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Dresdner Journal : 20.11.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191311202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19131120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19131120
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-11
- Tag 1913-11-20
-
Monat
1913-11
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 20.11.1913
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die HandekSvertragSverhandlungen mit Öster reich-Ungarn noch vor Ablaus dieses Jahre- erfolgen, nachdem das betreffende Ermächtigungsgesetz in den beider seitigen Parlamenten erledigt sein wird. Ausland. Der Zusammentritt der österreichischen und ungarischen Delegationen. Die Präsidentenwahl. Wie», 19. November. Die österreichische Dele gation wählte zum Präsidenten den Abg. vr. Leo, zum Vizepräsidenten den Grafen Silva-Taronca. — Die ungarische Delegation wählte in ihrer konstituieren den Sitzung den Abg. Laug zum Präsidenten und den Abg. Graf Zichh zum Bizepräsideuten. Die Thronrede Kaiser Franz Josephs. Wien, 19. November. Hente mittag fand in der Hofburg der feierliche Empfang der Delegationen statt. Auf die Huldigungsanspracheu der Präsidenten der beiden Delegationen erwiderte der Kaiser mit folgender Throuredt: Ich nehme die Versicherung treuer Ergebenheit, die Sie soeben an mich gerichtet haben, mit warmem Dank und aufrichtiger Ge- nngtnung entgegen. Tie kriegerischen Verwickelungen am Balkan, deren Ausbruch Ihre Aufmerksamkeit anläßlich der letzten Telegationssession beschäftigte, haben mit der Beendigung des zweiten Ballinkrieges ihren Abschluß gefunden. Im Verlause der Krise war das Bestreben meiner Regierung darauf gerichtet, die politischen und ökonomischen Interessen der Monarchie vor Schä digung zu bewahren und auf die tunlichste Konsolidierung der Lage im nahen Osten hinzuarbeiten. Angesichts der großen Be deutung, die das Adriatische Meer als einziges Ausfallstor unseres maritimen Handels für die Monarchie besitzt, hat meine Negierung ihr besonderes Augenmerk auf die Lösung der albanischen Frage gerichtet. In vollem Einvernehmen mit der verbündeten italienischen Regierung haben wir die Gründung eines unabhän gigen Fürstentums Albanien auf der Londoner Botschafterkonserenz in Anregung gebracht und hierbei die Zustimmung und Unter stützung der Mächte für unsere Bestrebungen gewinnen können. Unsere Beziehungen zu allen Mächten sind anhaltend freund schaftlich. In ernster Zeit hat sich das Bündnis, welches unS zum Heile unserer Völker seit Jahrzehnten mit dem Deutschen Reiche und mit Italien verbindet, wieder als fester Hort des europäischen Friedens erwiesen. Dar mich sehr erfreuende jüngste Besuch Sr. Majestät des Deutschen Kaisers in Wien bietet neuerlich Zeugnis für den zwischen nnS und dem Deutschen Reiche bestehenden engeren Freundschaftsbund. TaS ordentliche halbjährige Budget meiner Kriegsverwaltung bewegt sich in normalem Nahmen. Durch die erhöhte Kriegs bereitschaft des letzten Winters sind erhebliche Ausgaben verursacht worden. Dieselben werden Ihnen als Mehrforderung unterbreitet werde». Ich empfehle deren Berücksichtigung Ihrer bewährten patriotischen Opferwilligkeit. In treuester Pflichterfüllung hat meine bewaffnete Macht die als Folge der ernsten Ereignisse am Balkan an sie gestellte mühevolle Aufgabe unter schwierigen Verhältnissen zu meiner vollsten Zufriedenheit durchgesührt. Gestützt auf die erprobte Schlagfer tigkeit des Heeres, der Kriegsmarine und der beiden Landwehren war es meiner Regierung möglich, den von ihr erstrebten Zielen mit friedlichen Mitteln Geltung zu ver schaffen. Trotz den kriegerischen Vorgängen in den Nachbarstaaten erfuhr die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung Bosniens nnd der Herzegowina keine Störung. Tie Annahme des EiscnbahnbaugesetzeS im bosnisch-herzegowinischen Landtage, das den beiden Ländern die aus politischen und wirtschaft lichen Gründen dringend notwendigen Verkehrsverbindungcn zu bringen berufen ist, bildet den Beweis reifen Verständnisses dieser Volksvertretung für die großen Interessen der Monarchie. Indem ich ans die Einsicht und den patriotischen Eifer rechne, die Sie der Erfüllung Ihrer Aufgabe zuwenden werden, heiße ich Sie herzlich willkommen. Graf Berchtolds Expos« vor den Delegationen. Ter Ausschuß für Auswärtige Angelegenheiten der ungarischen Delegation trat hente nachmittag zu einer Sitzung zusammen. Minister des Äußern, Graf Berchtold, erstattete ein Ex poss, in dem es n. a. heißt: Für die auswärtige Politik der Monarchie war seit Dezennien neben der überlieferten Formel der tunlichste» Er haltung des bestehenden Zustandes jene der Nichtbehinderung der freien Entwicklung der Balkanstaaten zum Axiom ge worden — eine Orientierung, die eben so sehr unserer traditionellen Freundschaft zur Türkei wie dem sympathischen Interesse ent sprach, das wir den christlichen Balkanstaaten jederzeit entgegen gebracht haben. Es war mir die praktische Anwendung dieses politischen Glaubensbekenntnisses, wenn in dem Expos« vom 5. November vorigen Jahres der Gedanke zum Ausdruck kam, daß wir bereit seien, der durch die Siege der Balkanstaaten ge schaffenen neuen Lage in weitgehender Weise Rechnung zu tragen. Wir konnten uns um so mehr zu dieser Feststellung be stimmt finden, als die Monarchie mit der Erwerbung Bosniens und der Herzegowina ihre territoriale Expansion am Balkan als abgeschlossen betrachtet hat und ein Abgehen von diesem seitens meines Vorgängers klar präzisierten Stand punkte weder unseren wohlerwogenen Interessen noch dem von mir stets betonten Grundsätze der Kontinuität entsprochen haben würde. Unser wohlwollendes Verhalten gegenüber den siegreichen Balkanstaaten hat aber selbstverständlich nicht den Verzicht auf die Geltendmachung gewisser spezifischer Interessen der Mon archie bedeuten können, daher es uns auch nicht möglich war, auf die in jenen Tagen in Umlauf gebrachte Desinteressement- formel einzugehen. Tiefe spezifischen Interessen, die sich in der Schaffung eines selbständigen Albaniens, in der Verhütung einer Machtverschiebung in der Adria und in der tunlichsten Schaffung dauernder Zustände auf der Balkanhalbinsel zu sammenfassen lassen, mit — wenn irgend möglich — friedlichen Mitteln durchzusetzen, war sortan der Gegenstand unseres diplo matischen Wirkens. Graf Berchtold ging dann auf die Botschafter konferenz ein und sagte: Wir haben uns unter dem ausdrücklichen Vorbehalte, daß die Schaffung eines autonomen albanischen Staatswesens nicht auch in Frage gestellt werden dürfe, wogegen Serbien ein ausschließ- lich kommerzieller Zugang zur Adria zuzujprechen wäre, bereit er- klärt, an derselben teilzunehmen. Wir haben uns keinen Illusionen hingegeben, daß der Botschafterreunion eine äußerst heikle und schwierige Aufgabe zuteil geworden war, aber in einer Zeit, wo ungewöhnliche mili tärische Maßnahmen im westlichen Rußland Beunruhigung Hervorrufen mußten, wo die andauerno ablehnende Hal- tung Bulgariens gegenüber den Forderungen Rumäniens nach territorialen Kompensationen neue» Konfliktöstoff im nahen Oriente erzeugte, in dem Zusammenarbeiten der Diplomaten am Konferenz tische «in« Sicherung der Aufrechterhaltung des Kontaktes unter den Mächten und damit eine, wenn auch nicht unbedingte, Gewähr der Erhaltung des Friedens gesehen. Darum haben wir auch ans der Rsumon auSgeharrt nnd unS zu manchen Kon- zessioneu entschlossen, die, wenn auch nur gegen entsprechende Kompensationen gewährt, nnS nicht immer leicht gefallen sind. Der mühsame Pfad hat uns schließlich im großen und ganzen zum angestrebten Ziele geführt. Wir haben den wesentlichsten Teil unseres Programms durchgeführt und der Monarchie den Frieden gewahrt. Zur Sicherung unserer Interessen ist allerdings an gesichts der feindseligen Haltung unserer südlichen Nachbarn eine ziem lich umfangreiche militärische Bereitschaft notwendig geworden. Wir mußten uns die Erfahrungen aus der Annexionszeit vor Augen halten, wo Serbien allein, ohne Rückendeckung durch eine Großmacht, gegen uns kriegerische Vorbereitungen gemacht hatte. Nun standen auf Kriegsfuß befindliche, siegreiche Armeen solcher Staaten an unseren Grenzen, die im Glauben befangen waren, auf die volle politische und militärische Deckung einer mächtigen europäischen Staatengruppe rechnen zu können. Auch an unserer Nordostgreuze haben wir nns zu mili tärischen Vorkehrungen entschließen müssen. Diese durch die Zurückbehaltung eines Reservejahrganges in Rußland ver anlaßten Maßnahmen hatten die Unzulänglichkeit unseres Grenz schutzes zur Ursache, waren aber keineswegs in der Gestaltung unserer vollkommen korrekten und freundschaftlichen Beziehungen zum russischen Reiche «gründet. Tie Verhandlungen bezüglich derDelimitierung Nord alba nienS sind durch das auf der Botschafterreunion vom 20. März abgeschlossene Kompromiß zum Abschluß gebracht worden, wo unser Verzicht auf die Einbeziehung Djakovas u. a. durch die Feststellung kompensiert wurde, daß Skutari auch im Falle der Einnahme seitens Montenegros zu Albanien zu ge hören habe. Graf Berchtold streifte dann die Schwierigkeiten der Lösung der Skutarifrage, ging auf den Widerstreit zwischen Rumänien und Bulgarien ein, in dem sich Österreich - Ungarn gleich anderen Mächten für die rumänischen Ansprüche in Sofia verwendet habe. Die Ansprüche Rumäniens seien aber trotz der Unterstützung Österreich-Ungarns auf der St. Petersburger Konferenz erst im zweiten Balkankrieqe voll befriedigt worden. Auf diesen Krieg eingehend führte Graf Berchtold des weiteren aus: Taß die Ergebnisse dieses Krieges in manchen Stücken Keime zur Beunruhigung mit sich gebracht haben, ist bekannt. Mit der Neueinteilung des Balkans ist die von den Einwohnern erhoffte nationale Befreiung nicht überall erfolgt. Es gilt dies übrigens eben so sehr für das Ergebnis des Bukarester Friedens, wie für jenes der Londoner Botschasterrönuion. Größere national ge schlossene Gebiete sind unter die Herrschaft von fremdsprachigen Nationalstaaten gestellt worden, und die vielfach geübten summa rischen Assinüliernngsmethodcn scheinen geeignet, eine Erregung zu erzeugen, die der ruhigen Entwicklung nicht förderlich sein kann. Ein Beispiel hierfür haben die serbisch-albanischen Kümpfe gegeben, die eine erschreckende Anzahl von Menschen opfern gefordert und schließlich beiderseits tiefgehende Bitternis hinterlassen haben. Die serbischen Übergriffe auf albanisches Ge biet, welche die Absicht verrieten, durch Schaffung von kaits aoeompü-! die ohnehin für Albanien ungünstige Grenze noch mehr dem eigenen Geschmack anznpassen, haben uns veranlaßt, in Belgrad erst freundschaftlich, dann kategorisch die Räumung der widerrechtlich okkupierten Gebiete zu verlangen, weil das Vorgehen Serbiens einerseits das neugeschaffene Albanien in seiner Existenz bedrohte, anderseits es mit dem Ansehen der Monarchie nicht vereinbar war, die Mißachtung eines unter ihrer Mitwirkung zu- standegekominenen internationalen Beschlusses hat an ihrer Grenze aus die Tauer zuzulassen. In kluger Einsicht der Unhaltbarkeit ihres Standpunktes hat die serbische Regierung unserem Verlangen willfahrt, wvdurch weitere, unsererseits gewiß nicht erwünschte Komplikationen vermieden worden sind. Die Konstituierung des albanischen Staatswesens hat in der letzten Zeit — wenn auch langsam und unter Schwierig keiten — doch erfreuliche Fortschritte gemacht. Die Kommission zur Festlegung der Südgrenze wie die zur Tetailfixierung der Nordgrenze berufene internationale Kommission befinden sich der zeit an der Arbeit, und es steht zu hoffen, daß beide ihre Tätig keit in nicht zu ferner Zukunft zum Abschlusse bringen werden. Anderseits ist die mit der Überwachung der Verwaltung des Landes betraute Internationale Kontrollkommission in Valona zu sammengetreten nnd hat am 17. Oktober ihre Eröffnungssitzung abgehalten. Schließlich hat sich die niederländische Regierung be reit gefunden, zwecks Organisierung der Gendarmerie Offiziere nach Albanien zu senden, die bereits eingetroffen sind. Auch be steht begründete Aussicht, daß die hochbedeutsame Fürstenfrage in allernächster Zeit eine befriedigende Lösung finden wird. Tie nach dem ungünstigen Ergebnisse des Balkankrieges be wiesene Vitalität des osmanischen Reiches läßt für dasselbe eine Periode der Konsolidierung und des Aufschwunges erhoffen, wofür der Wegfall der kostspieligen und stets gesährdeten maze- dänischen Provinz nur förderlich sein kann. Wir sind durch tradi tionelle freundschaftliche Beziehungen, wie durch vielfältige kommer zielle Interessen mit der Türkei verbunden und nehmen an ihrer Regenerierung lebhaften Anteil. Resümierend möchte ich feststellen, daß die nunmehr über wundene lange und schwere Krise als eine historische Not wendigkeit betrachtet werden muß, der entgegenzutreten ge wiß nicht unsere Aufgabe war. Tie Beziehungen zwischen den Großmächten haben in der abgelausenen Krise eine unerwartet große Tragfähigkeit bewiesen. Diese Resistenzkraft ist nicht zu geringeni Teile der vor handenen und durch die Evolution am Balkan nicht erschütterten Equilibrierung der Kräfte in Europa zuzuschreiben. Dank dem allgemeinen Friedensbedürfniffe und dem Abhandenscin wirklich vitaler Juteressenkollifionen konnte sich die Festigkeit der euro päischen Gruppierungen bewähren, ohne die Gefahr einer Konflagration herauszubeschwören. Diese Festigkeit kam insbeson dere in der unentwegten, tatkräftigen und loyalen Unterstützung zum Ausdruck, die uns unsere bewährten Bundesgenossen, das Deutsche Reich und Italien, während der Krise angedeihen ließen. Der Dreibund, der lange vor Eintritt seines auf das kommende Jahr fallenden Endtermins am 7. Dezember v. I. er neuert werden konnte, hat seither Proben seines unerschütterten Fortbestandes und seines ungelockerten GefügeS gegeben. Mit dem an gewissen Balkanfragen gleich uns direkter interessierten Königreiche Italien befanden wir unS in vollster Übereinstimmung, so daß die beiden alliierten Mächte eine Aktion entfalten konnten, deren solidarische Durchführung die Intimität der beiderseitigen Beziehungen nur noch gesteigert hat. Ta» Deutsche Reich ist zwar an diesen Fragen nicht unmittelbar interessiert, es hat aber neuerdings den Beweis erbracht, daß wir in ernsten Stunden bedingungslos auf dessen Bundestreue zählen können. Die erfreuliche Besserung des deutsch.englischen Ver hältnisses mußte auch für die Monarchie von erheblichem Vor teile sein. Die streng objektive Führung der englischen auswärtigen Politik hat wesentlich dazu beigetragen, daß die zahllosen Schwierig, ketten der Lage ohne ernstliche Verstimmung zwischen den beteiligten Mächten beseitigt werden konnten. Ich habe zuvor Gelegenheit genommen, darauf hinzuweisen, daß unsere Beziehungen zum russischen Reiche während der ganzen Dauer der Krise korrekt und freundschaftlich geblieben sind. Die Entwicklung der Balkanverhältnisse hat manchen Anlaß zu Mißverständnissen zwischen den beiden benachbarten Mächten beseitigt und die Reibungsflachen zwischen ihnen nicht nur v«r- mindert, sondern vielfach eine erfreuliche Übereinstimmung der Auffassungen und Interessen gezeitigt, die kür die zukünsttge Entwicklung unserer Beziehungen nur von bestem Einflüsse sein kann. Wie Ihnen bekannt, gibt es kein« greifbaren Juteressengegen- sätze, die uns von Frankreich trennen. Wenn zeitweilig einige für uns wenig freundliche Stimmen in der Republik laut werden so findet sich hierfür kaum ein« Erklärung. Erfreulicherweise haben wir keinen Grund zur Annahme, daß diese Äußerungen die Tis. Positionen der maßgebenden Faktoren widerspiegeln. Es ist bereits erwähnt worden, daß sich Rumänien, dessen berechtigte Wünsche österreichisch-ungarischerseitS vom Anbeginn der Balkanlrise mit Nachdruck vertreten wurden, im serbisch-bulgarischen Kriege die Gelegenheit geboten hat, sein Programm voll zur Durchführung zu bringen. Wir begleiten das mit uns durch enge Freundschaft verbundene Königreich wie in der Ver gangenheit auch weiterhin mit unseren wärmsten Sympa thien. Was unser Verhältnis zu den Balkanstaaten aubelangt, wollen wir uns allen gegenüber die Pflege freundschaftlicher Be- ziehungen angelegen sein lasse» und nicht minder bestrebt sein, ihren ökonomischen Bedürfnissen nach Möglichkeit Rechnung zu tragen. Dem uns benachbarten Königreiche Serbien gegenüber er- achten wir die Anbahnung guter wirtschaftlicher Beziehungen al» ein Unterpfand eines freunduachbarlichen Verhältnisses. In dieser Voraussicht können wir die Hoffnung aussprechen, daß mit der Umgestaltung auf der Balkanhalbinsel eine neue Ära in unserem Verhältnisse zu den dortigen Staatswesen heraubrechen loerde, eine Ära engeren und lebhafteren wirtschaft lichen Verkehrs und vertrauensvoller freundschaftlicher Be- ziehungen. Wir werden dieser Entwicklung am besten dienen, wenn wir uns politisch stetig konsolidieren und mili. tärisch schlagfertig halten nnd uns darüber keiner Täuschung hingeben, daß nur einträchtiges und opferwilliges Zusammen arbeiten uns Macht und Ansehen in der Stunde der Gcfabi Sicherheit und Selbstvertrauen geben kann. Dann werden wir ungehindert die Segnungen des Friedens zu wirtschaftlicher und kultureller Entwicklung verwerten können und die ökonomisch:!, Schäden wieder wettmachen, welche die völkergeschichtliche Um wälzung an unseren Grenzen naturgemäß zur Folge hatte. Die Ausschüsse der Delegationen nahmen bas Expos« des Grafen Berchtold mit Beifall entgegen. I» der ungarischen Delegation sprach der Vorsitzende dem Minister des Äußern seinen tiefgefühlten Dank für da» außerordentlich inhaltreiche und nach jeder Richtung hin orientierende Expos« aus. Voranschlag für 1914. Wien, 19. November. Den gestern zusammen, getretenen Delegationen wurde der gemeinsame Vor anschlag für das erste Halbjahr 1914 unterbreitet. TaS ordentliche Heeres'erfordernis beträgt 238926M Kronen, das sind 37 Mill, mehr als die Hälfte des Erfordernisses des Jahres 1913. Bei Hinzurechnung der ordentlichen Ergänzung^ erforderuisse erhöht sich der angesorderte Mehrbetrag um weitere 6>4 Mill. Kronen. Das ordentliche Erfordernis für die Kriegs marine beträgt 35 464 050 Kronen, das außerordentliche 2674530 Kronen. Das Gesamterfordernis der Kriegsmarine ist um 744 975 Kronen größer als im Halbjahresbudget 1913. Das durch Ouotenbeiträge der beiden Staaten der Monarchie zu deckende Erfordernis von 194 038 878 Krone» ist gegenüber der Hälfte von 1913 um rund 46 Mill, höher TaS Kriegsministerium fordert für 1913 Nachtragskredite im Gesaintbetrage von 32 Mill., von denen 22 Mill, verursacht sind durch die erhöhten Lebensmittelpreise und 10 Mill, für die Durch führung einiger unaufschiebbarer organisatorischer Maßnahmen. Das Kriegsministerium fordert weitere neun verschieden- außerordentliche Kredite im Gesamtbetrags von 446 640WV Kronen. Diese Ziffer enthält u. a. den Betrag vo>, «o? Mr Kronen für außerordentliche Aufwendungen zur Turchführuc^ Lx, souderer Maßnahmen bei Heer und Marine infolge der Borg ans dem Balkan in den Jahren 1912 und 1913. Dieser autzrr- ördentliche Nüstungskredit setzt sich zusammen aus rund 317 Mill, Kronen für das Heer und 40 Mill. Kronen für die Marine. I»- olge der politischen Verhältnisse in Marokko wird die Gesandtschaft n Tanger aufgelöst und daselbst ein Generalkonsulat errichtet. Die Deutschen gegen Graf Berchtold. Wien, 18. November. Die Vorstände der chri,:- ich-sozialen Vereinigung und des National verbandes haben eine Kundgebung des Inhalts bc- chlosseu, daß das heutige Vorgehen des Minister- iräs identen bei der Konferenz der Arbeitsparteien in )en deutschen Parteien Befremden und Mißstimmung lervorgerufen habe. Übereinstimmend wird festgestellt, daß die ehrlichen Bestrebungen der deutschen Parteien, die darauf gerichtet seien, den kleinen Finanzplan sobald wie möglich durchzusetzen, auf den geschlossenen Widerstand der slawischen Parteien gestoßen seien. Allerseits werd: cs auch bedauert, daß die Regierung diesen neuerlichen Verschleppungsversuchen nicht eutgegengetreten sei. Beide Parteien behalten sich demgegenüber ihre taktischen Ent schließungen vor, geben aber schon heute ihrer Ent schlossenheit Ausdruck, ferneren Hemmungen des Finan;- planes mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Reservisteneutlafiungen in Österreich, Wien, 19. November. Laut Erlaß des Kriegsmini- steriums wurden alle Ersatzreservisten der Jahrgänge 1910 und 1911 in das nichtaktive Dienstverhältni» ver setzt. Diejenigen des Jahrgangs 1912 werden vor aussichtlich Mitte Dezember entlassen werden, soweit dies die Erhaltung der neunormierlen Friedensstärke zuläß:. Umfang der Abwanderung aus Lsterreich. Wien, 19.November. Im Budgetansschuß erkläre Sektionschef Riedl, seit dem Bestehen der Auswande rung nach Nordamerika könne die Zahl der Ende 1912 in der Union befindlichen Personen aus der Monarchie auf rund 2,86 Mill., in Kanada auf rund 0,17 Mill, geschätzt werden. Wenn man also die agita torische Phrase von den vier Armeekorps, welche die Monarchie über See stehen habe, gebrauchen wolle, müsse es dem Ausschuß überlassen werden, die Frage zu be antworten, wo diese Korps stehen, in Kanada oder in der Union. (Lebhafter Beifall.) Nächste Sitzung morgen. Deutsch französtscher Zollkongretz in Paris. Paris, 19. November. Der deutsch-französische Zollkongreß, der gestern zusammentrat, faßte folgende Beschlüsse: 1. Die deutsche Zollverwaltung möge alle Weine derselben Gattung als „gleichartig" betrachten und die gleichartigen Weine nur einer einzigen Unter suchung unterwerfen. Die Weine, die in Frankreich mit 2 Fres. für die Flasche verkauft werden, sollen im Deutschen Reiche als „hochwertige" Weine angesehen werden und als solche keiner Untersuchung unterliegen. Ferner sollen die französischen Behörden ohne Verzug aus die Gefahr aufmerksam gemacht werden, »velche die sranzösische WeinauSfuhr nach dem Deutschen Reiche be- droht infolge deS von den vier weinbauenden Staaten
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