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3. Beilage zu Nr. 292 des Dresdner IvUNMls Mittwoch, 17. Dezember 1913. den ein unbestimmte- Angstgefühl, das jeder der andern zu l kimo mannbar und selbständig geworden ist, dann kauft 4 Die dunkle Wolke. Novelle von Paul Hermann. (Fortsetzung u. Schluß zu Nr. 289.) Geschäftliches. — Eine neue Postkarte, für Weihnachten und Neujahr bestimmt, bringt der Postkartenverlag von Max Köhler, Sachsen» aller 8, in den Handel. Auf ihr ist der Chor der Kreuzkirche während der Vesper nach einem Original von E Limmer dar gestellt. Die Karte ist in den Papier» und Postkartenhandlungen zu haben. * Als ein apartes Weihnachtsgeschenk, da» den Vorzug hat, ebenso praktisch wie angenehm zu sein, muß eine Hau»», Reise» oder Taschenapotheke gelten, wie sie die hiesige SalomoniSapotheke, Neumarkt 8, zusammengestellt hat und in allen Preislagen und AuSsührungen in den Handel bringt. Die Offizin, die übrigen» auch zugleich Generaldepot der Homöo pathischen Zentralapothek« von vr. Willmar Schwabe in Leipzig ist, hat die Apotheken, sowohl allopathische wie auch homöo pathische, stet- in großer Anzahl auf Lager, ebenso wie alle im Verlage von vr. Willmar Schwabe erschienenen homöopathischen Lehrbücher zur Behandlung von Menschen» und Tierkrankhetten, di« sich gleichfalls al» empfehlenswerte Weihnachtsgeschenke eignen. * Eine reich« Auswahl von Weihnachtsgeschenken, di« durch ihre Gediegenheit und dauernde Brauchbarkeit erfreuen, hat dt« bekannte Fabrik F. Soennecken.Bonn (Berlin, Taubenstr. 16—18 und Leipzig, Markt 1) in ihrem neuen Weihnachtskatalog »u- sammengestellt. Tintenfässer, Kalender, Schreibmappen, Schreib unterlagen, Ringnotizbücher, Goldfüllfedern und dergl., ferner Ideal-Bücherschränke und Schreibmöbel sind in dem Katalog «ut- halten, der auf Wunsch kostenlos zugesandt wird. Die Sornnecken« Fabrikate können durch die einschlägigen Geschäfte bezogen werd««. „Nem, nein. Sie zündete die Lampen an und trug eine auf die Diele, die fast immer in Heller Dämmerung lag. Fast wäre das schwere, altmodische Ding ihren Händen entglitten. In der Haustür stand Kleefeld, der Händler — er sich seinen Familiengeist von dem Medizinmann. Er hat gehört, daß da ein alter Schamane ist, der sein Geschäft allmählich aufgeben will und ein paar gute Geister billig zu verkaufen hat. „Ich brauche sie nicht länger", sagt der Alte, „und dir werden sie nützlich sein. Möchtest du viel leicht meinen Polarbärengeist?" „Am liebsten möchte ich den Stromzerbrechergeist , sagt der andere. „Nein, den brauche ich bis zuletzt. Aber du sollst meinen Rabengeist haben. DaS ist ein zuverlässiger und wirksamer Geist. Du wirst an ihm Freude erleben." Und der junge Eskimo kauft den Raben-Geist für ein neues Boot, für 20 frische Sie vermochte so viel über sich, nicht aufzuschreien, aber ihre Augen richteten sich in angstvoller Frage auf ihn. „Seien Sw nicht bange, Fräulein Eva — er is ja da — draußen wartet er. Wo is die Frau, Fräulein Eva?" Frau Marianne erschien auf der Schwelle. „Mein Sohn, wo ist mein Sohn?" „Freigesprochen haben se ihn — aus Mitleid hat er ge schwiegen zu den Vergehen von andere Leut, das war seine Schuld. Der Vorsitzende selbst hat sein Bedauern ausge sprochen über die Inhaftierung." „Das ist ja alles ganz gleichgültig, Herr Kleefeld — wo ist er?" „Er ist draußen am Hostor und wartet, und ich werde in die Küche gehen, denn ich hab' einen gewaltigen Hunger." Da verstand Frau Marianne und ging feierlichen Schritts hinaus an das Hoftor. Die erste Umarmung sollte keiner sehen, das erste Wort keiner hören. Und als sie dann das Laus betraten, lag ein Helles, reines Leuchten auf ihren Gesichtern. „Ich habe dich. Mutter, willst du nun wissen, wie alles war?" „Sage nichts in dieser Stunde — alles ist gleichgültig — ich habe dich, meinen Sohn." Eva Voels stand beiseite. Ihre Augen umsingen den Heimgekehrten mit zärtlicher Innigkeit, ihr junges Herz schwoll vor Liebe und Mitgefühl. Sie hatte es ja gewußt: die dunkle Wolke mußte in nichts zerflattern und für immer. An der Sonne, die Siegerin blieb, würde auch fie ihren Anteil haben. Marianne schwieg. Sie war es gewohnt, sich zu beherr schen; kein Zug verriet die ungeheure Enegung m ibr. „Ich will dir gern das Schwerste abnehmen, Mananne. Solltest du eine Begegnung vermeiden wollen, so bin ich bereit, die nötigen Verhandlungen zu führen, ihm das Geld zu bringen und ihn: in deinem Namen ernstlich ms Gewissen zu reden." Margot sah gelangweilt und hochmütig aus, für sie war die Sache erledigt. Frau Marianne erhob sich langsam, mit der Rechten schob sie ihren Stuhl hart beiseite, so daß sie völlig frei stand. „Hinaus!" Es klang ruhig und fest wie ein Befehl, gegen den es Berufung gibt. „Hinaus!", fie wiederholte es und die beiden starrten sie an, als sei sie wahnsinnig geworden. Vater und Tochter sprangen von ihren Sitzen auf. „Marianne, was heißt das?" „Unschuldig ist mein Sohn, unschuldig, hört ihr es, un schuldig ist er, und wäre er zehnmal schuldig, er ist mein Sohn, und ich werde ihn mit ausgebreiteten Armen emp fangen." „Du rafest, Marianne!" „Ich habe keine weiteren Erklärungen — ihr freilich — ihr hättet mich verdorben mit kalter Seele, o ihr . . .!" Sie rieb die Hände aneinander, als ob sie sich wüsche. Ulrich Willgerod fühlte, daß er hier ausgespiett hatte. „Du weisest uns hinaus?" „Das tue ich." „Du scheidest dich für immer von uns, bedenke das wohl!" „Ich halte euch nicht." „Wir gehen sofort." „Der Wagen steht zu Eurer Verfügung, laß augenblick lich anspannen." Die beiden verließen in gerader Haltung das Zimmer. Frau Marianne stand noch ein paar Augenblicke un beweglich, dann strömte ihr das Blnt in die verblaßten Wangen zurück — immer leichter wurde die Last. Ihre Schroffheit würde sie niemals reuen. Sie war diese Tat ihrem Sohne schuldig gewesen — und ihr selbst war sie wi^ eine Befreiung. Sie hatte in ihrer Erregung nicht das Offnen der Tür vernommen, die zu den anderen Räumen des Erdgeschosses führte. Die scharfe, kalte Zugluft, die ihren Nacken streifte, veranlaßte sie, den Kopf zu wenden. An den Türpfosten gedrückt stand Eva Voels. Ihre Augen waren scheu und bang auf die hohe, stattliche Frau ge richtet. In den Händen hielt sie einen mächtigen Kranz, der in grüner und roter Farbenfreudigkeit prangte und den Will- kommengruß prächtig umzog. Das Licht der Lampe lag voll darauf. Frau Marianne umfing das Bild an der Tür mit vor stehenden Augen. „Eva, Kind, komm zu mir!" Ihre Stimme klang weich wie einer Mutter Stimme. Zögernd trat Eva von der Tür weg, ihren Kranz ängst lich festhaltend, als fürchte sie, er könne ihr genommen wer den. „Eva, sieh mich einmal an, für wen hast du den Kranz gewunden?" Da ließ das Mägdlein den Kranz fallen und stürzte auf Frau Marianne zu. Alle Scheu war mit einem Male von ihr gewichen. Sie umklammerte Gerhards Mutter und preßte das Gesicht an ihre Brust. „Ich, ich habe ihn gewunden — ich — für —" sie brachte den Namen nicht über die Lippen. „Du hast Kranz und Gruß für meinen Sohn bestimmt." Eva erhob ihr Haupt, und die felsenfeste Überzeugung gab ihrem jungen Gesicht einen Zng von entschlossenem Charakter, der Frau Marianne selbst in diesem bewegten Allgenblick auffiel. „Für ihn ist der Kranz — Herr Gerhard hat gewiß nichts Böses getan, er ist unschuldig — gewißlich." Das klang wie ein Glaubensbekenntnis. „Du weißt das so bestimmt, Eva Voels?" „Ich habe es immer gewußt und nie daran gezweifelt." Da neigte die Mutter das Haupt vor diesem festen Glauben. Das Mägdlein, das kaum beachtete, hatte die stärkere, bessere Liebe. Und sie küßte es auf die Stirn und den weichen, jungen Müntz. „Komm, wir wollen uns setzen und du sollst mir er zählen. Sprich mir von dir und was du von meinem Sohne weißt." Da sprach Eva ohne alle Befangenheit und öffnete seiner Mutter ihre Seele, und die Altere, Starke, Pflichtbewußte lernte von der Jungen und Demütigen. Das füblten beide im tiefsten Innern, daß sie die Weihe dieser Stunde niemals vergessen würden. Sie überhörten die Abfahrt der Willgerods, die in die sem Augenblick jeden Versuch für zwecklos halten mochten, ihre Verwandte umzustimmen. Die Stunden rannen. Die große Erregung, die die Herzen Mariannes und der kleinen Eva Voels so nab zusammengeführt hatte, ebbte zu rück. Sie schwiegen und harrten. Jedes fremde Geräusch, das von draußen in die Stille des Zimmers hineindrang, ließ sie zusammenschrecken. Kleefeld hätte schon zurück sein können — aber die nächste Stunde mußte die Lösung bringen. Die Pein des Wartens und die Untätigkeit schufen bei- Häute, für 2 Krüge mit Robbentran und einige andere nützliche Sachen, die er dem alten Schamanen in die Hütte bringt. Ruft er den Geist dann an und dieser gehorcht ihm nicht, so wird ihm der Alte sagen, wenn er sich beklagt: „Ich kann dir nicht helfen; ich habe ihn dir in guter Absicht übertragen, und wenn du zu jenen gehörst, von denen die Geister nichts ivissen wollen, dann kannst du mir leid tun." Und da nun einmal kein Eskimo zu den Stiefkindern des Schicksals gehören will, mit denen die Geister sich nicht einlassen, so muß er eben mit dem gekauften Familiengeiste gut aus kommen. * Ein Seemannsidyll auf der Osterinsel. Qualen und Entbehrungen wie aus der Hölle und idyllische Freuden in einem irdischen Paradies — das waren die romantischen Gegensätze, welche die Mannschaft des viermastige» Schoners „Eldorado" im südlichen Stillen Ozean durchlebte. Der Kapitän des Schiffe-, der mit zwei Matrosen in San Francisco landete, gab eine ausführliche Schilderung der Abenteuer, welche die Phantasie eines Roinandichters in den Schatten stellt Die Leute der „Eldorado" waren am 13. Juni ge- zivungen, das Schiff, das in einem furchtbaren Sturme leck geworden war, zu verlassen, und retteten sich mit geringem Proviant in ein Boot. Es waren 10 Lente mit dem Kapitän Benson an der Spitze; ihre einzige Hoffnung bestand darin, daß sie die fast 1500 Kin west lich gelegene Osterinsel erreichen könnten. So lange noch Speise und Trank reichten, waren sie guter Dinge, erzählten sich Geschichten, sangen uno beteten jede Stunde. Aber als dann das grausige Gespenst des Hungers sie immer grimmiger packte, als die Hoffnung, die Osterinsel zu erreichen, nur noch als ein ungewisses Irrlicht vor ihren Augen stand, da ergriff sie allmählich dumpfe Verzweiflung. Neun Tage verbrachten sie in dem Boote, allen Unbilden des Wetters ausgesetzt. Ta endlich kam die Osterinsel in Sicht. Sie waren alle so schwach, so zermürbt, fast stimmlos, Hände und Füße von dem Meerwasser geschwollen, daß sie sich nicht mehr auf den Füßen halten konnten; selbst zum Landen an der Insel waren sie bei dem rauhen Wetter zu schwach, sodaß sie erst am elften Tage von den Ein» geborenen an Land gefischt wurden. Aber nun wandelte sich mit einem Schlage die Szene. Ein blühendes, glück liches Land nahm sie auf, und die 200 malayischen Ein geborenen der Insel hegten und pflegten sie. „Ich muß sagen", so erzählte Benson, „daß wohl Gott niemals belfere Herzen in menschliche Wesen gesenkt hat, als in diese braunen Männer und Frauen, die uns mit ihren Ochsen auf ihren alten Holzkarren wie verlorene Kinder in ihr Vaterhaus brachten und un- pflegten, wie nur Mütter ihre Babys. Sie kochten uns nährende Suppen und stärkende Kräutertees; die Frauen badeten unsere Füße und Hände in heilendem Ol". Die Osterinsel wurde für sie zu einem Seemannsidyll, in dein sie 101 Tage in Freude und Wonne verbrachten. Nicht nur der Körper, auch das Herz fand Erquickung, die braunen Frauen schenkten den ranhcn Seebären ihre Liebe; sechs von ihnen heirateten und die anderen verlobten sich; sie beschlossen, nie mehr ihr Geschick den trügerischen Wellen anzuver» trauen, sondern in diesem Paradies heimisch zu werden. Sieben haben dies Gelübde gehalten und sind heule glück liche Bewohner und Familienväter der Osterinsel. Der Kapitän und zwei andere aber bekamen Sehnsucht nach der Zivilisation, kamen in einem offenen Boot mehr vls 3000 tcm weit bis Tahiti und von dort nach Amerika zurück. Bunte Chronik. * Aus Stefanssons Eskimogeschichten. Vilhjal- mur Stefansson, der bekannte Polarforscher, dessen letzte große Expedition von einer in ihren Folgen noch nicht zu übersehenden Katastrophe betroffen worden ist, gilt bekanntlich als der beste Kenner der Eskimos, unter denen er viele Jahre im engsten Verkehr mit diesem merk würdigen Volke verbracht hat. Die Geschichten, dnrch die er im „Strand Magazine" ihre religiösen Anschauungen beleuchtet, lassen erkennen, wie vertraut den Eskimos noch das Wunder ist, auf wie gutem Fuße sie mit den Geistern leben. Als einmal Stefansson einem Eskimofreunde er zählte, daß die Weißen Fernrohre hätten, durch die sie die Gebirge auf dem Mond erkennen könnten, fragte der erstaunt: „Ist denn noch kein weißer Mann auf dem Mond gewesen?" Er wisse viel besser auf dem Mond Bescheid, denn die Schamanen reisten gar ost dahin und brächten genaue Kuude zurück. Der Forscher erfuhr dann, daß im Winter die Reise des Schamanen nach dem Mond eine der üblichsten Unterhaltungen sei, und durfte der merkwürdigen Zeremonie beiwohnen. Alle Eskimos des Dorfes sind mit Frauen und Kindern in einer geräumigen Hütte versammelt; sie sitzen auf Bänken tief unten, wäh rend oben am Dach in der Nähe des einzigen Fensters der Hütte der Schamane, nur mit Kniehosen bekleidet, sitzt. Zwei oder drei Männer, die darin erfahren sind, binden ihn mit Stricken ganz fest. Dann wird der Raum völlig dunkel gemacht, und außerdem müssen während des Vor ganges selbst alle fest die Augen schließen; den Kindern werben sie von den Alleren zugehalten. Der Schamane Hal ein Seil, an das ein fester Gegenstand, ein Hammer oder ein Slein, gebunden ist, in der Hand, und diesen Strick läßt er nun herumschwirren. Zugleich beginnt er einen magischen Gesang: „Ich fühle mich nicht jo schwer wie sonst. Mir ist's, als säße ich nicht fest auf der Erde. Nun werde ich leicht wie eine Feder." Und während er unbeweglich auf seinem Platze bleibt, spricht er dann wie ein Bauchredner, als wenn es aus der Höhe käme: „Jetzt erhebe ich mich; nun fliege ich schon, nun schneller und schneller ..Das Summen des Seiles, die ge heimnisvollen Fisteltöne de- Manne- schaffen eine phan tastische Stimmung, und schon hallen seine Worte ferner uud ferner: „Jetzt schwebe ich hoch über euern Köpfe», jetzt fliege ich durch daS Fenster..." Die Stimme ver schwimmt immer mehr, und schließlich slüstert sie nur noch wie auS einer unermeßlichen Weite. Darauf erlebt der Schamane alle- Mögliche auf dem Monde, unterhält sich mit dem Mann im Monde und mit seiner Frau über Ernte- und JagdauSsichten, und die Versammlung sitzt unterdessen in tiefstem Dunkel und tiefstem Schweigen, bis nach einer halben Stunde oder mehr man ganz leise die Stimme de- Mondreisenden wieder hört: „Nun schwebe ich durchs Fenster, nun komme ich auf den Boden. Nun öffnet die Augen und zündet die Lampen an!" Der Höhepunkt der Feier ist dann die Erzählung des Schamanen, bei der seine Phantasie in den kleinsten Einzelheiten schwelgt und die anderen andächtig lauschen. Der Scha mane ist der Hüter und Herr der Familiengeister; daher kommt seine große Macht. Wenn aber ein junger ES verbergen suchte. Jah erhob sich Eva Voels, deren Züge den Ausdruck einer gespannt Lauschenden trugen. „Jetzt muß ich die großen Lampen anzünden und auch tne Kerzen, eS soll überall Licht sein, wenn er kommt." „Wenn er kommt —" Ich höre schon den Wagen." Du täuschest dich, Eva." Moderner Juwelen- und Soldsckmuck C. k. Ammermann, Juwelier Valktrasre 12. Gegründet kernrprscker 17». Anfertigung in eigener Werkstatt. »ss. Alberne Toielgerüte und kestecke 8711