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geschlossen. Trotzdem wolle der Großherzog an dem seinerzeit gefaßten Entschluß, aus eigener Ent- fchließung eine Verfassung in Kraft zu setzen, nicht festhalten. Bei erneuter Prüfung sei er zu der Erkenntnis gelangt, daß die augenblicklichen Verhältnisse de» Lande- diesen äußersten Schritt noch nicht als gebieterische, unab weisbare Notwendigkeit rechtfertigen, der in seinen Folgen so unübersehbar sei und, wie der Großherzog sich überzeugt habe, die Möglichkeit nicht ausschließe, daß letzten Endes, wa» er nicht wünsche, die gesetzgebenden Faktoren des Reiches darüber bestimmen könnten, welche Verfassung Mecklenburg erhalte» könne. 'Zuletzt wird erklär», daß der Landesherr in seiner Überzeugung von der Notwendigkeit der Verfassung nicht schwankend geworden sei und das gesteckte Ziel weiter verfolgen werde. Dann wurde der Strelitzer Erlaß verlesen. Es folgte eine längere Debatte, worauf dieser Erlaß zu Pro tokoll gegeben wurde. Rach Verlesung der beiden Land tagsabschiede wurde der Landtag geschlossen. Braunschweigische Thronfolge. Außerordentliche Landesversammlung. Braunschweig, 29. Oktober. Nach Eröffnung der heutigen Sitzung der Landesversammlung nahm Staatsminister Hart wieg das Wort: Meine hochgeehrten Herren! Mit einem Herzen voll Dank gegen Gott, der die Geschicke der Völker lenkt, ergreife ich das Wort, um Ihnen über die Verhandlungen, die jetzt zum Ziele geführt haben, nähere Mitteilung zu machen. I» den Ausschüssen des Bundesrats sind nach dem Bericht des beauftragten Bevoll mächtigten Erklärungen abgegeben worden, die sämtlich darauf hinausliefen, daß irgendwelche Bedenken gegen die Thronbesteigung eines Gliedes des Herzoglichen Hauses nicht mehr beständen. Darauf ist ohne jeden weiteren Widerspruch in den Ausschüssen dem Anträge zugestimmt worden, den Antrag der Preußischen Negierung dem Plenum pure zur Annahme zu empfehlen. Sodann sprach der Staatsminister namens seiner Regierung der Neichsleitung und de» hohen Verbündeten Regierungen den lebhaften Dank für ihre Entschließung aus und fuhr fort: Das nahezu 30 Jahre währende Provisorium im Herzogtum Braunschweig wird mit dem in der allernächsten Zeit zu erwartenden Antritt der Negierung seitens Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Ernst August, Herzogs zu Braunschweig und Lüneburg, sein Ende erreicht haben und die dynastische Zukunft des Landes, so Gott will, für immer gesichert sein. Die Negierung des Herzogtums hat dem Reiche und Preußen gegenüber stets die loyalste Haltung beod- achtet. Tie hohen Verbündeten dürfen fest überzeugt sein," daß in dieser Haltung auch in Zukunft niemals eine Änderung cintreten, die Regierung des Herzogtums vielmehr ständig im Sinne der Förderung des Friedens und der Sicherheit des Deutschen Reiches geführt werden wird. — Diese Erklärung habe ich gestern auch Er. Königl. Hoheit dem Herzog Ernst August vorgelegt und kann erklären, daß sie die volle Billigung Sr. König!. Hoheit gesunden hat. Ich habe darauf im Bundesrat die mir von dem Bevoll mächtigten Sr. König!. Hoheit des Herzogs von Cumberland und zu Braunschweig und Lüneburg übergebene Verzichturkunde dem Staatssekretär vorgelegt, sie mir aber wieder ausgebeten, um sie im Landeshauptarchiv niederzulegen. In dieser Verzichturkunde heißt es: Nach dem am 18. Oktober 1884 erfolgten Ableben unseres hoch geehrten Hru. Oheims und Vetters, des Durchlauchtigsten Herzogs und Herrn Wilhelm, Herzogs zu Braunschweig und Lüne- bürg, rc., ist uns als nächsten Thronfolgebercchtigten das Recht auf den Thron des Herzogtums Braunschweig kraft der in un serem Fürstlichen Gesamthausc Braunschweig-Lüneburg bestehenden Rechte überkommen. Die Regierung im Herzogtum Braunschweig konnte von uns nicht auSgeübt werden, da vom Bundesrat unsere Behinderung zur Ausübung der Regierung ausgesprochen wurde. In der Voraussicht, daß der Bundesrat gegen den Regierungs- antritt unseres vielgeliebten Sohnes Ernst August, Herzogs zu Braunschweig und Lüneburg, Königl. Prinzen von Großbritannien und Irland, Königl. Hoheit und Liebden, von Neichswegen Be denken nicht mehr erheben werde, verzichten wir hiermit feierlichst aus die uns überkommeren Rechte auf den Braunschweigischen Thron und übertragen diese in ihrem vollem Umfange auf unseren vielgeliebten Sohn Ernst August, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg rc. Der Minister erklärte dann weiter: Ich habe es stets als meine erste und wichtigste Aufgabe erachtet, Erwägungen anzustellen, ob und wann die Thronfolge frage in Angriff genommen und zn einem guten Ende geführt werden könne. Ungeachtet der segensreichen Regierung unserer beiden vorigen Regenten, Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen und Sr. Hoheit des Herzogs Johann Albrecht, in dem das Land wiederum einen Regenten erhalten hat, der länger als sechs Jahre mit unvergleichlicher Pflichttreue die Geschicke des Landes geleitet hat, ist es doch die Pflicht eines jeden Staatsministers, Schritte zu tun im Interesse der Zukunst des Landes, wo und so oft sich dazu Gelegenheit bietet. Auch der Landtag hat wiederholt dieser Auffassung Ausdruck gegeben. Ter Minister gab hierauf einen Überblick über die Ent- Wicklung der Thronfolgefrage, schilderte die einzelnen Phasen und fügte hinzu, daß die Preßkampagne und die miß lichen Übertreibungen der hannöverschen Welfen gewisse Schwierigkeiten hervorgerufen hätten, deren Beseitigung die Ergreifung von Maßregeln für die Zukunft nötig machte. Es bestanden Zweifel darüber, sagte der Minister, ob der formelle Antrag von feiten der Regierung des Herzogtums Braunschweig oder von Preußen auszugehen habe. Tie Reichskanzlei und daS preußische Staatsministerium erkannten schließlich an, daß Braun schweig die Anregung dazu gebe» müsse, und die Reichskanzlei er- warte darüber ein Schreiben unserer Regierung. Tas ist nun er- folgt in einem Schreiben vom 4. Oktober. TaS Schreiben wird in den nächsten Tagen in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" in vollem Umfange veröffentlicht werden. Es schließt mit dem Ersuchen, der Reichskanzler wolle zur Beseitigung der Hindernisse, die der Thronbesteigung Sr. Königl. Hoheit des Herzogs Ernst August entgegenständen, die nötigen Schritte tun. Die offizielle Anregung ist von uns ausgegangen, und vom preußischen Staatsministerium ist dann der formelle Antrag an den Bundesrat gerichtet worden. Wir haben in Rathenow gestern Gelegenheit gehabt, Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Ernst August über eine ganze Reih« von Angelegenheiten Vortrag zu halten. Wir haben von Sr. Königl. Hoheit di« Überzeugung gewonnen, daß eine absolute Zu verlässigkeit besteht, daß jedes Wort, was er gesagt, von ihm ge treulich g«halten werden wird. Weitere Erllärungen von Sr. König!. Hoheit zu erwarte», ist nicht tunlich. Wir haben die Sicherheit, daß Se. Königl. Hoheit völlig loyal seinen Verpflichtungen nach kommen wird, und daß nicht die geringsten Zweifel bestehen, daß er den Wünschen und Hoffnungen der Landesversammlung ent sprechen wird. Unter völliger Währung der Interessen Preußens und d«S Reiches dürfen wir einer gesegneten, glücklichen Zukunft entgegensetzen. Wir branchen keinen Zweifel an der BündniStreue Sr. Königl. Hoheit »u hegen. Er wird alles tun, um daS Herzog tum zu fördern. Worte helfen dabei nichts, di« Taten müssen beweisen. (LebhasteS Bravo!) Hierauf trat eine Pause ein. Nach Wiedereröffnung der Tiduna brachte der Präsident folgende Erklär»«, des Landtags in Vorschlag, die einstimmig ange nommen wurde: Lie LandeSversammlung hat mit lebhafter Befriedigung von den Ausführungen de» Hrn. StaatSministerS Kenntnis ge nommen. Sie begrüßt mit Freuden den BundesralSbeschluß vom 27. d. M., der die Wiederübernahme der Regierungsgewalt im Herzogtum durch das angestammte und in vielhundertjähriger Geschichte mit dem Land« verbundene welfische Herrscherhaus gewährleistet. Die Landesversammlung spricht die zuversichtliche Erwartung aus, daß der im ganzen Lande mit Jubel be grüßte bevorstehende Regierungsantritt Sr. Königl. Hoheit de- Prinzen Ernst August, Herzogs zu Braunschweig, unter Gottes Schutz nicht nur dem Herzogtum zum Segen gereichen werde, sondern auch dem Deutschen Reiche, und daß in der Be völkerung des Herzogtums Bestrebungen keinen Boden gewinnen werden, die daS gute Verhältnis mit dem Bundesstaate Preußen trüben können". Abg. Glaser berichtete sodann nameuS der Finauz- kommission über die Regierungsvorlage, betreffend die landessürstliche Rente. Diese Renle wurde in der augeforderten Höhe von 1125322^ M. einstimmig und ohne Debatte bewilligt. Huldigungen für den Regenten, i Braunschweig, 30. Oktober. Nachdem gestern nach mittag die Studentenschaft der Technischen Hochschule dem Regentenpaar ihre Huldigungen durch eine Auffahrt der Chargierten in vollem Wichs dargebracht hatte, folgte am Abend die Huldigung der Bürgerschaft auf dem großen Vorplatze vor dem Schlosse. Stadtrat v. Frankenberg hielt eine Ansprache an das Regenten paar, in der er de» Dank der Braunschweigischen Bürger schaft für die jederzeit auf allen Gebieten erwiesene Fürsorge aussprach. Abgrenzung von Fabrik nnd Handwerk. Berlin, 29. Oktober. Ter Reichskanzler hat so eben ail den Zentralverband Deutscher Industrieller, den Bund Deutscher Industrieller und den Deutschen Handeis tag Einladungen zur Teilnahme an einer am Mon tag, den 17. November, vormittags zehn Uhr im Neichs- amt des Innern stattfindenden Besprechung über die Frage der Abgrenzung von Fabrik und Handwerk ergehen lassen. Gegenstand der Beratung wird im wesent lichen die Denkschrift des Deutsche» Ha»diverks- u«d Gewerbekammertages vom 5. Oktober 1912, betreffend Abänderung des Handwerkergcsetzes vom 20. Juli 1897, bilden. Diese Denkjchrisl erhält noch weitere Wünsche. Der Reichskanzler hat sich den erwähnten Organisationen gegenüber bereit erklärt, die Besprechung auf einige dieser weiteren Frage» zu erstrecke», falls ein Wunsch nach dieser Richtung hin bestehe» sollte. — Tie in Berlin am 29. Oktober ausgegebeneu Nummern 61 und 62 des Reichs-Gesetzblattes enthalten: Bekannt machung vom 16. Oktober 1913, betreffend Änderung der Anlage 0 zur Eisenbahn-Verkehrsordnung; Bekanntmachung vom 21. Okto ber 1913 über die Ratifikation eines der beiden am 23. Sep tember 1910 in Brüssel unterzeichneten seerechtlicheu Übereinkommen durch Griechenland und die Hinterlegung der Ratifikationsurkunde; Bekanntmachung vom 23. Oktober 1913, betreffend den Begriff „vorübergehender Dienstleistungen" im Sinne des tz 434 der Reichsversicherungsordnung sowie Vereinbarung zwischen dem Deutschen Reiche und Belgien nnd die zeitweilige zollfreie Zu lassung der von Handlungsreisenden mitgeführten Warenmuster. Am Balkan. Türkisch-griechische Verhandlungen. Konstantinopel, 29. Oktober. Der offizielle grie chische Delegierte LevidiS hatte gestern und heute Interredungeu mit dem Großwesir und dem Minister des Innern, wie es heißt über einige Punkte des Friedeusvertrags, namentlich über die Gefangenen. Athen, 29. Oktober. Meldung der Agence d'AthöneS. türkischen Delegierten haben noch keine Jn- truktionen hinsichtlich des Abkommens über die Vakuf- züter und die Mufti erhalten. Infolgedessen dürfte sich >er Abschluß des Friedens um mindestens 14 Tage verzögern. Ein ExposL Pafitsch' über die Lage. Belgrad, 29. Oktober. In der heutigen Sitzung -er Skupjchtina gab Ministerpräsident Pasitsch ein Exposö über die äußere Lage, in dem es heißt, die Orienlfrage sei von den christlichen Balkanstaaten zum Vorteile der Balkannationen gelöst worden. Es scheine, daß das Geschick dieselben christliche» Staaten wieoer Herstellen wollte, die vor fünf Jahrhunderten der türkischen Invasion unterlagen. Redner gab sodann einen Überblick über den Verlauf des Balkan krieges und bezeichnete es als einen Trost für Serbien, daß es das Unmögliche getan habe, um eineu Konflikt und blutige Streitigkeiten über Fragen zu vermeiden, die im Lause des Krieges auftauchten und die auf fried lichem Wege gelöst werden konnten. Serbien habe vor allem versucht, den Konflikt zwischen den Verbündeten Regierungen auf der Grundlage von Opfern und Zu- geständnlsjen zu lösen. Wiedcrverpslichtung deutscher Offiziere für die Türkei. Berlin, 29. Oktober. Der „Tag" erfährt aus Konstantinopel, 29. Oktober. Der deutsche General der Kavallerie Liman v. Sanders ist mit 30 deutschen Reformoffizieren von der Türkei aufs neue ver pflichtet wordem Von den bereits Verpflichteten bleiben zwölf im türkischen Dienst, so daß außer dem Chef der Mission 42 deutsche Offiziere zur Organisation der türkischen Armee herangezogen werden. Dschavid Bey' Aufgabe iu Berlin. Konstantinopel, 29. Oktober. Dschavid Bey reist heute abend nach Berlin ab. Er hat erklärt, daß er Deutschland neue Zugeständnisse für die Bagdad bahn machen und eine fiebenprozealige Zollerhöhung für die Türkei beanspruche« werde. Die ihm -uge- schrirbene Äußerung über eine Abwendung der Türkei von Deutschland habe er nie getan. Di« serbische frauzSfische Anleihe. Schwierigkeiten. . Pari», 30. Oktober. Der „Figaro" meldet: Die französische Regierung hat kürzlich beschlossen, die Kotierung der serbischen 250 Mikk.-Anleihe un verzüglich zu bewilligen, fall» Serbien folgenden Be- dingunge» -ustimme: Ersten- müsse die serbische Ne- gierung den Grundsatz der Rückzahlung der türkischen Schuld für die eroberten türkischen Gebiete anerkennen; zweitens müsse der von Serbien zu übernehmende An teil an der türkischen Schuld, etwa 40 Mill., oder un gefähr 2 Mill, jährliche Zinsen bezahlen. Die serbische Regierung erklärt, die letzteren Bedingungen nicht an- nehmen zu können. Sie sei bereit, in offiziöser Weise den Grundsatz der Rückzahlung anzuerkennen, aber die Bestimmung des Anteils an der türkischen Schuld sei ausschließlich Sache der internationale» Fiuanzkommission. Nie»ia»d habe das Recht, diesen Anteil in: voraus sest- zusetzen. E- wäre da» ein finanzielles Ultimatum, dem Serbien sich nicht unterwerfen könne. WiederzusammentrM der Londoner Botschafter» reunion. Wien, 29. Oktober. Aus St. Petersburg wird berichtet: Die Erllärungen des Ministers des Äußern Ssasonow über seine Besprechungen in Paris und Berlin werden in den hiesigen diplomatischen Kreisen sehr beachtet und der Eindruck derselben wird als durchaus günstig bezeichnet, und es wird festgestellt, daß die Äußerungen des Minister- über die internatio nale Lage uud den Balkanfriedeu entschieden beruhigend lauten. Besonders bemerkenswert erscheine die Be- merkung des Ministers, daß die Londoner Konferenz noch nicht alle Aufgaben erfüllt habe, da fast unvermeidlich neue Fragen zur Entscheidung auftauchen. Hieraus wird geschlossen, daß trotz allen Demeniis die Londoner Botschafterröunion doch berufen sein wird, noch eine Reihe wichtiger Fragen, die sich aus der Balkankrise ergeben, zur Entscheidung zu bringen. . Kleine Nachrichten. Berlin, 29. Oktober. Dem „Tag" meldet man aus Paris, 29. Oktober: Das Tagesgespräch in Pariser Schriftstellerkreijeu bildet die Affäre Pierre Loti- Tnrkos. Letzterer, ein bulgarischer Leutnant, läßt ver öffentlichen, daß sein Erscheine» i» Paris den Zweck habe, namens des gesamte» bulgarischenOsfizier- korps Aufklärung oder Rechenschaft von Pierre Loii zu fordern, wegen dessen Artikelserie, in der auf Grund genauer Angabe» Offiziere »»d Mannschaften des bulgarischen Heeres verunglimpft wordeu sind. Es handelt sich dabei um die Beschuldignug der ungeheuer lichste« Grausamkeitcu gegen die türkische Be völkerung. Mau bezweifelt hier, daß diese Angelegen heit ans dem herkömmlichen Dnellwege aus der Welt ge schafft werde» ka»n. Bia» denkt vielmehr a» die Be rufung eines schriftstellerischen Ehren rar es zur Be- urteilung der Frage, ob Pierre Loti bei seinen bekannten Sympathien für die Türkei sich zu weit habe sort:eißen lasse», oder ob er innerhalb der jchriststellerijch gesteckien Grenzen das Ziel überschritten habe. Leutnant Tnrkos macht sich auf einen zweimonatlichen Aufenthalt in Paris gesasfl. St. Petersburg, 29. Oktober. Das Ministerium dcs Äußeru hat iu der Neichsduu a eine drjngUchc Vor lage betreffend die Errichluug eines Generalkonsulats in Albanien eiugebracht. Ausland. Österreichisches AbgeorDnetenhaus. Der AuS lv ander» ilgsskan dal. Wie», 29. Oktober. Der in der Angelegenheit der Canadian Pacific hervorgetrctene Grünhut hatte in einem Briese, der veröffentlicht worden ist, er klärt, er habe, um gegeu alle Müglichkeiteu gesichert za jein, sich die Mehrheit des Sozialpolitischen Ausschusses des Abgeordnetenhauses gesichert; bei einer Vernehmung vor der Polizeidireltion hatte er eine nähere Erklärung über diesen Bries verweigert. In der heutigen Sitzung des Sozialpolitischen Ausschusses wurde beschlossen, zur Wahrung der Würde des Ausschusses und der Achtbar- eit seiner Mitglieder gegen GranhutS Verdächtigung Verwahrung einzulegen. Das Subkomitee des Budgetausschusses setzte heute seine Verhandlungen in Angelegenheit der Schiss- ahrtsgesetlfchasten sort. Abg. Ellenbogen (soz.) erklärte, es handle sich in der ganzen Frage um eine Kampagne, die unter Patronanz eines auswärtigen Schiffahrtskartells gegen eine antikartellistische Schiff ahrtspolitik der Negierung betriebe» werde, die von der Mehrheit de- Hanies gebilligt würde. Leider habe die Regierung nicht gewagt, die österreichische Schiss- fahrtspolitik gegen die ausländische Kartellpolitik zu verteidigen. Abg. Friedmann sührte aus, die außer ordentliche Zurückhaltung der Regierung sei wohl aus die vermeintlich notwendige Rücksichtnahme auf Deutsch land -urückzusühren, da e- sich hier um deutsche Gesellschaften handle. Die Negierung müsse unter Bedachtnahme auf die Förderung eines heimischen Unter nehmens ein Abkommen zwischen der Auftro-Americana und der Canadian Pacific bez. den Linien des kontinen talen Pools zustandebringen. Gegen die Beeinflussung der österreichischen Verwaltung durch ausländische Interessen müsse Verwahrung eingelegt werden. Äbg. Mataja (christlich-sozial) sagte, die vom Sektions chef Riedl erörterten Ziele der Schiffahrt-politik könne jeder österreichische Politiker und auch die Partei des Redners nur billigen. Eine energische strafrechtliche Verfolgung der Schuldigen werde auch für die anderen Gesellschaften, die nicht mit viel besseren Mitteln arbeiten dürften, ein abschreckendes Beispiel geben. Steuerfragen. Wien, 29. Oktober. DaS Abgeordnetenhaus hat die Regierungsvorlage über die BerbrauchSabgabe für Schaumweine in zweiter Lesung angenommen. Die Steuersätze betragen für Traubenjchaumwein bei einer kleinen Flafche 40 Heller, bei einer ganzen Flasche (850 vor») 80 Heller, bei größeren Flaschen für jede weiteren 230 vorn je 20 Heller. Sodann wurde die Beratung über die Regierung-vorlage betreffend die Er höhung der Branntweinsteuer begonnen.