenswürdigen Quartierwirte" die Franktireurs von unserer Expedition beizeiten benach richtigt hatten. Al» wir an da» Dorf herankamen, fingen plötzlich die Kirchenglocken an zu läuten, da- war wohl das Alarmzeichen! Freilich wollte der darüber ver nommene Geistliche e» auf da- Weihnacht-fest bezogen haben. Das Dorf wurde nach Waffen abgesucht, auch eine ganze Menge gefunden. Der Maire und zwei No table- wurden arretiert und mußten, obwohl sie ihre Unschuld beteuerten, unser unfreiwillige» Weihnacht-fest mitmachen. Die Einwohner hatten fich ausnahmslos in den Kellern verkrochen. Da wir durch den bl-herigen Vortrupp unsere rechte Seite gedeckt glaubten, traten wir den Weitermarsch an. Hinter der Chaussee war eine schroffe, dichtbewaldete Höhe, recht- zog sich eine etwa 200 Schritt breite Wiese und an diese grenzend wieder eine dicht bewaldete, steile Höhe hi». Kaum 1000 Schritte jenseit» de» DorseS wur den wir von einem so heftigen Schnellfeuer überschüttet, baß bei dem hinten folgenden Gro» die größte Ver wirrung entstand. Ich befand mich bei der Spitze, besetzte ein 100 Schritt vor un» liegende- Gehöft. Die Ein wohner faße» auch hier im Keller — dann fah ich mich nach meinem Zuge um, der, im Lhausseegraben liegend, da» Feuer eröffnet hatte. Jetzt kam auch di« Husaren spitze in Karriere zurück. Mir gegenüber lag zwische» Wald und Chaussee eine Fabrik; au» allen Fenstern blitz ten die Schüsse, ich schätzte die Zahl der feindlichen Ge- wehre auf 200, und wir hier — noch nicht SO Gewehre! Wo war da» Gro-, die Artillerie geblieben? Einer meiner Unteroffiziere wollte gefehen haben, daß alle» in« Dorf zurückgeströmt sei. Auch von dem Rest meine» Zuge» hörte und sah ich nicht» mehr. Meine Leni« schossen lehr ruh g au- den Fenstern. Zwei Bluseumänner, die au» dem einen Fabrikgebäude in da» andere liefen, stürz ten tot oder verwundet. Unerklärlich war mir, wo die und 8 Verwundete. Bald fah ich jetzt auch Helmspitzen oben im Walde, die rechte Eeitendeckung. So konnte der Weitermarsch angetreten werben, dann flogen »in» wieder die Kugeln um die Ohren, ich fah feindliche Schützen aas einer Waldblöße, ihre Zahl war noch größer geworden. Mein Kompaniesührer kam jetzt zu mir, befahl, zu halten, die Artillerie falle erst in Tätigkeit treten. Er erzählte, sie seien durch da» erste Feuer sehr überrafbt worden, die Infanterie habe in dem mit Wasser gefällten, über frorenen Chausseegraben Deckung gesunden, die Kavallerie und Artillerie zunächst Kehrt gemacht, bei letzterer s:i an einem Geschütz eine Deichsel gebrochen, erst mein Feuer und Vorgehen habe ein Vorwärtskommen ermöglicht. Jetzt ertönte der erste Kanonenschuß! Tas hals! Die Kerle liefen wie die Hasen davon. Ein anderer Zug übernahm die Deckung auf der Chaussee, ich wurde mit meinen Leuten link» auf die Höhe geschickt. Wir kriechen auf allen Vieren die steile, glattgefrorene Höhe hinauf, fast ohne jede Deckung gegen das jetzt wieder sehr leb hafte feindliche Feuer. So trieben wir die Franzosen bi» Nouzon an der Maas. Hier besetz e ich den Bahnhof, die anderen drei Züge das Torf. Die Kettenbrücke über die Maas war schon zerstört, jodaß die Franzosen unter unserm lebhaften Feuer in Booten übersetzen mußte». Als sie drüben landeten, mußten manche getragen werden. Da» Dorf wimmelte von Franzosen, die un» mit ihren großkalibrigen Flinten sehr lebhaft beschossen. Da» Feuer trüben verstummte erst ganz, al» unsere Artillerie wieder schoß. Der Maire und zwei angesehene Leute wurde» al» Geiseln mitgenommen, und wir versuchten endlich, für unsere Leute etwa» Genießbares zn requi rieren. E» war wenig und dürftig genug. Die „Frank tireur» te Nouzon" — so nennen sich unsere Gegner — sollen vom Maire organisiert sein und hier ihr Stand quartier haben. Fast alle trugen blaue Blusen und weiße Gamaschen. Al» wir an den Ort heran kamen, läuteten auch hier die „Weihnachtsglocken!" Die gefundene» Waffen wurden wieder mitgenommen und die Bahn zer stört. CS war 3 Uhr, al» der Rückmarsch angetreten wurde. Unsere Hoffnung auf ungestörien Marsch erfüllte sich nicht. Zwischen Nouzon und Reusmanil wurden wir wieder mit Flintenfeuer begrüßt; sie wollten uuS also den Rückweg verlegen. Hinter, vor und links v"n uns Feinde, deren Zahl wieder beträchtlich war, dabei begann eS zu dunkeln. Auch jetzt schaffte uns die Artillerie wieder Luft. Einige Granaten in die Fabrik und in das Dorf Neufmanil verjagten die Franzosen, sodaß wir endlich bei völliger Dunkelheit den Ort erreichten; hier wurden unsere Verwundeten auf requirierte Wagen ge packt, und so kamen wir um 8 Uhr abend- todmüde, hungrig und durchfroren wieder in nuferem Quartier ConS la grandeville an. Das war unser Weihnachtssest! rechte Seitendeckung geblieben war. Fast schon eine Stund« war vergangen, di« feindlichen Kugeln klatschten gegen die Mauern «nd di« Fenster; ich schickt« nn» ein« Patrouille zurück, um den Rest meme» Zuge» vorzu« hole». Bald stürzt« «iner, di« «»der« deckten fich i« Graden, brachten aber bald de» Zug ktnk» durch de» Wald zu mir, mit de« ich da» feindlich« F«»er fast zum Schnwig«» zwang. Aompani«» vv» Hinte» über di« W»«s« »argehe« sah, ging a»ch ich g«ge« di« Fabrik vor, di« Franzos«» lief«« «ach de» Wald« zurück; in der Fabrik fand tch b Lot« ««ihnachten im Feld 1870. AuS meinem Leutnants-Tagebuch. Von Oberstleutnant a. D. Reiche. Metz war gefallen. Der von un» gezahlte Preis war hoch, aber doch nicht zu hoch: Die letzte der französischen Armeen, tue zu Beginn de» Krieges von Frankreich ausgestellt worben, war vernichtet; dafür waren 7^ deutsche Korv» zu weiteren Unternehmungen frei ge worden. Unsere Hoffnung auf eine» nun beginnenden friste» Bewegungskrieg wurde leider nicht erfüllt; dem VII. KorpS wurde die Aufgabe, die kleinen Festungen im Norden graukreich», Thionville, Longwy, Montmedy, Mez,öreS zu beobachten. OS fanden aljo fast täglich von der nicht auf Vorposten befindlichen Truppe Erkunduugs« gefechte statt, so am 21. Tezemver gegen Nouzon an der Maas. Wir stieße» aber auf so starke Massen, daß wir an diesem Tage den Zweck, die Bahn und Brücke zu z«r- stölen, nicht erreichte». Thionville halte «ach kurzer Be schießung kapituliert. E» folgt« die Beobachtung von Longwy, uns am 19. Dezember trafen nur vor Meziöce» ein, das sich alSdann am 1. Januar 1871 ergab. Uver unsere Wcryuacht-lage lasse ich mein damals tag.ich ge führtes Tagebuch spreche». Ungetrübt und idyllisch ver lief da» Fest Nicht, da wir unter den Kanonen d«r Festung die französischen Vorposten vor un» hatten, und hinter uuS die Gegend voller Franktireurs steckte. Feuer vorn! Feuer im Nacken! Hätte un» nicht der schmutzige, durchnäßte Kalender in der Brieslasche angezeigt, daß Weihnachten herannahe, wir hätten jchwer- lich an „Frieden auf Erden" gedacht. Am Nachmittage de» 24. wurde» wir auf ei»em ErkunduugSrilt plötzlich von e«nem starken Trupp bäuerlich gekleideter, anscheinend auf dem Feld« arbeitender Franktireurs angegriffen, die, weiß Gott woher, blitzschnell Gewehre uud Munition hatten und tüchtig aus un» feuerten. Tie Übermacht hätte für unser« k einen Haufen gefährlich werbe» können; trotzdem wurde der Angriff glücklich abgeschlagen. Tod müde, znm Sterben hungrig, zitternd vor Erregung u»b grimmig« Kälte erreichten wir b«i einbrecheuder Dunkel heit da» Lager. Hüben und drüben schwiegen di« Ge schütze, ei» Ster» stand über dem zerschossene» Kirchturm de» Dorfe«, in dem wir lagen: Ter Siern von Bethlehem l Ei« »erbissener Grimm, gemischt mit Wehmut und Schmerz, brmächtigt« fich mein«»; tch warf mich t« m«t«e« M««»«l g«»tck«lt «ns »et««» Strohsach »»v »Meister Floh" ist die Weihnachtsbescherung de» klei»en Peregrtnu» Lyß, ia ihrem unwirklichen Zauber meister haft geschildert, der geniale Auftakt, der au» der Wirk lichkeit iu» Reich der Träume hebt. Biele haben da nach diesen „reale« Märchenton" angeschlagen, keiner mit der gleichen Kraft wie der dämonische Kammergerichtsrat. und bald trat die harmlose WeihnachtSgefchichte für die Jugend 1« der Art vo« Christoph v. Schmid- klassischem „Weihnachtsabend" daneben. Romantische Novellenkunst bemächtigte sich de» Motiv» iu dem „Weih nachtsabend" von Ludwig Tieck mit seiner vorzüglichen, auch kulturgeschichtlich wertvollen Schilderung de» Berliner WeihnachtSmarkte». Da» hier behandelte Thema, wie der verlorene Sohn in Reichtum und Glück am Heilig abend zu der armen Mutter heimkehrt, wird dann eine ständige Situation rührseliger Romane. Karl v. Holte» z. B. kann sich gar nicht genug darin tun, immer wieder beim Weihnacht-feste die Gegensätze von Elend und un verhofftem Glück, von unschuldigem Frohsinn und der sehnsüchtige» Reue verdorbener Menschen aufeinander stoßen zu lassen. So war das Weihnacht-fest in der ErzählungSliteratur um 1850 allmählich z» einem abgenützten Requisit ge- worden. Es bedurfte wieder einer Vertiefung und inneren Beseelung und sie wurde ihm von jenen Poeten de» „silbernen Zeitalter»" unsere» Schrifttums zu teil, die wir vor alle»» unsre „Dichter der Weihnacht" nennen können. Für Hebbel ist da» Christfest der hellste Echem in dunkeln Jugendtagen, der beste Trost in den Qualen seiner Kampfzeit, die reinste Freude feiner Reisecpoche gewesen. Mit höchster Feinheit hat er, dem di« Dar- stellung de« Jdylltfch - Realistischen eigentlich wider strebte, e» in sein Epo» „Mutter nnd Kind" verwoben, wo e» wie eine lichte Spur die ersten Gesänge durchzieht. Adalbert Stifter in seiner Novelle „Der Weihnachc-adeud" uns Herma un Kurz in seinem originellen „Weihnacht-sunb" bolen klassische WeihnachtSerzähtungen. Al» die prächtige Dreiheit unserer eigenclichen Weihnachtsdichter aber möchten wir Raabe, Reuter und Storm bezeichnen. Be deutungsvoll nnd tiefsinnig läßt Raabe schon in seinem Erstling, der „Chronik der SperlingSgasse", diesem „Programm" seines ganzen Schaffens, die Weihnacht«« töne ankliygeu, und es bedürjle einer langen Ab handlung, um zu zeigen, wie die Töne in feinem wunder vollen Le.enswerk zu einer mächtigen Symphonie an- schwellen. Es sei hier nur an seine nachdenkliche Traum- geschichte „WcihnachlSgeister" erinnert, in der »ch der Honigluchenkerl, der Apfel und die Tänzerin am Weih nachtsbaum allerhand erzäh «n. Reuter führi uns in der „Slromlid" tnS „Posterhus", wo so komische Ge schenke im lustigen „Juiklapp" hereinsliegcn, und er zählt in der Geschichte vom „Kutfchbock", wa- bei einer üierraschung herauSiommen kann. Ernster, getragener, feierlicher ist Storm, dieser Meister im Feiern der Weihnacht, der in seinen Briese» so unnachahmlich schön von der Herrlichkeit des Festes gesprochen Hal. Dre an-führlichste dichterische Darstellung gab er in seiner Novelle „Unterm Tannenbaum", in drr die Wehmut deS aus der Heimat Verbannten ergreijend mitschwrngl. Ter anschauUchcn Lebendigkeit uud überwältigenden Empfindung gegenüber, niit der er das Giüct des heiligen Abends gemalt hat, verblaßt alles, was spätere Dichter an weihnachtl cher Poesie geschaffen haben. Uno doch möchten wir Roseggers anmutig schlichte Christ, gefch chicn, L iliencronS großzügige Weihnachlspßantasie im „Poggfreü" nicht misten, gedenken auch gern des Lichierbaums, den selbst in den trübsten Zelten des Naturalismus Gerhart Hauptmann rm „Friedeussest" und Hermann Bahr in den „Neuen Mcuichen" als Sinnbilder einer besseren Welt aujgerrchlel haben. Kann sich auch die deutsche Poesie keines WeihnachlSoichlerS an sich rühmen, jo ist sie doch reich an prächtigen „Dichtern der Weihnacht".
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)