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erschütterte« Kind. Der Schatte« einer Frau verhüllte nun den festlichen Kerzenschein — — — Johanne« Hellmund hielt Elena in seinen Armen, stammelte Worte der Liebe, der Reue, und bat um Ver gebung. Er sah nicht einmal den Freund, der still da» Hau« verließ und draußen slüsternd die Waisenkinder um sich versammelte. Und um die Worte de« Glücks und de« Verzeihen« wob sich das Helle Singen der -naben, als eine himmlische Botschaft der geweihten Nacht: Vom Himmel hoch da komm ich her Und bring Euch frohe, gute Mär. Der guten Mär weiß ich so viel, Davon ich singen und sagen will! Bom Knecht Ruprecht und Vent heiligen Christ. Bon Ewald Müller. Wohl keinem anderen der kirchlichen Feste sieht die Kinderwelt mit so freudiger Erwartung und sehn süchtigem Verlangen entgegen, al« dem Weihnacht-feste, da« die endliche Erfüllung längst gehegter Wünsche bringen soll. Zwischen Hoffen und Bangen, Zuversicht und Zweifel erwarten die Kleinen da« Heraunahen de» großen Tage«. Aber viel zu langsam, viel zu träge fließen ihuen die Wochen dahin, und die Phantasie hat reichlich Gelegenheit, das Fest de- Lichterglanzes und der herrlichen Christgeschenke lebhaft in den gewüuschien Farben ausznmalen. Die Wunschzettel an den „Weih- nacht«mann" werden geschrieben, nicht selten „An den heiligen Christ im Himmel" adressiert und wohl gar dem Postbrieslastea zur Beförderung anvert raut. „O selig, o selig, ein Kind noch zu sein!" Die Elleru aber be nutzen diese Zeit, um ihren Lieblingen gesittete« Be tragen, Fleiß und alle nur erdenklichen Tugenden als Vorbedingung der Erfüllung ihrer Wünsche hinzustellen und ihnen einzuprägen, daß das Gute belohnt, das Böse hingegen bestraft wird. Sie erzählen von» heiligen Christ, vom Weihnachtsmann oder dem Knechte Ruprecht, der bereits vor dem Feste den Kindern einen Besuch ab- sta'.tet, um sich von ihrem Verhalten zu überzeugen. Wie lebhaft beschäftigt sich da des Kinde- Geist mit der Erscheinung und dem Aussehen dieser Gestalten! Halb mit freudigem Verlangen, halb mit Schrecken schauen sie allabendlich nach dem Ehrerbietung und Achtung heischenden Vorboten und Verkünder des Weihnachis- sesleS aus. Da erscheint er denn auch, mit Freude und zugleich mit Bangen begrüßt. Sein Kommen kündet der Knecht Ruprecht durch Poltern oder Klingeln im Hausflur an. Heftig pocht er an die Zimmertür und tritt mit schweren, dröhnenden Schritten ein, unbekümmert darum, ob man ihm ein einladendes Herein zugerufen oder nicht. Furchterweckend ist sein ganze- Aussehen. Da- geschwärzte Gesicht ist mit einem mächtigen Vollbarte bedeckt, der Kopf trägt eine Pelz- oder Zipfelmütze, der Körper ist in einen dunklen, umgekehrten Pelz gehüllt. Auf dem Rücken hangt ihm ein großer Sack, in den er die bösen Kinder zu stecken droht, die guten jedoch daraus zu beschenken verspricht. In der Hand hält er die lange, wuchtige Rute aus Birkenreisern, wohl auch eine Klingel. Mit tiefer und rauher Stimme erkundigt er sich, ob die Kinder artig sind und beten können. Wissen die Kleinen, obschon zaghaft, ein passendes Gebet oder eine Liedstrophe auf- zusagen, so lobt er sie, reicht ihnen Äpfel, Nüsse, Backobst und dergleichen oder wirst die Gaben in bas Zimmer, die nun eifrig von den schon beherzteren Kinder» aufgelesen werden. Die größeren Knaben und Mädchen aber, Vie etwa zugegen sind und den jüngeren Geschwistern die Beute streitig machen möchten oder ihn selbst necken, schlägt er mit der Rute. Zuweilen läßt er auch, nochdem er die Kinder nach dem Aufsagen ihres GebetchenS belobigt, die Stube auf und wirft ron außen her seine Gaben zur halbgeöffneten Tür herein. Sodann verläßt er unter Brummen und Poltern das Haus. Tiefer wunderliche Vorbote de- Weihnacht-festes trügt nicht überall die gleiche NameuSbezeichnung. Oft wird er schlechthin „Weihnachtsmann" genannt, vielfach hat sein Name eine Umwandlung erfahren in Ruprich, Upricht, Uprecht, Humprecht, wohl auch Nuprack. Natürlich zeigt sein Aussehen in den verschiedenen Gegenden auch mehr oder minder Abweichungen von der oben beschriebenen Art. So erscheint er manchmal weiß gekleidet und mit spitzer, weißer Mütze, woran Glöckchen angebracht sind, oder e« hängt ihm über Kovf und Wangen eine Flachsperücke herab, und die eine Hand trägt eine Kiefernzacke, wohl auch einen kleinen Kiefern baum, die andere eine Klingel. Um den umgekehrten Pelz hat er nicht selten ein Strohseil als Gurt ge wunden. Mit S-roh, gewöhnlich Erbsenstroh, sind auch ost die Füße umhüllt. Als Aufenthaltsort dienen ihm der dichte Wald, dunkle Ecken in der Kirche, der Raum des Kirchturms oder anderer alter Türme, die von ehemaligen Stadt- befestigunaen, Schlössern oder dergleichen herrühren. Die Zeit seine» Erscheinens fällt stet« in die Wochen vor Weihnachten, frühesten« am Andreasabende, dem 30. November, beginnend. Vorzugsweise naht er am vierten Advent, seltener am Tage der Bescherung selbst. Doch zeigt er seine» Umgang oft nur durch Pochen und durch Schlagen der Rute an die Türen an, wobei er wohl auch Gaben in« Zimmer wirft, ohne sich aber blicken zu lassen. In vielen Gegenden tritt er allein als Vorbote de« heiligen Christ- auf, anderwärts wieder mit diesem zu sammen unmittelbar vor dem Weihnacht-feste oder vor der Bescherung. Dabei wird der heilige Christ durch ein weißgekleidetes, verschleierte-, aus dem Kopfe einen Kranz oder eine weiße Mütze tragendes Mädchen dar- gestellt, dessen Gewand durch einen roten Gürtel, eine rote Schürze, Goldflitter oder gar Flügel eine besondere Ausschmückung erfährt. In der Hand trägt der heilige Christ eine Klingel oder einen Schlüsselbund und ein Körbchen mit Gaben. In Burg im Spreewalde führt er den Namen „Bescherchrist", auch „Bog", wa» „Gott" bedeutet. Anderwärt« heißt er recht bezeichnend „Weih- nacht-engel". Vielfach bleibt er für die Augen der Kinder «»sichtbar und zieht, wie man angibt, vor Weihnachten mit seinen Gaben durch da« Land. Den Kindern legt er während der Nacht Geschenke auf ei» Tellerchen oder in ein Täßchen, da« die erwartung«vollen Kleinen unter da» Bett gestellt haben. Man möchte wohl versucht sein, die eigentümliche Erscheinung de« Ruprecht auf einen Heiligen, etwa auf den heiligen Martin, zu deuten. Dem widersprechen aber Ausstattung und Eigenschaften, die dem Wesen de- christ lichen Heiligen durchaus fremd sind, die jedoch in der alten Göttervorstellung begründet erscheinen. Da- Auf treten de« Knechte» Ruprecht knüpft sich allenthalben an die Weihnachtszeit de» neuen Lichte- und Leben au- der heiligen Mutternacht des Jahres, wobei nach dem Glauben der Altvordern die Götter ihren Umzug hielten und persönlich in mancherlei Gestalten an den ihnen zu Ehren gese erten Festen teilnahmen. Als ein Knecht im landläufigen Sinne ist der Ruprecht schwerlich auszufassen, sind ihm doch zu viel Züge eigen, die eine Deutung in so niedrigem Sinne autschließen. Vielmehr verbirgt sich unter dieser Verkleidung eine alte GöHergestalt, und zivar die deS Donar, des Gewittergotie». Auf ihn paßt va» finstere Aussehen, da« Poltern, da« knatternde Ge räusch der hingeworfenen Nüsse, die rauhe Sprechweise und außer diesen da» Gewitter veranschaulichenden Ge räuschen namentlich die dunkle Umhüllung. Dem heiligen Martiuus hingegen entspräche eine ganz andere Ver kleidung, z. B. der Mantel, da« Schwert, und eine ganz andere Art de- Auftretens. Wohl könnte man auch ver sucht sein, den Ruprecht zu Wodan in Beziehung zu setzen, da dieser den Namen „Gruodperacht", „der Ruhm oder Siegptangende", führt. Doch will kein Zug der rauhen Knecht-erscheinung auf den erhabenen Herrn der Gütterwelt passen. Ter Pelz de» Ruprecht bietet einen Hinwei- auf die Bock-Haut; der Bock aber war dem Donar geheiligt. Da« gilt auch von der Erbse, deren Stroh besonder- die Füße des Ruprecht umhüllt. Mit Erbsen werfen einander junge Leute bei Hochzeiten am Schwielochjec; ihr Prasseln veranschaulicht den Hagel; Erbsen sind vielfach ein Donnerstagsgericht. (Donners tag --- Tag de- Donar.) Auch die Besenrule, in der Donar- Donnerbesen, nämlich der auSeinanderfahrende Blitz, zu erkennen ist, bietet einen weiteren Hinweis auf den Gott, den Schützer der Ehe und des Eigentum». So erklärt es sich, daß ein Besen und eine Axt kreuzweise über die Schwelle gelegt wird, wenn ein neuvermähltes Paar den Einzug in seine Behausung hält. Auch die freundliche Gestalt deS heiligen Christs hat zu dem wirklichen Christkinde kaum eine Beziehung. Hier verweisen Auftreten und Ausstattung des weiblichen Wesen», das durchweg den heiligen Christ darstellt, auf die altgermanische Himmelskönig n Frigg, die um die Zeit der Wintersonnenwende umherzieht und die Arbeiten der Frauen in den Wirtschaften prüft. Sie wird auch als Frau Holle und weiße Frau bezeichnet, die in alten Burgen und an unheimlichen Orten ihren Aufenthalt hat und al» Schaffnerin mit dem Schlüsselbunde waltet. Stellten sich unsere heidnischen Vorfahren doch die Himmelskönigin in glänzendem Gewände vor, das Haupt mit dem Schleiertuch umhüllt, den Spinnrocken und das Wundeckästchen mit sich führend, aus dem sie Gaben spendete. Mithin finden wir in den uns lieb gewordenen weihnachtlichen Gestalten, dem Kechte Ruprecht und dem heiligen Christ, deutliche Erinnerungen an altgermanischc Götlervorstellungen, die sich seit Urzeiten im Volke er halten haben, ovjchon man in ihnen im Hinblick auf Christi Gcburtsfest christlichen Ursprung vermuten möchte. Deutsche Dichter Ver Weihnacht. Von * * * Fragen wir eine» Engländer nach einem „Dichter der Weihnacht", so wird sich ganz von selbst der Name Dickens auf seine Lippen drängen, und auch der Däne denkt wohl sogleich au seinen Märchenfreund Andersen, der nicht nur in seiner schönen Geschichte vom Tannen baum, sondern auch sonst allenthalben das Fest in seinen Werken verherrlicht und im „Märchen meines Leben»" mit srohen Kinderherzen gefeiert hat. Wir Deutschen wissen auf die Frage nach unserem „Weihnachtsdichler" kecne bündige Antwort zu geben. Wohl haben Unzählige das Fest der Feste besungen; in unserer Lyrik blüht ein immergrüner Kranz schöner Weihnachtsgedichte, der Lhrist- erzählungen mit der Verlobung unier dem Lichterbaum ist Legion. Aber wir haben keinen Poele», in dessen Schaffen die Schilderung der Weihnacht so mächtig und strahlend sich hervordrängte, wie bei dem englischen r-chöpfer der „WeihnachtSerzählungen". Erst wenn wir uns näher in unserer Literatur umsehen, finden wir hier und da verstreut kostbare, zum Teil wenig gekannte Weihnacht-aeschichten, die wohl einmal zum leuchtenden Strauß gesammelt werden sollten, erkennen, daß auch so manche unserer Poeten den Ehrennamen eines „Dichter- der Weihnacht" verdienen. Freilich mit Dicken« kann sich keiner messen. Soweit die britische Zunge kliugt, der Mistelzweig von der Teck« niederschaukelt und die Flämmchen de« PlumpuddingS lustig tanzen, da ist sein Weihnachl-geist gegenwärtig, wie er ihn im „Weihnacht-lieb" geschildert, ein heiterer Gesell im Pelz, mit dem Stechpalmenkran- im Haar, an dem Eiszapfen hängen, und einer brennenden Pechfackel in Gestalt eine« Füllhorn« in der Hand, köstlich anzuschauen mitten in dem frische« Grün, da» er im Winter trägt, und sitzend auf einem Thron vou Truthühnern, Pfefferkuchen, Äpfeln und andern Leckerbissen. Nimmt man diese Weihnacht-stimmung, wie sie un« au« der schönen DickenS-AuSgabe de« Insel-Verlag«, noch verstärkt durch die zeitaenöjsischen Illustrationen, entgegenströmt, rein in sich aus, dann offenbart sich in echt episch breiter Darstellung aller Glanz, alle Tiefe und Heimlichkeit diese- echt germanischen Feste«. Wir sehen den Sünder wider den Geist der Weihnacht, der Liebe und Fröhlichkeit ist, den geizigen, bösen, herzlosen Scrooge belehrt durch die ernsten Erscheinungen, die ihm den erhabenen Sinu der Feier vor Augen führen, sehen in der am wenigsten be kannten WeihaachtSgeschichte „Der verwünschte Mann", die doch da« entzückende Familienidyll der Tetterbya ent hält, den Fluchbeladene» Erlösung von Schuld und Qual finden, sühlen im „Heimchen am Herd" die krause Spiel- zeugpoesie selbst de« schlimmen Lackletoa Herz erwärmen nnd erleben die Aufregung und den Genuß eine« echten Weihnacht«puddi»g« im Bob Eratchits kleinem Kreife mit. Die heidnisch gespenstischen Geister der Zwölfnächte bransen mit der wilden Jagd in den „Silvesterglocken" um die Kirchtürme, nnd unterdessen küßt imgemütlichen Zimmer der alte Herr Pickwick unter dem Mistelzweig hold er rötend die jüngsten Damen ab . . . So ist de« Engländers Dichtung wie von einem goldglänzenden Schimmer ganz durchwirkt vo» der Poesie ver Weihnacht. In Deutschland lebt eine ähnliche Stimmung zu gleicher Zeit, wenn auch nicht so einheit lich in den Werke» von Raabe, Reuter, Storm auf. Ja, man hat damals, in der Blütezeit des Geschichts roman-, da» Bestrebe«, die moderne Christfeier bereit- iu die frühesten Zeiten zu verlegen. So ist da- Weih- nacht-kapitel in Scheffels „Ekkehardt" entstanden, wo Frau Hadwig auf dem hohen Tiviel ihrem Gesinde unter dem äpfelgeschmückt en Lichterbaum beschert. Gewiß eine hübsche Szene, verschönt durch Ekkehardt» Gedicht, die Scherze der Praxcdi- und der Mägde Mummerei, aber völlig unhistorisch im 10. Jahrhundert. Danach ist dann unsre Form der Weihnachtsfeier, die doch kaum 100 Jahr alt ist, noch oft im historischen Drama und Roman, besonder« von Wildenbruch, wirksam, aber falsch verwendet worden. Auch Luther hat man un» so gegen alle geschichtliche Wahrheit daraestellt im Kreise der Seine» unter dem Weihnacht-banm, ja die Legende schrieb ihm sogar die Erfindung deS Lichterbaume« zu: an einem W«ihnacht«abend habe er zum klaren Himmel mit seinen viel tausend Sternen aufgeschaut und dann in plötzlicher Eingebung eine Daune au» dem nahen Wald geholt und über und über mit Kerzen besteckt, um den Kindern ein Abbild jene» Nachthimmel» mit seinen ungezählten Lichtern zu geben, von dem der Herr Jesu« zur Erde herabgestieaen. In solche» Fabeleien steckt jedoch ein echter Ker». Nicht wie wir, aber au« vollem Herzen und mit wahrem Kinder sinn hat Doktor Martinus deS Herrn Geburt gefeiert, und fast könnte man ihn unsern ersten „Dichter der Weihnacht" nennen, da wir ihm die köstlichsten Lieder verdanken: „Christum wir sollen loben schon > der reinen Magd Marien Sohn, s So wert die liebe Sonne leucht f Und aller Welten Ende reicht" und: „Gelobet seist du Jesu Christ, I Daß du Mensch geboren bist" und daS „Kinder lieb auf die Weihnachten": „Vom Himmel hoch da komm ich her". Die gemütvolle trauliche Sphäre det deutschen Hause- ist nun geschaffen. I» den Romanen des Jörg Wickram, den srühesten unserer Literatur, in dem „Knabcnspiegel", den „guten und bösen Nachbarn", im Gedicht vom „irr reitenden Pilger" sitzen Eltern und Kinder bei der Bibel zusammen und singen traute Lieder zu Weihnacht, und Hans Sachs findet in seinen Weih- nacht-spielen warme Töne einer innigen Vejchanlichleil und HerzenSheilerkeit. Aber eS sind doch nur alle- ver- slogene Klänge, zerstreute Spuren; nirgends in der Dichtung steht da» WeihnachtSsest in unserm Sinne im Mittelpunkt, wenn man vou den alten kirchlichen Jesu- geburtsspielen absieht. Goethe und Schiller haben Weihnachten gefeiert, auch Musäus, Mathias Claudius und Joh. H. Boß. Doch wie dürftig ist der Schein, der davon in ihre Dichtung fällt! Wo» bedeutet e», daß der Weihuachts- baum im „Werther" erwähnt, in einem Alter-g-vtiln Goethe- spielerisch-mystisch besungen wird, daß das Fest schattenhaft dnrch die „Volksmärchen" deS Musäus und die Betrachtungen des WandSbeler Boten huscht! Ganz anders ist die Stellung der Weihnacht un Leben und Dichten deS „siebenten Klassikers", der ur- deutsch war im Gegensatz zu dem Weimarer Olympier und den Seinen. Jean Paul dürste man mit Fug und Recht dcn ersten deutschen „Dichter der Weihnacht" nennen. Er hat das Fest wirklich erlebt; es war fiin Hauptfest, in da« er stet- „den Heiligenschein des be scherenden Christlindchens warf", wie seine Tochter er zählt. Schon Tage vorher brachte er wohl Stücke Mar- zipan mit nach Hause und sagte: „Heut, ihr Kinder, ging im in den Garten hinaus, und wie ich den Himmel an sehe, kommt eine rosenrote Wolke gezogen, und oa sitzt da- ChristuSkindchen darauf und sagt mir, weil ihr heut so gut gewesen seid, so wolle eS auch euch etwa- schicken." Oder wenn die Kleinen in der finsteren Stube auf seinem Kanapee hockten, ries er plötzlich: „Habt ihr nicht« ge hört? Das Christkindchen war«!" und langte au« dem Fenster Süßigkeiten herein. Unter seinem große» Mantel schleppte er die schönsten Sachen an, und am Heiig- abend freute er sich auf die Bescherung wie ein Kind und konnte sie gar nicht erwarten. Dieser echte Herzens- ton lebt auch in seinen Dichtungen, wo er, wie in „Quintus Fixlein" und den „Flegeljahren", de» Festes gedenkt. Lin besondere- Denkmal hat er ihm zum Schluß der reizenden Idylle vom „Jubelscnior" in dem Appendix „Meine Christnacht" errichte«. Aus dem Licht des drenneuden Baume« und den Feierklängen der Christ- nachtsmusik schwingt sich sein Geist zu grandiosen Visionen von Gott nnd Ewigkeit aus. Zu gleicher Zeit legre ein anderer Kinderfreund, Joh. Peter Hebel, echte Christfreude in seine Dichtung; auch er ist durch die vielen seiner „alemannischen Gedichte", die vom Weihnacht-fest erzählen, zu einem unserer frühesten Weih nacht-dichter geworden. Im Jahre 1803 erschien ein kleine«, aber inhalts- schwere» Büchlein „Die Weihnacht-feier. Sin Gesvräch" von Friedrich Schleiermacher. Ler große Cheologe hat in diesem viel zu wenig gekannten Jugend werk, das zu dem Tiefsten gehört, wa» je über da» Fest gesagt wor den ist, die Ehrfurcht und Weihe dargestellt, nHt der die Romantik Weihnachten umgab. In Goelhifchem Prosa- stil, aber mit einer eigenen Wärme entfaltet sich Feier und Bescherung, wie sie zu «nsaug de- 19.Jahrhunderts in einem guten vürgerhanse üblich waren, in der schönen Dichtung; geistreiche Erzählungen und sinnvolle Betrach, tungen schließen sich an, und da» Fest wird al» „die herrlichste Anerkennung der unmittelbaren Vereinigung de» Göttlichen mit dem Kindlichen" au»gedeulet. Ro mantische Märchenkunst knüpft nan an Weihnachten an. Im „Nußknacker und Mäusekönig" gibt E. T. «. Hoff mann da« unerreichte Muster, malt zuerst die fieber hafte Spannung der Kinder im Dunkeln, ihre Ver- zücknng bei der lichterhelle» Bescherung u»d läßt sich dann au« den erregten kleine» Gehirnen einen phan tastischen Epiel-eugspuk mit unheimlicher Lebendigkeit entwickel«. Auch für die gespenstische Stimmung de»