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Günther Kochan gehört zu den profiliertesten Vertretern unserer jungen Kompo- nistengeneratioffiNach seinem Studium an der Musikhochschule Berlin-Charlotten burg, wo unter anderem Konrad Friedrich Noetel, Hermann Wunsch und Boris Blacher seine Lehrer waren, arbeitete Kochan am Berliner Rundfunk in der Abteilung „Unser Lied - Unser Leben". Zur gleichen Zeit wechselte er zur Kom positionsklasse Hanns Eislers an der Deutschen Hochschule für Musik in Berlin über und wurde als Zwanzigjähriger an dieses Institut als Dozent verpflichtet, wo er heute noch arbeitet, Harmonielehre und Komposition unterrichtet. Sein Violinkonzert machte 1952 den Komponisten überall bekannt. Er schrieb außer dem oft gesungene Massenlieder, Kantaten, Bühnenmusiken, Klaviermusik und Lieder. Sein von der Dresdner Philharmonie uraufgeführtes Klavierkonzert gehört zu den erfolgreichsten konzertanten Werken unserer Republik, und die zum 90. Geburtstag des gleichen Dresdner Orchesters komponierte „Sinfonietta" scheint den gleichen einhelligen Widerhall zu finden. Günther Kochan bekennt sich mit diesem heiteren Werk zu den Traditionen unserer klassischen Musik, tut das aber in einer so eigengeprägten Sprache, daß man meinen könne, Kochan habe damit „seinen" Stil gefunden. Die Sinfonietta ist ein konzentriert geformtes und technisch gekonntes Werk, ein fallsreich empfunden, virtuos instrumentiert, musikantisch durchpulst (es gibt keinen toten Punkt), stilistisch erfreulich eigenständig (endlich Musik, die nicht bereits tausendmal Gesagtes wiederholt!), pointiert und in jeder Note von Leben erfüllt. Weiterhin sind typisch für Kochans Musik: der musikantische Musiziertrieb und die spontane Freude an prägnanter Melodik. Kochan grübelt nicht, geht aller grauen Theorie aus dem Wege und ist mit Erfolg um Heiterkeit, Frohsinn, aber auch Witz und Parodie bemüht. Ein echtes Werk unserer Zeit und Gegenwart. Richard Strauss komponierte seine sinfonische Dichtung „Till Eulenspiegel" mit 31 Jahren. Sie wurde - nach einem Ausspruch Wilhelm Furtwänglers - „ein Geniestreich, Beethovens würdig!" „Nach alter Schelmenweise - in Rondoform - für großes Orchester gesetzt" steht über der Partitur. Die Erzählung über den Schelmen „Eulenspiegel", der zugleich Philosoph und Rebell war, ein echter Volks held, wird volksliedhaft schlicht mit dem Thema begonnen: „Es war einmal ein Schalksnarr, der hieß Till Eulenspiegel (erstes Hornmotiv, nachdenklich-tiefsinnig). Das war ein arger Kobold (zweites Eulenspiegelmotiv in der Klarinette, frech und schalkhaft!). Auf dem Topfmarkt beginnt Till seine Reise: Auf zu neuen Streichen! Wartet nur, ihr Duckmäuser! Und schon geht es, hoch zu Pferde, mitten durch die keifenden Marktweiber. Mit Siebenmeilenstiefeln kneift er aus, ver steckt sich in einem Mauseloch und denkt schon wieder an neue Abenteuer. Als Pastor verkleidet, trieft ei’ vor Salbung und Moral (volkstümliche Weise), doch aus der großen Zehe guckt der Schelm hervor. Im Grunde ist er kein schlechter Kerl, und ihn faßt, ob des Spottes mit der Religion, doch ein heimliches Grauen vor dem Ende. Drum schnell etwas anderes: Mit einem schönen Mädchen tauscht Till als Kavalier zarte Höflichkeiten. Sie hat's ihm wirklich angetan. Er wirbt um sie (die Violinen sollen „liebeglühend" spielen!), wird aber nicht erhört: Ein feiner