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Dresdner Journal : 17.12.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191312178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19131217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19131217
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-17
-
Monat
1913-12
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 17.12.1913
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I WI ! »WWW Väter würdig sind, m»d ob da» Ererbte auch unter dem starken Schutz unserer herrschen Wehrmacht zu Lande und zu Wasser richtig sortentwichelf wird. Nun, hier in München kann ich mich von einem Male zum anderen davon überzeugen, welche gewaltigen Fortschritte Ihr Gemeinwesen macht durch di« Tüchtigkeit seiner Bürger, die Um sicht seiner Leiter, unter der weisen Fürsorge seiner erlauchten Fürsten, die allezeit ihrer Residenzstadt ein so reges Interesse be kundet haben. Unter solchen Umständen dars man die eben ge stellten Fragen wohl freudig besahen, und mein aufrichtiger Wunsch ist es, das; das immer so bleiben möge. Da» walte Gott! Nun schritt man in den Sitzungssaal der Gemeinde- kollegien, wo 200 Schulkinder eine Hymne von Cornelius Schmitt mit Orchesterbegleitttttg überaus wirkungsvoll vertrugen. Gemeindevorstand Schwarz gab der ein mütigen und aufrichtigen Freude Ausdruck, die im Nat hause und in der ganzes Stadt herrsche. Mit Dank für das Erscheinen der Majestäten überreichte er dem Kaiser einen Ehrentrunk. Dieser ergriff den Pokal und sagte: „Mit herzlichem Daul für Ihre schöne Gabe deutschen goldenen Weines setze ich den Becher an und trinke auf das Wohl der Stadt München." Zum Schluß zeigten sich der Kaiser und die Kaiserin auf dem Baikon und wurden von dem den Marienplatz füllenden Publikum stürmisch begrüßt. Unter Fanfaren- klängen erfolgte um A12 Uhr die Abfahrt. * Der Kaiser begab sich vom Nathause aus nach der Preußischen Gesandtschaft, wo er Vorträge entgegennahm und arbeitete. Bevor er die Gesandtschaft betrat, hatte ex das Denkmal des Prinz-Negenten Luitpold in der Priuz-Negenten-Straße besichtigt. Um 1 Uhr war Früh stück in dec Gesandtschaft. Abends 6 Uhr besuchten der Kaiser und König Ludwig ein Festturnen des Männerturnvereins von 1879 in der großen Turnhalle des Vereins. Die Galatafel. Um 8 Uh: tvar Galatafel im Hosballsaale der Köuigl. Residenz. Unter den 200 Geladenen bemerkte man die Minister, die Spitzen der Behörden, das Präsi dium der Kammer der Neichsräte und das Direktorium der Kammer der Abgeordneten. Unter den Klängen eines Marsches zog der Hof ein. Ter König führte die Kaiserin, der Kaiser führte die Königin. Bei der Tafel saßen der Kaiser und der König an der Stirnseite der hufeisenförmigen Tafel. Rechts vom Kaiser folgten zunächst d.e Königin, Prinz Karl, Prinzessin Ferdi nand von Bourbon, Prinz Franz, Prinzessin Leopold. Links vom König saßen: die Kaiserin, der Kronprinz, Prinzessin Franz, Prinz Georg. Im Verlaufe des Mahles erhob sich der König zu folgender Rede: Ew. Kaiserl. und König!. Majestäten heiße ich zugleich im Namen der Königin von Herzen in meinem Lande willkommen. Wir gedenken danlbar des gläuzenden Empfangs, den Ew. Majestäten uns im März in Berlin bereitet haben, und der vielen Kundgebungen freundlicher Sympathie,, die wir seitens der Be völkerung der Reichshauptstadt erfahren durften. Mit besonderer Freude gedenke ich auch der wiederholten Begegnungen, die mich im Laufe dieses Jahres zu festlichen Veranstaltungen mit Ew. Majestät zusammengeführt haben. In Erinnerung an alle diese schönen und unvergeßlichen Eindrücke ist es mir eine Genug tuung, der hohen Freude Ausdruck zu geben, mit welcher der Besuch Ew. Kaiserl. Majestäten die Königin und mich erfüllt. Tiefe unsere Empfindung wird vom bayerischen Volke geteilt, das freudig jeden Anlaß begrüßt, der Ew Majestät zu ihm führt, und das heute an der Seite Ew. Majestät die edle und erlauchte Frau aufrichtig bewillkommt, die es in Ihrer Majestät der Kaiserin verehrt. In der herzlichen Anteil nahme der Bevölkerung am Besuch Ew. Majestäten be kundet sich, wie einig das Königshaus und. das Volk in Bayern sich in der Freudigkeit und Treue fühlen, mit der sie zu Kaiser und Reich stehen. Der Geist opferwilliger Hingabe an ein gemeinsames Vaterland ist in dein heutigen Geschlechte nicht minder lebendig, als in dem, das vor vier Jahrzehnten das Deutsche Reich erstritten hat. Die Buudeästaaten handeln in diesem Geiste, wenn sie unter verständnisvoller gegenseitiger Rück sichtnahme auf die Interessen jedes Einzelstaates in treuer Zu sammenarbeit sich den großen Aufgaben widmen, deren Lösung die Wohlfahrt des Reichs erheischt. Vertrauensvoll schaut das deutsche Volk zu Ew. Majestät empor, dessen rastlose Fürsorge für die Größe des Reichs es dankbar anerkennt und desseu kraftvolles Eintreten für die Be wahrung eines ehrenvollen Friedens es mit seinen Segenswünschen geleitet. Zeugnis davon gibt die warme Liebe und Anhänglichkeit, der Ew. Majestät in allen deutschen Gauen begegnen. Ew. Majestät werden in diesen Tagen wieder gesehen haben, daß hier in Bayern die Herzen Ihnen so innig und freudig entgegenschlagen, wie irgendwo im deutschen Vaterlande. Der Allmächtige hat Ew. Majestät und deren Wirken sichtbar gesegnet. Möge seine starke Hand auch fernerhin über Ew. Majestät, über der Durchlauchtigsten Kaiserin, über Ew. Majestät Haus und Land und dem ganzen Deutschen Reich walten. Tas ist der von Herzen kommende Wunsch, der mich und mit mir mein Volk beseelt, und dem ich freudigen Ausdruck gebe in dem Rufe: Se. Majestät der Kaiser, mein erhabener Freund und Verbündeter, Ihre Majestät die Kaiserin leben hoch, hoch, hoch! Nach dem Hoch spielte die Musik, welche vom Leib regiment gestellt wat, da» „Heil Dir im Siegerkranz". Unmittelbar darauf hielt der Kaiser den nachstehenden Trinkspruch: Ew. KSnigl. Majestäten bitte Ich, Meinen und der Kaiserin innigen Dank zu empfangen für den herzliche« Willkommengruß, den Ew. Majestät Uns in der lieben, schönen Hauptstadt Ihres Königsreichs entboten haben. Nach den Bekundungen herzlicher Freundschaft, die Ew. Majestät mir bei wiederholten persönlichen Begegnungen in diesem erinnerung-reichen Jahr« erwiesen haben, nach der Ehrung, die von Ew. Majestäten durch ihren will- kommenen Besuch in Berlin Mir und Meiner Hauptstadt bereitet wurde, ist es Mir eine hohe Freude, hier in der Münchner Residenz Ew. Majestäten als dem Könige und der Königin von Bayern Meine und Meines Hauses und Meines Lande» ehrerbietig« Huldigung darzubriugen. Bayern- Monarch, auf dem die Güte und Weisheit eine- unvergeßlichen Baters ruht, und die verehrungswürdige Hohe Frau, die Bayerns Krone trägt, haben sich ihren Platz gesichert im Herzen der deutschen Nation. Dankbar dars Ich aussprechen, wie wohl E, Mir tut dap' auch bei diesem Besuch in die liebenswürdige Gastsrrundschast Ew. Majestäten die Bevölkerung Münchens und Bayern» mit herzlichen Gesiunuuge» einstimmt. So sehr Ich Mich dieser freundlich«« Eifickfiindungrn für Mein« Person fr«u«, so sind st« Mir hierlibtk hinaus wertvoll al» Ausdruck der Treue zu Kaiser und Reich, t» der da» teruhast« Bayerpvolk k-lnem deutschen Stamm nachstehen will. Mit Sw- Majestät vertraue Ich, daß in den Deutschen unserer Tag« noch der Geist d«r Kiuigungskämpfe lebt, au« denen da» Deutsche Reich hervor- gegaugen ist als el» l«beu»voller Bund der deutschen Einzelstaaten, die auf der Grundlage wechselseitiger Achtung ihrer Eigenart und Selbständigkeit zusammeuwirken, um neben der Pflege ihrer be sonderen Interessen den nationalen Äesamtbedürfnissen gerecht zu werden. In der Erfüllung Meiner Kaiserlichen Aufgabe, deutsche Ehre und deutsche Wohlfahrt im Reiche und in der Welt zu schützen und zu mehren, habe Ich Mich der Unterstützung Meiner hohen Verbündeten erfreuen dürf«n. Ich weiß es besonders zu schätzen, daß in Ew. Mäjestät Mir ein Mitarbeiter von reicher Er fahrung zur Seite steht und «in Freund, mit dem Ich Mich auch durch Zuneigung de- herzinS verbunden fühle. Ich bitte Ew. Majestät, Mir Ihr« gnädige, freuudwillige Gesinnung auch fernerhin zu wahren. Innige Wünsche bewegen Mich und die Kaiserin für' das Glück Ew. Majestäten und des Erlauchten Hause» Wittelsbach und des bayerischen Bölkes, das sich viele, viele Jahre erfreuen möge au dem Walten des geliebten Königspaares. Diesen Wünsche» geb« Ich herzlichen Ausdruck mit dem Ruf: Se. Majestät der König, Mein erlauchter Freund und Hoher Verbündeter, Ihre Majestät die Königin leben hoch, hoch, hochl Nach dem Hoch erklang die bayerische Hymne. Die Monarchen schüttelten sich nach den Toasten lange die Hände. Nack, der Tafel wnrde Cercle abgchalten. * Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind heute abend gegen ^>11 Uhr von München abgereist. Mit der Kaiserin fuhr die Königin im geschlossenen Wagen, mit dem Kaiser der König im offenen Wagen nach dem Hauptbahnhof. Die Königin überreichte der Kaiserin vor der Abfahrt ein prächtiges Rosenbukett. Kleine politische Nachrichte»«. Altenburg, 17. Dezember. Der Landtag des Herzogtums Altenburg hat heute mit 17 gegen 15 Stimmen einen Gesetz entwurf angenommen, wonach vom Kohlenbergbau eine Ab gabe von 2H Pf. für die geförderte Tonne zu entrichten ist. Die Regierungsvorlage hatte ursprünglich L Pf. gefordert. Tie ländlichen Abgeordneten stimmten geschlossen für die Vorlage. Es lagen hierzu Eingaben vor von den Meuselwitz-Rositzer Braun- kühlenwerken, von anderen Werken sowie von der Handelskammer Altenburg, worin um Ablehnung der Steuer gebeten wurde. Wiesentheid, 16. Dezember. Heute vormittag wurde Graf Friedrich Karl v. Schönborn-Wiesentheid bei einer Be erdigung vou einem Unwohlsein befallen und starb bald darauf in einem benachbarten Hause. Der Verstorbene vertrat einige Zeit als Zeutcunisabgeordneter im Reichstage den Wahlkreis Kitzingen. Koloniales. BoUendu«- vex Tanganjista - Bahn. Nach dein gegenwärtigen Grande der Bauarbeiten au der neue» Baustrecke Tabora-Kignoma wird damit gerechnet, daß der vorläufige öffentliche Durchgangs verkehr von Daressalam nach Kignoma Anfang März nächsten Jahres vu fgenom men werden kann. Der Verkehr auf dem Tanganjikasee und besonders von Kogoma zum Kongo wird bis zur Vollendung der ueuen größeren Dampsec von der „Hedwig von Wißmann" aufrecht erhalten werden. Ausland. österreichische Delegation. Wien, 16. Dezember. Die österreichische Dele gation nahm das Budget der Kriegsmarine an. Jin Laufe der Debatte bekämpfte der Marinekommandanl Haus die Einwendungen der sozialistischen Redner wegen des Baues von Dreadnoughts und führte mehrere Beispiele aus dem jüngsten Kriege an, um die große Be deutung der Seeherrschafc für de» Ausgang eines Krieges durzutun. Auf eine Anfrage, warum die Flotte mobili siert worden sei, erklärte der Marinekommandanl, die Flolie sei überhaupt nicht mobilisiert, sondern nur in den Dienst gestellt worden. Die Delegation begann darauf die Verhandlungen des Kriegsbudgets. österreichisch - russischer Botschasterwechsel. Wie», 16. Dezember. Wieman mitteilt, stattete der neu ernannte russische Botschafter in Wien Schebeko heute mitrag dem Minister des Äußern Grafen Berch told einen Besuch ab und hatte mit demselben eine längere Besprechung. Bon diplomatischer Seite ver lautet, daß die Begegnung der beiden Staatsmänner außerordentlich sreunoschaftlich war und der russische Botschafter die Hoffnung ausgesprochen habe, daß rs ihn» gelingen werde, die Beziehungen zwischen Rußland und Osterreich-Ungarn entsprechend seinen Instruktionen recht günstig uud vertrauensvoll zu gestalten. Hr. Schebeko wird Donnerstag nachmittag »an» Kaiser in feierlicher Autrittsaudieuz empfangen werden, um sein PegiqubigungSschreiben zu überreichen Wir haben bereits vor einiger Seit mitgeteilt, daß der Rücktritt des bisherigen russischen Botschafters in Wien v. Giers unler ungewöhnlichen Umständen erfolgt, die auch darin zum Ausdrucke gelangen, daß die übliche Abfchiedsaudienz desselben beim Kaiser un mittelbar vor dem Berlassen seines Postens unterbleibt. Es wird daher sei» Nachsolger in der Antritl-audienz beim Kaiser auch das ÄbberusungSschreibeu de- Hr». v. Giers überreichen. Die Ursache dieser Erscheinungen ist zunächst in einen» Zusammenhänge der Wirksamkeit des bisherigen Botschafter» mit der Redl-Affaire zu suche». «attzische Wahlreform. Lemberg, 16. Dezember. Die heute unter dem Vorsitze de» Landmarschall» abgehaltene gemeinsame Wahlreformkonserenz der Obmänner de» Polnischen und des Ruthenischen Klub» ist ergebnislos verlaufen, da die Ruthenen an ihren Forderungen unbeugsam fest hielten. Der Landmarschall vertagt» di» Beratung und gab dem Wunsche AuSds»^, daß die Ausgleich». Verhandlungen bald wieder »»geknüpft wrrden möchten. Atalienifche Kammer. San Giuliano und Giolitti über die auswärtige und innere Politik. Rom, 16. Dezember. Deputiertenkammer. In der Debatte über die Adresse zur Beantwortung der Thronrede ergriff heute der Minister des Äußer» Mar- chese di Sait Giuliano das Wort und führte aus: I» diesen» Augenblick, wo «ine der grüßten internationalen Krisen, welche die Geschichte verzeichnet, noch nicht vollständig über- wunden ist, schweben zahlreiche wichtige Fragen, und zahlreiche wichtig« Interesse» uufereS Land«- und anderer Länder stehen auf den» Spiel. Di« zwei schwebende» Frage», die Lebensinteresscn für Italien berühren, sind die der Abgrenzung Albaniens und die des östlichen Mittelmeeres. Namentlich die Frage der albanischen Südgrenze, die direkt das Gleichgewicht, die Freiheit und Sicherheit in der Adria berührt, bedeutet für Italien und Österreich-Ungarn ein identisches Lebensinteresse, und die beiden Mächte sind gleichmäßig und solidarisch entschlossen, dieses Interesse zu wahren. Für die anderen Großmächte hat diese Frage ein sekundäres Interesse Wir haben daher Grund zu glauben, daß dank dem Geiste der Versöhnung und dem einmütigen Wunsch nach Frieden, der alle Großmächte beherrscht, Italien und Österreich-Ungarn ihre berechtigten und billigen Forderungen verwirklicht sehen werden. Wir wollen entsprechend dem Grund satz der Nationalität, der unser Ruhm und unsece Stärke ist, aus Albanien einen Faktor des Gleichgewichts und der Sicherheit im Adriatischen Meere machen. Wir haben daher den Wunsch, und er ist in erheblichem Maße schon erfüllt, daß die Neutralität und die Unabhängigkeit Albaniens unter die Gewähr und Kontrolle nicht nur der beiden Adriamächte, sondern aller sechs Großmächte gestellt werde. Wir wünschen das, weil wir glauben, daß diese Lösung feste Bürgschaften für die Aufrechterhaltung und Entwicklung der intimen B ezieh ungen zwischen Italien und Osterreich-Ungarn schasst, die wir als gleichmäßig not wendig für die höchsten Interessen der beiden verbündeten Mächte ansehen. Während der ganzen langen OrientkrijiS war dcr Dreibund immereinträchtig, und diese seine Eintracht, wie daS intime Zusammen arbeiten zwischen Italien und Österreich - Ungarn, hat die Inter essen jedes der drei Verbündeten wirksam gesichert ES hieße längst Bekanntes und außerhalb d«r Diskussion Stehendes noch- mals wiederholen, wenn man darauf hinwiese, daß der eminent defensive und ohne jede Änderung erneuerte Dreibund die solide und sichere Grundlage unserer ganzen aus wärtigen Politik bildet. Unsere Beziehungen mit Deutsch land sind so intim, warm und herzlich, wie man nur wünschen kann. Unsere Beziehungen mit Öster reich-Ungarn waren ebenfalls während der ganzen Balkankrisis intim und sind es heute noch, und daö Ver halten der beiden Mächte war immer von de», Geiste gegen seitigen Vertrauens und gegenseitiger Loyalität beseelt. Diese Beziehungen noch intimer zu machen und sie Schritt für Schritt auf der Grundlage wachsender Sympathie der Völler zu stärken, ist eines der wichtigsten Ziele der beiden Negierungen und muß es bleiben. Tatsächlich sind auch schon bemerkenswerte Er gebnisse erzielt worden in der Überwindung der Schwierigkeiten, die sich aus der tiefen Verschiedenheit der Sinnesart und der Einrichtungen ergeben. Wenn es wahr ist, daß Fragen der inneren Politik nicht zum Gegenstand diplomatischer Ver handlungen nach internationalem Recht gemacht werden können, so ist es nicht minder wahr, daß sie, wie dies auch in der öster reichischen Delegation bemerkt worden ist, eine bemerkenswerte Rückwirkung in der öffentlichen Meinung haben tonnen, zumal in einem demokratisch.parlamrntarischen Lande wi« Italien, fi/tne italienische Negierung hätte die Macht oder das Recht, eine nicht von der Mehrheit des Volkes und de-Z Parlaments gewollte Politik zu verfolgen. Volk und Parlament haben aber auch wiederholt Verständnis dafür gezeigt, daß eine auf den Dreibund und innerhalb des Dreibundes auf gefestigte Beziehungen zwischen Italien und Osterreich-Ungarn begründete Politik besser als jede andere den großen nationalen Interessen entspricht. In der Frage der Neichsitalieuer, auf die sich die Dekrete der Statthalterschaft von Triest bezogen, konnten wir nicht mehr erlangen Gerade weil es sich um Reichsitaliener handelte, konnten wir aber eine freundschaftliche diplomatische Aktion einleitsn. Da die Schwierigkeiten groß waren, verdient das Werk des Grafen Berchtold und des Botschafters Merey, die eine dauernde Ab kühlung der Freundschaft zwischen den beiden verbündeten Mächten abzuwenden verstanden, um so hoher geschätzt zu werden Einige Redner haben auf ein Mißtrauen angespielt, das mit Bezug auf die Frage des Gleichgewichts im Mittelmeer im Auslände gegen uns herrfchen soll. Wenn dieses Mißtrauen be steht, ist es gänzlich unbegründet. Was die von uns besetzten Ägäischen Inseln anbelangt, so bleiben wir fest auf dem Boden des Vertrags von Lausanne. Italien beharrt bei dem Grundsatz, daß keine Großmacht aus der gegenwärtigen OrieutkrisiS terri toriale Vorteile ziehen soll. Die Aufrechterhaltung des territorialen Status «zuo und des gegenwärtigen Gleichgewichts der Großmächte im Mittelmeer ist das Ziel seiner Politik. Darum muß die Türkei unberührt, stark und sicher erhalten werden Barzilai hat gemeint, infolge unserer Politik seien unsere Beziehungen zu den außerhalb des Dreibunds stehenden Großmächten und den Balkaustaaten schlechter geworden. Ich glaube, die Kammer darüber beruhigen zu könuen. Die Wahrheit ist, daß Italien heute eine politisch, wirtschaftlich und moralisch stärkereMacht ist als früher. Trotz der Preßpolemik und einer vorübergehenden MeinuugS- verschiedenheit in Einzelfragen sind die Beziehungen zwischen der italienischen und der franzöfisch en Negierung ausgezeich net, wie sie es während der ganzen Balkankrisis waren Wenn in Fragen, die Italien mehr augeheu als Frankreich, zeitweilige Meinungsverschiedenheiten vorhanden waren, hat die französische Negierung schließlich unseren Wünschen freundfchaftlich und frei- willig zugestimmt. Pie beiden Regierungen sind ernstlich und gleichmäßig entschlossen ihre Freundschaft auch in Zukunst unbe rührt zu erhalten und alles mögliche zu tun, um ihre beider seitigen Interessen zu versöhnen und zwischen den beiden Völkern immer mehr die Gefühle zu verbreiten, die ihrer intellektuellen Verwandtschaft entsprechen, die sich allenthalben so glänzend offen bart. Die Erklärungen Kokowtzows beweisen, daß der Pessimismus Barzilais auch bezüglich Rußlands unbegründet ist. In Italien ist die Erinnerung an die freundschaftlich: Haltung Ruß- lands während des italienisch - türkischen Kriege« nicht erloschen. Unsere Beziehungen mit England sollen nach Barzilai kühl geworden sein; er täuscht sich. Schwer zu lösend« Meinungsver schiedenheiten in wichtigen Fragen sind zwischen beiden Ländern bisher nicht ausgetreten, wie dies auch der neueste englische Vor- schlag wegen der albanische« Grenzen bewerft. Andauernd frei- mütige und herzliche Besprechungen zwischen den beiden Regie rungen lassen hoffen, daß wichtige und bleibeude Meinungsver- schiedenheiten auch in Zukunft nicht anstrete» w«rdeu. Mit der Art, wie Sir Edward Grey de» Vorsitz in der Botichafterlonserenz führte, hat er dem europäischen Frieden bemerk«ns>oerte Dienste geleistet, die seinem Namen einen Ehrenplatz in der Geschichte einer schwierigen internationalen Krisis sichern. Anch mit Bezug auf die Balkanv ülker täuscht sich Barzilai. Unsere Beziehungen mit der serbischen Regierung find ausgezeichnet. Was Monte negro anbelangt, so genügt der Hinweis daraus, daß der Minister Plamenatz die llieise, die dem tieiuen ruhmreichen Lande die Mittel zu wtrlschaftlicher Entwicklung verschaffen soll, in Rom begonnen hat, und di« erd«t««e Unterstützung
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