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Dresdner Journal : 10.12.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191312101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19131210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19131210
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-10
-
Monat
1913-12
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 10.12.1913
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da- tat er gestern, und er tat eS nicht ohne Geschick. Er antwortete dein Eozialdemokraten sofort und führte ihre tendenziösen AuSsührungen aus ihren wahren Wert zurück. Aus der Au»la ndspresse. Wien, 10. Dezember. In Besprechung der gestrigen Rede des deutschen Reichskanzlers führt das „Nene Wiener Tagblatt" aus: Die Rede unterstreicht fast Satz für Satz die freilich auch schon vorher von keinem ernsthaften Politiker angezweifelte Tat sache der vollkommenen Übereinstimmung zwischen Oster reich-Ungarn und seinem dentfchenBundeSaenossen in allen Hauptfragen, die in den abgelaufenen Monaten die Staatskanzleien der Völker beschäftigten. Für seine Betonung der unerschütterlichen Interessengemeinschaft beider Reiche und der außerordentlichen Be- Währung des Dreibundes wird der Reichskanzler in der gesamten öffentlichen Meinung Osterreichs-Ungarns ein durchaus sympathi- sches Echo finden. Die „Reichspost" schreibt: In dein Exposä des Reichskanzlers werden die Stellen, die Osterreich-Ungarn und den Dreibund betreffen, wegen ihrer Herzlichkeit von den Verbündeten mit besonderer Freude ausgenommen werden. Mehrere Blätter besprechen gleichzeitig die gestrigen Ausführungen des Grasen Berchtold und des Reichs kanzlers. Die „Österreichische BolkSzeitung" schreibt: In dem fruchtbaren Gedanke» der Wahrung des Frieden» begegnen sich die Erklärungen von Wien und Berlin. Das „Extrablatt" sagt: Wenn man nun die Ausführungen der beiden leitenden Staatsmänner zusammenhält, so kann man feststellen, daß die Übereinstimmung der Anschauungen eine höchst weit reichende ist. Gerade aus diesem Umstande darf man für die künftige Entwicklung der Dinge wohl auf eine dauernde Auf heiterung des politischen Horizonts schließen. Die „Neue Freie Presse" bespricht aus der Kanzlerrede nur die Stelle von der Revision des Bukarester Friedens und sagt: Der Reichskanzler habe zum klaren Bewußtsein gebracht, daß an den Vorschlag der Revision sich die ernste Gefahr eines Krieges hätte knüpfen können, da die Großmächte in keinem Punkte so uneinig waren, wie darin, ob der Bukarester Friede geändert werden solle. Tie Revision hätte nur der Zündstoff werden können, der die Leidenschaften entflammt und Europa in Brand gesetzt hätte. Paris, 10. Dezember. Uber die gestrige Rede des deutschen Reichskanzlers schreibt der „Gaulois": Es ist eine im ganzen friedliche Rede, die von einer durch die Fortschritte der deutschen Expansion gerecht fertigten Gesinnung getragen ist. Das Deutsche Reich täte in der Tat Unrecht, sich über seine Freunde oder Feinde irgenwie zu beklagen. Der gute Wille Englands öffnete ihm die Tore Afrikas. Die Entsagung Frankreichs und Rußlands gestatten ihm, sich als Herr an den Usern des Bosporus festzusetzen. Tas un vorsichtige Vertrauen Italiens hat ihm erlaubt, den Verkehr im Mittelmeer an sich zu reißen. Tas „Echo de Paris" schreibt: Tie korrekte und feste Erklärung des deutschen Reichs kanzlers enthalte für Frankreich eine doppelte Lehre. Zunächst wird die Rede des Kanzlers nach der durch die Zabcrner Zwischenfälle hervorgerufenen Krise ein Beweis für die Festigkeit der deutschen Regierung und die Kontinuität ihrer Politik sein. Die zweite Lektion für uns ist die Art und Weise, wie der Reichs kanzler über die deutsch-englischen Beziehungen gesprochen hat. Es ist klar, daß eine große Anzahl von Engländer» nunmehr sich vor jeder Gefahr geschützt glauben wird, wenn sie Deutschland große Gebiete zuerkannt haben werden, die theoretisch durch eng lischen Besitz getrennt sind. Wir dürfen über diese Unterstützung nichi staunen, denn wir selbst haben sie auf Kosten unseres Kongo betätigt. Müssen wir aber nicht einsehen, daß eine englisch deutsche Annäherung, so wenig dauernd sie auch sein mag, für uns militärische und diplomatische An- strengungen erheischt? Halten wir uns die Entschiedenheit der Rede desReichskanzlers vorAugen, die zur Zerfahren heit unseres parlamentarischen Lebens in grellem Gegensätze steht. Erinnern wir uns des Tones, in dem der Reichskanzler sich an England oder Rußland wendet und denken wir daran, bezüglich der Fragen der französischen Politik den eben ans Ruder gelangten Persönlichkeiten zu sagen, daß die Probleme der äußeren Politik keinen Aufschub dulden und daß man in Zeitläuften, wie den gegenwärtigen, auf der Höhe seiner Verantwortlichkeit stehen muß Der „Excelsior" schreibt: Tie Worte des Reichskanzlers werden im Auslände gewiß eine günstige Ausnahme finden; denn seine Erklärungen tragen das Gepräge eines friedfertigen Freiniuts, der den besten E-ndruck hervorruft. Wenn der Reichs- kanzler bezüglich der Frage der deutschen Militärmission auch nicht die begreifliche Reugier der Publikums befriedigt, so hat er doch zum mindesten wiederholt von den deutsch französischen Beziehungen in Ausdrücken gesprochen, die von einer erfreulichen Korrektheit erfüllt find, um seine eigenen Worte zu gebrauchen. Hr. v. Bethmann Hollweg hat, was uns anbelangt, die Versicherung gegeben, daß die deutsche Regierung sich bemüht, Konflikten vorzubeugen, allerdings mit dem Hrnzusügen, daß die deutsche Tatlrast sich auf den wirtschaft lichen Gebieten der Welt entfalten wird. Keine Macht wird in dieser Entfaltung, falls sie die erworbene Stellung anderer respek tiert, eine llnzuträglichkeit sehen. Ter „Petit Parisien" hebt gleichfalls den friedlichen Charakter der Rede des Reichskanzlers hervor. London, 10. Dezember. Die Zeitungen beschäftigen sich mit der gestrigen Rede des deutschen Reichskanzlers. Die „Times" rekapitulieren die Hauptgedanken der Rede über die Beziehungen der Mächte. Das Blatt nimmt mit besonderer Freude von der Feststellung Kenntnis, daß die korrekteren Beziehungen zu Frankreich der deutschen Politik ihre Aufgaben erleichtert haben. Die „Times" betonen sodann, daß nach der Auffassung des Reichskanzlers alle Mächte über die Zukunft der Türkei sich in einem substantiellen Ein verständnisse befinden. Alle wünschten, daß ihre Be ziehungen unverletzt und ihr Preuige erhalten bleiben möge, aber auf der Grundlage innerer Reformen, deren Durchführung, und zwar unter dem Beistände Europas, in ihrem eigenen Interesse liege. Unter diesen Umständen hat der Reichskanzler nicht gezögert, die Hoffnung auS- zusprechen, daß keine Aussicht auf politischen Streit zwischen den Mächten über die Zukunst der Türkei vor handen sei. Uber die Verhandlungen mit England zum Zwecke der Wiederherstellung der früheren Be ziehungen schreiben die „Times": Wir können dem Kanzler versichern, daß eine Polititik dieser Art, wenn sie nicht nur im guten Glauben, sondern auch mit der vollständigen Rücksicht auf den äußeren Schein geführt wird — in dem guten Glauben, der wenigsten» für den Augenblick bei der Ernennung eine» deutschen Generals »um Kommandeur der türkischen Truppen in Konstanti nopel vergesse» worden zu sein scheint, in England so will- kommen ist, wie er selbst hofft und wünscht. Sie muß natürlich mit dem Grundsatz« im Einklänge sein, der so oft und deutlich von anderen Ministern au»gesprochen wurde, daß wir keine neue Freundschaft auf Kosten der bestehenden eingehen können Aber von dieser un«rläßlichen Bedingung wird er uns ebenso- wenig abwendig machen, al» er selbst die Vergangenheit ruhen zu lassen und mit Vertrauen auf der Grundlage der Gegenwart fortzuarbeiten wünscht. Wir müssen allerdings aus Grund von Tagen und nicht von Wochen erproben, ob diese Grundlage solide ist. Einberufung des prentzischen Landtages. Berlin, 9. Dezember. Die beiden Häuser des preußischen Landtages werden auf den 8. Januar einberufen werden. Bayerischer Landtag. Reform der Ersten Kammer. München, 9. Dezember. In der Kammer der Abgeordneten erklärte in der heutigen Abendsitzung Ministerpräsident Frhr. v. Hertling bei Beratung der Aufwendungen für Industrie, Gewerbe und Handel über die Frage einer stärkeren Vertretung der ge werblichen Stände in der bayerischen Kammer der Neichsräte: Ich erkläre, daß ich mich inS Einvernehmen mit den zustän- digen Ministern setzen werde und durchaus bereit bin, der Frage näher zu treten (Bravo!), inwieweit unter Berücksichtigung der veränderten Zeitverhältnisse und der wirklichen Bedürf nisse Änderungen in der Kammer der Reichsräte vorzunehmen find. Aber die dankbare Anerkennung, welche die Regierung der Tätig- keil schuldet, durch welche die Reichsratskammer sich um das bayerische Verfassuugsleben verdient gemacht hat, verbietet es, diese Frage zu lösen ohne enge Fühlungnahme mit der Reichsrats« kammer selbst. Ich werde zunächst mit der R«ichsratskammer Fühlung nehmen, und wenn sich die Verhandlungen der Reichs ratskammer und des Ministeriums zu bestimmten Vorschlägen ver dichtet haben, wird dieRegterung in dieser Frage dieJnittative ergreifen. (Bravo!) Erhöhung der Zivilliste. München, 9. Dezember. Der Ausschuß der Kammer der Rcichsräte hat den Gesetzentwurf über die Erhöhung der Zivilliste in namentlicher Ab stimmung einstimmig angenommen. Ungarische Delegation. Österreich-Ungarns äußere Politik. Wien, 9. Dezember. Die Ungarische Delegation hielt heute vormittag eine Vollsitzung ab, zu der auch die Opposition erschienen war. Auf die Frage der Inter pellanten erwiderte der Minister des Äußern Graf Berchtold: Osterreich-Ungarn sei gemeinsam mit den übrigen Groß mächte» tatsächlich bestrebt gewesen, den ersten Balkan krieg zu verhindern. Er verweise von neuem darauf, daß er im Interesse der Wahrung des Friedens im August des vorigen Jahres bei den Großmächten eine Aktion eingeleitet habe, um die Pforte zn gründlichen reorganisatorischen Maßnahmen im Interesse ihrer Nationalitäten zu veranlassen. Die Aktion der Negierung habe nicht zu dein Ergebnisse geführt, daß sie dem Kriege vorbeugte, jedoch den Nutzen gehabt, daß die Kabinette in einem gewissen Ideenaustausch miteinander standen. Auf dieser Grundlage habe dann später das Vorgehen der Großmächte eingesetzt, das eine Regelung im allgemeinen Einverständnis hinsichtlich gewißer Fragen zur Wiederherstellung des Friedens bezweckte. Was die durch den „Matin" bekannt gewordenen Verträge zwischen den Balkanstaaten anlange, so habe er der Natur der Sache nach keine offizielle Kenntnis von ihnen erlangen können. Er sei daraus angewiesen gewesen, sobald die Einzelheiten der Verträge zur Kenntnis der Regierung gelangten, sich ein Bild über die Lage zu verschaffen. Jedenfalls, sagte der Minister, steht es fest, daß wir bei der damaligen Lage in dem Bestreben, den Frieden zu erhalten, nicht weiter gehen konnten, ohne daß wir für eine Partei direkt Stellung genommen hätten. Dann wäre gerade die Lage entstanden, die nur Feinde der Monarchie wünschen konnten, daß wir uns nämlich in offenem Gegensatz zu sämtlichen Balkan- staaten befunden hätten, wobei nicht vergessen werden darf, daß jene vielleicht auch in dem Gedanken lebten, aus die Hilse einer Großmacht zählen zu können. Auch hinsichtlich des zweiten Balkankrieges gebührt uns kein Vorwurf, daß wir nicht alles unternommen hätten, um diesen Feldzug zu verhindern. Alle unsere Gesandten aus dem Balkan hatten Weisung, nachdrücklich Aufrecht erhaltung des Friedens anzuraten. Unsere diplomatische Tätigkeit mußte sich aus diesem Gebiet deswegen eine gewisse Reserve auserlegen, weil die Verträge der Balkanstaaten das Amt eines Schiedsrichlers für den Fall von Gegensätzen ausdrücklich einer anderen Groß macht übertragen hatten. Tas Selbstverfügungsrecht der Balkan staaten und die Stellungnahme dagegen, daß irgend eine Groß- macht dieses Selbstversüguugsrecht einschränke, ist überlieserter Grundsatz unserer Politik. Wie wenig wir den zweiten Balkan krieg herbeigewünscht haben, beweist am besten unser ernstliches Bestreben, eine freundschaftliche Verständigung zwischen Rumänien und Bulgarien herbeizusühren. Die Antwort des Ministers wurde von der Mehr heit zur Kenntnis genommen. Delegierter Baron Hengelmüller trat der Be hauptung entgegen, daß Osterreich-Ungarn sich hinter dein Rücken Europas verstecke. Während der Rede Hengelmüllers wurde auf Ver langen Nalovszlys die Beschlu ßunfähigkeit fest- gestellt und die Sitzung unter großem Lärm der Opposition suspendiert, der bei Wiederaufnahme der Sitzung andauert. Rakovszky zog sich bei einer Be schwerde über die Geschäftsführung des Präsidenten einen Ordnungsruf zu; er erwiderte, der Ordnungsruf von eine:u deutschen Präsidenten sei ihm egal. (Lärm.) Berichterstatter Nagy führte aus: Dem Minister des Äußern gebühre alle Anerkennung für die Wahrung des Friedens angesichts des Abgrundes, an dessen Rande die Monarchie während der Balkankris« gestanden habe. Es sei belanglos, daß Deutschland den Bukarester Frieden früher an- erlannte, als die Monarchie. Der Dreibund bleibe gleichwohl der stärkste Hort des europäischen Friedens. Der Oppositionelle Graf Earolyi erklärte sich mit der Leltung der äußeren Politik unzufrieden, iveil sie im Dreibund nicht die ihr gebührende Rolle gespielt habe. Delegierter Berzeviczy betonte, es gebe für die Monarchie keine günstigere Kräflegrupprerung, als das Festhalten am Drelbunde. Das Ergebnis der Balkan- krise zeige, daß die panslawistische Idee Bankerott erlitten habe, ebenso das europäische Konzert. Andrassy erklärte, er fei unbedingt Anhänger des Dreibundes. Innerhalb deS Dreibundes aber müsse Oster reich-Ungarn eine gewisse Selbständigkeit haben. Nunmehr ergriff Ministerpräsident Graf Tisza das Wort und erklärte, daß das leitende Prinzip der äußeren Politik Osterreich-Ungarn» in der Wahrung des Frieden» bestanden habe und in der Sicherung der freien ökono ¬ mischen Entwicklung des Balkans sowie der Unabhängig, leit der Balkanvölker. Der Minister kam dann auf Rußland zu sprechen und sagte: So oft die russisch« äußere Politik unserer Politik er- möglichte, ein freundschaftliches friedliches Vorgehen Rußland gegenüber zu befolgen, gab «» bei an» keinen einzigen Faktor, der d e» nicht mit der grüßten Freud« brgrüßt hätte. In den drei vom Minister des Äußern fixierten Fragen, nämlich bezüglich der militärischen Positionen an der Adria, der Unabhängigkeit Albaniens und gewisser Rumänien zu leistender Zugeständnisse, habe die Monarchie ihr Ziel erreicht. Der Ministerpräsident widerlegte die Behauptungen von der Notwendigkeit und Nützlichkeit der Wieder- besetzung de» Sandschak» während des Krieges und erklärte, wenn wir Albanieu zu Hilfe eilen müßten, so würde dies nicht über die Gebirgszüge des Karstes geschehen müssen. Glücklicherweise liegt eine solche Notwendigkeit nicht vor. Allein, sollte es notwendig sein, so würden wir unsere Angelegenheit mit Serbien gewiß nicht im Sandschak und nicht an der serbisch-albanischen Grenze, sondern sicher an einer für Serbien viel exponierteren und gefährlicheren Stelle austrag-n. Der Ministerpräsident wandte sich dann der Kritik zn, die an seiner tm Juni des Vorjahres im Abgeordnetenhaus gehaltenen Rede geübt wurde und stellte fest, daß darin nichts weniger als eine Aufforderung an die Baltanftaaten zum Kriege gelegen habe. Hinsichtlich der Tragweite des damaligen Telegrammes des Zaren, erklärte Graf Tisza, konnte die öffentliche Meinung nicht vollständig im Reinen sein. Osterreich-Ungarn konnte nicht ge duldig hinnehmen, daß seine unmittelbaren Nachbarn derart zur Annnahme des russischen Schiedsspruches anfgefordert wurden, j» einer Weise, die einer neuen Ankündigung der russischen Pro- tektorat-neigung ähnelte. Deshalb war es unsererseits notwendig, eine Klarlegung zu verlangen. Die Ereignisse zeigten allerdings daß der Zar auch in diesem Schritte von der Friedensliebe g!. leitet war, von der er während seiner ganzen bisherigen Herr, schäft Zeugnis gegeben hat. Die von uns gewünschte Ergänzung des Bukarester Frieden» hätte nicht eine Vernichtung des bedeutsamen Werkes Rumäniens bedeutet, sondern eine Sicherung der Grundlagen des Bukarester Friedens durch eine allgemeine europäische Sanktion. Ter Ministerpräsident stimmte Andrassy zu, daß die Monarchie die Rolle des Ver. Mittlers mit den Mächten der Ententegruppe zu spielen habe. Die» gelte aber nur insoweit, als in Zukunft, nament'ich seitens Rußlands, eine Politik zur Geltung gelange, die keine Gegensätze zwischen Rußland und der Balkanpolitik der Monarchie heraufbeschwöre. Mit Freuden sei auch eine Besserung der Beziehungen zwischen England und Osterreich-Ungarn festzustellen, sowie der Umstand, daß es keinerlei Tatsache gebe, die dieselbe friedliche Lage nicht auch bezüglich Fran!- reichS sicherstellen würde. (Lebhafter Beifall.) Die nächste Sitzung findet morgen statt. Galizischer Lanvtag. Lemberg, 9. Dezember. Der Wahlreformausschuß des Landtages hat bereits sämtliche 66 Paragraphen dec Landtagswahlordnung durchberalen. Mehrere Para graphen wurden behufs Überprüfung an eine Sub- kommission verwiesen; über einige wurde die Abstimmung vorläufig vertagt. Der Ausschuß wählte noch eine zivcite Kommission, die sich mit der Wahlkreiseinlcilung befassen wird. Der Kabinett-Wechsel in Frantreich. Paris, 10. Dezember. Der sozialistisch-republi kanische Deputierte Violette kündigte an, daß er am Donnerstag nach der Regierungserklärung das Ministerium über die allgemeine Politik inter pellieren werde. Da Violette ein Anhänger bz Kabinetts ist, hat die Interpellation zweifellos nur de» Ziveck, ein Vertrauensvotum der Kammer herbeizuführen. Das Urteil der englischen Presse. Frankfurt a. M., 9. Dezember. Die „Franks. Ztz." erfährt aus London, 9. Dezember: Das neue fran zösische Kabinett wird von der konservativen englischen Presse mit unzweideutigem Mißtrauen betrachtet. Unmittelbare Befürchtungen für die Festig- leit der Entente bestehen wohl nicht, aber in der Haupt sache deshalb, weil man hofft, daß die Kombination Donmergue fallen werde, ehe sie schaden kann. Seu längerer Zeit ist jedenfalls in den konservativen Blättern die Besorgnis um die Erhaltung der Triple- Entente nicht so sichtbar geworden, wie bei diesem Anlasse. Rutzland unv Bulgarien. St. Petersburg, 9. Dezember. Die heutige offizwst „Rossrja" stellt mit Freuden fest, daß der Wortlaut de- Leitartikels des „Echo de Bulgarie" einen günstigeren Eindruck hinterläßt, als der telegraphische Auszug daraus. Der Artikel enthalte jedoch Hinweise, die eine falsche Deutung zuließe». Er sagt, die Gefühle der Bitierleit gegen Rußland seien im März aufgekeimt unter dem Eindrücke, fei er nun richtig oder falsch gewesen, daß Rußland den serbischen Ansprüchen, die dem serbisch- bulgarischen Abkommen widersprachen, nicht entgegen- gewirkt hätte, während doch Rußland zum Schiedsrichler bei eventuellen Streitigkeiten über die Auslegung des Ab kommens erwählt gewesen wäre. Das Blatt tat aut, sagt „Rossija", den Vermerk vorauSzufchicken, daß dieser Eiu- drnck richtig oder unrichtig sein konnte. Erst wenn Russ' land sich in seinem Schiedsrichteramt betätigt hätte, konnte dies die Veranlassung zn einein richtigen Urteile s geben. Daß das Schiedsgericht nicht stattgefunden Hal, war nicht Rußlands, schließlich auch nicht Serbiens Schuld. Als Mißhelligkeiten zwischen Serbien und Bulgarien ent standen, versuchte die russische Regierung, beide Teile zu einer unmittelbaren Einigung zu bewegen. Der Artilel der „Rossija" schließt: Bon dem Schiedsgerichte hatte Rußland sich nicht losgesagt, wohl aber hatte es darauf hingewiesen, daß es in Bulgariens eigenem Interesse wünschenswert wäre, den unversöhnlichen Standpunlt aufzugeben, um nicht einen feindlichen Block der Nachbarn gegen sich herauf zu beschwören. Wenn Bulgarien diesen Weg nicht be treten hat, kommt eS ihm etwa gegenwärtig zu, Rußland anzu- llagen, da es Rußlands Ratschläge mißachtete und nicht auf Zu geständnisse einging, die bedeutend geringer gewesen wären, als die gebrachten Opser? Leider haben Rußlands Ratschläge Bul garien nicht zur Vernunft gebracht. Es wäre allzu traurig, an- zunehmen, daß nach allem Durchlebten noch eine weitere Ver blendung möglich wäre. valkanfragen. Die Regierungsmehrheit in Bulgarien unsicher? Sofia, 9. Dezember. Rach den neuesten Meldungen find, so weit bi» jetzt bekannt, 9b Anhänger der Regierungs partei, 47 Sozialisten, 37 Agrarier, 14 Demokraten, b Nationalisten (Anhänger Geschow»), b Radikale und ein Fortschrittler (Anhänger Danew») gewählt worden.
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